Auf diese ökonomischen Trends setzen im neuen Zeitalter nach der Coronapandemie
Liebe Leser,
viel wichtiger als sich über exakte Prognosen, wo der S&P500 oder der DAX in den nächsten Jahren stehen wird, Gedanken zu machen, ist, sich auf die langfristigen makroökonomischen Trends in diesem Jahrzehnt zu konzentrieren. Die Coronapandemie und der Umgang damit haben uns mehr denn je aufgezeigt, wo die Schwächen unserer Wirtschaft, aber auch die zukünftigen Chancen liegen. Um überhaupt einen weltweiten Bewusstseinswechsel herbeiführen zu können, müssen wir bereit sein, daraus zu lernen. Letztlich geht es um Konflikte zwischen der Wirtschaft, der Ethik und der Moral. Grundsätzlich unterscheiden wir zwischen dem kommunitaristischen Ansatz und der libertaristischen Freiheitsauffassung.
Während der Libertarismus den individuellen Freiheitsrechten sowie den wirtschaftlichen Zielen Vorrang gibt, geht es beim Kommunitarismus um den Schutz der Schwächsten zum Nachteil des Glückes eines Einzelnen.
Einklang von Politik und Gesellschaft
Die Vereinbarkeit von Gesundheit und individueller Freiheit sind hier die entscheidenden Faktoren. Worte zur Aufklärung von Immanuel Kant
"Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen", werden im neuen Zeitalter wichtiger denn je und stellen uns vor neue Herausforderungen. Bequemlichkeit ist einer der Hauptgründe, warum Menschen unmündig sind.
Hier fehlt es oft an der Entschließung und dem Mut. Übermäßige staatliche Eingriffe schwächen die Wirtschaft, während grundsätzlich ein starker Staat nichts Negatives ist und sogar für Stabilität und Sicherheit sorgen kann.
Staatshilfen nach dem Gießkannenprinzip führen jedoch zu keinen neuen Anreizen und dem dringend notwendigen Umbruch in der Wirtschaft und Gesellschaft. Wirtschafts- und Konjunkturprogramme sollten gezielt eingesetzt werden, um die wirtschaftliche Leistung eines Landes zu steigern und fördern. Diese Hilfen müssen jedoch mit Augenmaß versehen werden, denn je größer Hilfen sind, umso mehr machen sie eine Transformation schwieriger.
Oft hat es in der Politik den Anschein, wir müssten uns als Gesellschaft beispielsweise für Klimaschutz und gegen wirtschaftliches Wachstum entscheiden. Richtigerweise sollte es aber lauten: Klimaschutz trägt zum Wohlstand und nachhaltigen Wachstum bei und sollte nicht als wirtschaftliches Hemmnis verstanden werden. Die gesellschaftliche Relevanz der Wissenschaft sollte viel mehr Stellenwert und Einfluss haben. Diese darf sich auch nicht von der Politik oder/und den Medien vereinnahmen lassen, sondern sollte so neutral wie möglich agieren.
Wer 2030 und danach noch als Sieger dastehen möchte, sollte die wichtigsten Trends der kommenden Jahre ernst nehmen und auch daran teilhaben. Unternehmen, die diese Trends im neuen Zeitalter nicht bedienen und sich nicht kontinuierlich neu erfinden, werden disruptiert und spielen bald keine Rolle mehr. Unsere Wirtschaft wird sich am Ende der Dekade grundlegend verändert haben. Was aber sind nun einige grundlegende makroökonomische Trends?
Digitalisierung, Nachhaltigkeitspolitik und Alterung der Gesellschaft
Die zunehmende Alterung der Gesellschaft wird die Arbeits- und Konsumentenmärkte nachhaltig bestimmen.
Quelle: Statistisches Bundesamt, 2020
Die fortschreitende Digitalisierung disruptiert traditionelle Dienstleistungen. Unternehmen investieren mehr in Software, Marketing, Design als beispielsweise in Anlagen und Maschinen. Dinge werden nicht mehr zwangsläufig besitzt, sondern nach Bedarf gemietet. Der Dienstleistungshandel wächst seit Mitte der 2010er Jahr doppelt so schnell wie der Handel mit Gütern. Digitale und wissensintensive Dienstleistungen werden zum Motor des globalen Welthandels. Die Gewinner dieses Trends sind Software- und Internetunternehmen. Auch im medizinischen Bereich wird sich durch den Einsatz von Robotern, durch das Hinzuziehen von Spezialisten via Internet sowie das Einsetzen neuer Technologie einiges verändern.
