Portfoliocheck: T-Mobile US ist Andreas Halvorsens heißeste 5G-Wette
Aufklärung über Eigenpositionen: Diese Aktien aus dem Artikel halten TraderFox-Redakteure aktuell
Ole Andreas Halvorsen gehört zu den sogenannten Tiger Cups, den Tigerwelpen. Die Bezeichnung geht zurück auf den legendären Hedgefonds-Manager Julian Robertson, der mit einem durchschnittlichen ROI von über 30 Prozent seiner Tiger Management Group zu den erfolgreichsten Fondsmanagern des letzten Jahrhunderts gehört.
Robertson war aber nicht nur ein großartiger Investor, sondern ein mindestens ebenso guter Lehrer. Zu seinen Schülern gehören 50 der erfolgreichsten Fonds Manager der Welt, wie Stephen Mandel (Lone Pine), Rob Citrone (Discovery Capital Management), Philippe Laffont (Coatue Management), Lee Ainslie (Maverick Capital) und eben Andreas Halvorsen (Viking Global).
Bevor er in die Vereinigten Staaten zog, absolvierte Andreas Halvorsen die norwegische Marineakademie und diente als Platoon Commander im norwegischen SEAL-Team. 1990 erhielt er seinen MBA von der Stanford Graduate School of Business und machte 1986 seinen Abschluss am Williams College. Bevor er bei Julian Robertson anheuerte, war Halvorsen als Investmentbanker in den Abteilungen Unternehmensfinanzierung und Fusionen bei Morgan Stanley tätig.
Seinen eigenen Hedge Funds Viking Global gründete er 1999 und managt dort inzwischen mehr als 33 Milliarden Dollar. Dabei erzielte er in den vergangenen für seine Anleger eine durchschnittliche Jahresrendite von über 20 Prozent. Und obwohl er relativ viele unterschiedliche Aktien im Depot hat, führt er doch ein konzentriertes Portfolio, in dem die zehn größten Positionen es auf eine Gewichtung von fast 40 Prozent bringen.
Top Transaktionen im 1. Quartal
Andreas Halvorsen blieb auch im ersten Quartal seinem aktiven Stil treu und wirbelte sein Depot mächtig durcheinander. Seine Turnoverrate lag bei hohen 25 Prozent und zum Quartalsende hielt er 94 Positionen, darunter 28 neue in seinem nun 33,6 Milliarden Dollar schweren Depot.
Stärkste Auswirkung erzielte ein Bankentausch, den wir so auch schon seit längerer Zeit bei Warren Buffett beobachten konnten: Halvorsen hat sich neu bei der Bank of America eingekauft, während er bei JPMorgan Chase sein Aktienpaket beinahe vollständig veräußert hat.
Komplett ausgestiegen ist er bei Walt Disney, American Express, Taiwan Semiconductor und Hilton Worldwide und Microsoft hat er um 28 Prozent reduziert. Die Disney-Position hielt er nur ein Quartal lang.
Neu eingestiegen ist Halvorsen dafür bei O’Reilly Automotive und Coupa Software, während er seine Turnaroundposition bei der gefallenen Industrieikone General Electric verdoppelt hat.
Top Positionen am Ende des 1. Quartals
Mit gut 33 Prozent Gewichtung hat Halvorsen den Healthcare-Sektor noch etwas stärker gewichtet. Es folgen Technologiewerte mit 23,7 Prozent auf dem zweiten Platz vor Financial Services mit 16,4, Communication Services mit 11,9 Prozent und Industriewerten mit 8,2 Prozent.
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Microsoft bleibt die größte Position in Halvorsens Portfolio, auch wenn ihr Anteil von 7,25 auf sechs Prozent abgenommen hat. BridgeBio bleibt mit 4,88 Prozent die Nummer zwei; hier ist Halvorsen mit 17,83 Prozent zweitgrößter Aktionär hinter Finanzinvestor KKR & Co., die 20,81 Prozent halten.
