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Heute möchte ich Ihnen einen Investor vorstellen, der es bei uns auf dem alten Kontinent nie zu großer Popularität gebracht hat, aber dennoch zu den ganz Großen zu zählen ist. Ein Überflieger, der es aus einfachen Verhältnissen zu einem Milliardenvermögen gebracht hat und eine nahezu überirdische jährliche Rendite von 30% erwirtschaftet(-e). Die Rede ist von Stanley Druckenmiller.

Stanley Freeman Druckenmiller wurde am 14. Juni 1953 in Pittsburgh als Sohn des Chemie-Ingenieurs Stanley Thomas und seiner Frau Anne Druckenmiller geboren. Bereits während seiner Grundschulzeit ließen sich seine Eltern scheiden, sodass er getrennt von seiner Mutter und seinen beiden Schwestern Helen und Salley aufwuchs. Seinen High-School-Abschluss machte Druckenmiller an der Collegiate School in Richmond, Virginia. Anfang der 1970er Jahre begann er dann ein Studium der Englischen Sprache und der Ökonomie am Bowdoin College in Brunswick. Um etwas Geld neben dem Studium zu verdienen, eröffnete er mit einem Geschäftspartner einen Hot-Dog-Stand auf dem Campus. Dieser Partner war kein Geringerer als Lawrence B. Lindsey, den später eine Karriere als politischer Berater von US-Präsident George W. Bush erwarten sollte. 1975 erhielt Druckenmiller seinen Bachelor-Abschluss. Es folgte ein Ph.D.-Programm in Okönomie an der Universität von Michigan, welches er allerdings bereits im ersten Jahr abbrach, um 1977 eine Trainee-Stelle als Ölanalyst bei der Pittsburgh National Bank anzunehmen.

Der steile Aufstieg

 Druckenmillers makroökonomisches Talent und sein damit einhergehendes Verständnis waren so stark ausgeprägt, dass er es binnen eines Jahres zum Chef der Research-Abteilung des Instituts brachte. 1981 wagte er dann den Schritt in die Teilselbstständigkeit und gründete den Hedge Fund Duquesne Capital. Seine Position bei der Pittsburgh National Bank füllte er weiterhin aus.

1985 wechselte Druckenmiller dann als Consultant zu Dreyfus nach New York. Um auch seinen Hedge Fund weiterhin zu managen, pendelte er fortan zwischen Pittsburgh und dem Big Apple und arbeitete jeweils zwei Tage die Woche in den beiden Großstädten. Auch hier war sein Aufstieg unaufhaltsam. Bereits 1986 wurde er der Kopf des Dreyfus Fund.

Der Erfolg des Stanley Druckenmiller schlug natürlich große Wellen in der Finanzbranche und sein Name wurde immer bekannter. 1988 nahm ein gewisser George Soros Kontakt zu ihm auf. Soros‘ rechte Hand, Victor Niederhoffer, kündigte seinen vorzeitigen Rückzug aus dem weltberühmten Quantum Fund an und der Starinvestor suchte einen würdigen Ersatz. Seine Wahl fiel auf Stanley Druckenmiller.

Quantum

Damit fiel der Startschuss für eine 12-jährige Erfolgsgeschichte. Druckenmiller und Soros ergänzten sich perfekt. Beide verfolgten einen Top-Down-Investmentansatz. Dabei setzten die beiden Investoren auf makroökonomische Entwicklungen. Sie bedienten sich einer Vielzahl von Instrumenten wie Aktien, Anleihen, Währungen, Rohstoffen, etc. Prinzipiell handelten die beiden alles, was sich traden ließ. Der Anlagehorizont ist dabei eher kurzfristig ausgerichtet und belief sich auf einige Tage bis hin zu wenigen Monaten. Ihr größter Clou war mit Sicherheit der "Bruch der Bank of England" im Jahre 1992. Druckenmiller und Soros wetteten dabei am sogenannten Black Wednesday, dem 16. September 1992, mehr als GBP 10 Mrd. auf eine Abwertung des Pfundes. Groß Britannien war nach dem Mauerfall 1990 dem Europäischen Währungssystem (EWS) beigetreten, womit die Landeswährung der Briten mittels eines Leitkurses an die sogenannte Europäische Währungseinheit (ECU) gebunden wurde. Somit konnte sich das Pfund nur in einer Schwankungsbreite von 4,5% bewegen.

