IPO Radar - Nasdaq-Neulinge legen bis zu 740% zu
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Die aggressive Zinserhöhungspolitik der US-Notenbank hat im Juni-Verlauf nicht nur für eine deutliche Korrektur in den US-Indizes gesorgt, sondern auch am IPO-Markt eine Fortsetzung der seit Jahresanfang zu beobachtenden Zurückhaltung bewirkt. Mittlerweile konzentrieren sich viele Investoren bereits auf das zweite Börsenhalbjahr und haben das negative Erste entsprechend abgeschrieben. Dies bedeutet nicht, dass es doch noch die eine oder andere Neuemission bis zum Monats- und Quartalsende gibt.
Auffällig ist allerdings, dass es aktuell gerade kleinere Emissionen schaffen, für positive Ergebnisse zu sorgen. Das hängt auch damit zusammen, dass die Preisspannen relativ eng und die angebotenen Preise der Kandidaten für die Investoren attraktiv erscheinen. Da die Emissionsvolumen begrenzt gehalten werden, schaffen es somit gerade kleinere Unternehmen zum Emissionsstart deutliche Preisaufschläge zu generieren.
Mit bisher 9 Neuemissionen, davon drei aus dem SPACS (Börsenmäntel)- Bereich, zeichnet sich der Juni 2022 als einer der schwächsten IPO-Monate seit mehr als drei Jahren ab. Dennoch verzeichneten drei IPOs sehr hohe Zuwächse zwischen 400% und 742%, drei mussten Verluste zwischen 18% und 57% verbuchen. An die Spitze setzte sich der Streaming-Spezialist Lytus Technologies (siehe nachfolgende Beschreibung) mit einem Plus von 742 %.
In dieser Woche strebt ein interessanter Rohstoffwert für den E-Mobilitätssektor an die Börse (siehe nachfolgenden Bericht).
Zhong Yang Financial beweist sich in turbulenten Zeiten
In Zeiten fallender Börsenkurse nahm in der Vergangenheit regelmäßig das Interesse der meisten Anleger bezüglich des aktiven Handels mit Aktien und anderen Vermögenswerten ab. Allerdings ist der harte Kern jener, die auch fallende Kurse zum Zugewinn nutzen wollen gestiegen. Insbesondere in Asien ist der Anteil der risikofreudigen Anleger deutlich gestiegen.
Der in Hongkong ansässige Finanzdienstleister Zhong Yang Financial gehört zu jenen Brokern, der seinen Kunden ein umfassendes Angebot an Finanzprodukten auch für fallende Kurse an den Aktienmärkten anbietet. Dazu gehört zwei eigene Handelsplattformen, auf der man Terminmarktprodukte wie Futures und Optionen handeln kann, als auch Aktien. Insgesamt mehr als 100 Produkte lassen sich im sogenannten Hochfrequenzhandel an den wichtigsten Börsenplätzen der Welt im Zusammenhang mit dem Terminmarkt einsetzen.
Die Chinesen wollen ihre Expansion vor allen im asiatischen Markt vorantreiben und planen hierzu den weiteren Ausbau ihres Angebots auf ihrer Plattform. Vor allem die Aktien-Handelsplattform 2go soll weiterwachsen und erweitertes Angebot für die Kunden bieten.
Handelsvolumen soll in sechs Jahren verdoppelt werden
Zhong will vor allem von dem dynamischen Wachstum am Hongkonger Börsenplatz profitieren, der von der Hongkonger Börsenbehörde für die nächsten fünf Jahre erwartet wird. Von rund 3,1 Billionen HKD soll das Handelsvolumen bis 2028 auf 5 Bio. HKD weiterwachsen. 2021 verzeichnete Zhong im Vergleich zum Vorjahr ein Umsatzplus von 2,5 % auf 16,9 Mio. USD. Der Nettogewinn verdoppelte sich von 2,5 Mio. USD auf 5 Mio. USD.
Durch den Börsengang konnten die Chinesen rund 25 Mio. USD erlösen, die Marktkapitalisierung beträgt 1,5 Mrd. USD. Die Aktie liegt nach drei Börsenwochen 760% im Plus.