Fidelity National Information Services, T-Mobile US und Neueinsteiger Bank of America haben sich an Adaptive Biotechnologies vorbeigeschoben haben, die aufgrund des deutlichen Kursverfalls mit 3,6 Proent Gewichtung nur noch auf dem sechsten Rang notieren. Mit einem Anteil von 21,38 Prozent aller Aktien ist Halvorsen weiterhin der größte Aktionär bei dem innovativen Biotechunternehmen, während Halvorsens Ziehvater Julian Roberston rund 0,8 Prozent hält.
United Health hat sich um zwei Plätze auf den siebten hochgearbeitet und liegt vor der Google-Mutter Alphabet und Zahlungsdienstleister VISA. Auf den weiteren Plätzen folgen Cybersecurity-Veteran Palo Alto Networks und die beiden zyklischen Industriewerte General Electric und Fortive.
Im Fokus: T-Mobile US
T-Mobile US ist inzwischen das führende US-Telekommunikationsunternehmen und auch das erfolgreichste. Das war nicht immer so, denn als die Deutsche Telekom vor gut 20 Jahren den Sprung über den großen Teich wagte und den US-Mobilfunkanbieter Voicestream für mehr als 50 Milliarden Dollar schluckte, war dies der damalige Höhepunkt der Konzentrationswelle der Telekomanbieter und das zu Höchstkursen. Der Fantasie schienen keine Grenzen gesetzt und der Aktienkurs der Deutschen Telekom schoss auf über 100 Euro in die Höhe. Das ist rund sechs Mal so viel wie Anleger heute für eine Aktie bezahlen müssen. Einen Aktiensplit hat es zwischenzeitlich nicht gegeben, nur einen brutalen Kursabsturz in den Jahren 2001 bis 2003, von dem sich die Aktie bisher nicht wieder erholt hat.
Quelle: Qualitäts-Check TraderFox
Operativ steht die Deutsche Telekom viel besser da als vor 20 Jahren und das liegt an der einst so ungeliebten und zum Verkauf angebotenen US-Tochter. Die hat sich unter ihren von 2012 bis 2020 agierenden Chef John Legere zu einem Innovationsführer und Powerhouse entwickelt und den US-Markt komplett aufgerollt. Und dabei nicht nur zweistellige Zuwachsraten bei den Neukunden hingelegt, sondern auch zuverlässig neue Rekordmarken bei Umsatz und Ergebnis eingefahren.
Heute ist man bei der Deutschen Telekom froh, dass der vereinbarte Verkauf an den damals viel größeren Rivalen AT&T am Veto der Genehmigungsbehörden scheiterte. Und auch der erste Versuch einer Fusion mit dem Wettbewerber Sprint scheiterte im Jahr 2014 noch.
Game-Changer John Legere
Ende 2012 hatte T-Mobile US mit John Legere einen neuen CEO für angeheuert, der Schwung in den Laden bringen und das stetige Siechtum stoppen sollte. Das Unternehmen war in den USA zu dem Zeitpunkt nicht nur der mit Abstand kleinste der vier großen Anbieter, sondern glänzte auch mit dem schlechtesten Service, dem schlechtesten Netz und teuren, unverständlichen Tarifen und folglich den unzufriedensten Kunden.
Mit all dem machte John Legere Schluss. Er verordnete T-Mobile US eine Radikalkur und machte das Unternehmen zum angesagten hippen Carrier. Langlaufende Kundenverträge wurden abgeschafft, Prepaidkarten wurden das Erfolgsrezept. Und das Milliardengrab im Telekom-Konzern wandelte sich zur Cashcow.
