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Welche Auswirkungen hat Corona auf die Wirtschaft? Die Rolle der Marktwirtschaft in unserer Gesellschaft

Michael Seibold ist als freier Redakteur beschäftigt. Artikel von freien Redakteuren stellen deren eigene Meinung dar und müssen mit der von aktien nicht korrespondieren.

Die Corona-Pandemie setzt der globalen Wirtschaft stark zu. Auf Basis von Daten des Internationalen Währungsfonds (IWF) schrumpft das weltweite Bruttoinlandsprodukt im laufenden Jahr schätzungsweise um drei Prozent. Zum Vergleich: In der Finanzkrise 2008/2009 betrug der weltweite Rückgang lediglich -0,1 Prozent. Allein dieser Unterschied verdeutlicht schon das dramatische Ausmaß der gegenwärtigen Krisensituation. Die USA und die Eurozone müssen laut IWF mit den stärksten Einbußen rechnen. Bei diesen beiden wir mit einem Rückgang zwischen 5,9 und 7,5 Prozent gerechnet. China darf noch mit einem leichten Wachstum rechnen, das aber allein das Ruder der Weltwirtschaft nicht umreißen kann. Dafür rechnet der IWF 2021 wieder mit einem deutlichen Wachstum des globalen Bruttoinlandsprodukts. Für die Eurozone und die USA beträgt das Plus womöglich 4,7 Prozent, für China gar 9,2 Prozent.

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Wie viele Jobs stehen auf dem Spiel?

Auf Basis einer Prognose der International Labour Organization (ILO) könnte die Zahl der Arbeitslosen durch die Corona-Krise weltweit um 25 Millionen Menschen steigen. Dabei haben die ILO-Experten drei Szenarien mit unterschiedlichem Rückgang des BIP-Wachstums zu Grund gelegt: Beim Szenario "niedrig" sinkt das BIP-Wachstum um zwei Prozent, bei "mittel" um vier Prozent und bei "hoch" um bis zu acht Prozent. Bei allen drei Szenarien ist infolge der Corona-Pandemie mit einem signifikanten Anstieg der Arbeitslosenzahl zu rechnen. In der globalen Finanzkrise 2008/2009 gab es nach der Krise 22 Millionen Menschen mehr ohne Arbeit. Laut ILO waren im vergangenen Jahr insgesamt rund 174 Millionen Menschen ohne Job. Besonders die USA könnte es schwer treffen, da sie die meisten Todesfälle und Infizierten weltweit zu beklagen haben.

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Europa rutscht tief in die Rezession

Europäische Länder werden besonders stark von der Corona-Pandemie getroffen. Am stärksten wir die Wirtschaft in Griechenland schrumpfen, direkt gefolgt von Italien und Spanien. In Griechenland wird das BIP gegenüber 2019 der IWF-Prognose zufolge um bis zu 10 Prozent sinken. Deutschland, Österreich und die Schweiz stehen im Ländervergleich noch ein bisschen besser da – aber auch hier nimmt das Ausmaß der Rezession historische Züge an. Nur in der Zeit der großen Depression 1931 und 1932 gab es ähnliche Werte.

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Wie stark könnte es Deutschland treffen?

Bezüglich der Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung in Deutschland hat der Sachverständigenrat ein Sondergutachten veröffentlicht. Dabei haben die Experten drei verschiedene Szenarien entwickelt.

Im ersten Szenario gehen sie davon aus, dass sich die wirtschaftliche Lage während des Sommers beruhigt. Der BIP-Rückgang läge dann im Jahr 2020 bei ca. -2,8 Prozent, wir sprechen hierbei von einer V-förmigen Erholung. Laut Sachverständigenrat halten sie dieses Szenario für das am wahrscheinlichsten. Im Szenario zwei würde die Linie in Form eines U verlaufen. Für das Gesamtjahr 2020 würde der BIP-Rückgang bei -5,4 Prozent liegen. Dieses Szenario könnte eintreten, wenn die derzeitigen Maßnahmen deutlich länger als ursprünglich geplant dauern würden. Sollten die Anti-Corona-Maßnahmen noch länger als den gesamten Sommer andauern, wäre das Szenario drei immer wahrscheinlicher. Die Linie entspricht einem langen U bzw. bereits einem L. Tiefgreifende negative Effekte auf die Wirtschaftsstruktur in Deutschland wären die Folge. Zahlreiche Insolventen und Entlassungen wären dann unvermeidbar. Auch die Erholung der Wirtschaft würde im Fall drei im Jahr 2021 nur gering ausfallen.

