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Der Holz-Import in die EU wird teurer - Nordamerika kann sich freuen!

Liebe Leser,

und schon wieder fange ich meine Trendanalyse mit den Worten an, dass der aufgeflammte Ukraine-Konflikt das globale geopolitische und wirtschaftliche Gleichgewicht gestört hat. Die Folge davon ist die enorme Umverteilung und Neuordnung der Handelsgüter- und Kapitalströme. Der größte temporäre Verlierer dieser Situation (außer RF und UA) ist die Europäische Union. Grund dafür sind u.a. massive Sanktionen, die Europa gegen die RF eingeführt hat in Kombination mit der enormen Abhängigkeit von russischen Rochstoffen, auf die man ganz einfach nicht verzichten kann, ohne dabei die eigene europäische Wirtschaft zu zerstören. Dazu gehören Öl, Gas, Kohle, landwirtschaftliche Produkte, Düngermittel, Holz etc. Um das Alles zu substituieren und neue RF-unabhängige Lieferketten aufzubauen, wird es mehrere Jahre in Anspruch nehmen und Milliarden-hohe Investments erfordern.

Link:  https://viz.traderfox.com/peer-group-tabelle/US9621661043/LS/weyerhaeuser-co/aktien-65056-7871744-21521-8631581-65057-7872092-5263651-63523-4864860-4865035-12139798-63500

Bis es aber so weit ist, ist Europa auf Hilfe seiner westlichen Handelspartner wie Nordamerika stark angewiesen, denn nur sie verfügen über benötigte Ressourcen und wären in der Lage, unseren Bedarf wenigsten teilweise zu decken, da die volle Substitution zumindest in den kommenden 12 Monaten und bei anderen Ressourcen innerhalb der nächsten 2-3+ Jahren ganz einfach unmöglich ist. Und da die EU-Nachfrage das Nordamerika-Angebot demnächst massiv übersteigen wird, dürften die Preise hoch bleiben und dies mündet schließlich in eine deutlich höhere Profitabilität der Nordamerikanischer Industriebetriebe. Explizit geht es heute um die These, dass US-amerikanische und kanadische Holzbetriebe in den kommenden Jahren sowohl mit besseren Umsätzen als auch höheren Lumber-Preisen rechnen können, da sie vermutlich anfangen werden, ihre Holzexporte auszubauen und vermehrt nach Europa umzuleiten.

Die aufgestellte These ist umso plausibler, wenn man bedenkt, dass Europa Holz- und Holzprodukte nicht nur in Russland kauft, sondern auch aus der Ukraine und Belarus bezieht. Und so gilt nun die Annahme, dass solange der Ukraine-Konflikt nicht vorbei sein wird, fallen alle drei Länder als wichtige EU-Holz-Lieferanten zum größten Teil weg. Und um diese Problematik zu verdeutlichen, nehmen wir Deutschland als Beispiel. Im Jahr 2021 importierte Deutschland rund 5,2 Mio. m3 Nadelschnittholz. Etwa 14 % davon kamen aus Russland. Die Einfuhren aus Belarus beliefen sich auf 7 % und aus der Ukraine wurden 3 % nach Deutschland importiert. Insgesamt stammen damit 24 % oder 1,24 Mio. m3 der deutschen Nadelschnittholzimporte des vergangenen Jahres aus den drei Ländern. Ähnlich ist die Situation in Italien und Co. Doch deutlich schlimmer ist die Situation bei den Baltikum-Staaten wie ES, LI, und LA, denn ihr Importanteil des RF/UA/BL-Holz liegt bei rund 75 %.

Wie man also sehen kann, ist es schon eine lukrative Nische, die potenziell frei werden könnte und wohin die nordamerikanische Holzindustrie in den nächsten Jahren vermutlich reinschlupfen wird. Und so gelangen wir auch zu der Hautannahme, dass der Ukraine-Konflikt potenziell auch eine wachstumstreibende Wirkung auf nordamerikanische Holzbetriebe haben könnte. Zumindest sind hier die Chancen groß, dass der Ukraine-Faktor die ohnehin steigende Nachfrage nach Holz in den kommenden Jahren mitankurbeln wird. Grund dafür ist u.a. die Kombination aus pandemiebedingten Engpässen und einer schnell steigenden Nachfrage, die noch vor dem Ukraine-Konflikt eine katalysatorische Wirkung auf den Holz-Preis hatte.

 

Explizit zu erwähnen wäre hier der Grund der Engpässe, denn dieser hat einen fundamentalen Charakter und lässt sich auf keinen Fall schnell eliminieren, was insgesamt die mittelfristige Story der weiterhin hohen, oder im Best Case sogar steigenden Holzpreisen begründet: Wie in den meisten Sektoren mussten viele Holzunternehmen aufgrund der COVID-Pandemie viele Arbeitskräfte entlassen, die Produktion stark runterfahren und so wurden bspw. seit dem COVID-Outbreak in den USA bis April 2021 etwa 40 % aller Sägewerke in Nordamerika geschlossen.

