Sportlich unterwegs – Peter Cundill
Francis Peter Cundill wurde am 29. Oktober 1938 im kanadischen Montreal in der Provinz Québec geboren. Sein Vater zog 1940 in den Krieg und kam erst 1945 aus Europa zurück. Die Familie konnte sich in dieser Zeit nur mit Hilfe von Geldgeschenken und -leihen über Wasser halten. Diese Erfahrung prägte den jungen Peter, der fortan nie wieder von jemandem abhängig sein wollte.
Peter Cundill besuchte in seiner Jugend das Lower Canada College und schrieb sich anschließend für einen Bachelorstudiengang im Handel an der McGill Universität in Montreal ein. Seinen Abschluss erhielt er 1960. In den folgenden Jahren arbeitete er bei Greenshields Inc. in Montreal. Mitte der 1960er Jahre zog es ihn dann nach Vancouver, wo er bei der Yorkshire Group anheuerte. In der Zwischenzeit bildete sich Cundill zum Chartered Accountant (1963) fort sowie zum CFA (1968).
Value ist der Schlüssel
Peter Cundill war Anfang der 1970er Jahre nicht zufrieden mit seiner Performance. Immer wieder musste er in der vergangenen Dekade Rückschläge verkraften. Durch Zufall las er etwas über einen gewissen Benjamin Graham und dessen Investmentansatz. Er war fasziniert von der Idee, einen Dollar für 50 Cents zu kaufen und tauchte tiefer in die Materie ein. Cundill selbst sagte, dass er 1972 gänzlich zum Value Investor wurde.
1974 folgte die Gründung von Cundill & Associates. In einem nächsten Schritt überzeugte er die Eigentümer des All Canadian Funds – der kanadische Fonds, der in den vergangenen 5 Jahren die schlechteste Performance geliefert und viel Geld verloren hatte – ihm als Fondsmanager mit Value-Ansatz eine Chance zu geben. Schlechter konnte es schließlich nicht laufen.
Dieser Schritt zahlte sich für alle Investoren aus. Der Fonds (später in Cundill Value Fund umbenannt) erwirtschaftete zwischen 1974 und 2010 eine jährliche durchschnittliche Rendite von 13,7%. Aufgrund seines großen Erfolges und seiner Expertise brachte ihn Warren Buffett höchstpersönlich als nächsten Chief Investment Officer bei Berkshire ins Spiel.
Cundill war sehr gründlich bei der Analyse seiner Unternehmen und machte sich am liebsten selbst vor Ort ein Bild. Er reiste so viel und in so abgelegene Regionen der Welt, dass er sich den Spitznamen Indiana Jones of the Canadian Money Managers einhandelte. Einer Anekdote zufolge gab es einst eine Sekretärin, die nicht wusste, wer vor ihr steht, als Cundill eines Tages von einem mehrwöchigen Geschäftstripp zurückkehrte.
Investmentstil
Peter Cundill war Value Investor. Er selbst bezeichnete sich auch gern als Contrarian. In Interviews und Vorträgen betonte er stets, wie wichtig ihm eine starke Bilanz sei. Sein Ansatz war langfristig ausgerichtet und er hielt Positionen gern über mehrere Jahre. Passende Unternehmen suchte er weltweit und investierte hauptsächlich in Aktien und Anleihen. Damit es ein Unternehmen in sein Portfolio schaffte, sollte es folgende Merkmale aufweisen:
- Kurs < Buchwert, noch besser: Kurs < (Net Working Capital – langfristige Schulden)
- Kurs nahe dem Allzeittief
- KGV < 10
- Unternehmen sollte profitabel sein und vorzugsweise Gewinne in den vergangen Jahren erhöht haben
- Unternehmen sollte Dividende zahlen und stabile Dividendenhistorie aufweisen
- Unternehmen muss Raum für weitere Verschuldung aufweisen
Er hatte auch eine gute Regel für den Verkauf von Positionen. Wenn sich eine Aktie im Portfolio verdoppelt hat, solle man die Hälfte verkaufen. Dann hat man seinen Einsatz raus und den Rest der Position "gratis".
Cundill privat
Peter Cundill war sehr reiselustig und laß für sein Leben gern. Außerdem war er begeisterter Sportler. Er spielte Rugby, fuhr Ski und kletterte. Des Weiteren rannte er Zeit seines Lebens 22 Marathon, davon einige in weniger als 3 Stunden. Jeden Tag begann er mit einem Dauerlauf. Er sagte stets, dass ihm die körperliche Aktivität dabei helfe, seine Gedanken zu ordnen. Anfang des neuen Jahrtausends diagnostizierte man bei ihm die seltene Nervenkrankheit FXTAS, an der er am 24. Januar 2011 in London verstarb.
Wer mehr über Peter Cundill und seine Investmentmethode erfahren möchte, dem lege ich zwei Bücher ans Herz. In There’s Always Something to Do: The Peter Cundill Investment Approach wird sein Ansatz detailliert vorgestellt.
In dem zweiten Buch Routines and Orgies geht es allgemeiner um seine Biografie. Beide Bücher wurden von seinem langjährigen Freund Christopher Russi-Gill geschrieben und avancierten in Kanada zu Bestsellern.
Zitate
- "Mein Ding war es schon immer, Aktien zu kaufen, wenn sie außer Mode sind."
- "Investoren neigen dazu, Trends und der Mode zu folgen, anstatt sich die Mühe zu machen und nach Schnäppchen zu suchen."
- "Sich aus dem Fenster zu lehnen, allein sein und scheinbar falsch zu liegen ist ein Teil des Value Investing."
- "Wenn du die Zahlen untersucht hast, mit ihnen zufrieden bist und auch der Rest stimmig erscheint, dann musst du dich festbeißen und geduldig sein."
- "Es gibt keine Investmentregel, die unveränderlich ist, bis auf die der Sicherheitsmarge."
- "Wir geben generell keine Prognosen ab, was der Markt tun wird. Ich hab mir dabei schon zu oft die Finger verbrannt."
- "Geduld macht sich in diesem Geschäft bezahlt."
- "Das Mantra lautet Geduld, Geduld und noch mehr Geduld."
- "Du musst es mögen, Informationen zu absorbieren. Und du brauchst die Fähigkeit, verstreute Informationsfetzen zu einem Ganzen zusammenzusetzen."
- "Kaufe Tiefs und keine Hochs."
- "Nimm dich in der Bilanz vor immateriellen Vermögensgegenständen in Acht."
- "Schaue nach der Dividendenrendite und einem geringen Kurs-Umsatz-Verhältnis.
- "Bezahle nicht zu viel für Wachstum."
- "Value in einem Investment ist vergleichbar mit dem Charakter eines Individuums – er zeigt sich in schwierigen Zeiten."
- "Ich versuche mich immer an Oscar Wildes Spruch zu erinnern, dass ‚Heilige stets eine Vergangenheit haben und Sünder immer eine Zukunft‘. Daher sollte kein Investment einzig aufgrund seiner Vergangenheit ausgeschlossen werden."
- "Letzte Nacht habe ich versucht zu antizipieren, was der japanische Aktienmarkt tun würde. Ich träumte davon, dass der Nikkei 1000 Punkte fallen würde und setzte darauf. Am Ende stand er 1450 Punkte höher – der zweitbeste Tag seiner Geschichte. Man muss mit diesem kurzfristigen Antizipations-Kram aufhören."
- "Accounting ist wie eine Sprache. Zwei Teile sind in diesem Prozess involviert: einen Bericht anfertigen und diesen interpretieren."
- "Wir shorten Märkte, keine Einzelaktien."