Boeing kämpft ums Überleben! 17.000 Stellen gefährdet, verzögerte Auslieferung des 777X, Mitarbeiterstreik und wohl höhere Verluste im 3. Quartal
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Boeing (BA) ist am Freitag, den 11. Oktober 2024, im nachbörslichen Handel um knapp 2 % gefallen, nachdem das Unternehmen Pläne bekannt gegeben hatte, seine gesamte Belegschaft um bis zu 10 % zu reduzieren und die erste Auslieferung seines 777X-Jets um ein Jahr nach hinten zu verschieben. Die vorläufig gemeldeten Einnahmen für das 3. Quartal lagen unter den Analystenschätzungen und Boeing kündigte an, dass es 5 Mrd. USD an Gewinnaufwendungen verbuchen werde.
"Unser Geschäft befindet sich in einer schwierigen Lage und die Herausforderungen, denen wir gemeinsam gegenüberstehen, können kaum überbewertet werden. Neben der Bewältigung unseres aktuellen Umfelds erfordert die Wiederherstellung unseres Unternehmens schwierige Entscheidungen und wir werden strukturelle Änderungen vornehmen müssen, um sicherzustellen, dass wir wettbewerbsfähig bleiben und unsere Kunden langfristig zufriedenstellen können. Wir müssen uns auf die Bereiche konzentrieren, die für uns von zentraler Bedeutung sind, anstatt uns auf zu viele Anstrengungen zu verteilen, die oft zu Unterleistung und Unterinvestition führen können", verkündete der neue CEO Kelly Ortberg in einem Memo an seine Mitarbeiter.
Boeing entlässt 10 % seiner Belegschaft
Zu den getroffenen Entscheidungen gehört die Entlassung von rund 17.000 Mitarbeitern oder 10 % der weltweiten Belegschaft. Laut dem Unternehmen handelt es sich dabei nicht um streikbedingte Zwangsurlaube. Es sind strukturelle Änderungen zur Senkung der Betriebskosten. Die Stellen- und Kostensenkungen sind die bislang dramatischsten Schritte von Ortberg, der seit etwas mehr als zwei Monaten seit dem 8. August 2024 an der Spitze des Unternehmens steht und Boeing nach Sicherheits- und Produktionskrisen, darunter einem beinahe katastrophalen Türverschlussbruch in der Luft Anfang des Jahres, wieder zu Stabilität führen soll.
Streik der Maschinisten geht in die fünfte Woche
Der seit vier Wochen anhaltende lähmende Streik der 33.000 Maschinisten an der US-Westküste ist eine weitere Herausforderung für Ortberg. Der Streik brachte die Produktion der Jets 737 MAX, 767 und 777 zum Erliegen und die Reserven des Unternehmens werden erschöpft. Ratingagenturen haben gewarnt, dass das Unternehmen Gefahr laufe, sein Investment-Grade-Rating zu verlieren, und Boeing hat in diesem Jahr bereits viel Geld verbrannt. Jeder weitere Monat soll laut Schätzungen der Wall Street Boeing weitere 1,5 Mrd. USD pro Monat kosten. Die Spannungen zwischen dem Hersteller und der International Association of Machinists and Aerospace Workers haben zugenommen und Boeing hat letzte Woche ein neues Vertragsangebot zurückgezogen.
Großraumflugzeug 777X auf 2026 verschoben und Typ 767 wird eingestellt
Ortberg kündigte außerdem an, die Markteinführung seines noch nicht zertifizierten Großraumflugzeuges 777X von 2025 auf 2026 zu verschieben. Das Flugzeug, das Kunden wie Lufthansa und Emirates hat und etwa 400 Passagiere befördern soll, ist 6 Jahre im Rückstand und im August legte Boeing die Testflotte des Flugzeugs still, nachdem bei den ersten Testflügen strukturelle Schäden an einem der Flugzeuge entdeckte worden waren.
Das Unternehmen wird auch die Produktion seines Frachtflugzeugs 767 einstellen. In diesem Jahr hat Boeing acht dieser Flugzeuge an FedEx und UPS ausgeliefert und wird laut eigenen Aussagen die verbleibenden 29 Bestellungen für die 767 erfüllen, bevor man sie 2027 auslaufen lässt. Die Gewerkschaft bezeichnete Boeings Ankündigung des Produktionsstopps der 767-Frachter am späten Freitag als "sehr beunruhigend" und kündigte an, die Auswirkungen zu prüfen.
Boeing rechnet mit Verlust von fast 10 USD pro Aktie im 3. Quartal
Boeing wird am 23. Oktober 2024 seine Ergebnisse für das 3. Quartal bekanntgeben. In einer separaten Pressemitteilung warnte man seine Investoren, dass man nun einen Quartalsumsatz von 17,8 Mrd. USD erwarte, was unter der Konsensschätzung der Analysten von 18,5 Mrd. USD liegt. Boeing geht von einem GAAP-Verlust pro Aktie von 9,97 USD und einem negativen operativen Cashflow von 1,3 Mrd. USD aus. Das Unternehmen rechnet mit Aufwendungen in Gesamthöhe von 5 Mrd. USD. Der Bereich Verkehrsflugzeuge wird bis zu 3 Mrd. USD im Zusammenhang mit den Programmen 777X und 767 verzeichnen und das Verteidigungsgeschäft wird knapp 2 Mrd. USD aufgrund der Programme T-7A, KC-46A, Commercial Crew und MQ-25 zu verbuchen haben.
Die Boeing-Aktie fiel seit Jahresbeginn um etwa 42 %. Die technischen Probleme mit seinen Flugzeugen, drohende Mitarbeiterentlassungen, der monatelange Streik der Maschinisten, Zeitverschiebungen des 777X und ein wahrscheinlich miserables 3. Quartalsergebnis. Boeing kämpft weiter damit, ein unglaublich schwieriges Jahr 2024 hinter sich zu lassen.