Das offensichtliche Problem war jedoch die Tatsache, dass die Holznachfrage in diesem Zeitraum enorm nach oben geschnellt war. Grund dafür war das niedrige Zinsniveau und zunehmenden Inflationsängste, was letztendlich in Bauboom und einer sehr schnellen Erholung des Immobilienmarkts mündete. Viele Amerikaner, die zusätzlich COVID-Hilfspakete bekommen haben, entschieden sich das günstige Zins-Momentum zu nutzen und das u.a. während der Pandemie eingesparte Geld in den Kauf eines Hauses zu investieren. Gleichzeitig explodierte in diesem Zeitraum auch die Anzahl von neuen Baugenehmigungen, was die Hausbau-Industrie noch mehr in Schwung brachte und folglich die Nachfrage nach Holz - als Baumaterial noch mehr katalysierte.

Aktuell kommt der Holz-Sektor immer besser in Schwung, doch es wird noch eine ganze Weile dauern, bis man die Nachfrage endlich voll bedienen kann. Zumal die Auslastung der Sägewerke nach wie vor sehr gering bleibt. Dazu kommt auch der völlig verständliche Wunsch vieler Holz-Konzerne, maximal viel aus so einer unikalen Situation rauszuholen. Und somit ist es sehr wahrscheinlich, dass sie in der absehbaren Zeit nicht wirklich dazu veranlagt sind, das Angebot schnell und um jeden Preis nach oben zu fahren, da sie eben bei höheren Holz-Preisen deutlich mehr Gewinne realisieren. Und daher wäre es sehr gut möglich, dass der Holz-Preis mittelfristig sich zumindest auf einem hohen Niveau einpendeln wird, oder aufgrund steigender EU-Nachfrage sogar weiter in die Höhe schnellt.

Genau das ist der Grund, wieso die Aktien von Holz-Konzernen eine sehr gute und plausible Story-Möglichkeit bieten, um von dieser temporären Holz-Knappheit-Situation in Kombination mit der steigenden Holzknappheit explizit in der EU zu profitieren. Und das ganz abgesehen davon, dass mit dem endlichen Anlauf des globalen US-Infrastruktur-Erneuerungsprogramms die Holz-Nahfrage-Story einen zusätzlichen Wachstumsimpuls bekommen könnte. Dazu kommt die Annahme, dass die USA in den kommenden Jahren nicht nur die Infrastruktur erneuern werden, sondern auch ihre Industrie massiv ausbauen. Dies wird zunächst typischerweise die Nachfrage nach Beton und Stahl in die Höhe treiben, doch dann wird man auch auf Holz und Holzprodukte umswitchen, die bei Fertigstellung zahlreicher Infrastrukturobjekte sowohl beim Rohbau als auch für Ausstattung der Innenräume benötigt werden.

Und so haben wir eine sehr spannende Situation, wo die enorm hohe Nachfrage u. A. in der EU auf sehr begrenzte Ressourcen (Holz) trifft, was letztendlich zum erneuten überproportional hohen Anstieg der jeweiligen Preise führen könnte.

Typische Profiteure dieser Entwicklung sind logischerweise Konzerne, die sich mit der Herstellung und dem Vertrieb verschiedenen Holzprodukte beschäftigen und einer von denen ist Weyerhaeuser (WY). Das Unternehmen ist eines der größten Forstprodukte-Unternehmen der Welt, das in der Pflanzung, Abholzung und Verarbeitung von Holz aktiv ist. Die Gesellschaft bewirtschaftet eigenes und gepachtetes Waldland vorwiegend in den USA und in Kanada und produziert darüber hinaus zahlreiche Holzprodukte. Weyerhaeuser ist in nahezu jedem Aspekt der Holzindustrie aktiv: vom Pflanzen über das Ernten und den Handels des Rohstoffes bis hin zur Herstellung von Endprodukten wie Sperrholzprodukte, Spanplatten (OSB) oder Bau- und Konstruktionsholz. Es besitzt mehr als 11 Millionen Hektar Waldfläche in den Vereinigten Staaten und verwaltet weitere 14 Millionen Hektar unter langfristigen Lizenzen in Kanada. Geographisch verteilt sich die Waldfläche auf die Vereinigten Staaten: 55 % im Westen; 44 % im Süden und 1 % im Norden. In den USA werden derzeit 35 Holzfabriken betrieben.



Ähnlich ist die Story rund um die Aktie von West Fraser Timber (WFG). Der Konzern ist der nordamerikanische Leader bei der Herstellung von Holz und Grobspannplatten (OSB). Sonst ist es ein stark diversifiziertes Holzprodukteunternehmen, das auf rund 60 Fabriken in Kanada Holz, Platten, Zellstoff und Papier produziert und verkauft. Im Angebot ist das komplette Universum: Produkte aus Fichten-Kiefer-Tanne, Douglasie-Lärche, Hem-Fir-Baum und gelbe Kiefer Holz. Zudem kommen Holzprodukte wie Faserplatten und Sperrholz; laminierte Furnierholzholzprodukte; Kraftzellstoff zur Herstellung verschiedener Papierprodukte, einschließlich Druck- und Schreibpapier, Spezialqualitäten. Und genau in diesem Segment (Holzprodukte) sollte der anhaltende Bauboom weiterhin für eine sehr hohe Nachfrage sorgen.



