CATL-IPO in Hongkong: Batterie-Riese setzt auf bessere Marktstimmung für globales Kapital
Der weltgrößte Batteriehersteller Contemporary Amperex Technology Co., Limited (CATL) hat offiziell eine Zweitnotierung an der Hongkonger Börse (HKEX) beantragt. Damit bestätigt das chinesische Unternehmen die seit Monaten kursierenden Gerüchte um eine Expansion an den internationalen Kapitalmarkt. Bereits in Shenzhen notiert, könnte CATL mit dem Hongkong-IPO 5 bis 7 Mrd. USD einnehmen – dies wäre der größte Börsengang in Hongkong seit dem Listing der Kurzvideoplattform Kuaishou im Jahr 2021.
Hintergrund: Wachsende globale Präsenz
CATL ist der weltweit größte Hersteller von Batterien für Elektrofahrzeuge mit einem Marktanteil von rund 38 % im Jahr 2024. In China dominiert das Unternehmen den Markt mit fast 50 % Marktanteil, wobei es unter anderem Tesla, BMW, Mercedes und Volkswagen beliefert.
Das Unternehmen expandiert aggressiv im Ausland und hat bereits sein erstes europäisches Werk in Arnstadt (Thüringen) eröffnet. Der nächste große Expansionsschritt ist eine riesige 100-Gigawattstunden-Batteriefabrik in Debrecen, Ungarn – das größte Werk seiner Art in Europa. Hier plant CATL eine Investition von 7,5 Mrd. Euro, wovon bereits 700 Mio. Euro ausgegeben wurden. Der Bau soll 2025 abgeschlossen sein und die Gigafabrik wird große europäische Autohersteller wie Mercedes-Benz, BMW und Volkswagen beliefern.
Debrecen entwickelt sich zunehmend zu einem europäischen Automobilzentrum: BMW baut dort sein neues Werk für die "Neue Klasse", BYD plant ebenfalls eine Fabrik. CATLs Investition passt somit strategisch in die sich formierende Lieferkette für die europäische Elektromobilität.
Warum eine Zweitnotierung in Hongkong?
Mit der geplanten Zweitnotierung in Hongkong will CATL neue Kapitalquellen erschließen und sich unabhängiger von der heimischen Börse in Shenzhen machen. Das Unternehmen setzt dabei auf das wachsende Interesse globaler Investoren an erneuerbaren Energien und Elektrofahrzeugtechnologie. Zudem ist Hongkong ein Tor zum internationalen Kapitalmarkt und könnte es CATL erleichtern, mehr westliche Investoren anzuziehen.
Marktbedingungen und wirtschaftliche Herausforderungen:
Der chinesische Elektroauto-Markt steht derzeit unter erheblichem Preisdruck. Hersteller wie BYD, Tesla und Nio liefern sich einen intensiven Wettbewerb, der nicht nur die Preise für Elektrofahrzeuge senkt, sondern auch die Kosten für Batterien unter Druck setzt. Infolgedessen sind die Preise für Batteriematerialien wie Lithiumkarbonat in den vergangenen Monaten stark gefallen. Während dieser Preisverfall auf den ersten Blick wie ein Vorteil für Batteriehersteller wie CATL erscheinen mag, wirkt er sich tatsächlich negativ auf deren Margen aus.
Ein zentrales Problem besteht darin, dass die Batteriepreise in direkter Abhängigkeit von den Rohstoffkosten stehen. Automobilhersteller, die ihre eigenen Margen ebenfalls unter Druck sehen, erwarten von CATL und anderen Zulieferern, dass die Einsparungen an sie weitergegeben werden. CATL kann also nicht von den niedrigeren Materialkosten profitieren, da es gezwungen ist, seine Batterien günstiger zu verkaufen. Gleichzeitig hat das Unternehmen in der Vergangenheit große Mengen Lithium zu deutlich höheren Preisen eingekauft. Diese Lagerbestände verlieren nun massiv an Wert, was zu Abschreibungen führt und die Profitabilität zusätzlich belastet.
Trotz steigender Absatzzahlen musste CATL 2023 erstmals einen Umsatzrückgang hinnehmen. Das Unternehmen rechnet für 2024 mit einem Rückgang der Erlöse um bis zu 11,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Zwar konnte der Nettogewinn noch um 11,1 bis 20,1 Prozent wachsen, doch dies entspricht der langsamsten Wachstumsrate seit 2019.
Politische Spannungen: US-Sanktionen gegen CATL
Ein weiteres Risiko für CATL ist die zunehmende geopolitische Spannung zwischen China und den USA. Im Januar hat das US-Verteidigungsministerium das Unternehmen auf eine Liste chinesischer Firmen gesetzt, die angeblich Verbindungen zum chinesischen Militär haben. Die Aufnahme auf diese Liste ist ein Signal an US-Unternehmen, keine Geschäfte mit CATL zu machen. Das Unternehmen bestreitet jegliche Verbindung zur Volksbefreiungsarmee und bezeichnet die Vorwürfe als "falsch".
Auswirkungen auf Hongkong als Finanzplatz
Der Börsengang von CATL könnte Signalwirkung für weitere chinesische Unternehmen haben, die in Hongkong Kapital aufnehmen wollen. Die Hongkonger Börse hat in den letzten Jahren an Attraktivität verloren – unter anderem wegen der strengen regulatorischen Kontrolle durch Peking und der allgemeinen Wachstumsverlangsamung der chinesischen Wirtschaft. Die Gesamterlöse aus Börsengängen in Hongkong betrugen 2023 nur 10 Mrd. USD, weit unter dem Durchschnitt der letzten zehn Jahre von 30 Mrd. USD pro Jahr.
Branchenexperten erwarten, dass chinesische Unternehmen aufgrund der verbesserten Stimmung dank Deepseek 2025 wieder verstärkt Börsengänge in Hongkong durchführen. CATLs IPO könnte ein wichtiger Schritt sein, um den Finanzplatz wieder zu stärken.