Während 2014 noch die viel größere Sprint bei der angedachten Fusion die Führungsrolle übernehmen wollte, erfolgte die erneute Annäherung 2017 unter veränderten Rahmenbedingungen. T-Mobile US war da bereits der am schnellsten wachsende US-Carrier und nahm vor allem Sprint massiv Kunden ab. Sprint war bereits überholt und auf den vierten Platz verwiesen worden. Nachdem sich die Sprint-Mutter Softbank Group zunächst noch zierte, die Führung an die Deutsche Telekom abzutreten, verschob sich das Pendel immer weiter zulasten von Sprint. Am Ende wurde eine Fusionsvereinbarung ausgehandelt, bei der die Deutsche Telekom die Kontrolle über den fusionierten Konzern erlangen sollte und mit 43 Prozent sein größter Aktionär wurde.
Womit allerdings die Bedenken der Kartellbehörden erst so richtig begannen. Zwar würde mit der Fusion lediglich ein dritter Anbieter "auf Augenhöhe" zu den Marktführern Verizon und AT&T entstehen, aber vordergründig fürchtete man in den USA mit nur noch drei landesweiten Anbietern eine Reduzierung des Wettbewerbs.
Nach langem Hin- und Her und einer Reihe von Zugeständnissen wurde die Übernahme schließlich doch genehmigt, wenn auch unter Auflagen. So mussten Töchter und Frequenzen abgegeben werden und Dish als neuer vierter großer Wettbewerber bekam einen mehrjährigen Zugang zum Netz der fusionierten T-Mobile US zugestanden.
Das Ende der Ära Legere
Mit der erfolgten Fusion wurde CEO John Legere in den Unruhestand verabschiedet und am 31. März 2020 trat der bisherige COO Mike Sievert dessen Nachfolge an.
John Legere war unbestritten der Wegbereiter des Erfolgs in den USA, jedoch innerhalb des Telekomkonzerns war er auch zur Reizfigur geworden. Denn mit dem erfolgreichen Turnaround und dem beispiellosen Kundenwachstum stellte sich auch der finanzielle Erfolg ein. So wurde die US-Tochter nicht nur zum Umsatzschwergewicht, sondern steuerte in den letzten Jahren auch regelmäßig den Großteil der Konzerngewinne bei.
Folglich hat sich der unternehmerische Schwerpunkt in die USA verschoben, während die Konzernführungsriege weiterhin im beschaulichen Bonn residiert. Das führte und führt intern zu Spannungen. Nicht nur weil die "Amifraktion" das Gefühl hatte, und den anderen auch vermittelte, sie wäre das Epizentrum des Konzerns und würde den Rest mit durchschleppen, auch das Gehaltsgefüge geriet ins Wanken. Denn die "untergeordneten" US-Manager verdienten viel mehr Geld als ihre Bonner Chefs, auch dank üppiger Gewinnbeteiligungen und Aktienoptionen.
Dieser Konflikt ist bis heute nicht gelöst und dürfte sich sogar noch weiter verschärfen. Denn der zweitgrößte Anteilseigner ist weiterhin die Softbank Group, die beim Verkauf ihrer Tochter Sprint neben Bargeld auch ein großes Aktienpaket an T-Mobile US erhielt. Ein paar dieser Aktien wurden zwischenzeitlich an die Deutsche Telekom abgegeben und weitere über die Börse verkauft. Doch nun strebt die Softbank Group einen Komplettausstieg an. Und die Deutsche Telekom hat großes Interesse signalisiert, zumindest so viele T-Mobile US-Aktien zu übernehmen, dass man über die Schwelle von 50 Prozent käme. Bisher liegt man darunter, und hat lediglich von Softbank die Stimmrechte übertragen bekommen.
In Europa steht die Deutsche Telekom im scharfen Wettbewerb und muss ihrerseits enorme Investitionen tätigen, um die 5G-Netze aufzubauen. Deshalb lotet sie Verkäufe von Auslandstöchtern aus zur Kapitalbeschaffung. Ein Anteilskauf von T-Mobile US würde diesem Plan zuwiderlaufen, auch wenn er unternehmerisch absolut Sinn macht.
