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Kurz nach dem letzten IPO-Radar vom 15.11. gelang der Nasdaq ein neue Allzeithoch. Allerdings war dieses nicht von langer Dauer, denn der Markt drehte bis zum Freitag der vergangenen Woche deutlich ins Minus. Der Fehlausbruch der Technologieaktien war auch am IPO-Markt zu spüren, denn mit 28 Neuemissionen verhielten sich die Unternehmen deutlich zurückhaltender als in den Vorwochen.

Ungebrochen ist hingegen der Optimismus hinsichtlich künftiger Übernahmen und Zusammenschlüsse, denn immerhin 17 der 28 IPOs waren SPACs (Börsenmäntel). Und auch für den Dezember könnte der Anteil der SPACs wieder deutlich steigen, wie die Anmeldungen für den IPO-Markt zeigen. Ob die Londoner Börse, die von lockeren Regeln bezüglich der Börsengänge von SPACs profitiert, zum ernst zu nehmenden Wettbewerber für New York wird, bleibt abzuwarten.

Die Zuwächse wie Verluste bei den IPOS halten mittlerweile die Waage, den neben Kurszuwächsen zwischen 10% und 45%, finden sich auch Verluste zwischen 10% und 60%. Der Gewinner der vergangenen zwei Wochen war mit einem Plus von 710% war AeroClean Technologies (siehe Beschreibung nachfolgend). Daneben überzeugten nach wie vor Software- und Biotech-Werte.

Kundenbindungsplattform Braze überzeugt größere Marken

Kundenbindung, Kundenzufriedenheit und einfach strukturierte Verwaltungstools zum weiteren Ausbau des Kundenstamms sind für viele B2C-Unternehmen essentiell. Braze gehört zu jenen US-Unternehmen, die sich über ein attraktives Angebot in diesem Sektor bereits eine beachtliche Anzahl an Business-Kunden aufgebaut hat.

Das seit 2011 in New York beheimatete Unternehmen erfasst und bearbeitet Kundendaten in Echtzeit sowie koordiniert und optimiert auf Kundenbedürfnisse zugeschnittene Marketingkampagnen Zudem entwickeln die New Yorker neue Strategien zur Kundenbindung unter Einbeziehung der gesamten Palette der digitalen Kanäle.

Zu den Branchen, die sich für dieses Angebot besonders interessieren gehören Finanzdienstleister, Versicherer, Gesundheit/Fitness, Konsum und Einzelhandel. Bis Mitte 2021 zählte Braze mehr als 1.000 Unternehmenskunden. Von Januar 2020 bis Mitte 2020 wuchs die Zahl der monatlichen Interaktionen von aktiven Nutzern um 45% auf 3,3 Mrd.

Umsatzexplosion sorgt für positiven Ausblick

Die durch die COVID-19-Pandemie ausgelöste Digitalisierungswelle hat auch bei Braze die Umsätze überdurchschnittlich steigen lassen. Der Zuwachs betrug im vergangenen Jahr im Vergleich zum Vorjahr 55,2 % auf 150,8 Mio. USD. Der Verlust blieb mit 31,75 Mio. USD nahezu unverändert.

Nachdem man bekannte Marken wie Freeletics und Skyscanner als neue Kunden gewinnen konnte, kalkuliert Braze für mit einer ebenso hohen Wachstumsdynamik wie in diesem Jahr. Durch das IPO erlöste man 520 Mio. USD, zum Ende der zweiten Börsenwoche lag die Aktie mit 13,7% im Plus.

Sweetgreen setzt auf den Trend zum gesunden Essen

Lange war das Thema Essen in den USA in der Breite von dem umfangreichen Angebot der Fast-Food-Ketten bestimmt. Das Bewusstsein für alternative, gesündere Ernährung ist allerdings mit COVID-19 wieder deutlich gestiegen. Davon profitiert auch die Restaurantkette Sweetgreen.

Das Unternehmen wurde 2007 in Washington D.C. gegründet und zog 2016 mit seinem Hauptsitz nach Los Angeles. Das Angebot umfasst im Schwerpunkt zahlreiche Salatkombinationen mit oder ohne Fleisch und Fisch. Daneben bietet Sweetgreen Desserts und Getränke, die keinen Zucker oder Zuckerersatzprodukte beinhalten.

