Fundamental orientierte Short-Strategien (Teil 1): Bei dieser Aktie gehe ich short
Aufklärung über Eigenpositionen: Diese Aktien aus dem Artikel halten TraderFox-Redakteure aktuell
Hallo liebe Trader
insbesondere in politisch unsicheren Zeiten genügt manchmal schon eine negative Meldung, um die Aktienmärkte auf Talfahrt zu schicken. Dann kann es sinnvoll für die Ge-samtperformance eines Depots sein, nicht nur Long-Positionen einzugehen, sondern auch einen Blick auf Short-Engagements zu werfen. Dabei sollte allerdings bedacht wer-den, dass das Setzen auf fallende Kurse letztlich ein größeres Risiko darstellt, als das Setzen auf steigende Kurse.
Dies hat mehrere Gründe:
- Zum einen befinden sich die meisten Indizes den Großteil ihrer Zeit im Bullenmodus. Der langfristige Trend an den Märkten weist also klar nach oben. Dies wird am Beispiel des S&P 500 gut sichtbar. Auf der unteren Abbildung ist er in einer Zeitspanne zwischen 1900 und 2016 abgebildet. Dort sehen wir deutlich, dass es zwar immer wieder heftige Einbrüche am Markt gibt. Aber wir sehen auch, dass nach jedem Einbruch früher oder später ein neues Allzeithoch folgt. Das abgebildete Poster könnt ihr übrigens kostenlos downloaden, wenn ihr euch für den Traderfox Newsletter registriert.
- Zum anderen beträgt der Maximalverlust beim Kauf einer Aktie immer 100 %. Im Gegensatz dazu, kann der Verlust beim Leerverkauf einer Aktie mehr als 100 % betragen und so schnell eine ganzes Depot sprengen.
Aus diesen Gründen ist ein striktes Moneymanagement unabdingbar. Sowieso sollte eine Aktie "nie einfach mal so" gekauft werden. Wird eine Short-Position eingegangen, gilt das gleich doppelt. Das Verlustrisiko muss vorher klar festgelegt werden. Und: Es muss dann auch danach gehandelt werden. Wenn wir vorhaben, eine Aktie im Aufwärtstrend short zu handeln, so stellen wir uns gegen den Markt. Grundsätzlich ist das ein riskantes Unterfangen. Dennoch gibt es auch in einem steigenden Markt immer Aktien, Branchen und sogar ganze Sektoren, die nachhaltig gegen den Trend fallen.
In dem heutigen Beitrag und auch im nächsten werde ich jeweils eine Strategie vorstellen, um systematisch Aktien mit Downside-Potential zu identifizieren. Dabei konzentrieren wir uns weniger auf charttechnische Faktoren (wenngleich diese miteingebunden werden) als vielmehr auf fundamentale Faktoren.
Und so funktioniert es!
Um interessante Aktien zu identifizieren und diese dann auf ein Minimum einzuschränken ist es sinnvoll mit dem AKTIEN-SCREENER zu arbeiten. Dieses Tool ermöglicht es uns, letztlich nur jene Aktien angezeigt zu bekommen, die unseren vorgegebenen Kriterien entsprechen. Hierfür gehe ich auf www.traderfox.de und klicke dann auf das Tool AKTIEN-SCREENER. Im Anschluss gehe ich auf das Universum und wähle dort die größten 500 US-amerikanischen Werte aus. Ich wähle absichtlich nur große Unternehmen aus, um Aktien zu finden, die auch wirklich unproblematisch short handelbar sind.
Als nächstes gehe ich auf "Scan-Kriterien." Da es zahlreiche Kennzahlen gibt, um sich der fundamentalen Basis eines Unternehmens anzunähern, ist es wichtig gezielt auszuwählen. Beim Screening ist oftmals weniger mehr. So hängen bestimmte Kennzahlen oftmals miteinander zusammen. Wenn dem so ist, dann ist es nutzlos nur eine Kennzahl davon isoliert zu betrachten. Andererseits gibt es Kennzahlen, die sich ähneln und mehr oder weniger dasselbe auf andere Weise aussagen. Ich versuche, grundsätzlich nie mehr als sechs fundamentale Kriterien in den Screeningprozess einfließen zu lassen. Für das heutige Short-Screening habe ich folgende Kriterien ausgewählt, die ich im Reiter "Fundamental" eingebe:
- Eigenkapitalquote / auf Sicht von einem Jahr / 0 % bis + 25 %
Die Eigenkapitalquote gibt den Anteil des Eigenkapitals am Gesamtkapital wider. Eine niedrige Eigenkapitalquote lässt auf eine gewisse Abhängigkeit von Fremdkapitalgebern und auf eine eingeschränkte finanzielle Unabhängigkeit schließen. Ich halte gerne nach Unternehmen mit einer Eigenkapitalquote von mindestens 30 % Ausschau. So gebe ich hier maximal 25 % ein. Allerdings ist die Eigenkapitalquote auch branchenabhängig: Je höher die Anlagenintensität, desto Häher sollte die EKQ sein. Da fallende Eigenkapital-quoten immer ein Warnsignal darstellen, gebe ich als Vergleich noch eine weitere Eigen-kapitalquote ein:
- Eigenkapitalquote / auf Sicht von drei Jahren / 0 % bis + 25 %
- Geometrisches EPS-Wachstum / auf Sicht von drei Jahren / - 30 % bis + 5 %
Das geometrische EPS-Wachstum beschreibt die durchschnittliche jährliche Wachstums-rate ges Gewinns pro Aktie. Es wird berechnet indem das Jahresergebnis durch die aus-stehenden Aktien geteilt wird.
