Trotz Kaufprämie für Elektroautos fällt die Nachfrage in Deutschland nach diesen Fahrzeugen noch relativ gering aus. Allgemein werden den mit elektrischer Energie angetriebenen Verkehrsmitteln aber sehr gute Zukunftsaussichten bescheinigt. Das ist auch die Einschätzung beim Schweizer Kreditinstitut Credit Suisse. Dort heißt es, die Nachfrage nach Elektrofahrzeugen dürfte von Emissionsvorschriften, neuen Konsumentenpräferenzen und technologischen Fortschritten getragen werden.

Der zuständige Analyst Dan Scott geht davon aus, dass Elektrofahrzeuge künftig immer größere Marktanteile am Gesamtmarkt hinzugewinnen. Davon sollten Unternehmen profitieren, die mit diesem Thema einen substanziellen Teil ihrer Gewinne erzielen. So hinke das Angebot bei den zum Einsatz in Batterien geeigneten Rohstoffen bereits hinter der Nachfrage her. In der Folge hätten sich diese Materialien bereits verteuert. Das zeigten in den vergangenen beiden Jahren mehr als verdoppelte Preise für Lithium und Kobalt. Für Scott steht dabei fest: Dieses Angebots-Nachfrage-Ungleichgewicht wird sich weiter akzentuieren, zumal der Bau von zwölf neuen Batterie-Megafabriken geplant ist und sich die Fertigungskapazität für Batterien bis 2020 gemäß Prognosen verdreifachen wird.

Infineon profitiert von Halbleiteranteil bei Elektrofahrzeugen

Derweil beschleunige sich auch der Übergang zu selbstfahrenden Autos. Zwei Trends, die aus Sicht von Scott eng miteinander verknüpft sind, zumal beide mit einer verbesserten Treibstoffeffizienz einhergehen und sich Elektrofahrzeuge aufgrund ihrer geringeren Zahl beweglicher Teile leichter durch Selbstfahrsysteme steuern lassen. Laut Scott sind Unternehmen wie Infineon und Valeo gut positioniert, um von einer fortschreitenden Nutzung dieser neuen Technologien zu profitieren.

Zu Infineon (ISIN: DE0006231004) heißt es, der DAX-Vertreter profitiere als Anbieter von führenden und innovativen Halbleiterlösungen für Hybrid- und Elektrofahrzeuge von dem Thema. Das auch deshalb, weil der durchschnittliche Anteil an Halbleitern bei Elektrofahrzeugen rund zwei Mal so hoch ist wie bei den bisherigen Verbrennungsmotoren. Auch deswegen schätzt die Credit Suisse die Fähigkeit von Infineon als positiv ein, vom langfristigen erwarteten Wachstum im Automobil- und Industriesegment zu profitieren. Lobend Erwähnung findet auch die jüngst von dem Unternehmen angehobene Umsatz- und Margenprognose für das Geschäftsjahr 2016/17. Konkret prognostiziert das Unternehmen für das Geschäftsjahr 2017 nun ein Umsatzwachstum von 8 % – 11 % im Jahresvergleich, verglichen mit der vorherigen Richtlinie von 4 % – 6 %. Für das EBIT erwarte das Unternehmen eine Marge von 17 % gegenüber zuvor 16 %, was um 9 % über den bisherigen Konsensschätzungen liege. Die erhöhten Vorhersagen des Unternehmens hat die Credit Suisse veranlasst, das Kursziel von 17,50 Euro auf 21,00 Euro zu erhöhen und den Titel aus der Liste der am meisten bevorzugten IT-Werte zu belassen. Am Dienstag beendete die Aktie den Handel mit einer Notiz von 19,15 Euro.