Streaming-Spezialist Lytus Technologies pusht Indien
Zu Beginn der Corona-Pandemie gewannen die Online-Anbieter im Streaming-Bereich sehr schnell an Aufmerksamkeit. In der Folge wurden die anfänglich starken Wachstumsraten übertrieben hochgerechnet, so dass viele Aktienkurse von Anbietern vor allem an der Nasdaq abstürzten. Für den indischen Anbieter Lytus Technologies hat sich der späte Börsengang schon ausgezahlt.
Das 2020 gegründete und in Mumbai, Indien ansässige Unternehmen bietet in Indien und den USA Streaming- und Fernsehdienste an. Primär können Kunden mehr als 450 TV-Kanäle empfangen und zudem habe vom konventionellen TV-Empfang zu Smart-TV konvertieren.
Darüber hinaus bieten die Inder die sogenannte Telemedizin an, bei der Patienten sich online von Ärzten beraten und Rezepte verschreiben lassen können. Lytus rechnet in diesem Geschäftsfeld mit starkem Wachstum, weil die Gesundheitsversorgung in der Fläche in Indien sehr lückenhaft ist. Zudem ergänzt das Angebotsportfolio eine Movie-on-Demand-Plattform und ein Fitness-Channel.
Deutliche Zuwächse bei Umsatz und Gewinn
Anders als die meisten Start-ups konnte Lytus bereits im ersten Geschäftsjahr einen kleinen Nettogewinn von 1,5 Mio. USD bei einem Umsatz von 29,2 Mio. USD erzielen. 2021 erreichte man einen Umsatz von 89,8 Mio. USD und erzielte dabei einen Nettogewinn von 33,9 Mio. USD. Für 2022 erwartet das Management einen Umsatz von 318,1 Mio. USD und einen Nettogewinn von 168,5 Mio. USD.
Durch Börsengang sollen die vorhandenen Angebote weiter ausgebaut werden und die Kundenbasis von derzeit 8 Mio. Abonnenten deutlich wachsen. Das IPO erlöste 12,5 Mio. USD, der Aktienkurs legte nach der ersten Börsenwoche um 742% zu. Die Marktkapitalisierung beträgt 1,5 Mrd. USD.
Online-Bildung mit Golden Sun Education Group
Online-Bildung über Streaming-Live-Dienste oder über Webinar –Angebote sind im digitalen Zeitalter keine wirkliche Neuerung mehr im Wettbewerb. Anbieter müssen, um bei Anlegern zu punkten, vor allem in starken Wachstumsmärkten engagiert sein. Zudem sollten sie wie die Golden Sun Education Limited eine lohnenswerte Nische besetzt haben.
Die seit 1997 in Shanghai, China aktiven Bildungsspezialisten haben sich vor allem auf dem in China sehr populären Lernen europäischer Sprachen fokussiert. Insbesondere der Spanisch-Unterricht wird von den jungen Kunden stark frequentiert.
Neben den Online-Einheiten bieten die Chinesen auch eigene Präsenzschulen für Grundschul- und Gymnasialschüler an. Insgesamt betreibt Golden Sun drei eigene Bildungseinrichtungen. Darüber existiert noch eine Dienstleistungs-Logistik-Sparte, über die andere Bildungseinrichtungen organisatorisch unterstützt werden.
Erholung nach Corona-Delle
Im Nachgang der COVID 19-Pandemie fiel der Umsatz von 2019 auf 2020 von 15,2 Mio. USD auf 13,9 Mio. USD. Der Nettogewinn reduzierte sich im selben Zeitraum von 3,4 Mio. USD auf 0,04 Mio. USD. 2021 stieg der Umsatz wieder auf das Vor-Corona-Niveau und beim Nettogewinn verzeichneten die Chinesen ein Plus von 2,2 Mio. USD.
Für 2022 rechnet Golden Sun Education wieder mit einem deutlich anziehenden Wachstum auf rund 20 Mio. USD. Mit dem Börsengang erlöste man 17,6 Mio. USD. Der Aktienkurs stieg in der ersten Börsenwoche um 395%, die Marktkapitalisierung beträgt 345 Mio. USD.
OUTLOOK
Neben der beschriebenen Schwäche bei den Technologiewerten lässt auch das nahende Ende des ersten Halbjahres die Investoren aktuell etwas Zurückhaltung am IPO-Markt üben. Wegen der dann folgenden Bilanzierung verschieben einige IPO-Kandidaten ihren Börsengang auf Juli, wenn wieder mehr frisches Geld in den Markt fließt. So bleiben für die kommende Woche zunächst zwei interessante Kandidaten, die nachfolgend beschrieben sind.
