Der Betrüger – Rene Rivkin
Rene Walter Rivkin erblickte am 06. Juni 1944 in Shanghai als Sohn russisch-jüdischer Eltern das Licht der Welt. Zu dieser Zeit war China gerade von Japan besetzt. Sein Vater Walter Rivkin war ein Trader, der 1920 vor den Bolschewiken aus Russland floh. Die Familie lebte noch ein paar Jahre nach Kriegsende in China und wanderte dann 1951 nach der Machtergreifung der Kommunisten nach Australien aus.
Die Familie ließ sich in der Umgebung von Sydney nieder und der junge Rene besuchte eine lokale Jungenschule. Nach der sekundären Ausbildung schrieb sich Rene Rivkin gemäß dem Wunsch seines Vaters an der University of Sydney ein und studierte dort Jura. Ein Datum seines Abschlusses ist nicht bekannt.
Der Aufstieg
Von der Schulbank wechselte Rivkin direkt Mitte der 1970er Jahre zum Broker J&J Norris, wo er seinen späteren Partner Michael Hobbs kennenlernte. Rivkin wurde das jüngste Mitglied der Sydney Stock Exchange – bis heute. Wenige Jahre strichen ins Land bis beide kündigten und mit Hobbs Rivkin & Co. ihre eigene Brokerage-Firma ins Leben riefen. Was folgte war ein kometenhafter Aufstieg des jungen Brokers. Durch clevere Geschäfte, einen exquisiten Lebensstil und einen Hang zur Selbstdarstellung in der Öffentlichkeit stieg Rivkins Popularitätsgrad permanent an. Mit diversen Zeitungskolumnen in den 1980er und 1990er Jahren und dem Aktiennewsletter The Rivkin Report (existiert bis heute) hielt sein Name auch im abgelegensten australischen Haushalt Einzug.
Rene Rivkin genoss sein Leben in vollen Zügen und stellte seinen Reichtum gern zur Schau. In seinen besten Zeiten gehörten ihm mindestens 100 Autos, darunter exklusive und sehr teure Sportwagen. Außerdem besaß er eine Villa für A$ 17 Mio. und eine Yacht für A$ 6 Mio. In seinem Kleiderschrank hingen mehr als 500 Krawatten aus feinster Seide; und das, obwohl Rivkin nur selten Krawatten trug. Er hatte weitere Häuser in Queensland und London und verschenkte Autos im Wert von fast A$ 500.000 an Geschäftspartner. Wenn man Rivkin sah, rauchte er immer eine sündhaft teure kubanische Zigarre und vollführte Kunststücke mit einer massiven Goldkette.
In den 1990er Jahren sprang Rivkin nach Belieben in das Brokergeschäft rein oder raus und gründete einige Discountbroker. Außerdem versuchte er sich im Geschäft mit Versicherungen sowie Krediten und handelte zwischenzeitlich sogar mit Uhren, Schmuck und Grundstücken. Nicht alles funktionierte, aber Rivkin schien sich nie ernsthaft die Finger zu verbrennen und machte meist sogar einen Profit mit seinen Geschäften. In den Medien schien der Tausendsassa omnipräsent zu sein. Durch seine Geschäfte konnte sich Rivkin ein Netzwerk aufbauen, das bis in die politischen Eliten Australiens reichte.
Der Fall
Rivkin war Zeit seines Lebens manisch-depressiv. Anfang der 1990er Jahre begann er seine Frau Gayle und seine fünf Kinder zu vernachlässigen und umgab sich stets mit jungen Männern. Mit einigen dieser Männer hatte Rivkin Affären und diese drangen bis in die Öffentlichkeit vor. Er wurde sogar mit einem Mordfall in Verbindung gebracht, der nie aufgeklärt werden konnte. Auch geschäftlich wurde die See für den Bonvivant rauer. Er bekam Probleme mit der australischen Aufsichtsbehörde, nachdem bekannt geworden war, dass er die im The Rivkin Report empfohlenen Aktien kaufte, bevor er den Newsletter herausgab. Noch schlimmer wurde die Lage jedoch im Jahr 2003. Im Mai wurde ihm Insiderhandel im Rahmen der Quantas-Übernahme in 2001 nachgewiesen. Der CEO der Airline steckte ihm, dass die Fluggesellschaft in wenigen Tagen von Impulse Airlines gekauft werden würde und Rivkin kaufte sich daraufhin wenige Aktien. Er machte mit diesem Trade lediglich A$ 2.600 Gewinn, aber die Aufsichtsbehörden erteilten ihm ein lebenslanges Verbot für das Ausüben von Finanzdienstleistungen. Dazu kam eine Strafe in Höhe von A$ 30.000 sowie Haftaufenthalt an den Wochenenden für 9 Monate. Im Sommer 2003 wurde bei ihm ein Hirntumor diagnostiziert und musste operativ entfernt werden. Er verbrachte entsprechend viel Zeit im Krankenhaus. Den negativen Abschluss bildete der November, wo ihm Versicherungsbetrug in Höhe von A$ 52 Mio. nachgewiesen wurde. Die Geschichte dahinter ist, dass Rivkin 1987 für ca. A$ 15 Mio. eine Druckerei kaufte und diese hoch versichern ließ. Ein Jahr später brannte die Druckerei komplett aus. Er und seine Geschäftspartner erhielten eine Summe über die bereits erwähnten A$ 52 Mio.