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Moralische Werte sollten wieder ganz oben auf der Agenda stehen

Adam Smith, Begründer der klassischen Nationalökonomie, hat uns bereits erklärt, dass der Bäcker seine Brötchen nicht aus Nächstenliebe, sondern aus Eigennutz verkauft. Die Idee dahinter, dass der Eigennutz die Gesellschaft antreibt, impliziert mitunter, dass Tugendhaftigkeit und Nächstenliebe knappe Ressourcen sind. Wirtschaftstheorien gehen davon aus, dass diese Eigenschaften nicht vermehrt werden können und nur selten vorkommen. Wie würde das beispielsweise aussehen, wenn man den Menschen dazu bringen möchte, mehr Blut zu spenden. Laut dieser Theorie müsste man Leuten Geld dafür bezahlen, denn die Ökonomie kann aufgrund ihrer Natur nicht auf die Idee kommen, dass man rein aus Nächstenliebe und anderen Werten appellieren kann.

Doch bedeutende Philosophen sind vom Gegenteil überzeugt. Sowohl Rousseau als auch Aristoteles sind der Meinung, dass auch moralisches Verhalten geübt werden kann, indem man Werte wie Nächstenliebe, Solidarität und Respekt regelmäßig praktiziert. Gerade in der jetzigen Zeit sollten wir unsere Verhaltensweisen überdenken und uns mehr um die Probleme der Gesellschaft zu kümmern. Vor allem mit der Privatisierung unseres Gesundheitssystems ist einiges schiefgelaufen. Mit der Gesundheit der Menschen sollte man nicht wirtschaften. Ist ein Mensch mehr wert, nur weil er sich besser versichern kann? Während Privatpatienten in viele Praxen einfach hineinmarschieren können, um sofort behandelt zu werden, müssen Kassenpatienten oft monatelang auf einen Termin beim Spezialisten warten. Ich denke hier liegt die Grenze der Marktwirtschaft.

Debatte über die Rolle der Marktwirtschaft in Zeiten von Corona

In den letzten Jahrzehnten hat die Marktwirtschaft still und heimlich große Bereiche des gesellschaftlichen Lebens enorm verändert. Viele wichtige Bereiche der Grundversorgung wurden outgesourct (Just-in-time-Produktion). Es gilt darüber nachzudenken, welche Werte und Normen ein gutes Leben ausmachen. Was soll einen Preis haben und was soll unbezahlbar sein?

Adam Smith gilt als der Vater der Ökonomie. Er hat damals im 17./18. Jahrhundert den Begriff des wirtschaftlichen Liberalismus gefördert. Dieser stellt gerade die Rechte des Einzelnen auf Eigenverantwortung, Freiheit und die freie Entfaltung der Persönlichkeit in den Vordergrund. Es geht also um Selbstbestimmung auf der Basis von Einsicht und Vernunft sowie die Beschränkung der politischen Macht. Aktuell hat man ein bisschen das Gefühl, dass gerade diese Werte eingeschränkt werden. Ein Schutz der Gesellschaft ist wichtig und richtig, aber wie hoch sind die Kosten? Ist es gerecht, dass beispielsweise Schulen eher als Kitas geöffnet werden sollen? Für Millionen arbeitende Eltern würde das eine enorme Belastung bedeuten. Manche Geschäfte werden geöffnet, andere wiederum nicht. Ich denke auch Restaurants können unter gewissen Schutzmaßnahmen geöffnet werden. Warum werden manche Produkte erlaubt zu verkaufen, während andere nicht verkauft werden dürften? Es wird unterschieden zwischen Buchverkauf und Verkauf von Haushaltsgeräten? Es sind Dinge, die keinen Sinn ergeben. Vielmehr sind die Räumlichkeiten entscheidend, in denen die Produkte verkauft werden. Der Corona-Exit könnte die Gesellschaft mehr spalten und zu sozialer Ungerechtigkeit führen. Es kommt zu totalen sozialen Verzerrungen.

Fazit

Wir sollten gerade in der jetzigen Krise überlegen, was wir daraus lernen können. Das Leben danach darf nicht wieder in die gleichen Muster wie davor entfallen. Leider sind vor dem Virus nicht alle gleich. Auch hoffe ich, dass Berufe vor allem im Gesundheitsbereich, Verkäufer/-innen usw. mehr Wertschätzung erfahren. Jeder will behandelt werden, wenn man gesundheitlich angeschlagen ist. Dabei darf es keinen Unterschied geben, ob arm oder reich. Auch der Staat sollte sich gut überlegen, inwieweit die Einschränkungen zu Ungerechtigkeiten führen. Der Grundgedanke des Liberalismus nach Adam Smith steht für eine gänzlich freie Entfaltung eines jeden Individuums. Der Staat sollte die Freiheit eines jeden Individuums gleich behandeln und nicht manche bevorzugen, während Existenzen anderer zugrunde gehen.

Liebe Anleger,

ich wünsche Ihnen weiterhin erfolgreiche Investments.

Bis zur nächsten spannenden Story,

Michael Seibold

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