Berkshire Hathaway: Der Altmeister hat wieder zugeschlagen – Welche Motive könnten hinter dem 10 Mrd. USD Deal stehen?
Aufklärung über Eigenpositionen: Diese Aktien aus dem Artikel halten TraderFox-Redakteure aktuell
der Altmeister, Warren Buffett, hat wieder zugeschlagen. Berkshire Hathaway Energy hat die Erdgaspipeline sowie das Speichergeschäft von Dominion Energy für knapp 10 Mrd. USD gekauft hat. Das ist der erste größere Kauf von Berkshire Hathaway seit vielen Jahren und der erste in der aktuellen Corona-Krise. Fairerweise müssen wir sagen, dass wir bis jetzt nicht genau wissen, ob Buffett/Munger selber den Kauf in die Wege geleitet haben oder, ob es einer seiner beiden Manager gewesen ist. Für weitere Details müssen wir vermutlich die nächsten Quartalszahlen am 03.08.2020 abwarten. Welche Motivgründe stehen hinter der Transaktion? Welche Potenziale können gehoben werden?
Quelle: TraderFox
Qualitäts-Check Berkshire Heatherway bei TraderFox:
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Der Asset-Deal im Kurz-Überblick
Berkshire Hathaway hat sich mit Dominion Energy auf den Verkauf von dessen Erdgaspipeline sowie dessen Speichergeschäft geeinigt. Die Transaktion hat einen Wert von knapp 9,7 Mrd. US-Dollar. Davon werden ca. 4 Mrd. USD in bar bezahlt. Außerdem werden Schulden in Höhe von 5,7 Mrd. USD übernehmen. Der Deal umfasst ca. 12 400 Kilometer an Gasverteilernetze sowie etwa 25 Mrd. Kubikmeter an Speicherkapazitäten. Der Verkauf muss noch vom Energieministerium genehmigt werden. Er soll im Laufe des 4. Quartals 2020 abgeschlossen werden. Zusätzlich soll Berkshire Hathaway nach Abschluss der Transaktion 25% der Anteile am Flüssiggas-Terminals Cove Point in Maryland erhalten. Dominion Energy bliebe mit 50% der Haupteigner. Die Anlage ist eines von nur sechs Export-Terminals für Flüssiggas in den USA. Der 10 Mrd. USD Deal hat die Märkte am Montag nicht wesentlich elektrisiert. Berkshire Hathaway B Aktien nahmen um +2,2% zu, während Dominion Energy Aktien um -11% fielen (u.a. aufgrund der Absage der Atlantic Coast Pipeline).
Circle of Competence von Buffett
Neben dem Versicherungsgeschäft gehört auch das Geschäft der Energieversorger zum Circle of Competence von Buffett bzw. von Berkshire Hathaway. Stetige Gewinne, konstante Cash Flows, Langfristigkeit. Da freut sich Buffett. Wenn der Deal genehmigt wird, hat Berkshire Hathaway Energy knapp 20% Marktanteil im Bereich Erdgaspipelines (gegenüber von aktuell knapp 10%). Höhere Margen warten. Zur Info: Berkshire Hathaway Energy besitzt bereits Unternehmen wie Northern Natural Gas und Kern River Gas Transmission. Das Unternehmen wird dank des Deals seine Geografie diversifizieren, indem es seine Reichweite in mehreren östlichen und westlichen Bundesstaaten der USA erweitert.
Aktuelle Herausforderungen in der US-Energieinfrastruktur
Schon seit Jahren schwebt in den USA eine zunehmende Rechtsunsicherheit über der Entwicklung der Energie- und Industrieinfrastruktur. So stoßen viele Projekte auf heftigen Widerstand von Landbesitzern, indianischen Gruppen und Umweltaktivisten, die sich Sorgen über den Klimawandel machen und fossile Brennstoffe im Boden halten wollen. Die Trump-Administration hat zwar versucht, Unternehmen den Bau von Rohrleitungen und anderen Energieinfrastrukturen zu erleichtern. Diese politischen Bemühungen haben es jedoch nicht geschafft, Projekte angesichts der anhaltenden rechtlichen und regulatorischen Herausforderungen der Gegner zu beschleunigen.
Quelle: www.fool.com
Potenzielle Chancen in der Energiebranche
Die Rechtsunsicherheit für neue Pipelines hat auch etwas Positives: der Wert der bestehenden Pipelines steigt. Und das machen sich Buffett und sein Team wohl zu Gute. Daher sollte dieser Deal auch unter diesem Aspekt betrachtet werden. Zur Info: die Performance von Midstream-Unternehmen ist stark hinter der von Versorgern zurückgeblieben. Seit seiner Auflegung im Jahr 2013 hat der Alerian Midstream Energy Index fast 50% seines Wertes verloren, während der S&P Utilities Select Sector Index um diesen Betrag gestiegen ist. Es besteht also viel Luft nach oben.
Berkshire Hathaway goes green!?
Ergänzend ist zu erwähnen, dass Berkshire Hathaway Energy als einer der fortschrittlichsten Energieversorger in den USA aufgestellt ist, so Experten. Frühzeitig wurden Investitionen in Geothermie, Wasserkraft sowie Wind- und Solarenergie getätigt mittels der Berkshire Hathaway Renewables. Das sorgt für Grünstromanteile von über 40%. In Bundesstaaten wie Iowa, in denen besonders viel in Windfarmen investiert wurde, waren es in 2019 sogar über 60%. Berkshire Hathaway als Konglomerat verfügt also über erneuerbare Energien sowie die Infrastruktur- und Speicherkapazitäten. Hinzu kommt BNSF Railway (Schienengüterverkehr), bei der aktuell die Transformation von Diesel auf elektrifizierte Lösungen stattfindet. Sehen wir einen Green Deal in den USA, getrieben durch Berkshire Hathaway?
Was kann abschließend gesagt werden?
Der Altmeister und sein Team sind wieder aktiv geworden. Der 10 Mrd. USD Deal im Bereich Infrastruktur passt in Buffett‘s "Beuteschema". Aktionäre werden sich über stetige Gewinne freuen. Berkshire wird langfristig noch mehr Cash generieren. Auch könnte der Deal als ein Zeichen für eine ruhigere Phase an den Märkten betrachtet werden. Mit Berkshire Hathaway Renewable wird ggf. die Karte der Erneuerbaren Energien in den USA gespielt, quasi als der Vorreiter – so wie Deutschland in Europa. Fakt ist auch, dass Berkshire Hathaway weiterhin auf einem gigantischen Cashberg sitzt (ca. 133 Mrd. USD bzw. knapp 100 USD pro Aktie!). Ich bin schon sehr gespannt auf die nächsten Quartalszahlen am 03.08.2020 (nach Börsenschluss).