Sein Image in der Öffentlichkeit litt natürlich unter den Negativschlagzeilen. Und auch seine mentale Verfassung begann sich zu verschlechtern. Die depressiven Phasen verstärkten sich und uferten in Selbstmordgedanken aus. Er rauchte in dieser späten Phase seines Lebens bspw. 60 Zigaretten am Tag, um damit Lungenkrebs hervorzurufen. Als gebrochener Mann versuchte er im September 2004 durch Medikamentenmissbrauch Selbstmord zu begehen. Dieser erste Versuch blieb erfolglos. Allerdings gelang ihm der Suizid 01. Mai 2005 im Haus seiner Mutter. Rene Rivkin hinterließ mehrere Millionen Australische Dollar Schulden.
Fortbestand hat dagegen die von ihm gegründete Rivkin Group, die bis heute den Rivkin Report publiziert und mittlerweile sogar als Vermögensverwalter tätig ist. Die Firma wird von zwei seiner Söhne geführt.
Zitate
- "Für mich bedeutet das Wochenende Arbeit und Spielzeit ist von Montag bis Freitag, wenn die Wall Street geöffnet hat."
- "Fakt ist, dass die besten Trader jene Trader sind, die nicht traden, wenn es nichts zum traden gibt."
- "Wenn du am Ende des Jahres die gewünschte Rendite erzielt hast, spricht nichts dagegen, selten zu traden. Wen kümmert es, wenn du in 35 Wochen des Jahres nichts gemacht hast und in den verbleibenden 17 dein Geld verdoppelt hast?"
- "Lese jeden Schnipsel Finanzmaterial, den du in die Finger bekommst. Du weißt nie, wo sich ein wertvoller Hinweis verbirgt."
- "Ich habe nie einen reichen Charttechniker getroffen."
- "Charttechniker operieren prinzipiell im selben Feld wie Hellseher und Wahrsager."
- "Meine liebsten Prognostiker sind jene, die immer falsch liegen. Sie sind zumindest beständig und dadurch nützlich."
- "Es ist einfacher kein Öl zu finden, als Öl zu finden."
- "Jeder Boom muss kollabieren. Es stellt sich nur die Frage, wann."
- "Prinzipiell bin ich ein sehr glücklicher Steuerzahler, denn umso mehr man bezahlt, desto mehr hat man verdient."
- "Du kannst niemals das Datum eines Crashs vorhersagen. Du kannst nur bestimmen, ob der Markt reif für einen Crash ist."
- "Solange sich das menschliche Verhalten nicht ändert (und das wird es nicht), werden Angst, Gier und Dummheit die Märkte antreiben."
- "Einen Gewinner am Aktienmarkt zu verpassen ist keine Sünde – Geld zu verlieren schon."
- "Ich glaube, dass Realismus die einzig korrekte Form ist, um Investitionen zu beurteilen."
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- "Aus Verlusten kann man keine Dividenden zahlen. Das hat bisher noch niemand erfunden."
- "Es gibt nichts Schöneres, nichts so Orgasmisches, wie morgens aufzuwachen und durch ein Übernahmeangebot 50% auf dein Investment gemacht zu haben."
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- "Fast alle meiner Verluste sind entstanden, weil ich mich nicht an mein eigenes Regelwerk gehalten habe."
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- "Umgib dich mit erfolgreichen Menschen, denn der Erfolg wird abfärben."
- "Wenn dir Taxifahrer Aktientipps geben, muss man davon ausgehen, dass sich der Bullenmarkt dem Ende zuneigt."
- "Bewahre dir dein Geld für die großen Ideen auf."
- "Wenn du nicht weißt, warum du eine Position hältst, dann verkaufe sie."
- "Wenn du nicht eine Hand voll guter Gründe hast, ein Investment zu halten, dann solltest du es auch nicht halten…der Fakt, dass du es über dem aktuellen Preis gekauft hast, ist dabei kein guter Grund."
- "Unterschätze niemals die Bedeutung von Glück oder Geduld."
- "Haue niemals die Profite auf den Kopf, bevor du nicht die Position liquidiert hast."
- "Investiere in die Fundamentaldaten, aber trade die Preisreaktionen."
- "Indexfonds sind ein anderer Weg zuzugeben, dass du nicht weißt, was du tust."
- "Folge den Gewinnern in jedwedem Unterfangen."
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- "Die drei wichtigsten Attribute für Erfolg im Geschäftsleben sind: Glaubwürdigkeit, Kreditwürdigkeit und Glaubwürdigkeit."
- "Wenn eine falsche Entscheidung auf der Grundlage von fundierten Hinweisen getroffen wurde, dann gibt es keine Lektion zu lernen."