Durch digitale Plattformen können auch vor allem in ärmeren Ländern die Entwicklungschancen gesteigert werden. Wer jetzt nicht die richtigen Weichen stellt und seine digitale Wettbewerbsfähigkeit steigert, wird zunehmend wirtschaftlich absteigen und damit auch Wohlstand verlieren. Startups, Investitionen in Forschung und in die Förderung von Talenten spielen eine große Rolle.
Diese Kombination sehen wir vor allem in Ballungsräumen wie das Silicon Valley bei San Franciso oder auch in Toronto oder Tel Aviv (Silicon Wadi). Hier gibt es ein perfektes Zusammenkommen von Firmen, Kapitalgebern und hochinnovativen Universitäten. Wohlstand und Zukunftsaussichten hängen entscheidend von der digitalen Wettbewerbsfähigkeit ab.
Neue Technologien sowie der demografische Wandel werden auch zu einem Strukturwandel auf dem Arbeitsmarkt führen. Allein in dieser Dekade wird die Anzahl der Menschen im arbeitsfähigen Alter um schätzungsweise elf Millionen sinken. In Deutschland ist mit einem Rückgang rund vier Millionen Menschen zu rechnen. Wir reden hier von rund 10 Prozent weniger Erwerbstätigen.
Quelle: Statistisches Bundesamt, 2020
Nur durch Zuwanderungen ist dieses Problem nicht zu lösen, um junge Arbeitskräfte und Talente wird sich der Wettbewerb verstärken. Routine-Tätigkeiten werden durch künstliche Intelligenz und Robotik eingenommen. Exponentiell wachsende Rechnerleistungen sowie neue Einsatzgebiete künstlicher Intelligenz werden mit der menschlichen Arbeitskraft in Konkurrenz treten. Deshalb kann man sagen: "Je mehr Nicht-Routine-Tätigkeiten ein Job enthält, desto mensch¬licher wird er bleiben." Berufe mit hoher Fähigkeit zur Kommunikation und Empathie sind somit kaum davon betroffen. Im Gesundheitsbereich, in der Erziehung, in der IT werden viele neue Jobs benötigt. Ein Anstieg der Arbeitslosigkeit befürchte ich nicht.
Das Verbraucherverhalten wird sich auch durch die Alterung der Gesellschaft zunehmend verändern. Bis 2030 wird die Zahl der über 65-Jährigen um bis zu 275 Millionen Menschen ansteigen, in Deutschland wird mit rund 3,5 Millionen Menschen gerechnet. Vor allem in Ländern wie China mit der aufstrebenden Mittelschicht wird sich das Konsumverhalten nachhaltig verändern. Diese Gruppe der Bevölkerung zeichnet eine starke Konzentration von Kaufkraft und Vermögen aus. Luxusartikel, Gesundheit, Immobilien usw. werden noch stärker nachgefragt werden.
Ende der 2020er Jahre wird China die Nr. 1 der Volkswirtschaften sein und die USA als führende Wirtschaftsmacht abgelöst haben. Konsumausgaben werden in China, aber auch in Indien und anderen asiatischen Ländern rasant steigen.
Ein großer Trend der 2020er Jahre und darüber hinaus wird das Thema Nachhaltigkeit einnehmen. Mobilität, Gebäudeeffizienz und der Ausbau erneuerbaren Energien sind die Treiber. Höhere CO2-Preise werden Produktionen verteuern und damit ändern sich auch die politischen Rahmenbedingungen für Unternehmen. Recycling von Materialien und Rohstoffen gewinnen an Bedeutung. Der Wettbewerb wird sich enorm verstärken.
Digitalisierung, Nachhaltigkeit und die Alterung der Gesellschaft sind große Trends der 2020er Jahre und werden zu großen Umbrüchen führen, aber auch große Chancen bieten.
Deswegen kann ich nur an die Worte von Henry Ford erinnern: "Wer immer tut, was er schon kann, bleibt immer das, was er schon ist."
Liebe Anleger, liebe Trader,
ich wünsche Euch noch viele erfolgreiche Investments.
Bis zur nächsten spannenden Story,
Michael Seibold
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