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Portfoliocheck: 3,8 Millionen Prozent in 60 Jahren – das schafft nur Warren Buffett

Warren Buffett gilt zu Recht als der beste Investor der Welt, denn seine Erfolgsbilanz ist atemberaubend und unerreicht. Nachdem er verschiedene Methoden ausprobiert hatte, sogar Charttechnik, öffnete ihm das Buch "The Intelligent Investor" von Benjamin Graham die Augen. Seitdem ist Buffett überzeugter Value Investor und Fundamentaldaten die Basis seiner Investmententscheidungen. Graham war selbst Investor und hatte mit seinem Werk "Security Analysis", das er gemeinsam mit David Dodd verfasst hatte, beim jungen Warren bleibenden Eindruck hinterlassen. In diesem Standardwerk legte Graham seine Erkenntnisse aus dem Börsencrash von 1929 und der folgenden Weltwirtschaftskrise dar, die als "die große Depression" in die Geschichtsbücher einging.  Zudem lehrte Graham an der Columbia Universität und Buffett setzte alles daran, bei hm studieren zu können. Sie beeindruckten sich gegenseitig und so nahm Buffett nach dem erfolgreichen Abschluss seines Studiums eine Tätigkeit in Grahams Investmentforma auf.

Charlie Munger: Der Architekt von Berkshire Hathaway

Zu einem weiteren entscheidenden Wendepunkt in Buffetts Investorenleben führte seine Bekanntschaft mit dem Rechtsanwalt und Investor Charlie Munger. Dieser lenkte Buffetts Blick auf die Qualität der Geschäftsmodelle und auf die Alleinstellungsmerkmale eines Unternehmens im Wettbewerb. In der Folgezeit wurde der Moat, der ökonomische Burggraben, zum Schlüsselfaktor für Buffetts Anlageentscheidungen und seinen außergewöhnlichen Erfolg. Nachdem er Berkshire Hathaway Mitte der 1960er Jahre übernommen hatte, machte er aus dem  siechenden Textilunternehmen seine persönliche Vermögensverwaltung, indem er alle seine Aktieninvestments in die Firma einbrachte. Anschließend formte er aus Berkshire die heute legendäre Heimat vieler Ausnahmeunternehmen und setzte dabei zunehmend auf die Prinzipien Charlie Mungers – den er 1978 auch als Partner bei Berkshire gewann.

Im Dezember 2023 und kurz vor seinem 100sten Geburtstag verstarb Charlie Munger und hinterlässt eine gewaltige Lücke. Buffett würdigte die prägende Rolle seines Freunds, Mentors und Kollegen Charlie Munger auf ihn, Warren Buffett, seinen Investmentprozess und für den herausragenden Erfolg von Berkshire Hathaway als Unternehmen und Investment. Buffett bezeichnete Munger als den "Architekten von Berkshire Hathaway" und versicherte den Aktionären, Berkshire sei "für die Ewigkeit gebaut" und könne selbst einer beispiellosen finanziellen Katastrophe standhalten.

Gemeinsam haben die beiden eine unvergleichliche "Compounding-Maschine" erschaffen, deren Wert sich immer weiter erhöhte. Über einen Zeitraum von mehr als 60 Jahren hinweg liegt der Wertzuwachs bei beeindruckenden 20 % und dabei konnte das "Orakel von Omaha", wie Buffett von seinen Fans auch genannt wird, in der Einzelbetrachtung den S&P 500 in den meisten Jahren schlagen. Der Aktienkurs ihrer Investmentholding Berkshire Hathaway folgte den Erfolgen von 12 USD, die Buffett 1964 dafür bezahlt hatte, bis auf das bisherige Allzeithoch bei gut 724.000 USD, das die A-Aktie Ende November 2024 markierte. Die Billionengrenze bei der Marktkapitalisierung war damit überschritten, auch wenn anschließend ein kleiner Abverkauf stattfand. Am Jahresende hatte die Aktie gut 27 % zugelegt, während der S&P 500 23,3 % erreichte. Der kumulierte Zuwachs der Berkshire-Aktie seit Buffetts Übernahme 1964 beläuft sich auf 3.787.464 % verglichen  mit 24.708 % für den S&P 500. Kein anderer Vergleich zeigt die unbändige Kraft des Zinseszinses besser!