Allgemein gehen die Experten bei der Schweizer Bank in den nächsten fünf Jahren von substanziellen Jahreswachstumsraten bei der Nachfrage nach Elektrofahrzeugen und Stromspeichersystemen aus. Dafür würden auch fallende Batteriekosten und die vielerorts weiterhin für Elektrofahrzeuge gewährten staatlichen Subventionen sprechen. Gemäß aktueller Konsensprognose dürfte die Durchdringung von Elektrofahrzeugen bis zu Beginn des nächsten Jahrzehnts von weniger als 1 % im Jahr 2015 in den zweistelligen Prozentbereich steigen.

Elektrofahrzeuge eröffnen Valeo neue Geschäftschancen

Vor diesem Hintergrund hat die Credit Suisse den Autozulieferer Valeo (ISIN: FR0013176526) neu in die Auswahlliste aufgenommen. Das Unternehmen gehöre in verschiedenen Schlüsselbereichen zu den führenden Anbietern, insbesondere bei der Ausstoßreduktion, bei Elektroautos und autonomen Fahrsystemen. Man rechnet für diese Bereiche mit einer starken Nachfrage, die in den nächsten Jahren einen robusten Auftragseingang und ein schnelleres Umsatzwachstum als bei den Mitbewerbern bewirken sollte. Die Marktchancen für Valeo seien bei Elektrofahrzeugen um sieben- bis neunmal größer als bei konventionellen, mit Benzin betriebenen Autos. Zumal Elektrofahrzeuge einen höheren Bedarf an zugelieferten Komponenten haben. Laut Angaben von Valeo dürften die mit neuartigen technologischen Autokomponenten (z.B. für selbstfahrende Systeme) erzielten Umsätze in den nächsten fünf Jahren eine durchschnittliche Jahreswachstumsrate von 28 % verzeichnen.

Darüber hinaus erachtet die Credit Suisse Valeo als attraktiv, weil sich die Franzosen mit ihrem geringen Anteil bei Dieselfahrzeugen und seiner diversifizierten Kundenbasis positiv von anderen Autozulieferern abheben. Gemäß dem firmeninternen 5-Jahres-Plan strebt das Unternehmen einen Umsatz von 27 Mrd. Euro im Jahr 2021 an. Das würde einem organischen Umsatzwachstum von 9,3% entsprechen und um 700 Basispunkte über dem Wachstum der globalen Autoproduktion liegen. Vor einem jüngst abgehaltenen Investorentag belief sich dieses Outperformance-Ziel noch auf 500 Basispunkte. Auch erwarte die Gesellschaft, bis zum Jahr 2021 eine operative Marge von 9 % zu erreichen (verglichen mit einer vorherigen Richtlinie von 8 % – 9 %) und es werde eine Verdoppelung des freien Cashflow angestrebt. Aus Sicht der Credit Suisse könnten die Vorgaben ab Ende vielleicht sogar noch übertroffen werden. Die Kaufempfehlung für diesen zuletzt bei 60,36 Euro gehandelten Titel ist mit einem Kursziel von 69,00 Euro versehen.

Lithium-Boom begünstigt Albemarle

Eine starke Nachfrage ist wegen dem zunehmenden Batterieeinsatz auch bei Lithium, Kobalt und Grafit zu beobachten. Lithium wird dabei in verschiedensten Anwendungen eingesetzt, wobei sein Endverbrauch in Batteriesystemen mit einem Anteil von rund 32 % dominiert, wie die Credit Suisse in ihrer Studie hervorhebt. Die zuständigen Analysten heben Albemarle (ISIN: US0126531013) hervor – einen Anbieter, der seine Nachfrageprognose für Lithiumcarbonat anlässlich eines vor kurzem durchgeführten Investorentags fast verdoppelt habe. Konkret ging es da mit dem Ausblick von 15.000 – 20.000 Tonnen auf 35.000 Tonnen bis 2021 nach oben. Im Zuge von Investitionen in die Lithiumproduktion sollte die Kapazität von Albemarle auf 165.000 Tonnen steigen, heißt es. Damit möchte das Unternehmen 50 % des künftigen Wachstums des Lithiummarkts im nächsten Jahrzehnt für sich beanspruchen.

