Vorsicht: 5 reinrassige europäische Wasserstoff-Aktien fallen beim TraderFox-Härtetest durch
Aufklärung über Eigenpositionen: Diese Aktien aus dem Artikel halten TraderFox-Redakteure aktuell
Grüner Wasserstoff könnte einen wichtigen Beitrag zur Eliminierung von Treibhausgasemissionen leisten. Diese Perspektive lockt zahlreiche Anleger in die Aktien von Unternehmen, die geschäftlich mit diesem Thema zu tun haben. Potenzielle Profiteure beinhaltet etwa der SG Clean Hydrogen Value Chain Basket. Schaut man sich aber die darin vertretenen reinrassigen Akteure (Brennstoffzellen, Elektrolyseure) genauer an, dann fällt eine Tatsache auf: Beim TraderFox-Härtetest, der Checks zur Qualität, zum Wachstum sowie zur Bilanz-Solidität umfasst, schneiden die Titel zumindest aktuell sehr schlecht ab.
Wasserstoff wurde erstmals 1766 entdeckt, aber es scheint, dass die Welt noch nie so viel darüber gesprochen hat wie in diesem Jahr. In diesem Jahr verging scheinbar kein einziger Tag, an dem nicht irgendetwas über Wasserstoff berichtet wurde. Regierungen, Unternehmen, Umwelt- und Energieexperten, Investoren, Taxifahrer ... alle reden darüber, und alle haben eine Meinung dazu - Wasserstoff ist heute eine wichtige Quelle der Diskussion.
Quelle: Hydrogen Council, McKinsey & Company, Bloomberg, MSCI, Datastream, SG Cross-Asset Equity Research/Equity Strategy
Mit dieser Bestandsaufnahme leitet die Societe Generale eine 159-Seiten umfassende aktuelle Studie rund um das Megatrendthema Wasserstoff ein, in der es letztlich um den intern kreierten SG Clean Hydrogen Value Chain Basket geht.
Zum Auftakt der Publikation konstatieren die Autoren außerdem, dass sie nach der Analyse von Vor- und Nachteilen zunächst einmal konstatieren würden, dass Wasserstoff keine Patentlösung für die Probleme der Energiewende ist: zu schmutzig oder noch zu teuer, nicht energieeffizient genug, zu gefährlich (entflammbar), nicht einfach zu transportieren und zu lagern (leckt leicht, benötigt große Mengen). Es gebe jedoch in diesem Zusammenhang auch ein großes ABER. Denn bei allein Vorbehalten sei es in der Tat durchaus denkbar, dass sauberer Wasserstoff einige der Löcher stopfen könnte, die erneuerbare Energien derzeit nicht stopfen.
Vom Hype... ...zur Realität?
Der größte Vorteil von Wasserstoff als grüner Energie ist laut Societe Generale, dass er erstens gespeichert werden kann, im Gegensatz zu den wichtigsten erneuerbaren Energiequellen: Wind und Sonne können nicht einfach ein- und ausgeschaltet werden, um den Bedarf zu decken.
Zweitens könnte sauberer Wasserstoff natürlich den nicht sauberen Wasserstoff in Industrien ersetzen, in denen dieser bereits verwendet wird (z. B. Raffinerien und Ammoniak). Er könnte aber auch als Alternative zu fossilen Brennstoffen (z. B. bei der Stahlerzeugung) oder zu Batterien dienen, wenn diese nicht verwendet werden können (z. B. im Schwerlastverkehr wie Lastwagen, Schiffen und Flugzeugen).
Aus geopolitischer Sicht schließlich könnte sauberer Wasserstoff drittens einigen Ländern helfen, ihren Energiemix zu diversifizieren. Außerdem könnte er viertens dazu beitragen, die Exposition gegenüber einigen kritischen Materialien, die in Batterien verwendet werden (wie Kobalt und Lithium), zu verringern und damit die Abhängigkeit der Welt von einigen wenigen Ländern zu reduzieren, wie es derzeit der Fall ist.
Zwar sind wir aus Sicht der Autoren noch weit von einer Wasserstoffwirtschaft entfernt, aber die Realität sehe gleichzeitig trotzdem auch so aus, dass wir bereits auf dem Weg sind, Wasserstoff in großem Maßstab einzusetzen. Viele Länder haben bereits eine Strategie für Wasserstoff angekündigt: die EU, Japan, Südkorea, Australien und Chile, um nur einige zu nennen.
Nach Angaben des Hydrogen Council sind bis zum Jahr 2030 Projekte im Wert von 500 Milliarden Dollar angekündigt. Der Rat schätzt außerdem, dass die Produktionskapazität für sauberen Wasserstoff bis 2030 11 Mio. Tonnen erreichen wird, wovon 70 % aus erneuerbaren Energiequellen stammen würden, was einer Elektrolysekapazität von etwa 70 GW entspräche. Die Skalierung der Wasserstoffproduktion (Senkung der Kosten) und ein höherer CO2-Preis dürften Wasserstoff in Zukunft wettbewerbsfähiger machen.
