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Cannabis-Branche - Sehen wir ein massives Comeback der stark gebeutelten Cannabis-Aktien, falls Biden der neue US-Präsident werden sollte?

Aufklärung über Eigenpositionen: Diese Aktien aus dem Artikel halten TraderFox-Redakteure aktuell

Marius Müllerhoff ist als freier Redakteur beschäftigt. Artikel von freien Redakteuren stellen deren eigene Meinung dar und müssen mit der von aktien nicht korrespondieren.

Liebe Leser,

in der vergangenen 24 Monaten ist es ruhig geworden um die gesamte Cannabis-Branche. Nach Jahren der Kursexplosionen (2016-2018) geht es für die gesamte Cannabis-Branche seit zwei Jahren steil bergab. So brach z.B. der Aktienkurs von Aurora Cannabis Inc. um über 90% ein. Seit gut einem Monat stechen nun einige Cannabis-Player mit positivem Momentum hervor. So hat der Aktienkurs von Canopy Growth um 40% und der von Tilray um über 20% zugelegt. Vor gut einem Monat fand die erste Debatte von Biden und Trump statt, aus der, so Analysten, Biden als Sieger hervorging. Biden steht bekanntlich für eine Entkriminalisierung von Marihuana auf Bundesebene. Könnte Biden als neuer US-Präsident ein Pivotal News Point darstellen und die gesamte Branche aus dem Tal der Tränen hieven? Welche Player scheinen die vielversprechendsten zu sein?

Quelle: desk.traderfox.com

Die Jahre 2016, 2017 und 2018 waren Partyjahre

In den Jahren 2016, 2017 und 2018 ging es für die gesamte kanadische Cannabis-Branche steif bergauf. So stieg der Aktienkurs von Aurora Cannabis von 0,42 USD auf 10 USD, der von Canopy Growth von 2 USD auf 60 USD und der von Aphria von 0,85 USD auf knapp 17 USD. Die Aktien von Cronos, die erst ab Mitte 2016 gehandelt wurden, schossen von 0,27 USD auf gut 15 USD nach oben. Jedoch ging es mit der Legalisierung des Cannabis für Freizeitzwecke (sog. "Recreational Cannabis") im Oktober 2018 langsam aber sicher bergab. Getreu des Mottos "buy the rumor, sell the news", sollten die Aktien aller führenden Cannabis-Hersteller in der nahen Zukunft stark korrigieren.

2019 und 2020 waren harte Jahre

In den vergangenen zwei Jahren hat es die Branche nicht einfach gehabt, insbesondere in Kanada, wo die meisten der Cannabis-Firmen ansässig sind. Skandale, Entlassungen (von u.a. CEOs) und schlechter als erwartete Quartalszahlen waren keine Seltenheit. Gründe für die verfehlten Zahlen waren und sind immer noch Überkapazitäten und hohe Lagerbestände. Auch wurden zu wenig Verkaufsstellen lizensiert und der Ausbau von Lebensmittel und Getränke kam nicht voran. Der florierende Schwarzmarkt ist für die Branche ein weiterer Dorn im Auge. So konnte, gemäß offizieller Statistik, auch zwei Jahre nach der Legalisierung erst rund 20% des illegalen Handels in behördlich kontrollierte Verkaufsstellen umgeleitet werden. All das führte zu geringeren Umsätzen und Gewinnmargen. Die Aktien fielen von einem Tief zum nächsten.

Quelle: desk.traderfox.com

Gewaltiges Marktpotenzial in den USA

Experten sehen das höchste Wachstumspotenzial der Marihuana-Branche in den USA. Für medizinisches Marihuana wird ein Anstieg von 10,5 Mrd. USD im Jahr 2018 auf 24 bis 40 Mrd. USD bis Ende 2021 gerechnet (ca. 45% jährliches Wachstum, wenn man den Mittelwert nimmt). Zum Vergleich: Aphria, das sich ausschließlich auf Marihuana für medizinische Zwecke konzentriert, soll in 2021 einen Umsatz von 660 Mio. USD generieren, so die Schätzungen der Analysten. Berücksichtigt man den Freizeit- und den Medizinkonsum zusammen, so wird geschätzt, dass die Cannabis-Industrie in den USA von 10,5 Mrd. USD im Jahr 2018 im Best Case auf bis zu 75 Mrd. USD in 2030 wachsen könnte (ca. 18% jährliches Wachstum). Zum Vergleich: Canopy Growth, das Marihuana für den Freizeit- und den Medizinkonsum anbietet, wird in 2021 planerisch einen Umsatz von 510 Mio. USD erzielen. Es ergeben sich folglich gewaltige Potenziale.

Welche Katalysatoren gibt es für das weitere Wachstum, insbesondere bei einem Biden-Sieg?

Die USA sind ein sehr wichtiger Markt für den legalen Verkauf von Cannabis ("recreational" und "medical"). Aktuell ist der Konsum für Freizeit- und medizinische Zwecke in elf Staaten legal; für ausschließlich medizinische Zwecke in 33 Staaten. Auf Bundesebene ist der Konsum weiterhin illegal. Biden hat die Entkriminalisierung des Cannabis-Konsums auf Bundesebene angekündigt. Das ist ein gewaltiger Booster für diesen Markt. Außerdem genießen einige Marihuana-Player starken Rückhalt von bekannten Unternehmen aus der Getränke- bzw. Tabakbranche. So hat Constellation Brands (Hersteller des Corona-Biers) in mehreren Tranchen eine Beteiligung von 43% an Canopy Growth aufgebaut. Die Marktkapitalisierung von Canopy Growth beläuft sich aktuell auf knapp 7 Mrd. USD. Die Cronos Group, die aktuell eine Marktkapitalisierung von 1,86 Mrd. USD aufweist, genießt ein 45%-Investment von Altria (Marlboro-Herstellter). Constellation Brand und Altria verfügen über riesige Netzwerke, Logistikzentren und Know-how im Bereich des internationalen Vertriebes und Marketings, die Canopy Growth und Cronos früher oder später stark zu Gute kommen sollten. Hinzu kommt der Ausbau des Produkt-Portfolios aller Cannabis-Unternehmen, z.B. Cremes, Getränke, Lebensmittel, Öle, Shampoo. Auch die beschleunigte Vergabe von weiteren Lizenzen an Retail-Geschäfte in Kanada ist sehr hilfreich, um zur Reduzierung des Oversupplies beizutragen.

Was lässt sich abschließend sagen?

Gesetzliche Rahmenbedingungen, Forschung & Entwicklung, Besteuerung sind alles Themen, die einem hohem Unsicherheitsfaktor in diesem Sektor unterliegen. Somit weisen sämtliche Aktien eine hohe Volatilität auf, dessen man sich bewusst sein muss. Die gebeutelte Marihuana-Branche sollte trotzdem wieder ihre Tage in der Sonne erleben. Die Frage ist nur wann. Ein Sieg von Biden bei den US-Wahlen könnte einen wichtigen Pivotal News Point darstellen.

Disclaimer: Der Autor hält Positionen in Canopy Growth.

Bildherkunft: AdobeStock: 79026435

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