Buffetts Investmentprinzipien

Buffett setzt auf Qualitätsunternehmen mit starker Marktstellung und Preissetzungsmacht, deren Gewinne absehbar noch möglichst lange steigen. Für diese Unternehmen ist er bereit, höhere Preise zu bezahlen; aber nicht zu hoch. Denn jedes noch so starke Unternehmen kann sich in ein lausiges Investment verwandeln, wenn man zu viel dafür bezahlt, warnt Buffett. Doch wenn er das richtige Unternehmen gefunden hat, bleibt er "möglichst für immer" investiert. Und so finden sich unter seinen Top-Werten viele, die er schon seit Jahrzehnten im Depot hat.

Starke Geschäftszahlen

Der Erfolg gibt ihm nach wie vor recht. Im 3. Quartal 2024 erzielte Berkshire einen Nettogewinn von 26,25 Mrd. USD, was eine Trendwende gegenüber dem Vorjahresverlust von 12,77 Mrd. USD darstellt. Maßgeblich waren die Anlagegewinne von 20,51 Mrd. USD, was eine Umkehrung gegenüber dem Vorjahresverlust von 29,78 Mrd. USD bedeutet. Der Betriebsgewinn, also Berkshires Überschuss aus den operativen Aktivitäten seiner konsolidierten Tochterunternehmen,  fiel hingegen um 6,2 % auf 10,1 Mrd. USD.

Das Versicherungssegment zeigte dabei gemischte Ergebnisse. Hier sanken die Erträge um 69 % auf 750 Mio. USD, während die Kapitalerträge aus dem Versicherungsgeschäft um 48 % auf 3,66 Mrd. USD stiegen. Der Float aus vereinnahmten Versicherungsprämien belief sich auf 174 Mrd. USD. Berkshires weitere Tochtergesellschaften erwirtschafteten einen Gewinn von 3,34 Mrd. USD, während der Gewinn aus nicht beherrschenden Geschäften 199 Mio. und der sonstige Gewinn 877 Mio. USD betrug.

Höchstes Augenmerk richten die Anleger seit einiger Zeit auf Berkshires Cash-Bestand, da Buffett seit einigen Quartalen starke Verkäufe tätigt, vor allem bei seinen beiden größten Positionen Apple und Bank of America. Das setzte sich auch zwischen Juli und September fort und so wuchs der Cash-Bestand bis Ende September um 48 Mrd. auf die neue Rekordmarke von 325,2 Mrd. USD an.

Viele Kommentatoren meinen, dies sei ein Anzeichen dafür, dass Buffett den Markt für überbewertet halte und sich auf einen Börsencrash vorbereite. Doch das widerspricht völlig Buffetts Vorgehen und Prinzipien. Er sucht nach herausragenden Businessmodellen und kauft die Aktien des betreffenden Unternehmens, wenn er sich für deutlich unterbewertet hält im Vergleich zu ihrem künftigen Potenzialwert. Dass er Apple verkauft, hat genau diesen Grund. Er war hier Anfang 2016 eingestiegen, als die Aktie mit rund dem zehnfachen Gewinn bewertet wurde und heute billigt die Börse Apple eine 40-fache Gewinnbewertung zu. Dabei kann das Unternehmen seit mehreren Jahren kaum noch beim Umsatz zulegen und sein Gewinn je Aktie legt überwiegend deshalb weiter zu, weil Apple den Großteil seines jährlichen Free Cashflows von 100 Mrd. USD und Aktienrückkäufe steckt. Die Apple-Aktie ist schlicht absurd hoch bewertet und deshalb verkauft Buffett. Das Businessmodell hält er nach wie vor für herausragend und dürfte bei deutlich gesunkener Bewertung hier auch wieder auf der Käuferseite stehen.

Im Gegenzug sind die Börsen insgesamt hoch bewertet und so findet Buffett findet kaum geeignete Investments, die einerseits groß genug sind, um für Berkshire einen Unterschied zu machen, und andererseits attraktiv genug bewertet sind.

Zudem stellt Buffett mit seinen Cash-Reserven sicher, dass Berkshire und seine Tochterunternehmen niemals von externen Kapitalgebern abhängig sein werden, wie er bereits in der globalen Finanzkrise 2008/09 unter Beweis stellte oder während der Corona-Pandemie. In solchen Phasen kann Berkshire vielmehr antizyklisch Ausverkaufschancen wahrnehmen. Sorgen müssen sich die Anleger wegen des hohen Cash-Bergs nicht machen, denn Berkshires Bonität ermöglicht es Buffett, sich US-Anleihen mit höheren Zinssätzen zu erwerben, als Berkshire für Schuldzinsen bezahlen muss. Die Zinsdifferenz deckt annähernd den Inflationsverlust aus und so kann Buffett beruhigt auf die besten Investitionsgelegenheiten warten.

