Kaufen und Liegenlassen bringt hohe Renditen
Es ist nachweislich eine überlegene Strategie, Qualitätsaktien zu kaufen und sie liegen zu lassen. Je mehr Zeit Sie den Aktien geben, desto besser. Denn die Zeit hilft am Gewinn der Unternehmen zu partizipieren. Es geht über zwei Wege: Über Dividenden und Kursanstiege. Erst mit den Dekaden macht sich der Zinseszins so richtig bemerkbar.
Analysten wollen uns seit Ewigkeiten weiß machen, dass wir Anleger in der Lage sind, Aktien perfekt zu timen. Wenn Unternehmen ihre Quartalszahlen vorlegen, ändern Banker ihre Einschätzung. Dann wird aus dem "Halten" plötzlich ein "Akkumulieren", "Verkaufen" oder "Kaufen". Oder umgekehrt. Banken leben von der Aktivität am Aktienmarkt. Es ist somit in ihrem ureigenen Interesse, dass die Kunden aktiv an der Börse sind. Je aktiver sie sind, desto mehr Gebühren klingeln in ihrer Kasse.
Im Börsenfernsehen und auf diversen Internetportalen wird ständig eine neue Sau durchs Dorf getrieben. Immer ist eine neue Aktie der große Gewinner. CNBC-Börsenclown Jim Cramer brüllt jeden Tag neue Aktientipps in die Kamera. Er tut so, als ob er genau wüsste, wohin die Reise mit den Aktien geht. Dabei weiß er nicht mehr als andere. Er ist ein Schauspieler, der vorgaukelt, mehr zu wissen. Erst rät er, eine Aktie zu kaufen. Ein paar Wochen später brüllt er "Verkaufen! Schnell raus!" Das ist alles ein Zirkus, der dem Anleger nichts bringt. Mehr noch: Es schadet den Zuschauern. Es ist eine sinnlose Unterhaltung. Entertainment. Ohne Nutzwert. Leider folgen zu viele Menschen solchen angeblichen Gurus, die mehr Schein als Sein sind.
Anleger müssen nicht nur die Gebühren und Steuern bezahlen, sondern sie müssen auch für falsches Timing tief in die Tasche greifen. Es besteht ein grundsätzlicher Zusammenhang zwischen der Intensität des Tradings und des Resultats. Dazu gibt es zahlreiche Studien, die das belegen. Generell gilt: Je mehr gemacht wird, desto weniger Geld springt heraus. Der Spruch "hin und her macht Taschen leer" hat folglich einen wahren Kern.
Im langen Schnitt legte der Dow Jones um knapp 10 % jährlich zu. Insofern können Langfristanleger mit einer solchen Performance rechnen, wenn Sie auf Erfolgsfirmen setzen. Warren Buffett setzt zum Beispiel am liebsten auf Burggrabenfirmen. Das sind Unternehmen, die einen nachhaltigen Vorsprung gegenüber Wettbewerbern haben – sei es auf Basis von Marktanteilen, Patentrechten, Marke oder Kundenbindung. Buffett kauft am liebsten traditionsreiche Unternehmen mit einer ordentlichen Marge, stabilen Bilanz und schönen Dividendenströmen.
Wells Fargo, Coca-Cola, American Express, Johnson & Johnson, Moody's und IBM zählen zu seinen Kernpositionen. Lange Zeit mied Buffett Technologiefirmen, weil sich die Technologie sehr schnell ändert. Doch in diesem Bereich haben Aktien wie Google, Facebook oder Amazon auch einen Burggraben gebaut, den so schnell kein Konkurrent überwinden kann. Ihre Marktmacht ist enorm. Sie sind keine klassischen Value-Aktien, weil sie recht hoch bewertet sind und keine Dividenden zahlen. Doch ändert sich auch das Value-Investing. Mehr und mehr Value-Investoren sehen gerade in diesen Dauerläufern des Internets einen langfristigen Wert. Und setzten auf sie mit einem langen Anlagehorizont.
