Mercedes Benz baut mit NVIDIA "das Smartphone auf Rädern"
Der weltälteste Automobilhersteller und ein 27 Jahre altes "Start-Up", das Grafikkarten für Spielekonsolen und Gaming-PCs produziert. Eine Kooperation zwischen diesen beiden Firmen wäre vor ein paar Jahren noch kaum vorstellbar gewesen. Der ein oder andere hätte vielleicht sogar gewitzelt und sich gefragt, warum Mercedes Benz zusammen mit NVIDIA eine Spielekonsole auf den Markt bringen will.
Die Zeiten haben sich jedoch geändert und Mobilität heißt inzwischen auch Konnektivität und Automatisierung. Die Gegenwart der Automobilindustrie könnte nicht weiter von einem Zitat des legendären Enzo Ferrari entfernt sein. Dieser sagte einmal, er verkaufe keine Autos. Er verkaufe Motoren. Den Rest würde er für umsonst dazugeben. In einem heutigen Automobil ist es fast anders herum. 40 % der Kosten eines Neuwagens im Jahre 2020 sind nach Deloitte, Kosten für Elektronik und Computer. Der Motor macht inzwischen nur noch zwischen 10 und 20 % des gesamten Preises eines Neuwagens aus. Bis 2030 werden 45 % der Kosten eines Neuwagens Elektronik sein. Im Jahr 2000 lag dieser Wert noch bei 18 %. Die Gründe dafür sind klar: Sitzheizungen, integrierte Navigation, und 360° Kamerasysteme sorgen für diese Entwicklung. An dieser Stelle ist aber nicht Halt. Fahrerassistenzsysteme sind schon lange in den neusten Modellen verschiedener großer Marken verbaut und dank Bluetooth, Touchscreens, und Multimedia sind moderne Autos inzwischen fast Smartphones auf Rädern geworden.
Das Smartphone auf Rädern
Mercedes arbeitet schon seit fünf Jahren eng mit NVIDIA zusammen. Das Unternehmen aus Kalifornien half den Schwaben dabei das hauseigene Betriebssystem MBUX (Mercedes-Benz User Experience) zu entwickeln. Mit der neuen Kooperation wird an diesen Punkt angeknüpft und es soll ein neues integriertes System entstehen, dass dem Smartphone, in Sachen Konnektivität, in nichts nachstehen wird. Mit dem neuen System, namens DRIVE AGX Orin wird Computing-Power, wie es sie noch nie gab in einem Auto möglich gemacht. Dank regelmäßiger Updates wird sich laut NVIDIAs CEO Jensen Huang unsere Definition eines Automobils verändern. Das neue Fahrzeug wird nicht mehr bei seiner Auslieferung am besten sein, sondern verbessert sich über die Jahre nach dem Kauf ständig. Durch das zeitlose Design und die Langlebigkeit der Fahrzeuge von Mercedes hat NVIDIA einen starken Partner gefunden und es entwickeln sich neue Dynamiken am Markt.
Ein neues Business-Modell
Lange war es so: Kunden kauften ein Auto und Mercedes realisierte Umsatz und Gewinn. Abgesehen von Service und Werkstattgebühren war dies der einzige Weg für das Unternehmen Profite zu erwirtschaften. Inzwischen können Hersteller mittels Leasings, Umsätze dynamischer und über einen Längeren Zeitraum generieren. In der Zukunft wären nach Daimler CEO Ola Källenius auch auf Abonnements basierende Dienste eine Möglichkeit, die selbst lange nach dem Verkauf eines Wagens Umsätze für das Unternehmen erzielen werden. Schon jetzt kann man, durch den in MBUX integrierten App-Store neue Dienste hinzufügen und nachkaufen, um sein Fahrzeug zu verbessern.
Ein Blick auf die Konkurrenz
Natürlich sind alle anderen Automobilhersteller schon längst ebenso in die Entwicklung von immer besser werdenden Sicherheitstechniken und Automatisierungsmöglichkeiten involviert. Audi und damit die VW-Gruppe haben ebenfalls Kooperationen mit NVIDIA, jedoch ist keine so tiefgreifend und fundamental, wie die jetzt zwischen Daimler und dem IT-Unternehmen angekündigte. Sie geht sogar so tief, dass Daimler seine Kooperation mit BMW, zur Entwicklung von automatisierten Systemen, eingestellt hat. Der Elefant im Raum ist und bleibt aber Tesla. Kein anderes Unternehmen prägte und nahm technologischen Fortschritt in Anspruch, wie die von Elon Musk gegründete Firma. Tesla war der erste Automobilproduzent, der seine Produkte mit dem Internet verknüpfen konnte, um Updates direkt auf den Fahrzeugen zu installieren. Ebenso ist das Unternehmen Vorreiter im autonomen Fahren. Jedoch plagen Tesla trotz der hohen Marktkapitalisierung und seinen technischen Leistungen fundamentale Probleme. Außerdem ist die Differenz zu seinen Mitstreitern im Markt in Sachen Technologie lange nicht mehr so groß wie so zum Beispiel fünf Jahren war.
Fazit
Autonomes Fahren ist nicht nur die Zukunft, weil es vermutlich sicherer sein wird. Autonomes Fahren ist auch die Zukunft, weil es Konsumenten ein besseres Erlebnis bieten wird. Daimler und NVIDIA sind beides Experten, wenn es darum geht, den Kunden einen Mehrwert zu bieten. Beide Firmen sind Innovationsführer auf ihrem Gebiet, deshalb ja auch die Kooperation. Daimler ist in dieser oder zum Teil in anderer Form seit fast als 130 Jahren an der Spitze der Automobilwelt und konnte sich über Krisen und Täler immer als führend positionieren. Es wird noch bis 2024 dauern bis die neue Technik auf den Markt kommt. Investoren können also erste Prototypen und weitere Tech-Demos abwarten bevor sie investieren.