In gold Buffett trusts – Berkshire Hathaway hat bei Barrick Gold zugeschlagen. Welche Strategien verfolgt Buffett? Was sagt sein Investment über die Zukunft der US-Wirtschaft aus?
Aufklärung über Eigenpositionen: Diese Aktien aus dem Artikel halten TraderFox-Redakteure aktuell
Liebe Leser,
die US-Notenbankpressen laufen auf Hochtouren. So ist seit Mitte März die Bilanz der FED von gut 4 Billion USD auf 7 Billionen USD angestiegen (!). Geldentwertung und Inflation sind die voraussichtliche Folge. Daher ersteigt der Goldpreis seit geraumer Zeit ein Allzeithoch nach dem anderen. John Maynard Keynes soll einmal gesagt haben: "When the facts change, I change my mind”. Sprich: Infolge der massiven expansiven Geldpolitik seine Ansichten ändern. Vielleicht hat sich Warren Buffett bzw. Berkshire Hathaway (BRK) dies zu Herzen genommen, als das Konglomerat bei Barrick Gold (GOLD) zugeschlagen hat. Denn Buffett ist nie von Goldinvestments überzeugt gewesen. In Q2 hat die Beteiligungsgesellschaft knapp 21 Millionen Barrick Gold-Aktien im Wert von ca. 550 Millionen USD gekauft. Dies entspricht 0,3% von Berkshire´s Portfolio. Also eine sehr kleine Position. Wie könnte Berkshire´s weitere Strategie im Bereich Gold und der anderen Edelmetalle aussehen? Was sagt das Investment über den Zustand und die Zukunft der US-Wirtschaft aus?
Quelle: desk.traderfox.com
Buffett und Edelmetalle – ein kurzer Ausflug
Buffett war (bis jetzt) kein Fan von Goldinvestment. Gold produziert keine Gewinne, keine Cashflows, Kosten für die Lagerung (ein Goldminer, wie Barrick Gold, ist natürlich etwas anderes, da es ein Unternehmen ist, das Gewinne schreibt und Cashflows generiert). Während der Aktionärsversammlung 2018 hat Buffet gesagt: "Stellen Sie sich vor Sie hätten in 1942 einen Geldbetrag in Höhe von 10.000 USD. Diesen investieren Sie nun in Gold (ca. 300 Feinunzen in 1942) anstelle von in Unternehmen. Während die Unternehmen in Fabriken, Maschinen, Mitarbeiter etc. investieren und neue Erfindungen machen, gehen Sie jedes Jahr zu ihrer Bank und schauen sich in Ihrem Safe Ihre 300 Feinunzen Gold an. Sie könnten die Unzen bestaunen, sie streicheln … Aber sie haben nichts erwirtschaftet. Sie werden niemals etwas erwirtschaften. Und was hätten Sie heute? Sie würden 300 Feinunzen an Gold besitzen, genau wie in 1942."
Mit Silber hat Buffett eine andere Vergangenheit. In 1997 kaufte er knapp 3.500 Tonnen an Silber. Nachdem die Silberblase Anfang 1980 geplatzt war, sank der Preis des Edelmetalls von 50 USD pro Unze auf unter 10 USD. Silber wurde als schlechte Investition abgetan. Dies änderte sich schlagartig, als Warren Buffett auf der Käuferseite auftrat. Warum schlug Buffett bei Silber zu, nicht aber bei Gold? Wie er in seinem Letter to Shareholders für das Jahr 1997 schrieb, "… die Lagerbestände an Silberbarren sind erheblich gesunken. Im vergangenen Sommer kamen Charlie und ich zu dem Schluss, dass ein höherer Preis erforderlich wäre, um ein Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage herzustellen. Es ist anzumerken, dass die Inflationserwartungen bei unserer Berechnung des Silberwerts keine Rolle spielen."
Barrick Gold - zweitgrößter Goldproduzent, nahe 52 Wochenhoch, geographisch breit diversifiziert
Barrick Gold ist – hinter Newmount Gold - der zweitgrößte Goldproduzent der Welt (per Marktkapitalisierung). Das Unternehmen betreibet Goldmienen sowie Entwicklungsprojekte in über zehn verschiedenen Ländern auf dem amerikanischen Kontinent, in Afrika, in Papua-Neuguinea und in Saudi-Arabien. Darüber hinaus betreibt Barrick auch Kupfermienen. Die breit gestreute geographische Diversifizierung kann als sehr vorteilhaft betrachtet werden. Hauptsitz ist in Toronto. Barrick wird aktuell bei 29,12 USD gehandelt (nachbörslicher Stand am 14.08.2020) und befindet sich somit ca. 5% vom 52 Wochenhoch. Das Mark Minervini Template ist erfüllt. Die Aktie hat in 2020 gut 50% zugelegt, während der S&P lediglich gut 4% und der Goldminer ETF (GDX) gut 36% zulegt haben. Barrick Gold Aktien schossen am Freitag nachbörslich um +8% nach oben, nachdem die News von Berkshire´s Investment bekannt geworden waren.