Auch die eigenen Aktien sind Buffett inzwischen zu teuer. Im 2. Quartal hatte er nur für 345 Mio. USD eigene Aktien zurückgekauft und im 3. Quartal blieben die Käufe gänzlich aus.

Top-Transaktionen im 3. Quartal 2024

Blicken wir nun darauf, was Buffett so in seinem Depot verändert hat. Im Gegensatz zum hoch aktiven Vorquartal war er wieder gewohnt passiv.

Er hat vor allem seine größte Position Apple weiter deutlich reduziert. Nach 13 % im 1. Quartal hatte er seine Position im 2. Quartal halbiert und jetzt verkaufte er ein weiteres Viertel seines Bestands. Des Weiteren setzte er auch bei der Bank of America seine Verkäufe fort und baute 23 % seiner Position ab.

Bei seinem brasilianischen FinTech Nu Holdings, Mutter der Nubank, läuft es operativ recht gut, aber die brasilianische Wirtschaftsflaute geht mit einer deutlichen Währungsschwäche einher und sorgt für zusätzliche Kurstristesse. Berkshire reduzierte seinen Anteil an Nu Holdings um weitere 23 %. Und bei Floor & Decor ist er inzwischen komplett ausgestiegen und bei Ulta Beauty, wo der Einstieg im Vorquartal recht überraschend kam, gab es nun bereits eine Reduzierung um 97 % der Anteile. Das Kurzzeitengagement dürfte also inzwischen bereits beendet sein.

Neu eingekauft hat er sich bei Domino's, dem weltweit mit mehr als 20.500 Filialen in mehr als 90 Ländern aktiven Restaurantbetreiber und Franchisegeber. Zudem hat er bei Heico, einem Zulieferer der Luft- und Raumfahrt- sowie der Verteidigungsindustrie, der sich auf die Herstellung von Nischenersatzteilen für Verkehrsflugzeuge und Komponenten für Verteidigungsprodukte konzentriert, seine Position deutlich aufgestockt.

Was Buffetts 13F-Formular nicht zeigt, ist seine Beteiligung am chinesischen Elektroauto-Hersteller BYD. Diese Aktien werden über die Berkshire-Tochter BH Energy gehalten; der 20-prozentige Anteil wurde 2008 für 230 Mio. USD gekauft und legte in der Spitze im Juni 2022 auf 9,5 Mrd. USD zu. Hier hatte Berkshire eine jährliche Rendite von 30 % erzielt und seitdem reduziert man seinen Anteil kontinuierlich auf inzwischen unter 5 %; zuletzt Ende Juli. Und das bedeutet, dass Berkshire keine weiteren Anteilsverkäufe mehr publik machen muss. Der vermutete Komplettverkauf dürfte daher wohl erst im Geschäftsbericht für das Jahr 2024 auftauchen, der Anfang 2025 vorgelegt wird.

Zudem war Buffett im Sommer 2020 und damit mitten im Corona-Absturz bei den fünf großen japanischen Handelshäusern Itochu, Marubeni, Mitsubishi, Mitsui und Sumitomo mit jeweils rund 6 % eingestiegen und im 1. Quartal 2023 die Positionen auf jeweils rund 7,4 % Anteil aufgestockt. Die Wetten haben sich bisher für ihn ausgezahlt und Buffett äußerte sich derart, dass er – in Absprache mit den Unternehmenslenkern – seinen Bestand durchaus auch auf bis zu 9,9 % ausbauen würde. Japanische Unternehmen seien "immer eine Überlegung wert", meinte er und die fünf Handelshäuser stellen einen breiten Querschnitt durch die gesamte japanische Wirtschaft dar. Aktuell will Berkshire weitere auf Yen lautende Anleihen am Markt platzieren, was die Spekulation nährt, Buffett wolle seine Japan-Wetten weiter aufstocken.

Top-Positionen zum Ende des 3. Quartals 2024

Ende des Quartals hatte Buffett 37 Aktienpositionen im Depot, darunter zwei Neuaufnahmen. Der Gesamtwert seines Aktienportfolios fiel 280 Mrd. auf 266 Mrd. USD, vor allem wegen der großen Verkäufe. Sein Depot ist stark fokussiert und so machen die fünf größten Positionen rund 71 % des Portfolios aus. Es gibt 37 einzelne Aktienpositionen, von denen viele im Vergleich zur Gesamtgröße des Portfolios klein sind.

Spitzenreiter bei der Sektorgewichtung sind erneut die Finanzwerte mit 39,4 %, während die Technologiewerte mit 27,2 % weiter an Boden verloren haben. Es folgen weiterhin defensive Konsumwerte mit nun 16,2 % vor dem Energiesektor mit 11,5 %, Gesundheitswerten mit 2,2 % und Kommunikationsdiensten mit 2,1 %.

