Goldman sagt: Die europäische Version von Magnificent 7 wird aktuell mit einem Rabatt von 30 % gehandelt!
Liebe Leser,
genau wie die USA verfügt auch Europa über eine eigene Gruppe von sog. Magnificent-Aktien. Goldman bezeichnet sie als GRANOLAS. Diese Abbreviatur steht für die elf größten europäischen Unternehmen nach Marktkapitalisierung, darunter GSK, Roche, ASML, Nestlé, Novartis, Novo Nordisk, L'Oreal, LVMH, AstraZeneca, SAP und Sanofi. Die GRANOLAS machen etwa ein Viertel der Marktkapitalisierung des STOXX 600 aus, ein Anteil, der mit dem Gesamtgewicht der Sektoren Energie, Grundstoffe, Finanzen und Autos vergleichbar ist. "Aus europäischer Sicht entfielen 60 % aller Zuwächse im vergangenen Jahr auf die GRANOLAS. Und sie sind ein großer Teil des Grundes, warum sich europäische Aktien trotz der schwachen inländischen BIP-Performance gut entwickelt haben", so die Analysten.
Goldman ist von GRANOLAS Wachstumspotenzial überzeugt
Die Goldman-Analysten sind auf die GRANOLAS-Aktien aufmerksam geworden, weil sie davon ausgehen, dass diese Stock-Gruppe im aktuellen Entwicklungszyklus mit einem signifikanten Abschlag im Vergleich zu den in den in den USA ansässigen Magnificent 7 gehandelt werden. Grund dafür ist die Kombination aus der aktuellen Kursperformance und des weiterhin vorhandenen Wachstumspotenzial dieser Unternehmen. "Die GRANOLAs weisen Qualitäten auf, von denen wir erwarten, dass sie in diesem Zyklus vorherrschen werden: explizit sind es ein starkes Gewinnwachstum, geringe Volatilität, hohe und stabile Margen und starke Bilanzen", so die Motivation der experten. Gleichzeitig gehen sie davon aus, dass GRANOLAS vom anhaltenden Übergang zu passiven Anlagestrategien und den aktuellen Liquiditätsproblemen am europäischen Aktienmarkt profitieren werden.
Die Bewertung sieht attraktiv aus
Was die Bewertung von GRANOLAS angeht, so liegt man mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von rund 20 am oberen Ende der Bewertungsspanne. Wobei dieser Aufschlag eher für wachstumsorientierte Unternehmen erwartet wird. Im direkten Vergleich zu Magnificent 7, die im durchschnitt ein KGV von rund 30 haben, sind GRANOLAS also rund 30 % günstiger. Diese Größe ist zwar relativ und mag weniger überzeigen, doch wenn man davon ausgeht, dass die globale Weltwirtschaft kurz vor dem Anfang einer neuen Wachstumsphase (voraussichtlich in 1-3 Jahren) steht, die schon mit der Zinssenkung eingeläutet werden könnte, dann haben die GRANOLAS-Aktien im Vergleich zu Magnificent 7 ein deutlich besseres Kurspotenzial.
GRANOLAS-Wachstum geht weiter
"Der Konsens erwartet ein anhaltend starkes Wachstum dieser Unternehmen in den kommenden Jahren, mit einer jährlichen Umsatzsteigerung von 7 % bis 2025 für die GRANOLAS und weniger als 2 % für den Markt ohne GRANOLAS." Dies deutet darauf hin, dass die GRANOLAS in den kommenden Jahren voraussichtlich fast das gesamte Umsatzwachstum des STOXX 600 in Europa generieren werden. Diese Expansion wird wahrscheinlich von Unternehmen mit hohen Eintrittsbarrieren (Burggrabencharakter), starken Bilanzen und erheblichen Reinvestitionen in Forschung und Entwicklung sowie Wachstumsinvestitionen unterstützt, die die Investitionsmuster der Magnificent 7 widerspiegeln, so das Goldman-Experten-Team. Und dies darf man nicht ignorieren. Aus diesem Grund werden wir uns im aktuellen Update kurz die GRANOLAS Unternehmen, samt ihrer Wachstumstreiber anschauen.
https://viz.traderfox.com/peer-group-tabelle/FR0000120578/EI/sanofi-sa/aktien-22303-424424-24862438-21931-388309-8584578-387017-1622859-387185-21934
ASML ist ein Top-Profiteur der steigenden Chipnachfrage
Neue Trends der digitalen Welt wie z.B. KI und das vernetzte Auto erfordern eine Menge leistungsstarker Chips, die aber erst noch gefertigt werden müssen. Profiteure dieser Tendenz sind primär Equipment-Hersteller wie ASML, die sich auf die Entwicklung fortschrittlicher Halbleiterausrüstungssysteme für Lithographie, Messtechnik und Inspektion spezialisieren.