Quelle: Hydrogen Council, McKinsey & Company, Bloomberg, MSCI, Datastream, SG Cross-Asset Equity Research/Equity Strategy
Infos zum SG Clean Hydrogen Value Chain Basket und den darin enthaltenen reinrassigen Wasserstoff-Akteuren
Vor diesem Hintergrund hat die Societe Generale einen globalen Aktienkorb kreiert, der Anlegern ein Engagement in der potenziellen Entwicklung einer sauberen Wasserstoffwirtschaft bietet. Dies bedeutet, dass man Unternehmen identifiziert hat, die an jeder Stufe der Wasserstoff-Wertschöpfungskette beteiligt sind: Produktion, Vertrieb und/oder Nutzung.
Der SG Clean Hydrogen Value Chain Basket besteht konkret aus 115 Unternehmen mit einer Mischung aus reinen Akteuren (Brennstoffzellen, Elektrolyseure), Herstellern von Ausrüstungen für erneuerbare Energien (Wind- und Solarenergie) und Unternehmen aus anderen Branchen, die eine Wasserstoffstrategie verfolgen.
Bei der Aufgabe, die "Pure Players" für den Basket herauszufiltern, wählte das französische Kreditinstitut Unternehmen aus, deren Kerngeschäft mit Wasserstoff zu tun haben, z. B. Brennstoffzellen oder Elektrolyseure. In Europa ist man dabei auf 5 Titel gestoßen. Diese heißen Ceres Power, ITM Power, McPhy Energy, NEL ASA und PowerCell.
Ceres Power Holdings PLC ist dabei ein Unternehmen für Brennstoffzellentechnologie und Engineering. Es befasst sich mit der Entwicklung und Kommerzialisierung seiner Brennstoffzellentechnologie. - Das Unternehmen geht davon aus, dass es in den nächsten drei bis vier Jahren seine Gewinnspanne durch wichtige strategische Partnerschaften erhöhen und die Lizenzeinnahmen aus seinem Ceres Power- und Ceres Hydrogen-Geschäft steigern wird.
Die in Großbritannien ansässige ITM Power Plc stellt integrierte Wasserstoff-Energielösungen her. Das Unternehmen bietet Lösungen für den Netzausgleich, die Energiespeicherung und die Produktion von erneuerbarem Wasserstoff für den Verkehr, erneuerbare Wärme und Chemikalien. Das Unternehmen verfügt über eine Reihe von Produktplattformen, die auf der Proton Exchange Membrane (PEM)-Technologie basieren.
Das Unternehmen geht davon aus, dass die Kosten für Elektrolyseure innerhalb der nächsten fünf Jahre um 50 % gesenkt werden können und dadurch die Zahl der Aufträge steigt. Die Gesellschaft hat sich auf dem Wasserstoffmarkt durch wichtige strategische Partnerschaften mit Shell, Linde und Snam positioniert, um die Effizienz der grünen Wasserstoffproduktion zu verbessern und die Kosten zu senken.
Das in Frankreich ansässige Unternehmen McPhy Energy SAS entwickelt Wasserstoffspeicher- und -produktionslösungen für den Handelsmarkt für Wasserstoff und erneuerbare Energien. Das Unternehmen vertreibt Festkörper-Wasserstofftechnologie für die Speicherung von Industriegasen und erneuerbaren Energien.
McPhy arbeitet bereits mit führenden Industrieunternehmen wie EDF, Chart Industries und Technip Energies zusammen, um die industrielle Maßstabsvergrößerung zu unterstützen, und hat sein Partnernetzwerk im ersten Halbjahr 2021 durch mehrere weitere Vereinbarungen erweitert.
Das norwegische Unternehmen Nel ASA ist im Bereich der Anlagen und Dienstleistungen für erneuerbare Energien tätig. Die Gesellschaft liefert Lösungen für die Produktion, Speicherung und Verteilung von Wasserstoff aus erneuerbaren Energien. Die Wasserstofflösungen von Nel ASA decken die gesamte Wertschöpfungskette ab, einschließlich Wasserstoffproduktion und Wasserstofftankstellen, die Brennstoffzellen-Elektrofahrzeugen die gleiche Betankung und große Reichweite wie konventionellen Fahrzeugen ermöglichen.
Powercell Sweden AB ist auf dem Gebiet der sauberen Energie tätig. Das Unternehmen entwickelt, produziert und vertreibt Energiesysteme mit Brennstoffzellen- und Reformertechnologie. Die Systeme nutzen sowohl fossile als auch erneuerbare Brennstoffe und wandeln sie in Wasserstoff um, der die Energiezellen antreibt. Die Gesellschaft hat beispielsweise einen Auftrag über 25 Mio. SEK für Brennstoffzellensysteme für die Antriebsforschung in der Luftfahrt erhalten.