Auf einem Investorentag hieß es jüngst, diese Wachstumsprojekte böten das Potenzial, in den nächsten fünf Jahren ein jährliches EBITDA von 350 – 500 Mio. Dollar und Barmittel
aus laufender Geschäftstätigkeit von 4 – 5 Mrd. Dollar zu erwirtschaften. Das Management rechnet in seinem Lithium-Geschäft mit einem zweistelligen Umsatzwachstum bei einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate von 12 % – 17 % und mit EBIT-Margen von 38 % – 44 %. Einem Kurs von 104,88 Dollar am Dienstagabend steht hier ein Kursziel von 130,00 Dollar gegenüber.

Kobalt-Nachfrage hilfreich für Glencore

Die Nachfrage nach Kobalt belaufe sich zurzeit auf rund 100.000 Tonnen jährlich, wovon rund 6 % in die Produktion von Batterien für Elektrofahrzeuge Eingang fänden. Unter der konservativen Annahme, dass die Durchdringung von Elektrofahrzeugen im globalen Automarkt bis 2020 auf 5 % steigen wird, sieht die Credit Suisse alleine aufgrund von Batterien für Elektrofahrzeuge eine zusätzliche Kobaltnachfrage von 28.000 – 30-000 Tonnen, was dann rund einem Fünftel der weltweiten Kobaltnachfrage entsprechen dürfte. In diesem Kontext wird Glencore (ISIN: JE00B4T3BW64) als einer der weltweit wichtigsten Anbieter von Kobalt hervorgehoben. Außerdem sei es dem Unternehmen zuletzt gelungen, die zuvor zu hohen Schulden deutlich zu verringern. Für den Gewinnausblick von Glencore kommt es neben Kobalt vor allem auch auf die Preise von Kupfer, Kohle und Zink an. Hinzu kommen Handels- und Marketingaktivitäten. Diesem bei 3,116 Pfund gehandelten Titel wird ein Anstieg bis auf 4,00 Pfund zugetraut.

Bedeutende Grafitmine macht Syrah Resources interessant

Die Nachfrage nach Grafit (das ist die Hauptkomponente von Batterieanoden) belaufe sich zurzeit auf 90.000 Tonnen, wobei rund 25 % dieser Nachfrage auf das Konto von Elektrofahrzeugbatterien gehe. Bei derselben konservativen Annahme einer Durchdringung mit Elektrofahrzeugen von 5 % bis 2020 könnte die Grafitnachfrage auf 350.000 – 400.000 Tonnen expandieren, heißt es. Das bringe die Aktie von Syrah Resources (ISIN: AU000000SYR9) als potenziellen Hauptnutznießer ins Spiel. Das Unternehmen besitze eines der wichtigsten Grafitvorkommen, habe verschiedene Abnahmeverträge mit chinesischen Unternehmen abgeschlossen und werde voraussichtlich im 2. Quartal 2017 die Produktion aufnehmen.

Zuletzt habe das Management die budgetierten Investitionsausgaben für Verbesserungen um 6 % oder 10 Mio. Dollar auf 185 Mio. Dollar anheben müssen. Dennoch habe das Management bestätigt, dass man über ausreichend Barmittel (Kassenstand von 264 Mio. Austral-Dollar) verfüge, um diese Modernisierungen zu finanzieren. Für die wichtigsten Einblicke sorgten neue Informationen zu Abnahmeverträgen (eben erst wurde eine Absichtserklärung hinsichtlich von Lieferungen an das chinesische Unternehmen BTR New Energy Materials unterzeichnet) und zur Downstream-Strategie in Verbindung mit dem Kugelgraphit-Werk. Das Management bestätigte zudem Gespräche mit potenziellen Kunden, um Flockengraphit für Anodenwerkstoffe zu liefern. Bei einem Kurs von zuletzt 3,01 Austral-Dollar hält die Credit Suisse hier auf Sicht von zwölf Monaten einen Anstieg bis auf 7,80 Austral-Dollar für möglich.

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