LVMH ist ein Top-Profiteur des Luxus-Trends
Das französische Unternehmen ist eines der größten Luxuskonzerne der Welt. Wachstumstreiber sind hier einerseits der Wunsch nach Luxus und andererseits der globale Konsumtred und der kontinuierlich steigende Wohlstand. Kurzfristige Impulse werden hier v.a. vom Aufleben des Konsumtrends in China erwartet. Einen unerwartet positiven Effekt dürfte auch die Sommerolympiade in Paris 2024 beisteuern, wo LVMH voraussichtlich ein sehr einfaches Heimspiel haben wird.
L’Oréal ist der Beauty-Experte mit Luxus-Touch
Dies sieht man u.a. an der Entwicklung der L’Oréal Luxe Sparte, die sich im vergangenen Jahr zum Marktführer (nach Sales) im Bereich Luxury Beauty entwickelt hat. Was hier aktuell noch fehlt, ist eine bessere Performance in Nordasien und eine bessere Konsumdynamik in China. Erst mit der wirtschaftlichen Stabilisierung der Region wäre das bessere Wachstum auch bei L’Oréal möglich. Zumal andere Regionen wie Lateinamerika, Europa und Nordamerika mittlerweile Erholungstendenzen zeigen.
SAP ist der europäische Profiteur des digitalen Zeitalters
Neben den starken Aussichten im Kerngeschäft mit betriebswirtschaftlicher Standard-Software verfügt das europäische Technologieunternehmen vor allem im Zukunftsmarkt KI über starke Wachstumsaussichten. Der Konzern hat auch seinen eigenen KI-Assistenten Joule entwickelt, um bei der Gestaltung der KI-landschaft ganz vorne mitzumischen. Damit sollte SAP massiv von der zu erwartenden Investitionswelle vieler Unternehmenskunden im Bereich Digitalisierung profitieren, zumal die Experten von Gartner hier in 2024 von einem weltweiten Anstieg der weltweiten IT-Ausgaben um 6,8 % ausgehen.
Novo-Nordisk – der Wunsch nach einer schlanken Figur ist NVOs Wachstumstreiber
Der dänische Pharmakonzern kann derzeit vom Absatzerfolg beim Adipositas-Blockbuster Wegovy profitieren, wobei man im abgelaufenen Fiskaljahr einen operativen Gewinnsprung von 44 % vorzuweisen hatte. Da man die Produktionskapazitäten Wegovy auch dank der Übernahme von drei Produktions-Niederlassungen des US-Auftragsfertigers Catalent weiter konsequent ausbaut, sollte man die weiter anziehende Nachfrage bei Wegovy und anderen GLP-I-Medikamenten wie Ozempic bedienen können.
Sanofi verfügt über einige Medikamente mit Blockbuster-Charakter
Der französische Pharmamulti verfügt mit dem für die Behandlung von Asthma und Neurodermitis zugelassenen Medikament Dupixient über einen Blockbuster. Dazu kommt eine sehr starke Pipeline im Immunologiebereich, was das langfristige Wachstum unterstützen dürfte. Doch zunächst erhoffen sich die Experten im Fall Dupixient eine Zulassungserweiterung zur Behandlung der chronischen Lungenerkrankung COPD, was für frische Impulse sorgen könnte. Hier hatte Sanofi zuletzt vielversprechende Daten einer klinischen Phase-III-Studie vorgelegt, wobei Dupixent eine signifikante Verringerung der Exazerbationen zeigte, was zu einer schnellen und deutlichen Verbesserung der Lungenfunktion geführt hatte.