Es bietet sich gerade für junge Anleger eine Mischstrategie an. Einen Teil des Depots können Sie auf Wachstumsaktien wie Facebook oder Amazon setzen. Den anderen Teil auf die Langweiler, die es aber in sich haben. Ich denke hier an Firmen wie Johnson & Johnson, GE, Pfizer, Berkshire Hathaway, JP Morgan Chase, P&G, Verizon, AT&T oder Microsoft. Eben Value-Aktien, die etwas geruhsamer wachsen. Dafür aber hohe Dividenden ausschütten.
Mit einem solchen Mischportfolio, bestehend aus Langweilern und Wachstumsaktien, sollten Sie ruhig schlafen können. Es ist nicht nötig, jede Nachricht zu lesen. Es ist es nicht wert, auf jeden Quartalsbericht hin die Strategie zu ändern. Überlegen sind Sie, wenn Sie sich von den täglichen Nachrichten, der Hektik, der Angst nicht verrückt machen lassen. Halten Sie Ihre Aktien auch in Rezessionen und Krisen. Am besten stocken Sie Ihre Positionen in solchen Phasen der Trübsal auf. Ja, das ist psychologisch schwer. Allein wenn Sie es schaffen, in der Krise ihre Positionen durchzuhalten, haben Sie den meisten anderen Anlegern schon etwas voraus.
Das Buy-and-Hold lässt sich alternativ gut mit einem Indexfonds bzw. ETF durchziehen. Setzen Sie auf einen Sparplan, indem Sie jeden Monat mehr Geld in das Finanzprodukt geben. Das führt über Dekaden hinweg zu einem schönen Vermögen.
Großartige Firmen oder einen Index zu kaufen und für immer zu behalten, ist das Beste, was Sie tun können, um Ihr Vermögen in Fahrt zu bringen. Erfolgsfirmen zu halten durch gute wie schlechte Zeiten ist die Kunst. Warren Buffett geht einen Schritt weiter. Im Prinzip investiert er jedes Quartal weiteres Geld. Er ist ständig am Zukaufen und Aufstocken. In Krisen kauft er noch mehr zu.
Ich habe schon mit Herrn Buffett, seinem Geschäftspartner Charlie Munger, dem Indexpionier Jack Bogle und anderen Vorbildern in den USA gesprochen. Sie strahlen eine große Ruhe aus. Sie sind extrem optimistisch, wenn es um den langfristigen Ausblick geht. Sie wissen, dass sich die Wirtschaft weiter entwickeln wird. Daher sind sie große Anhänger der Aktienanlage. Sie wissen, dass die Börse anderen Assetklassen überlegen ist und dass man am besten von der Überlegenheit profitiert, wenn man einen langen Atem hat. Sie wissen, dass die Weltbevölkerung stark zunimmt. Gleichzeitig nimmt der Wohlstand zu.
Im Prinzip zeigen diese wahren Gurus den Menschen, wie das Geldverdienen geht. Doch hört die Masse nicht auf sie. Es liegt daran, dass Privatanleger möglichst schnell reich werden wollen. Niemand hat Geduld. Ein anderes Hemmnis ist die Selbstüberschätzung. Anleger glauben, mehr als die Masse zu wissen und beginnen dann zu traden.
Die Langfristanlage ist kein neues Konzept. Sie gibt es schon seit geraumer Zeit. Obwohl sie überlegen ist, wird sie von den meisten Anlegern nicht verfolgt. An der Börse sehen wir erstaunlicherweise: Die Anlagezeiträume werden immer kürzer. Verrückte Welt.
Viele Grüße
Ihr Tim Schäfer
Hinweis: In der aktuelle Ausgabe von "aktien" stelle ich eine Burggraben-Aktie vor, die man kaufen und für sehr lange Zeit im Depot liegen lassen kann. Es handelt sich um einen amerikanischen Softwarehersteller, der in seiner Nische eine unangefochtete Marktstellung hat. Eine Qualitätsaktie erster Güte. Noch kein Kunde? Dann bestellen Sie am besten gleich das "aktien" Magazin, um zu erfahren, um welche Aktie es sich handelt! Nach der Bestellung haben Sie sofort Zugriff auf das Archiv!