Da die Bundesbank die Inflationsgefahr im eigenen Land durch die Wiedervereinigung bekämpfen musste, erhöhte sie den Leitzins. Die Briten mussten zähneknirschend folgen, da viele britische Hauskäufer zu dieser Zeit bereits Schwierigkeiten mit dem Bedienen ihrer Kreditzinsen hatten. Soros und Druckenmiller erkannten die missliche Lage für die Briten. Für sie gab es nur zwei Möglichkeiten: entweder müsse das Pfund gegenüber anderen europäischen Währungen abwerten oder Groß Britannien müsse aus dem EWS austreten. Und in beiden Fällen würde der Kurs des Pfundes einbrechen.

Die Bank of England wehrte sich nach Kräften und erhöhte an besagtem 16. September sogar nochmals das Zinsniveau von 10% auf 12%, um Investoren anzulocken. Doch das sollte alles nichts nützen. Der Druck auf das Pfund wurde immer stärker. Um 19.00 Uhr verkündete der britische Schatzkanzler Norman Lamont den Austritt Groß Britanniens aus dem EWS. Das Pfund war nun nicht mehr an andere Währungen gebunden und konnte frei floaten. In den folgenden Wochen verlor es 15% im Vergleich zur Deutschen Mark und sogar 25% gegenüber dem US-Dollar. Soros und Druckenmiller verdienten an diesem Mittwoch ca. GBP 1 Mrd.

Weitere Bekanntheit erlangte das Duo 1997 mit dem Shorten vieler Ostasiatischer Währungen, was einigen Experten zufolge als Katalysator oder gar als Auslöser der Asienkrise diente. In diesem Zusammenhang wurde sogar gegen Soros in Thailand polizeilich ermittelt, nachdem der Baht massiv an Wert einbüßen musste.

Allerdings gab es auch in der Karriere von Stanley Druckenmiller trübere Zeiten. So verspekulierte er sich Ende des letzten Jahrtausends in Technologie-Aktien, was letztlich im Jahr 2000 zur Trennung von Soros und dem Quantum Fund führte.

Duquesne

Für die nächste Dekade konzentrierte Druckenmiller seine ganzen Ressourcen auf seinen eigenen Hedge Fund. Bis zur Schließung des Funds für Investoren im Jahre 2010 hatte Druckenmiller nicht in einem einzigen Jahr eine negative Rendite erzielt. Durchschnittlich machte das Makro-Genie eine jährliche Performance von mehr als 30%. Ein beängstigender Wert. Seit 2010 managt er nur noch sein eigenes Kapital, was ebenfalls keine einfache Aufgabe sein dürfte. Druckenmiller wird nämlich lauf Forbes auf ein Vermögen von USD 4,7 Mrd. geschätzt. Übrigens stößt seine Portfolio-Zusammensetzung nach wie vor auf großes Interesse. Denn aufgrund der schieren Größe seines Kapitalstocks ist er gesetzlich dazu verpflichtet, quartalsweise sein Portfolio offenzulegen. Die Daten erhält man natürlich um weitere 3 Monate zeitversetzt, aber nichtsdestotrotz kann man diese Informationen im Netz käuflich erwerben. So hielt Druckenmiller im 3. Quartal 2016 größere Long-Positionen in Facebook, Wells Fargo, Microsoft oder Halliburton.

Stanley Druckenmiller scheint sich seiner gesellschaftlichen Verantwortung auch vollends bewusst zu sein. So wurde er beispielsweise 2009 zum "most charitable man" in den USA erklärt, nachdem er USD 705 Mio. an gemeinnützige Organisationen spendete. Außerdem ist er Chairman der Harlem Children’s Zone, einem gemeinnützigen Projekt in dem New Yorker Stadtteil. Außerdem ist er als großer Fan und Unterstützer der Pittsburgh Steelers bekannt.

In einem kürzlich erschienenen Interview berichtete Druckenmiller übrigens von seiner positiven Grundstimmung für den amerikanischen Aktienmarkt nach der Wahl von Donald Trump zu US-Präsidenten. Er begründete diese Haltung mit der umfassenden Macht der Republikaner, da sie nun sowohl das Unterhaus, den Senat als auch das Weiße Haus beherrschen. Somit besteht eine einmalige Chance, Steuerreformen durchzusetzen und für Deregulierung zu sorgen. Er bezifferte das mögliche Potenzial dieser Änderungen auf einen 4-prozentigen Wachstumsschub für die amerikanische Wirtschaft innerhalb der nächsten 18 Monate. Der bisherigen Kursentwicklung des Dow Jones bzw. des S&P500 zufolge scheint Druckenmiller auch hiermit richtig zu liegen.