AstraZeneca verzeichnet weitere Forschungserfolge
Der Konzern hat am 19. Februar neue Meilensteine für sein Blockbuster-Lungenkrebsmedikament Tagrisso erreicht und sich die erweiterte behördliche Zulassung für eine Chemotherapie-Kombination und positive Ergebnisse in der Phase III gesichert. Lungenkrebs ist weltweit die häufigste krebsbedingte Todesursache und entspricht etwa einem Fünftel der Krebssterblichkeit bei Männern und Frauen. Die FDA genehmigte nun die Verwendung von Tagrisso in Kombination mit einer Chemotherapie zur Behandlung von Erwachsenen. Die positive behördliche Entscheidung folgt auf eine vorrangige Prüfung des ergänzenden Zulassungsantrags des Unternehmens im Oktober 2023.
Auch Novartis und Roche Holding können Forschungserfolge vermelden
Beide Unternehmen gaben am 16. Februar bekannt, dass die US-amerikanische Food and Drug Administration (FDA) ihre Xolair-Behandlung zugelassen hat, um allergische Reaktionen nach dem Kontakt mit einem oder mehreren Lebensmitteln zu reduzieren. Xolair, ein verschreibungspflichtiges biologisches Arzneimittel, das als Injektion verabreicht wird. Die FDA-Zulassung basiert auf positiven Daten aus der Phase-3-Studie OUtMATCH, in der Xolair bei Patienten im Alter von 1 bis 55 Jahren untersucht wurde, die allergisch gegen Erdnüsse und mindestens zwei weitere Lebensmittelallergene wie Milch, Ei, Weizen, Cashewnüsse, Haselnüsse und Walnüsse sind.
Nestle ist der weltgrößte Nahrungsmittelkonzern
Doch aktuell leidet der Konzern weiterhin unter globalen Konsumschwäche, die u.a. durch höhere Inflation verursacht wird. Aus diesem Grund entschied sich das Unternehmen im vergangenen Jahr für eine Portfoliobereinigung und bei einer gleichzeitigen Preiserhöhung, was zur Verbesserung der Profitabilität führte. Was man hier jedoch für Aufschwung bräuchte, wäre eben eine globale Wirtschaftsstabilisierung und im Best Case -erholung, sodass auch der globale Konsumtrend seine volle Stärke endlich entfalten könnte. Bis dahin ist es eher der gute Produktmix bei erhöhten Preisen, die Nestele eine stabile Entwicklung garantieren.
GSK (ehem. GlaxoSmithKline) ist ebenfalls profitabler geworden
Der Aktienkurs des britischen Pharmakonzerns hat zuletzt dank starker Quartalszahlen und eines überraschend guten Ausblicks deutlich zugelegt. Zudem wolle der Pharmakonzern 2024 die Gewinne erneut stärker steigern als den Umsatz, was insgesamt als sehr positiv empfunden wird. Als aktueller Wachstumstreiber fungiert hier derzeit wohl die weiterhin starke Nachfrage insbesondere nach Impfstoffen und HIV-Medikamenten. Das derzeitige Impfstoff-Kronjuwel von GSK ist Shingrix gegen Gürtelrose, wobei man hier v.a. eine Expansion Richtung China und andere Emerging Markets anstrebt.
Abschließend ist es zu erwähnen, dass man im Fall europäischer Aktien weiterhin primär auf die Entwicklung der europäischen Wirtschaft schauen sollte. Gleichzeitig ist es auch wichtig die Wirtschaftsentwicklung in China im Auge zu behalten, denn sehr viele erwähnte Europa-Konzerne von der Stärke des chinesischen Konsumtrends abhängen. Die wahre Wiedergeburt der europäischen Aktien dürfte allerdings erst mit der Stabilisierung und im Best Case Erholung der europäischen Wirtschaft beginnen, was noch eine Weile dauern könnte. Was mich persönlich in Bezug auf GRANOLAS angeht, so favorisiere ich weiterhin die Aktien von LVMH, ASML und Novo Nordisk, die wir zuletzt ohnehin sehr explizit thematisiert haben.
Viel Erfolg und bleiben Sie profitabel!
Verantwortlicher Redakteur Kulikov Leonid: besitzt derzeit Aktien von LVMH (LVMH), die im Text mitangesprochen werden.