Zur Jahresmitte verfügten die Kalifornier über 140 Standorte in 13 US-Bundestaaten vorwiegend an der Ostküste, Kalifornien, Texas und Florida. Kunden können sich über eine App die Produkte auch online bestellen und liefern lassen. Dies scheint das starke Wachstum ebenso befeuert zu haben, wie der eigene Anspruch, die Transparenz in der Herstellung und Qualität der eigenen Menüs hoch zu halten.

2022 soll starkes Wachstumsjahr werden

Sweetgreen litt unter den Auswirkungen der COVID-Pandemie zu Beginn wie die meisten Gastronomieunternehmen. Daher musste man im vergangenen Jahr im Vergleich zu 2019 auch einen Umsatzeinbruch von 19,6 % auf 220,6 Mio. USD verarbeiten. Im selben Zeitraum schoss der Verlust von 70 Mio. USD auf 141,6 Mio. USD in die Höhe.

Bereits in diesem Jahr konnte der Umsatz aber wieder um mehr als Drittel zulegen und für 2022 erwartet man eine ähnliche Beschleunigung des Wachstums, das weitere Restauranteröffnungen vorsieht. Durch den Börsengang konnte Sweetgreen 364 Mio. USD an frischem Kapital einwerben, der Aktienkurs stieg in der ersten Börsenwoche um 43%. Die Marktkapitalisierung beträgt 4,3 Mrd. USD.

FinWise Bancorp setzt auf digitale Kundenanwendungen

Das Bankgeschäft hat in den vergangenen zwei Jahrzehnten einige Höhen und Tiefen durchmachen müssen. In den USA war der Umbruch allerdings nicht ganz so drastisch wie in Europa. Viele kleinere Banken können wie FinWise Bancorp wieder ein solides Wachstum vorweisen.

Die in Murray, Utah ansässige, seit 1999 existierende Bank beschränkt sich bei ihrer Angebotspalette auf das Einlagen- und Kreditgeschäft. Damit zielt man schwerpunktmäßig vor allem auf Privatkunden und kleinere Unternehmen, denen diese Basisangebote ausreichen.

FinWise kann durch dieses abgespeckte Angebot vor allem die Gebühren und Kosten für sich und die Kunden niedrig halten und damit besser als andere Banken vor allem im regionalen Wettbewerb bestehen. Zwar sind viele Standardprodukte digitalisiert, dennoch können Kunden auch nach Bedarf in Einzelbereichen auf persönliche Beratung zurückgreifen.

Starkes Wachstum und gute Gewinne

Zwar strebt FinWise keine große Expansion außerhalb Utahs an, doch zieht die Attraktivität der niedrigen Kosten mittlerweile auch Kunden aus den Nachbarbundesstaaten an. Der Umsatzzuwachs betrug im vergangenen Jahr 24,4 % auf 43,9 Mio. USD. Zudem kletterte der Nettogewinn um 15,9 % von 11,2 Mio. USD. Mittlerweile verwaltet man rund 3 Mrd. USD an Vermögenswerten.

Der Börsengang dient in erster Linie dem Erschließen neuer Kundengruppen und der Finanzierung des eigenen IT-Ausbaus. Mit dem IPO erlöste FinWise 36,8 Mio. USD, zum Ende der ersten Börsenwoche lag die Aktie mit 21,7% im Plus. Die Marktkapitalisierung beläuft sich auf 156,5 Mio. USD.

AeroClean Technologies überzeugt größere Marken

Hygiene ist seit dem Beginn der COVID-19 Pandemie ein ständig aktuelles Thema. Gerade im Anfangsstadium im Frühjahr 2020 waren Hygienemittel nicht nur stark nachgefragt, sondern verzeichneten zudem signifikante Preissteigerungen. Im weiteren Verlauf wurde das Thema Luftreinhaltung aktut. Ein Sektor, in dem sich AeroClean Technologies bewährt hat.

Das seit 2011 in Palm Beach gegründete und dort ansässige Unternehmen bietet Innenluftsterilisations- und Desinfektionsprodukte zur Eliminierung von Krankheitserregern, einschließlich COVID-19. Das Premiumgerät für Innenräume heißt Purgo und gibt es auch als spezielle Version für Aufzüge.

Darüber hinaus gehören zur Produktpalette über 200 verschiedene flüssige Oberflächenreiniger für zahlreiche Anwendungen. Besondere Nachfrage kommt hierzu vor allem aus der Industrie und aus dem Flugzeugsektor.

Hohe Nachfrage seit COVID-19

Mit dem starken Anstieg der Nachfrage nach dem Luftreinigungsgerät Purgo hat sich der Umsatz allein im Jahre 2020 auf 1,1 Mio. USD vervielfacht. Andererseits muss AeroClean stark in den Ausbau von Personal und Produktionskapazitäten investieren, was den Verlust auch von 0,15 Mio. USD auf 3,3 Mio. USD nach oben schießen ließ.

