Beiersdorfs epigenetische Revolution: Wird Epicelline der Gamechanger im Milliardenmarkt Anti-Aging?
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Die Kosmetikbranche steht an der Schwelle zu einer wissenschaftlichen Revolution. Mit Epicelline, einem neuen Anti-Aging-Produkt der Marke Eucerin, betritt der Hamburger Kosmetikriese Beiersdorf Neuland. Nach 15 Jahren intensiver Forschung und einer Investition in Millionenhöhe könnte dieses Produkt die Art und Weise, wie wir über Hautalterung denken, grundlegend verändern. Doch was steckt wirklich hinter diesem neuen Wundermittel – und wie groß ist das Potenzial für das Unternehmen und seine Aktionäre?
Epigenetik als Schlüssel zur Verjüngung
Epicelline basiert auf Erkenntnissen aus der Epigenetik – einer Wissenschaft, die untersucht, wie Umwelteinflüsse die Aktivität der menschlichen Gene beeinflussen. Beiersdorf forscht seit 2008 in diesem Bereich und hat eine sogenannte "algorithmische Altersuhr" entwickelt, die das biologische Alter der Haut bestimmen kann – also ob die Haut älter oder jünger aussieht als das chronologische Alter.
Die Forschungserkenntnisse, die bisher vor allem in der Krebs- und Stoffwechselforschung Anwendung fanden, sollen nun auch in der Kosmetik bahnbrechende Fortschritte ermöglichen. Laut Beiersdorf kann Epicelline die Hautzellen durch epigenetische Effekte so stimulieren, dass sie ihre jugendlichen Funktionen zurückgewinnen. Durch äußere Einflüsse wie UV-Strahlung oder Stress werden Gene, die für die Hautregeneration verantwortlich sind, blockiert. Epicelline soll diese Blockaden lösen und die Zellen wieder dazu anregen, effektiver zu arbeiten – etwa durch die verbesserte Produktion von Kollagen und Elastin. Dadurch wird nicht nur die Hautalterung verlangsamt, sondern das biologische Alter der Haut kann um bis zu fünf Jahre zurückgedreht werden. Die Folge sind sichtbar weniger Falten, glattere Haut und eine jugendlichere Ausstrahlung.
Vom Forschungslabor zum Praxistest
Der Weg zu dieser Innovation war lang. Über 20 Forscher testeten mehr als 50.000 Substanzen, um den passenden Wirkstoff zu finden. Diese wurden an Hautzellen und dreidimensionalen Hautmodellen getestet, bevor sie in elf klinischen Studien am Menschen zum Einsatz kamen. Die Ergebnisse der Studien waren beeindruckend: Im Durchschnitt reduzierten die Probanden ihr Faltenvolumen um 24 % innerhalb von vier Wochen. In einigen Fällen wurden sogar Reduktionen von bis zu 78 % gemessen. Darüber hinaus berichteten viele Teilnehmer von einer glatteren und gleichmäßigeren Hautstruktur sowie einer verbesserten Feuchtigkeit der Haut. Auch subjektiv gaben die Probanden an, dass ihre Haut straffer und jugendlicher wirke. Trotz dieser vielversprechenden Resultate weisen Experten darauf hin, dass die relativ geringe Teilnehmerzahl von 43 Probanden eine breitere Validierung durch größere und langfristigere Studien notwendig macht.
Auch das Handelsblatt konnte das Produkt exklusiv testen. Ein Redakteur ließ sich die Falten im Gesicht messen, bevor er das Mittel vier Wochen lang nutzte. Die Resultate: eine 45%ige Reduktion des Faltenvolumens rund um die Augen. Allerdings bleibt offen, wie nachhaltig diese Effekte sind und ob das Produkt langfristig ähnliche Resultate liefert.
Kosten und Marktpotenzial
Trotz der wissenschaftlichen Fragen birgt Epicelline enormes kommerzielles Potenzial. Der globale Markt für Anti-Aging-Produkte wächst rasant. Im Jahr 2023 setzte die Branche weltweit 37,8 Mrd. USD um und bis 2028 wird ein Umsatz von 45 Mrd. USD erwartet. Einige Prognosen gehen sogar von einer Verdopplung des Marktes bis Mitte der 2030er-Jahre aus. Der Grund? Mehr als 5 Mrd. Menschen weltweit beschreiben altersbedingte Probleme mit ihrer Haut. Beiersdorf, mit einem Jahresumsatz von fast 10 Mrd. Euro nur ein Viertel so groß wie der Marktführer L'Oréal, plant, sich mit Epicelline einen größeren Teil dieses wachsenden Marktes zu sichern. Besonders spannend ist die geplante Einführung nicht nur unter der Apothekenmarke Eucerin, womit es sich mit einem Preis von rund 50 Euro pro 30 Milliliter erstmal an ein Premiumpublikum adressiert, sondern langfristig auch bei der Massenmarke Nivea.
Epicelline: Beiersdorfs nächste Erfolgsgeschichte nach Thiamidol?
Ein Vergleichspunkt ist der bereits etablierte Wirkstoff Thiamidol, der gegen Pigmentflecken eingesetzt wird und seit seiner Einführung weit über 300 Mio. Euro zum Umsatz beiträgt. Thiamidol war ein enormer Erfolg für Beiersdorf und gehört zu den am schnellsten wachsenden Produkten des Unternehmens. Epicelline soll diesen Erfolg nicht nur wiederholen, sondern ihn langfristig sogar übertreffen. Mit der Kombination aus wissenschaftlicher Innovation und der Marktmacht von Nivea hofft Beiersdorf, einen erheblichen Teil des schnell wachsenden Anti-Aging-Marktes zu erobern.