Allerdings steht das US-Aktienportfolio zusammen mit dem Cash-Bestand inzwischen für deutlich weniger als die Hälfte der Vermögenswerte von Berkshire Hathaway. Hinzu kommen noch die vielen nicht börsennotierten Tochterunternehmen sowie einige Anleihen und ausländische Aktienbeteiligungen, die nicht in seinen 13F-Formularen auftauchen.

Unter Buffetts  Top-Beteiligungen gab es nur zwei Bewegungen, und beides waren starke Verkäufe. Die Reduzierung bei Apple hatte die größte Auswirkung auf sein Portfolio, dennoch blieb der iPhone-Konzern mit mehr als 26 % seine schwerste Beteiligung. Die bisherige zweitplatzierte Bank of America musste wegen des Teilverkaufs sogar den zweiten Platz räumen, auf den nun American Express vorgerückt ist. Der Kreditkartenkonzern war 2024 mit einem Zugewinn von knapp 58,5 % die drittbeste Aktie im Dow Jones Index. An dem Kreditkartenpionier hält Buffett rund 21,5 % und mit 29 Jahren Zugehörigkeit ist es Buffetts zweitälteste Position im Depot.

Die weiterhin viertplatzierte Beteiligung Coca-Cola ist mit inzwischen 35 Jahren Zugehörigkeit Buffetts älteste noch im Portfolio vorhandene Position. Buffett hat für seine 400 Mio. Anteile insgesamt rund 1,29 Mrd. USD investiert und bekommt dafür inzwischen rund 740 Mio. USD an Dividenden pro Jahr. Die jährliche Dividendenausschüttung ergibt eine Kostenrendite (Yield on Cost) von annähernd 60 %, sodass Berkshire seine ursprüngliche Investition alle zwei Jahre allein in Form von Dividenden zurückerhält.

Es schließen sich Buffetts Öl-Investments Chevron und Occidental Petroleum an. An dem Explorer hält Buffett inzwischen rund 28 % der Anteile und stockte Ende Dezember während des kleinen Sell-offs seine Position weiter auf. Dahinter folgt Moody’s, die mit 24 Jahren Buffetts drittälteste Position ist. Dank der starken Kursgewinne konnte sie sich an der ebenfalls unveränderten Position an Kraft Heinz vorbeischieben. Es schließen sich Buffets relativ neue Erwerbung Chubb Ltd. an und Dialysespezialist DaVita, an dem Buffett schon länger fast 40 % der Anteile hält.

Buffett hält also unbeirrt an seinen langjährigen Unternehmensbeteiligungen fest, die ihm über die Jahre immer größere Kursgewinne und Dividendeneinnahmen einbrachten. Viele von ihnen hat er bereits seit Jahrzehnten nicht mehr angerührt und begleitet sie einfach auf ihrem Erfolgsweg.

Der Aktienkurs von Berkshire liegt auf Rekordniveau, der Cash-Bestand ebenso. Dass Buffett diesen bei sich bietenden Gelegenheiten bereitwillig einsetzt, zeigen seine vermeldeten Aktienkäufe Ende Dezember, als er bei Occidental Petroleum ebenso aufstockte wie bei Sirius XM. Des Weiteren kaufte seine Versicherungstochter GEICO erstmals seit vielen Jahren Aktien von Verisign in ihr Depot, sodass sich Berkshires Bestand nun auf 13,2 Mio. Aktien mit einem Wert von rund 2,7 Mrd. USD beläuft. VeriSign ist eins von Buffetts heißgeliebten Burggrabenunternehmen, denn es kontrolliert die Registrierungen für die Domains .com und .net.  VeriSign erzielt dabei Bruttomarge von 88 % bei einer operativen Marge von 71 %, was in einer Nettogewinnmarge von 52 % gipfelt. Während die Margen und Gewinne in 2024 weiter zulegen konnten, verharrte der Aktienkurs auf Vorjahresniveau. Der anhaltende Boom des Internets sorgt für sprudelnde und stetige Einnahmen bei diesem Infrastrukturunternehmen. Und da die Aktien vergleichsweise günstig zu haben sind, hat Buffett hier zugegriffen. Er liegt eben immer auf der Lauer, auch wenn dies oft als Nichtstun missverstanden wird. Doch unterschätzen sollte man ihn niemals. Rund 3,8 Mio. % Rendite in 60 Jahren sind mehr als ein Ausrufezeichen!

Bildherkunft: 1161001221 - AdobeStock

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