Zitate

• "Ich habe es immer geliebt, Spiele zu spielen. Und Hand aufs Herz: Spekulieren ist ein großes Spiel. Du musst entscheidungsfreudig, aufgeschlossen, flexibel und konkurrenzfähig sein."
• "Alles in allem kann ich mir nicht vorstellen, dass Roboter und Automation eine utopische Welt kreieren können, wie ich sie mir als Kind vor 50 Jahren vorgestellt habe."
• "Mein Vorteil besteht teilweise aus meiner Stärke, die wirtschaftliche Entwicklung vorherzusagen. Aber das funktioniert nur in freien Märkten, wenn die Märkte klüger sind als die Menschen."
• "Wann immer ein Markt implodiert, befindet man sich bereits 6-12 Monate später in einer voll entfalteten Erholung."
• "Ich liebe es, von Kindern umgeben zu sein. Ich konnte nicht verstehen, warum all diese 70-Jährigen mit mir rumhängen wollten, als ich 27 war. Jetzt verstehe ich es, und ich versuche genauso die Energie zu stehlen, wie sie es damals bei mir gemacht haben."
• "Ich glaube, dass gute Investoren nicht wegen ihrem IQ so erfolgreich sind, sondern wegen ihrer Disziplin."
• "Was ich von George Soros lernte? Wenn man etwas sieht, dann muss man hoch wetten."
• "Ich musste lernen, dass man Recht haben kann und dennoch Geld in einem Markt verliert, und zwar wenn man zu stark gehebelt ist."
• "Der Weg zu langfristigen Erträgen verläuft über Kapitalerhalt und Home Runs."
• "Es geht nicht darum, ob du richtig oder falsch liegst. Es geht darum, wie viel du machst, wenn du richtig liegst und wie viel du verlierst, wenn du falsch liegst."
• "Soros lehrte mich, bis zum Äußersten zu gehen, wenn ich von etwas überzeugt bin. Es erfordert Mut, ein Schwein zu sein. Es erfordert Mut, auf einer hochgehebelten Erfolgswelle zu reiten."
• "Wenn man sich mit Hunden schlafen legt, wacht man mit Flöhen auf."
• "Schande ist ein großer Motivator."
• "Wenn wir den Markt nicht mögen, erhöhen wir nicht einfach unsere Cashbestände auf 20%. Wir gehen direkt Short."
• "So richtig Geld gewinnt oder verliert man mit der Entscheidung, ob man in einen Markt ein- oder aussteigen soll. Nicht mit Daytrading oder Spreadbetting."
• "Wenn man sich die größten Bullenmärkte des letzten Jahrhunderts anguckt, dann ist die beste Umgebung für Aktien eine öde, gebremste Konjunktur."
• "Es wäre toll gewesen, auf der Spitze auszusteigen, wie Michael Jordan. Aber ich habe meine Hand überstrapaziert."
• "Ich lernte sehr viel von Soros, aber nicht das, was ich erwartet hatte. Ich lernte nicht, was den Yen fallen oder steigen ließ. Soros‘ größte Fähigkeit war zu wissen, wie man einen Hebel richtig nutzt und wieviel Geld man in Anbetracht des Chance-Risiko-Verhältnisses und seiner Überzeugung setzt."
• "Sich über einen so langen Zeitraum mit dem Markt zu duellieren, bezahlt man menschlich mit einem hohen Preis."
• "Wir müssen mit diesem Financial-Engineering-Zeugs aufhören und mehr in die richtige Wirtschaft investieren. Wenn man Wachstum fördern möchte, dann denke ich, sind Zinssätze von 0% nicht die Antwort., da sie unerwünschte Nebeneffekte haben."
• "Eine tolle Sache in diesem Geschäft ist, dass ich für meinen Lebensunterhalt wette, und dass über die Märkte kanalisiere, anstatt über illegale Aktivitäten."
• "Wenn man sich die großen Investoren wie Warren Buffett, Carl Icahn oder Ken Langone anschaut, dann tendieren sie alle zu sehr, sehr konzentrierten Wetten. Sie sehen etwas, wetten drauf und setzen dabei Haus und Hof. Das wurde auch mein Ansatz."
• "Du brauchst keine 15 Aktien oder diese oder jene Währung im Portfolio. Es reicht, wenn du etwas siehst und darauf wettest. Denn das ist besser als 90% von dem, was du sonst zu deinem Portfolio zufügen würdest."