Volkswagen, Porsche & Co.: Warum die Aktienkurse der deutsche Automobil- und Zulieferindustrie weiter im Rückwärtsgang fahren könnten
Aufklärung über Eigenpositionen: Diese Aktien aus dem Artikel halten TraderFox-Redakteure aktuell
Die Performance von Aktien aus dem deutschen Automobil- und Zulieferersektor lässt seit einigen Monaten sowie im Grunde genommen schon seit etlichen Jahren zu wünschen übrig. Das dokumentiert auch die Entwicklung des DAXsector All Automobile Index. TraderFox berichtet, was laut BCA Research dafür spricht, dass die Wertentwicklung der Aktien von Branchenvertretern wie Volkswagen. Porsche, Continental oder Schaeffler zumindest vorerst auch weiterhin zu wünschen übrig lassen könnte.
Nach einem sehr guten Lauf seit Ende September des Vorjahres hatte der DAX-Performance-Index Ende Juli 2023 noch ein neues Rekordhoch aufgestellt. Doch seitdem ist die Luft raus und aktuell droht der deutsche Aktienleitindex sogar unter den letztlich seit April vorherrschenden Seitwärtstrend zu fallen. Passiert das, wäre auch die 200-Tage-Durchschnittslinie unterschritten und ein negatives Chartsignal generiert.
Bereits deutlich schlechter als beim Dax sieht es momentan beim DAXsector All Automobile Index aus. Hier sind bereits Notierungen unter der 200-Tage-Durchschnittslinie zu konstatieren sowie auf Performance-Basis seit Mitte Juni ein Minus von 13,5%. Das heißt, dieser aus 23 Mitgliedern wie Volkswagen, Porsche, Mercedes-Benz oder BMW bestehende Index hat zuletzt deutlich schlechter abgeschnitten als der DAX. Der Blick auf den Chart zeigt auch, dass der Performance-Index bereits im Juni beim Jahreshoch von 281,30 Punkten am alten Rekordhoch auf Schlusskursbasis von 289,80 Zählern aus dem Jahr 2021 gescheitert war.
Wobei ansonsten auch ganz allgemein festzuhalten ist, dass DAXsector All Automobile Performance-Index selbst unter Einbeziehung von Dividenden aktuell nicht höher notiert als im März 2021 und sich auch seit einem im Jahr 2015 aufgestellten Zwischenhoch nur eine sehr moderate Wertentwicklung ergibt. Der Kursindex notiert sogar deutlich niedriger als vor gut acht Jahren, was wahrlich eine sehr magere Zwischenbilanz darstellt.
Deutsche Branchenvertreter mit sinkenden Marktanteilen
Geht es nach den Analysten von BCA Research, dann warten auf die Vertreter aus dem deutschen Automobil- und Zulieferersektor auch weiterhin einige Herausforderungen. Jedenfalls wittern die zuständigen Analysten anhaltenden Druck.
Eine große Sorge ist demnach die sich verändernde Dynamik des chinesischen Marktes und damit in eimem Land, das ein wichtiger Abnehmer deutscher Automobile ist. Die Daten des deutschen Automobilverbands VDA zeigen laut dem zitierten Finanzdienstleister einen Trend zu sinkenden Marktanteilen deutscher Hersteller in China. Der Marktanteil ist von 24,6 % im Jahr 2019 auf 19,1 % gesunken ((siehe nachfolgende Grafik unterer Teil).
Dieser Rückgang spiegele sich im Volumen der deutschen Fahrzeugexporte nach China wider, die im Vergleich zum Vorjahr um 5 % gesunken seien. Umgekehrt seien die deutschen Importe von Fahrzeugen aus China im Vergleich zum Vorjahr um 57 % angestiegen. Seit 2020 sei China zu einem Nettoexporteur von Fahrzeugen in den Rest der Welt geworden und habe seine Importe um 309.000 Einheiten übertroffen (siehe nachfolgende Grafik, oberer Teil). Dies deute auf eine Verdrängung der deutschen Fahrzeugindustrie auch in anderen Märkten hin.
Ifo-Index für Automobilproduktionsaufträge im Sturzflug
Aus einem Bericht des McKinsey Center for Future Mobility gehe außerdem hervor, dass die europäischen Automarken zwischen 2017 und 2022 einen Rückgang des weltweiten Marktanteils beim Verkauf von Personenkraftwagen um 11 % verzeichnen mussten. Derzeit hielten europäische Marken einen Anteil von 26 % an den weltweiten Verkäufen, während neue Marktteilnehmer im Segment der Elektrofahrzeuge (EV), die hauptsächlich aus chinesischen Marken bestehen, ihren Marktanteil seit 2017 um 900 % erhöht haben und nun 8 % der weltweiten Verkäufe ausmachen.
Da chinesische Fahrzeugmarken 45 % des Marktanteils in China ausmachten und der monatliche deutsche Ifo-Index für Automobilproduktionsaufträge bei -45 liege, was einem Rückgang von 102 Punkten gegenüber seinem Höchststand im Jahr 2020 entspreche, scheinen die Aussichten auf eine unmittelbare Belebung der chinesischen Importe von deutschen Fahrzeugen düster zu sei, so BCA Research. Historische Daten deuteten darauf hin, dass dies in der Regel zu einer Underperformance deutscher Automobil- und Zuliefereraktien im Vergleich zum breiteren deutschen Markt führe. Und Entwarnung mit Blick auf diese von BCA Research unterstellte Gefahr kann erst bei positiven Chartsignalen gegeben werden, die es momentan wie dargelegt in der deutschen Automobil- und Zulieferindustrie aber noch nicht wirklich gibt.