UFP Industries (UFPI), ehemals Universal Forest entwickelt, produziert und vertreibt Holz und Holzalternative Produkte in Nordamerika, Europa, Asien und Australien. Das Unternehmen ist ein Anbieter von holzbasierten Produkten. Das fängt bei dekorativen Elementen für Büros und Wohnungen an, geht über Holzhaus-Konstruktionen, Brücken bis hin zu Holzverkleidungen für Terrassen. Von einem wachsenden Interesse an ökologischen Bauprodukten, wie Holz, kann das Unternehmen in den kommenden Jahren ebenfalls stark profitieren. Mit rund 170 Standorten weltweit ist UFP Industries in der Lage schnell auf die Kundenanforderungen zu reagieren und sie mit den benötigten Materialien ggf. über Tochtergesellschaften zu beliefern. Der größte Nachfrageaufschwung wird hier jedoch vom boomenden US-Bau-Markt erwartet.



Interessant ist auch die Aktie von Louisiana-Pacific Corp. (LPX). Das Unternehmen ist ein US-Hersteller von Baumaterialien und verschiedenen Bau- und Konstruktionsprodukten aus Holz. Der Hauptabsatzmarkt ist die USA, der Konzern ist aber auch in Brasilien und Chile aktiv. Die Produkte werden hauptsächlich im Neubau, für Reparatur- und Renovierungsarbeiten sowie für Fertighauskonstruktionen verwendet. Die Gesellschaft besitzt Waldgebiete im Süden der USA und verwaltet weitere 2 Mio. qkm in Kanada. Zu den Hauptprodukten von Louisiana-Pacific gehören bspw. Grobspanplatten und Spanstreifenhölzer, welche in ganz Nord- und Südamerika verkauft werden. Dabei ist der Konzern schon mehr als 40 Jahren auf dem Markt aktiv.



Watchlist-reif wäre auch das Unternehmen Simpson Manufacturing (SSD). Dies ist ebenfalls ein Hersteller von Holzbauprodukten. Das Unternehmen bietet Verbinder, Fachwerkplatten, Befestigungssysteme, Befestigungselemente, vorgefertigte Seitensysteme, Betonbauprodukte, Klebstoffe, mechanische Anker, Hartmetallbohrer, pulverbetätigte Werkzeuge und faserverstärkte Materialien an. Simpson Manufacturing vermarktet seine Produkte auf den Märkten für Wohn-, Leichtindustrie- und Gewerbebauten sowie auf den Märkten für Umbau und Heimwerker und kann daher ebenfalls vom laufenden Bauboom, aber auch von dem angelaufenen gesellschaftlichen Umschwung Richtung nachhaltiger, ökologischer Baustoffe profitieren.



Abschließend lässt sich erwähnen, dass man vor dem Hintergrund des boomenden US-Bau-Markts, einer steigenden Nachfrage u.a. auch in der  EU nach Holz-Produkten, aber auch aufgrund steigender Holzpreise auch weitere Aktien im Blick haben sollte. Dazu gehören Konzerne wie 

  • PotlatchDeltic (PCH) - besitzt genauso wie Weyerhaeuser nicht nur Fabriken und Waldgebiete, sondern auch die Sägewerke. 
  • Boise Cascade (BCC) - stellt Holzprodukte her und vertreibt Baustoffe in den USA und Kanada. Die Gesellschaft ist in zwei Segmenten tätig, Holzprodukte und Baustoffvertrieb. Das Segment Holzprodukte stellt laminiertes Furnierholz und laminierte Balken her, die bei Bau und Renovierung von Wohnungen und Häusern verwendet werden.
  • Und Schließlich Rayonier (RYN). Das Unternehmen ist ein führender US-amerikanischer REIT mit Fokus auf Vermietung und Verwaltung von Waldgebieten.

Favorisiert werden derzeit großkapitalisierte Konzerne, wie  WY, SSD, UFPI und Co., die auf Basis bekannter Multiplikatoren, wie KGV / KUV etc. (s. Liste) eine günstige Bewertung, bei einer angeschlagenen charttechnischen Situation vorweisen können. Denn genau hier ergibt sich unter der Annahme eines weiterhin hohen oder sogar steigenden Holzpreises ein deutlich besseres CRV. Sollte man sich jedoch nicht auf Stock-Picking konzentrieren, so wäre auch die globale Holz-ETF wie iShares Global Timber & Forestry ETF (WOOD) eine durchaus interessante Alternative, um den Holz-Trend zu spielen.



Viel Erfolg und bleiben Sie Profitabel!

Verantwortlicher Redakteur Kulikov Leonid: keine Eigenpositionen.

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