Die Aktionäre von T-Mobile US dürften die Pläne mit gemischten Gefühlen sehen. Einerseits hat die Deutsche Telekom bereits heute die Führung bei T Mobile US und kann dank der Stimmrechtsübertragung für das Softbank-Aktienpaket durchregieren. Des Weiteren konsolidiert die Deutsche Telekom die US-Tochter auch schon voll in ihrer Bilanz.
Das große Aber rührt nun daher, dass T-Mobile US eigentlich einen großen Aktienrückkauf plant und das bewusst als Alternative zu Dividendenzahlungen. Bei der Konzernmutter läuft der Hase jedoch genau in die andere Richtung. Hier setzt man seit jeher auf eine üppige Dividende, um sich als "Witwen- und Waisenpapier" in den Depots der Anleger zu halten.
Wenn nun die Telekom Kapitalbedarf hat für den 5G-Ausbau und für den Anteilserwerb an T-Mobile US, dann könnte sie diesen auch dadurch stillen, dass sie ihre Tochter dazu zwingt, anstelle der beliebten Aktienrückkäufe die vollen Kassen durch die Aufnahme von Dividendenzahlungen zu leeren. Was der Deutschen Telekom als Mehrheitseigner natürlich auch den größten Teil der Dividende in die Kasse spülen sollte.
Noch ist der Drops allerdings nicht gelutscht. Weder die Anteilsübernahme ist final vereinbart noch ist der Aktienrückkauf abgeblasen worden.
Dem Aktienkurs haben die Überlegungen bisher auch nicht geschadet; der strebt weiter ungebremst in die Höhe und folgt damit den unternehmerischen Erfolgen, die sich auch unter dem neuen CEO nahtlos fortgesetzt haben. Und mit jeder weiteren Erfolgsmeldung, die die US-Tochter herausgibt, verschiebt sich intern das Gewicht weiter in Richtung USA. Gut möglich, dass die Deutsche Telekom irgendwann eine Parallellösung anstrebt, wie es Linde vor einigen Jahren vorgemacht hat, als man mit dem größeren US-Wettbewerber Praxair fusionierte. Der gemeinsame Sitz ist im irischen Dublin.
Diese Überlegung dürfte allerdings nur langfristig zum Tragen kommen können, denn noch hält die Bundesrepublik Deutschland über die KfW-Förderbank 31,9 Prozent der Anteile an der Deutschen Telekom. Und eine Verlegung des Firmensitzes in ein Niedrigsteuerland dürfte unter diesen Vorzeichen wenige realistisch sein.
Mutter oder Tochter?
Schaut man sich die Charts über die letzten Jahre an, ist klar zu erkennen, mit welcher Aktie Anleger besser gefahren sind. Die Aktie der Deutschen Telekom hat kaum Zugewinnen zu verzeichnen, so dass sie ihren Aktionären außer der Dividende wenig Freude bereitet hat. Ganz anders die US-Tochter, deren Aktienkurs in den letzten zehn Jahren von 22 auf 145 Dollar zugelegt hat. Der Aktienkurs der Deutschen Telekom als größtem Anteilseigner hat hiervon nicht profitieren können, dabei deckt ihr T-Mobile-Anteil rund drei Viertel der eigenen Börsenkapitalisierung von 85 Milliarden Euro ab.
Andreas Halvorsen fiel die Entscheidung ganz offensichtlich leicht, denn er hat die Aktien von T-Mobile US als viertgrößte Position in seinem Depot. Er setzt auf das schnell wachsende und Marktanteile gewinnende Schnellboot und hat bisher großen Erfolg damit. Der Ausbau des 5G-Netzes erfordert zwar hohe Investitionen, dem stehen jedoch noch immer erhebliche Synergieeffekte aus der Fusion mit Sprint gegenüber. Und starkes Wachstum gepaart mit relativ verlässlichen Einnahmeströmen führen mit der Zeit fast zwangsläufig zu steigenden Aktienkursen – denkt sich wohl auch Tiger Cup Andreas Halvorsen.