Mit dem Börsengang soll daher ein Teil des notwenigen Investitionskapitals generiert, da man auch für 2022 mit einer dynamischen Nachfrage rechnet. Durch den IPO erlöste man 25 Mio. USD, zum Ende ihrer ersten Börsenwoche lag die Aktie mit 710% über durchschnittlich im Plus.

OUTLOOK

Zum Beginn des letzten Monats im Jahr dünnt das IPO-Geschäft naturgemäß etwas aus. Das heißt aber nicht, dass sich nicht noch interessante Kandidaten auf dem Börsenparkett in den kommenden Wochen einfinden. Nur die große Masse dürfte sich eher schon auf das neue Jahr konzentrieren. Für die Woche stehen fünf Kandidaten auf der IPO-Liste, die noch etwas anwachsen dürfte. Zwei interessante Kandidaten beschreiben wir nachfolgend.

Nuvectis Pharma bekämpft den Krebs über Gen-Schlüssel

Die Flut von kleinen Pharmaunternehmen, meist in der Biotechnologie angesiedelt, die alleine in den vergangenen zwei Jahren seit Beginn der COVID-19-Pandemie an die Börse gegangen sind, ist beeindruckend. Viele haben allerdings einen anderen Hintergrund als die Bekämpfung des Virus und sind mehr in der Krebsbehandlung wie Nuvectis Pharma tätig.

Das erst im vergangenen Jahr gegründete Unternehmen ist in Fort Lee, New Jersey ansässig und konzentriert sich auf die Herstellung von Medikamenten zur Krebsbehandlung. Schwerpunkt ist dabei nicht die häufig angewandte gewebespezifische Behandlung, sondern die Identifikation genetischer Schlüssel.

Die daraus hergestellten Präparate sollen diese Schlüssel manipulieren und weitere Mutationen verhindern. Nuvectis hat aktuell zwei vielversprechende Medikamente in seiner Pipeline, NXP-800 und NXP-900. Bei NXP-800 hat die erste von drei klinischen Testphasen in diesem Quartal begonnen.

Noch einige Jahre mit Verlusten

Aufgrund dessen kann das Unternehmen natürlich auch noch keine Umsätze vorweisen. Eine Bilanz zu den bisher aufgelaufenen Verlusten liegt auch noch nicht vor., üblich ist in der Branche aber eine Verlustphase von mindestens vier bis sechs Jahren. Nuvectis beschäftigt derzeit 3 Mitarbeiter.

Das Unternehmen beabsichtigt über sein IPO in dieser Woche rund 30 Mio. USD einnehmen, die ausschließlich in die Forschungsaufwendungen fließen werden. Die außerbörsliche Marktbewertung liegt bei 152,3 Mio. USD.

Austin Gold setzt auf die nächste Gold-Hausse

Die Kombination aus unkalkulierbarer Gesundheitskrise und steigender Inflation hat die Gold-Fans in den vergangenen Wochen ziemlich auf Trapp gehalten. Zwar ist der aktuelle Goldpreis noch gut 10% von seinem Hoch entfernt, doch auf eine neue Hausse setzen nicht nur Anleger, sondern auch Austin Gold.

Die im vergangenen Jahr gegründeten Kanadier haben ihren Sitz in Vancouver, Kanada. Ihre Hauptprojekte befinden sich aber in Nevada, USA. Das wichtigste und aktuelle Projekt befindet sich in Kelly Creek, wo Austin Gold an einer vielversprechenden Minenexploration zur Gewinnung von Gold beteiligt ist.

Darüber hinaus hat man drei weitere Projekte in Nevada evaluiert, die allerdings noch in der Vorerforschungsphase sind. Von diesen erhofft man sich aber ähnliche Ergiebigkeit wie in bei ähnlichen Minen in den Rocky Mountains, da die geologischen Voraussetzungen für vergleichbar sind.

Börsengang zur Finanzierung der Explorationskosten

Aufgrund des noch jungen Alters des Unternehmens liegen zu Umsatz und Verlust noch keine Angaben vor.

Mit dem Börsengang sollen rund 18 Mio. USD eingesammelt werden, um die weiteren Explorationskosten zu finanzieren. Nach aktuellem Stand liegt die außerbörsliche Bewertung derzeit bei 62,6 Mio. USD.