- Current Ratio TTM / auf Sicht von einem Jahr / 0 bis 1
Das Current Ratio beschreibt die Liquidität dritten Grades und gibt das Verhältnis der kurzfristigen Verbindlichkeiten zu den kurzfristigen Vermögenswerten an. Je höher das Current Ratio ist, desto besser ist es. Gleichzeitig ist ein zu hoher Liquiditätsgrad aber auch nicht gut, weil dann zu viele flüssige Mittel vorhanden sind mit denen nichts ge-schieht. Unternehmen mit einem Current Ratio unter eins meide ich. So geben wir hier maximal eins ein.
- Durchschnittliche Nettogewinnmarge / auf Sicht von drei Jahren / 0 bis 5 %
Die Effizienz eines Unternehmens lässt sich gut über die Nettogewinnmarge bestimmen. Sie sagt uns, wie viel vom Umsatz für die Produktherstellung benötigt wird. Im Gegensatz zur Bruttogewinnmarge sind hier bereits die Steuerzahlungen berücksichtigt. Je geringer die Gewinnmarge, desto problematischer ist das für das Unternehmen.
Da ich Aktien im Abwärtstrend haben will, gebe ich beim Reiter "Technisch" als einziges Kriterium einen Abstand unterhalb des GD 200 von 0 bis -100 % an.
Nun wird mir die Liste mit den verbleibenden Unternehmen angezeigt. Und es wundert mich ein wenig: Denn es sind von den 500 Unternehmen nur noch vier Unternehmen übrig geblieben. Interessant ist zu sehen, dass die ersten drei Werte aus dem konjunkturabhängigen Konsumgütersektor stammen. Auf Platz eins befindet sich General Motors. Dieses Unternehmen analysiere ich nun.
General Motors (GM) ist mit einer Marktkapitalisierung von 50,58 Mrd. US-$ einer der weltweit größten Automobilhersteller. Das US-Unternehmen entwirft, baut und verkauft Autos, Lastwagen, Frequenzweichen und Autoteile in 30 Ländern der Welt. General Mo-tors vertreibt seine Fahrzeuge hauptsächlich unter den Markennamen Buick, Cadillac, Chevrolet, GMC, Holden, Baojun, Jiefang und Wuling. Darüber hinaus bietet es vernetzte Sicherheits- und Mobilitätslösungen für Einzelhandels- und Flottenkunden, einschließlich automatischer Crash-Reaktion und Diebstahlschutz. Der größte Absatzmarkt des Unter-nehmens ist China, gefolgt von den Vereinigten Staaten, Brasilien, Deutschland, Großbritannien, Kanada und Italien.
Am 30.4.2019 berichtete General Motors die Zahlen zum ersten Quartal. Zwar erzielte das Unternehmen im ersten Quartal einen über den Erwartungen liegenden Gewinn von 1,41 US-$ je Aktie (Konsens: 1,10 US-$) im Gegensatz zum Vorjahresquartal von 1,11 US-$ je Aktie. Doch sowohl das operative Ergebnis (Rückgang um 11 % zum Vorjahres-quartal), als auch der Umsatz (Rückgang um 3 % zum Vorjahresquartal) und der Ge-samtmarktanteil (Rückgang von 17 % auf 16,1 %) fielen enttäuschend aus.