Quelle: desk.traderfox.com
Barrick Gold - EK-Quote von 67%, relativ geringe Produktionskosten
Die Eigenkapitalquote per 31.12.2019 liegt bei 67%. Letzte Woche wurde bekannt gegeben, dass die Quartals-Dividende von aktuell 0,07 USD auf nun 0,08 USD angehoben wird (+14%), was einer Dividendenrendite von 1,19% p.a. entspricht. Während sich Newmounts Produktionskosten (sogenannte "all-in sustaining costs") in 2019 auf 966 USD je Feinunze beliefen, lagen diese bei Barrick bei nur 894 USD je Feinunze. Folglich hat Barrick im direkten Vergleich eine leicht bessere Gewinnmarge. Dies könnte ein Grund sein, warum Buffett und seine Manager sich für Barrick und gegen Newmount entschieden haben. Im Allgemeinen lässt sich anmerken, dass die Goldminenunternehmen aus der Vergangenheit gelernt haben. Denn sie haben die Goldpreis-Rallye genutzt, um Schulden abzubauen und Dividenden zu erhöhen, anstatt neue Projekte in die Wege zu leiten. Übrigens: Das Schöne an Goldminenbetreibern ist, dass sie überproportional stark von steigenden Goldpreisen profitieren. Nehmen wir an, ein Goldminenbetreiber hat Gesamtkosten in Höhe von 1500 USD und der Goldpreis wird zu 1700 USD per Feinunze gehandelt. Steigt die Feinunze nun auf 1900 USD (also lediglich um 200 USD), dann nimmt der Gewinn um 100% zu. Was für eine Hebelwirkung.
Quelle: https://aktie.traderfox.com/visualizations/CA0679011084/DI/barrick-gold-corp
Welche Strategie könnte Buffett mit seinem Gold-Investment verfolgen?
Berkshire Hathaway - wir wissen nicht, ob Buffett die Käufe getätigt hat oder ob es einer seiner beiden Manager gewesen ist - hat nun also bei einem Goldminenbetreiber zugeschlagen (und gleichzeitig seine Beteiligungen bei Bankwerten stark zurückgefahren, außer Bank of America). Es scheint, dass Buffett davon ausgeht, dass wir nachhaltig niedrige Zinssätze haben werden und die FED weiterhin die Notenpresse stark bedienen wird. Beides Mainstream-Ansichten. Aber Gold als Investment von einem hoch angesehenen Investor wie Buffett, der schon so einiges in seiner Investmentleben durchgemacht hat, sollte uns zu denken geben. Sieht das Oracle aus Omaha dunkle Wolken am Horizont, die der Durchschnittsinvestor (noch) nicht sieht? Wir sollten auf der Hut sein. Auch wissen wir (noch) nicht, ob Berkshire seit dem 30.06. weitere Goldkäufe getätigt hat. Außerdem könnte ich mir vorstellen, dass Buffett auch ein Silberinvestment (physisch oder in ein Silberminenbetreiber) ins Visier ziehen könnte. Denn erstens hat Buffett mit Silber bereits Erfahrung gesammelt. Zweitens hat Silber eine vielfältigere Anwendung als Gold, vor allem als Rohstoff für Chips, Fotographie, Leiterplatten, Photovoltaikzellen.
Was lässt sich abschließend sagen?
Berkshire Hathaway ist nun auch bei den Edelmetallen eingestiegen, indem Anteile an Barrick Gold gekauft wurden. Der beträchtliche Kursanstieg von Barrick Gold am Freitag nach Börsenschluss (+8%), könnte auf eine weitere Lawine an Fund Managern hindeuten, die nun verstärkt auf Gold setzen werden. In diesem Kontext hat Ray Dalio einmal gesagt, wenn man kein Gold besitzt, weiß man weder etwas von Geschichte noch Wirtschaft. Buffetts Goldinvestment sollte uns aber auch die Augen öffnen, was uns ggf. noch bevorsteht. Es warten spannende Zeiten auf uns.