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Warum Erfolgs-Fondsmanager Ehrhardt bei einer "Jamaika-Koalition" auf deutsche Versorger-Aktien setzt – und warum eine österreichische Aktie am meisten profitiert

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Nach einer langen Talfahrt sind Versorger-Aktien aus Deutschland in diesem Jahr plötzlich wieder angesagt bei den Anlegern. Ein Trend der laut Erfolgs-Fondsmanager Jens Ehrhardt anhalten könnte, auch wenn laut dem Vorstandschef der Vermögensverwaltung DJE Kapital AG die Unsicherheit über die Regierungsbildung in Deutschland nicht gerade zur Investitionssicherheit im deutschen Versorgersektor beiträgt.

Nach seiner Einschätzung sollte sich die Politik aber trotz aller Unterschiede auf eine "Jamaika-Koalition" einigen können. Dies bedeutet aus seiner Sicht insbesondere für die durch die Energiewende arg gebeutelte Stromerzeugung mehr Chancen als Risiken. Vor allem das Wahlprogramm der Grünen beinhalte einige durchaus interessante Aspekte. So solle laut deren Wahlprogramm der Umstieg auf Elektroautos forciert werden. Der Ausbau der für Elektromotoren notwendigen Infrastruktur könnte stärker gefördert werden, um so Anreize für die Konsumenten zu schaffen, auf E-Autos umzusteigen.

Generell bedeute dies höhere Stromnachfrage. Ein kompletter Umstieg bei PKWs dürfte 20-30 % mehr Stromnachfrage bedeuten – bis dahin werde es aber sicher noch lange dauern. Gleichwohl dürften ab ca. 2020, wenn neben Tesla zunehmend auch "herkömmliche" Autohersteller gute Elektro-Fahrzeuge anbieten, Steigerungen der Stromnachfrage durch PKWs ablesbar sein. Mehr Chancen als Risiken für die Stromerzeugung seien aus den CO2-Emmisions-Zertifikaten zu erwarten. Trotz des jüngst leichten Anstiegs der Zertifikatspreise auf rund 7 EUR pro Tonnen seien diese immer noch auf sehr niedrigem Niveau.

Strompreise dürften deutlich steigen

Das führe dazu, dass saubere Stromerzeugungstechnologien, wie etwa die Gaskraftwerke, nicht wettbewerbsfähig seien. EU-weit könnte es hier zu einer Einigung bezüglich einer Verknappung kommen. Mit den Grünen in der Bundesregierung und Frankreich (will höhere Strompreise zur Erneuerung seiner alten Kernkraftwerke) sei langfristig sogar doch eine Art Festsetzung eines Mindestpreises für CO2-Zertifikate denkbar.

Aktuell leide die Stromerzeugung noch unter hohen Überkapazitäten infolge der Energiewende inklusive erneuerbaren Energien. Bereits die Abschaltung der Atomkraftwerke bis 2022 (11 GW = 5 % der ausstehenden Kapazität) werde zu einer deutlichen Verringerung der konventionellen Stromkapazitäten führen. Die Grünen forderten zudem den Ausstieg aus der Kohlekraft bis 2030 sowie die Abschaltung der 20 "schmutzigsten" Kraftwerke in der Legislaturperiode. Letzteres würde die Versorgungssicherheit gefährden und wäre sehr negativ für RWE. Derzeit stamme aus der Braunkohle noch ein Drittel des RWE-Gewinns ohne Innogy. Ein Ausstieg aus der Kohlekraft sei dennoch bis 2030 möglich und könnte von den Grünen durchgesetzt werden. Dies würde zu einer zusätzlichen Angebotsverknappung (um nochmals ca. 11 GW) führen. Das preissetzende Kraftwerk würde zukünftig dann also ein Gaskraftwerk oder eine nicht subventionierte Windkraftanlage sein. In der Folge dürfte der Strompreis deutlich steigen.

Generell sollte das Thema Versorgungssicherheit in der neuen Legislaturperiode endlich angepackt werden. Hier sei vor allem die FDP offener bezüglich einer adäquaten Vergütung der Kraftwerke – aber auch die Grünen hätten großes Interesse an einer vermehrten Nutzung relativ umweltfreundlicher Gaskraftwerke (2016 technologisch effiziente Gaskraftwerke teils nur 1.000 Stunden in Betrieb). Würde dies umgesetzt, wäre es sehr positiv für Uniper und RWE.

Strompreis Deutschland (Grundlast in €/MWh)
strompreis
Quelle: Datastream, Finanzwoche

Der Strompreis sei getrieben durch höhere Steinkohlepreise (Minenschließungen und zusätzliche China-Importe) auf 35 EUR/MWh gestiegen (siehe Chart oben). Höhere Stromnachfrage durch Elektroautos sowie Angebotsverknappung (Abschaltung der AKWs bis 2022 plus möglicher Kohleausstieg) dürften zu langfristig weiter steigenden Strompreisen führen. Dieser könnte weiter steigen bis zum neuen preissetzenden Kraftwerk, voraussichtlich einem Gaskraftwerk (aktuell nicht rentabel bei Strompreis von 35 €/MWh) oder einer nicht subventionierten Windkraftanlage (aktuell gut 60 EUR/MWh, mit technologischem Fortschritt 50 EUR/MWh möglich). Wenn zukünftig ein Gaskraftwerk mit mittlerer Effizienz oder eine Windkraftanlage das preissetzende Kraftwerk werden würde (statt eines Kohlekraftwerks), könnte der Strompreis auf bis zu 50 EUR/MWh steigen, so Ehrhardt.

