Netflix - Heißer Übernahme-Kandidat
Alle lieben Netflix: Nach überraschend starken Quartalszahlen explodierte am 18. Oktober der Aktienkurs und eröffnete rund 17 % über dem Schlusskurs des Vortages. Die danach einsetzende Rally bescherte den Anlegern insgesamt eine Performance von rund 30 %. Was löste die Euphorie aus? Netflix toppte die Konsensschätzungen der Analysten deutlich. Anstatt eines Gewinns je Aktie von 6 Cents realisierte man 12 Cents. Äußerst positiv fiel zudem das Nutzerwachstum aus. Im wichtigen US-Heimatmarkt konnten summa summarum 370.000 neue Abonnenten gewonnen werden. Weltweit stieg die Zahl der Nutzer um 3,2 Mio. und nun hat Netflix in den 190 Ländern, in denen man aktiv ist, insgesamt fast 87 Mio. Abonnementen.
Der Quartalsbericht veranlasste eine ganze Reihe von Analysten ihre Kursempfehlungen anzupassen. RBC CAPITAL erhöhte das Kursziel von 130 auf 150 USD, PIVOTAL RESEARCH GROUP hob das Ziel von 125 auf 155 USD an, CANACCORD zog mit einer Erhöhung von 115 auf 140 USD nach. NOMURA passte das Kursziel von 110 auf 130 USD an. Die Begründungen waren alle ähnlich: Die Erwartungen bei den Abonnentenzahlen seien übertroffen worden.
Beliebt ist Netflix bei den Kunden insbesondere aufgrund der exklusiven Inhalte. Die Politikserie "House of Cards" machte den Anfang. Doch inzwischen ist Hauptdarsteller Kevin Spacey kein Alleinunterhalter mehr. Neue Eigenproduktionen wie die Science-Fiction-Serie "Stranger Things" (Hauptdarstellerin: Winona Ryder), die Comic-Serien "Jessica Jones" und "Daredevil" sowie die Dramaserie aus dem Drogenmilieu "Narcos" locken die Serienjunkies auf die Online-Streaming-Plattform. Um diese Trumpfkarte noch besser ausspielen zu können, hat Netflix angekündigt, den Anteil der Eigenproduktionen schon 2017 auf 50 % des gesamten Streaming-Angebots auszubauen.
Nicht abwegig sei laut DER AKTIONÄR, dass sich Netflix künftig ganz auf die Produktion von eigenen Inhalten konzentrieren dürfte. Das starke Wachstum aus eigener Kraft mache Netflix zu einem der heißesten Kandidaten für eine Übernahme. Eine Netflix-Übernahme wäre kein Schnäppchen. Der Konzern weise schließlich eine Marktkapitalisierung von rund 50 Mrd. USD auf. Für einen Deal in dieser Größenordnung plus saftigen Aufschlag komme laut DER AKTIONÄR der Tech-Konzern Apple in Frage. Apple könne dadurch gleich mehrere Baustellen flicken: Es werde als Notwendigkeit angesehen, dass Apple die Abhängigkeit vom iPhone reduziere. Außerdem komme die TV-App des Konzerns nicht richtig in Fahrt, weil exklusive Inhalte Mangelware seien. Mit einer Übernahme von Netflix würde Apple den Zugriff auf hervorragenden Content bekommen. Als Clou an einem solchen Deal könne sich zudem erweisen, dass Netflix selbst einen deutlichen Wachstumsimpuls erfahren könnte, wenn der Streaming-Dienst auf jedem iPhone, iPad oder Apple TV vorinstalliert werde. DER AKTIONÄR rät mit einem Kursziel von 130 Euro zum Kauf (rund 20 % Potenzial).
Das Haar in der Suppe: Warum schwächelt die Netflix-Aktie angesichts der starken Geschäftszahlen und möglichen Zukunftsperspektiven dann momentan? Es mag mit der großen Unsicherheit nach der US-Wahl zu tun haben, die den gesamten Technologie-Sektor heimgesucht hat. Donald Trump hat sich noch nicht klar zu der Branche geäußert. Das erklärt sicher auch die Schwäche anderer Branchenhirsche (Facebook, Apple, Amazon, Google/Alphabet). Wenig hilfreich könnte zudem gewesen sein, dass ich zahlreiche Vorstände von Technologie-Konzernen ganz offen im Wahlkampf für Hillary Clinton ausgesprochen und dabei auch explizit den nun gewählten Präsidenten angegriffen hatten. Auch Netflix-Chef Reed Hastings hatte keine Blatt vor den Mund genommen: "Es wäre so schlimm, wenn er gewinnt." Tja und nun muss man sehen, wie nachtragend ein Präsident Donald Trump mit diesen Äußerungen umgeht.
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Bildherkunft: Netflix Inc.
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