All about Small Caps – Ralph Wanger
Ralph Wanger wurde 1933 in Chicago, USA, geboren. Sein Studium machte er am altehrwürdigen Massachusetts Institute of Technology (MIT) und erhielt 1955 den Mastertitel verliehen. Nach dem Studium war er zunächst kurzzeitig im Versicherungsgeschäft tätig und wechselte 1960 das Metier. Er erhielt eine Anstellung als Aktienanalyst und später als Portfolio Manager bei Harris Associates in Chicago. 1977 wurde dann der Acorn Fund aufgesetzt und Wanger übernahm den Posten des Portfolio Managers sowie des Präsidenten. Das sollte sich auch bis zu seinem Renteneintritt 2003 nicht mehr ändern. Wangers Spitzenposition kam nicht von ungefähr; während seiner Zeit als Kopf des Fonds erwirtschaftete Acorn jährlich eine durchschnittliche Rendite von 16,3%, der S&P500 kam lediglich auf 12,1% pro Jahr.
Anlagestil
Wanger hatte vier goldene Regeln. 1. Investiere langfristig in kleine Unternehmen mit stabiler Finanzlage, gutem Management und einem verständlichen Geschäftsmodell. 2. Halte nach makroökonomischen Trends Ausschau, die über mehrere Jahre halten und für einige Unternehmen einen Wachstumstreiber darstellen. 3. Investiere Downstream, also in Unternehmen, die von einem Wachstumsmarkt profitieren, anstatt direkt in die Unternehmen des Marktes zu investieren. 4. kaufe stets die führenden Unternehmen einer Branche mit den größten Marktanteilen.
Eigenen Aussagen zufolge betrieb Wanger eine sehr intensive Recherchearbeit. Fester Bestandteil seines Ausleseprozesses war auch das Gespräch mit dem Management einer aussichtsreichen Firma. Anders wie einige seiner Kollegen fokussierte sich Wanger nicht nur auf US-amerikanische Unternehmen, sondern investierte bewusst in ausländische Firmen. Er sah zum einen außerhalb der US-Grenzen ein größeres Potenzial an zukünftigen Leadern und zum anderen hielt er die meisten Märkte für weniger effizient als den US-Markt, sodass er durch intensive Recherchearbeit einen Informationsvorsprung erarbeiten konnte, welcher sich in höhere Renditen wiederspiegelte. Des Weiteren argumentierte Wanger, dass Investitionen in ausländische Firmen eine Reduzierung des Währungsrisikos zur Folge haben und zu höheren Renditen bei geringerer Volatilität führen.
Ralph Wanger ist mit Leah Zell verheiratet, die Schwester des großen Investors Sam Zell. Außerdem ist Wanger Autor des Buches A Zebra in Lion Country.
Zitate
- "Wenn Du glaubst, dass du oder irgendjemand anders ein System hat, dass die Zukunft der Aktien voraussagen kann, dann geht dieser Witz auf Deine Kosten.”
- "Die Dinge haben sich nun einmal so verändert, dass die Strategie, die dich vor 30 Jahren erfolgreich gemacht hat, nicht mehr funktioniert. Ich denke, dass es sich lohnt, sich auf kleinere Unternehmen zu konzentrieren und so die Chancen zu erhöhen, auf der nächsten großen Erfolgswelle mit zu schwimmen."
- "Ein attraktives Investment muss positive Eigenschaften aufweisen, die 5 Jahre oder länger bestehen bleiben."
- "Seit Beginn der industriellen Revolution hat sich das Downstream-Investieren – Investieren in Unternehmen, die von der neuen Technologie profitieren anstatt in die Technologie-Unternehmen selbst zu investieren – als smartere Strategie erwiesen."
- "Zu erst bestimme ich Themen, die über die nächsten paar Jahre gespielt werden. Dann identifiziere ich Aktiengruppen, die diese Trends widerspiegeln."
- "Was ich nicht will sind "ich-auch-Unternehmen", die an fünfter oder sechster Stelle in ihrer Branche stehen, weil deren Gewinnmargen kaum so gut sein werden, wie die der Marktführer."
- "Stell dir vor, du hast einen exzentrischen Freund, der eine große Bank führt. Und dieser Freund bietet dir einen riesen Haufen Geld für 10% Zinsen an, mit welchem du alle Aktien des Unternehmens kaufen kannst, welches du gerade zum aktuellen Marktpreis beobachtest. Wenn du dann sagst 'Junge, das ist großartig! Gib mir den Kredit und ich werde es tun. Ich kündige meinen Job und führe dieses Unternehmen. Das ist ein grandioser Deal.', dann hast du wahrscheinlich eine gute Aktie."