Momentan gibt es wohl kaum eine Branche die sich in so einer starken Umbruchsituation befindet wie die Automobilbranche. Dies hat mehrere Gründe:
- Neue innovative Unternehmen wie Tesla und BYD mischen den Markt auf
- Eine Veränderung der Antriebsformen macht sich bemerkbar
- Strengere Umweltvorschriften werden durchgesetzt
- Eine sich verändernde Nachfrage ist zu beobachten
Wie CEO Mary Barra auf der letzten Analystenkonferenz mitteilte, sei General Motors bereits dabei, sich den neuen Marktanforderungen anzupassen. So wurden unproduktive Fabriken geschlossen und der Fokus soll nun auf selbstfahrende und elektrifizierte Fahr-zeuge gelegt werden. Das alles erfordert aber massive Investitionen. So hat General Mo-tors beispielsweise in 2016 Cruise, eine Firma die selbstfahrende Autos entwickelt, für etwa 1 Mrd. US-$ übernommen. Weiterhin wurden kürzlich 300 Mio. US-$ zur Verfügung gestellt um einen vollelektrischen Chevrolet zu entwicklen. Dieses Geld ist Teil eines größeren EV-Investitionsprogramms das eine Summe von 1,8 Mrd. US-$ umfasst. GM ver-sucht also durchaus auf die sich abzeichnenden Veränderungen zu reagieren.
Doch die Probleme sind offensichtlich. Barra sprach diese aber bei der Vorstellung des Quartalsberichtes nur zum Teil an: GM bemerke deutlich eine sinkende bzw. veränderte Nachfrage. Insbesondere in China, dem größten Automarkt der Welt, belastete das Er-gebnis. So gingen die Einnahmen im ersten Quartal in China gegenüber dem Vorjahres-zeitraum um 37% auf 376 Mio. USD zurück.
Ein Haupttreiber der Geschäfte bei GM sind vor allem die schweren SUV´s und Pickup-Trucks. Allerdings brauchen die besonders viel Sprit. Die sich verschärfenden Umwelt-schutzvorschriften passen so gar nicht zu diesem Geschäft. Zwar hat GM erst kürzlich, wie Bloomberg mitteilte, von Tesla US-Verschmutzungsrechte gekauft, um sich für die zukünftigen regulatorischen Unsicherheiten zu wappnen. Doch diese Maßnahmen sind nur Tropfen auf heiße Steine. Auch hier dürfte das Unternehmen noch weit mehr Geld in die Hand nehmen müssen, als bereits geschehen. Worüber sich Barra zudem überhaupt nicht äußerste war der Handelsstreit. Die bereits verhängten Zölle auf Stahl- und Alumini-umimporte, schaden der Automobilindustrie bereits jetzt. Sollte es zu keiner Einigung mit Mexiko und China kommen, dürfte dies GM mit aller Härte treffen. Es sollte sich gefragt werden, wie bei einem globalen Abschwung GM die weiterhin hohen Investitionskosten, die getätigt werden müssen, um wettbewerbsfähig zu bleiben, stemmen will.
Nun schaue ich mir noch die Kursentwicklung an:
Der Kurs der General Motors Aktie befindet sich unter dem GD 200 und läuft leicht ab-wärts geneigt nach unten. Als Einstieg in eine Shortposition kann ich mir zwei Szenarien vorstellen:
- Ich verkaufe die Aktie wenn der Kurs an die obere Trendlinie heranläuft und dann von ihr abprallt (aus heutiger Sicht gesehen bei etwas 39 US-$). Das Risiko kann sehr überschaubar gehalten werden. Ich würde den Stop somit bei circa 3 % über der Trendlinie setzen.
- Ich warte bis der Kurs die untere Trendlinie durchbricht (cirka 33,70 US-$). Der Stop kann dann bei etwa 3 % oberhalb der Trendlinie erfolgen. Als Ziel auf Sicht von mehreren Monaten kann die wichtige Unterstüt-zungszone bei circa 27 $ angesehen werden, wodurch sich ein potentieller Gewinn von 20 % ergibt.
Auf dem AKTIEN-TERMINAL von TraderFox.de werfe ich noch einen Blick auf die Geschäftsentwicklung. Während das EPS und der Gewinn in den letzten Jahren leicht gestiegen sind, ist der Umsatz rückläufig.
Betrachte ich zum Schluss noch den "Alle Aktien Qualitätsscore" von J. Neuscheler der u.a. geringe Risiken und nachhaltiges Wachstum in den Vordergrund stellt, sehe ich, dass General Motors nach diesem Scoring-System auf den untersten Rängen rangiert.
Tipp: Der AAQS-Score kann hier auf aktien-mag.de zu jeder Aktie abgerufen werden. Nutzt einfach das obige Suchfeld.
In meinem Videobeitrag zeige ich euch noch einmal den Auswahlprozess Schritt für Schritt.
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Ich wünsche euch einen profitablen Handelstag
Bis zum nächsten Mal
Andreas Haslinger
Verwendete Tools:
TraderFox Trading-Desk: https://www.traderfox.de
Aktien-Sreener: https://screener.traderfox.com
Aktien-Terminal: https://aktie.traderfox.com