Ivanhoe Electric will vom E-Mobilitäts-Boom profitieren
Mit der Transformation des Autoverkehrs von den Verbrenner-Motoren zu batteriebetriebenen Fahrzeugen etablieren sich auch neue Zulieferindustrien am Markt. Für die Industrie bedeutet dies, dass vor allem im Rohstoffbereich ein heftiger Wettbewerb um langfristige Geschäftsverbindungen entstanden ist. Das Mineralexplorationsunternehmen Ivanhoe Electric kämpft um seine Position in diesem Wettbewerb.
Das in Vancouver, Kanada ansässige und seit 2020 existierende Unternehmen betreibt mehrere Minenprojekte zum Abbau von Kupfervorkommen in den USA. Die aktuell zwei Wichtigsten sind in Santa Cruz, Arizona und Tintic, Utah. In Tintic handelt sich zusätzlich um den Abbau von Goldvorkommen. Zudem will man auch Nickelvorkommen in den USA erschließen, um das Land unabhängiger bei den Lieferketten zu machen.
Eine größere Muttergesellschaft erschließt bereits größere Vorkommen in Kanada. Das US-Unternehmen hat sich zudem verpflichtet, Grundsätze der Nachhaltigkeit und des Umweltschutzes bei der Erschließung der US-Vorkommen einzuhalten und diese kontrollieren zu lassen. Insbesondere der Schutz von Wasser- und anderer natürlicher Ressourcen stehen dabei im Vordergrund.
Anlaufverluste weiten sich noch aus
Viele Start-ups verzeichnen in ihrer Forschungs- und Entwicklungsphase noch steigende Verluste, vor allem wenn sie im Rohstoffbereich tätig sind. Während der Umsatz 2021 mit 4,65 Mio. USD nahezu unverändert im Vergleich zu 2020 blieb, weitete sich der Verlust 2021 im Vergleich zum Vorjahr von 26,6 Mio. USD auf 60,8 Mio. USD aus.
Das Management rechnet aufgrund gesetzlicher Vorgaben in der zweiten Hälfte dieses Jahrzehnts mit einer beschleunigten Nachfrage von Kupfer und Nickelmengen. Grund ist die dann greifenden Elektrifizierung der US-Wirtschaft. Durch den Börsengang sollen 180 Mio. USD erlöst werden, die Marktkapitalisierung beträgt aktuell 1,12 Mrd. USD.
Onfolio Holding pusht Websites auf
Gebrauchtwaren- oder Zweitverwertungsmärkte können durchaus ihre lukrativen Seiten haben. Vor allem wenn die Budgets wieder knapper und die Sparneigung wieder höher wird wie in Zeiten steigender Inflation. Auch bei Websiten kann sich eine Auffrischung lohnen. Onfolio Holding sieht darin großes Ertragspotential.
Das 2018 in San Francisco, Kalifornien gegründete und dort ansässige Unternehmen investiert in kleinere Websites, die durch ihre Tätigkeit CashFlows von bis zu 5 Mio. USD erzielen. Ziel ist der Aufbau eines Portfolios und der Weiterverkauf nach erfolgter Wertsteigerung. Diese will man durch gezielte Investitionen sicherstellen.
Bevorzugte Branchen zum Zukauf sind Heimtierbedarf, Kunst, Handwerk, Computer, Grafikdesign und Personalsuche. Wichtiges Auswahlkriterium ist vor allem unverwechselbare Inhalte und eine starke Kundenbindungsstrategie.
Umsatz zieht nach Corona wieder an
Nach der Abschwächung der Corona-Beschränkungen im vergangenen Jahr konnten die Kalifornier den Umsatz 2021 um 141% auf 1,81 Mio. USD steigern. Der Verlust kletterte 2021 im Vergleich zum Vorjahr von 1,1 Mio. USD auf 1,9 Mio. USD.
Trotz eines sich etwas eintrübenden Marktumfeldes mit stark steigenden Zinsen will das Unternehmen weiter stark investieren und will den Erlös aus dem Börsengang hierzu nutzen. Das IPO soll rund 9,5 Mio. USD in die Kassen spülen, die Marktkapitalisierung beträgt aktuell 64,6 Mio. USD.