Verbund als Hauptprofiteur

Anleger sollten daher Aktien, die von steigenden Strompreisen profitieren, bevorzugen. Unternehmen mit einem stabilen Geschäftsmodell wie Innogy oder E.ON (mit stabilen Erträgen aus Netz- und Vertriebsgeschäft sowie Erneuerbaren) seien zwar im Hinblick auf die hohe Dividendenrendite interessant, das Gewinnwachstum sei jedoch begrenzt. Hauptprofiteur einer "Jamaika-Koalition" wäre die österreichische Verbund mit "sauberer" Wasserkraft. Die Talsohle beim Gewinn werden hier 2018 sein (59 % der Stromproduktion zu 24,30 EUR/MWh abgesichert). Auf Basis des aktuellen Strompreises wäre der operative Gewinn ca. 50 % höher, was ein KGV von 13 impliziere. Die Österreicher profitierten sowohl von einer möglichen Verknappung der Stromerzeugungskapazitäten, wie auch der CO2-Emmissionsrechte. Mit Cash-Kosten von 6-7 EUR/MWh sei Verbund Kostenführer und die Nutzungsdauer der Wasserkraftwerke unbegrenzt.

Eine Regierungsbeteiligung der Grünen sei natürlich auf den ersten Blick negativ für RWE mit 62-65 TWh jährlicher Stromerzeugung aus Braunkohle. Deshalb sei der Kurs der RWE-Aktie am Tag nach der Wahl auch um 5 % gesunken. "Jamaika" müsse aber nicht unbedingt negativ für RWE sein – nur im Falle der sofortigen Abschaltung der 20 "schmutzigsten" Kraftwerke. Dies würde für RWE ca. ein Drittel Gewinnrückgang bedeuten. Zudem könnten 0,5-1 Mrd. EUR zusätzliche Schließungskosten für die Braunkohletagebaue (z.B. Personalabbau) anfallen. Ein derartiges Szenario sei aber doch unwahrscheinlich mit den Grünen als bloßem Juniorpartner.

Im Hinblick auf die Versorgungssicherheit fielen bereits bis 2022 große Stromerzeugungskapazitäten weg. Ein genereller Ausstieg aus der Kohle bis 2030 eröffne aber sogar RWE Chancen, denn so könnte RWE doch noch von den steigenden Strompreisen in der Zeit 2021-30 (70 % der 2020er Stromproduktion leider bereits zu 28 EUR/MWh abgesichert) profitieren. Die Sensitivität zum Strompreis sei zudem am höchsten (1 EUR/MWh mehr beim Strompreis impliziere 62-65 Mio. EUR mehr EBIT). Die Aktie sei trotz des Kursanstiegs noch immer günstig. Bereinigt um den Marktwert des 76,8 %-igen Anteils an Innogy sei das "Rest"-Geschäft von RWE (Stromerzeugung und Handel) mit einem EV/EBITDA-Faktor von nur gut 2 bewertet.

Uniper günstig bewertet

Auch Uniper sei interessant. Der Gewinn dürfte zwar in den nächsten drei Jahren nur konstant bleiben, jedoch gebe es mögliche Katalysatoren (Kapazitätsmärkte, Profiteur steigender Strompreise durch 25 TWh jährlicher Stromproduktion aus Kern- und Wasserkraft in Skandinavien). Zudem sei die Aktie mit einem Kurs-Buchwert-Verhältnis von 0,6 bzw. einem Unternehmenswert/EBITDA von 5 noch immer extrem günstig bewertet. Unverständlich sei, warum E.ON seinen 47 %-Anteil zu 22 EUR an Fortum verkaufen wolle.

Fazit laut Ehrhardt: Eine "Jamaika-Koalition" kann dem deutschen Versorgersektor durchaus Potenzial bieten. Einige Programmpunkte (Verbot von Verbrennungsmotoren, Kohleausstieg, höhere CO2-Emissionspreise) dürften zu weiter steigenden Strompreisen führen. Hauptnutznießer sei Verbund mit sauberer Wasserkraft. Aber auch RWE Voraussetzung: kein sofortiger Braunkohleausstieg) und Uniper (mögliche Einführung von Kapazitätsmärkten, 25 TWh-Stromproduktion aus Kern- und Wasserkraft in Skandinavien) seien nicht zuletzt dank der immer noch günstigen Bewertung aussichtsreich.

Peergroup-Analyse 2017e
rwe-uniper-tabelle
Stand: 28.09.17

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