Keine überzeugenden Noten in irgendeiner Kategorie
Die Firmenbeschreibungen lesen sich zwar alle irgendwie viel versprechend. Greift man aber zur Benotung der 5 reinrassigen Wasserstoff-Akteure aus Europa auf unseren TraderFox-Härtetest zurück, dann fallen die Ergebnisse durch die Bank allerdings sehr ernüchternd aus. Wie die Resultate im Einzelfall genau aussehen, zeigen wir nachfolgend, wobei es beim Härtetest wie gehabt zu Checks der Qualität, des Wachstums sowie zur Bilanz-Solidität (zur Methodik sind am Textende noch weiterführende Erläuterungen zu finden) kommt.
Das Ergebnis sind 1x 20 von maximal möglichen 39 Punkten, 1x 13 Zähler, 2x 9 Punkte und 1x ist die Bewertung von Qualität und Wachstums wegen abnormaler Kursentwicklungen sogar ausgesetzt. Und wenn es bei Powercell Sweden eine Benotung gäbe, dann würde sich diese im Bereich der anderen Titel bewegen. Ginge es bei der Beurteilung von Aktien nur noch dem TraderFox-Härtetest, dann wären die 5 reinrassigen Wasserstoff-Akteure aus dem SG Clean Hydrogen Value Chain Basket folglich derzeit keine erste Wahl.
Ceres Power Plc. (Gesamtpunktzahl: 9 von maximal möglichen 39 Punkten, ISIN: GB00BG5KQW09)
QUALITÄTS-CHECK 05/15
WACHSTUMS-CHECK 01/15
PIOTROSKI F-SCORE 03/09
Quelle: Qualitäts-Check TraderFox
ITM Power Plc. (Gesamtpunktzahl: 9 von maximal möglichen 39 Punkten, ISIN: GB00B0130H42)
QUALITÄTS-CHECK 04/15
WACHSTUMS-CHECK 01/15
PIOTROSKI F-SCORE 04/09
Quelle: Qualitäts-Check TraderFox
McPhy Energy S.A. (Gesamtpunktzahl: 13 von maximal möglichen 39 Punkten, ISIN: FR0011742329)
QUALITÄTS-CHECK 06/15
WACHSTUMS-CHECK 03/15
PIOTROSKI F-SCORE 04/09
Quelle: Qualitäts-Check TraderFox
NEL ASA (Gesamtpunktzahl: keine Bewertung möglich, ISIN: NO0010081235)
QUALITÄTS-CHECK Rating ausgesetzt
WACHSTUMS-CHECK Rating ausgesetzt
PIOTROSKI F-SCORE 04/09
Quelle: Qualitäts-Check TraderFox
PowerCell (Gesamtpunktzahl: keine Bewertung möglich, ISIN: SE0006425815)
QUALITÄTS-CHECK Rating ausgesetzt
WACHSTUMS-CHECK Rating ausgesetzt
PIOTROSKI F-SCORE 03/09
Quelle: Qualitäts-Check TraderFox
Zusatzinformationen zur angewandten Methodik beim TraderFox-Härtetest
Zur angewandten Methodik muss man wissen, dass der TraderFox Qualitäts-Check jeder Aktie bis zu 15 Punkte zuweist. Wir verwenden dabei Kennzahlen, die sich in der Finanzwissenschaft durchgesetzt haben, um Quality von Junk zu unterscheiden. Das Besondere an unserem Qualitätscheck ist, dass die 15 Kriterien immer im Kontext zu den restlichen Aktien des Marktes betrachtet werden. Nach dem Prinzip: Eine Kennzahl gilt als erfüllt, wenn die Firma darin besser abschneidet als z.B. 65 % aller anderen Firmen des jeweiligen Referenzmarktes. Der Qualitäts-Check soll Anlegern erstens helfen, das Risiko bei Investments zu reduzieren und ist zweitens dazu gedacht, um auf hervorragende Investment-Chancen aufmerksam zu werden.
Der Wachstums-Check prüft die Attraktivität von Wachstums-Aktien. Wachstums-Aktien sind keine Aktien zum sorgenfreien Kaufen und Liegenlassen. Wachstums-Aktien können auf Sicht von 2-3 Jahren außerordentliche hohe Gewinne abwerfen. Anleger müssen mit größeren Kursschwankungen und Fehlschlägen rechnen.
Als drittes Benotungs-Kriterium kommt noch der Piotroski F-Score hinzu. Dabei handelt es sich um eine Zahl zwischen 0 bis 9 zur Bestimmung der finanziellen Stärke eines Unternehmens.
Tipp: Weitere Aktien zum Thema Wasserstoff findest du in unserem Trading Desk auf traderfox.com unter den Anlagetrends