Der Glücksritter
Jeff Yass wurde 1956 geboren. Der Geburtstort sowie das exakte Datum lassen sich nicht herausfinden. Dafür kam Yass bereits als Kind mit dem Aktienmarkt in Berührung. Da sein Vater mit Warrants am Firmenerfolg beteiligt wurde und der junge Jeff sehr wissbegierig war, versuchte der Vater seinem Sohn so gut wie möglich zu erklären, was er da als Teil seiner Entlohnung erhalten hatte. Scheinbar wurde das Interesse des angehenden Optionsspezialisten geweckt, da Yass bereits mit elf Jahren seinen Vater darum bat, Aktien zu kaufen. Die Wahl fiel auf Papiere von Campbell, da der junge Jeff die Tiefkühlpizza der Firma so mochte und davon ausging, dass auch andere seine Vorliebe teilen. Leider wurde daraus ein Verlustgeschäft; der Börsenappetit blieb aber erhalten.
Bereits auf der High School, wo die meisten Schüler die täglichen Herausforderungen der Pubertät zu meistern versuchen, tradete Yass über seinen Vater als Strohmann Optionen.
Studium & Glücksspiel
Seine akademische Laufbahn startete Jeff Yass an der Binghamton University in New York. Er studierte dort Mathematik und Wirtschaft. Die Lehrinhalte, vor allem Wahrscheinlichkeitsrechnung und Spieltheorie, versuchte der aufgeweckte Student sofort in der realen Welt anzuwenden. So verbrachte er viel Zeit mit Poker spielen sowie Wetten auf Pferderennen. Dabei schloss er so gut ab, dass ihm gar Kommilitonen Geld anvertrauten, um damit zu spielen (gleich einer Vermögensverwaltung). Dabei versuchte er stets einen Vorteil zu identifizieren und immer rational zu denken. Er schrieb sogar einen wissenschaftlichen Artikel über Pferdewetten, welcher im Gamblers Magazine veröffentlich wurde ("An Economic Analysis of Horse Racing"). Seinen Abschluss machte Yass 1979.
Nach seinem Abschluss ging er erstmal für ein Jahr nach Las Vegas, mietete sich dort mit Freunden eine kleine Kaschemme in einem Randbezirk und spielte professionell Poker. Berichten zufolge muss Jeff Yass auch hier nach einigen Startschwierigkeiten sehr gute Ergebnisse erzielt haben. Er selbst sagt übrigens, dass er beim Poker mehr übers Trading gelernt hat, als in all seinen Vorlesungen zusammen.
1981 riss er dann seine Zelte in Vegas ab und gelangte über Umwege an die Philadelphia Stock Exchange. Bereits nach einem Jahr hatte er dort als jüngster Händler der Geschichte mit 25 Jahren seine erste Million erwirtschaftet. Zusätzlich zum Engagement an der Börse gründete Yass mit Bekannten ein Wettsyndikat namens RAMJAC. Die Strategie bestand darin, die Wahrscheinlichkeitsrechnung zu nutzen und auf möglichst viele Kombinationen beim Zieleinlauf von Pferde- und Hunderennen zu setzen. Dabei trugen die im Team agierenden Einzelspieler riesige Bargeldbeträge mit sich rum (teilweise $ 500.00,00), welche sie dann an den Wettschaltern platzierten. Da einige Rennbahnbetreiber gegen Yass und seine Kameraden Klage einreichten und es gar zu einem Gerichtsverfahren kam, musste das Syndikat Teile seiner Gewinne offenlegen. Es waren Millionen (und Yass erhielt am Ende Hausverbot auf der Rennbahn Sportsman’s Park in Cicero, Illinois).
Susquehanna
1987 wagte Yass zusammen mit 5 Freunden den Sprung in die Selbstständigkeit. Sie gründeten die Susquehanna International Group, welche sich fortan dem Handel von Optionen, Aktien und Anleihen verschrieb. Alle 6 Gründer sind Poker-affin und messen dem Spiel eine sehr hohe Bedeutung bei. So gibt es bei Susquehanna ein in-house Trainingsprogramm über 3 Monate, in welchem den jungen Händlern die Grundregeln des Wertpapiergeschäfts vermittelt werden. Zentrales Element der Ausbildung ist der Pokertisch. Im Poker wie auch im Trading muss man permanent rationale Entscheidungen treffen, und zwar schnell und unter Druck. Einer der Gründer (Eric Brooks) stieg gar aus der Firma aus, um professioneller Pokerspieler zu werden. Er gewann 2008 die World Series of Poker. Neben der Ausbildung finden auch regelmäßig Pokerturniere in der Firma statt. Yass sagte einst, dass er die Börse als große Pokerrunde sehe.
Susquehanna ist heute einer der größten Optionshändler der Welt. Dabei fokussiert man sich auf die Identifizierung von Preisverzerrungen und Fehlpreisungen einzelner Produkte. An der Börse wie auch am Pokertisch ist Yass‘ Credo die Gewinnmaximierung. Er versucht also das maximale aus jedem Engagement herauszuholen, anstatt die Anzahl der Gewinntrades zu maximieren. Außerdem rät er den Privatanlegern zur Diversifizierung ihres Portfolios.
Jeff Yass ist mit Janine Yass verheiratet. Er engagiert sich seit 1987 für Save the Children und unterstützt das Franklin Institute. Außerdem unterstützt er das liberale Cato Institute und bekleidet dort einen Sitz im Aufsichtsrat.
Zitate
- "Wenn du investierst und nicht diversifizierst, wirfst du buchstäblich Geld aus dem Fenster. Die Leute verstehen einfach nicht, dass Diversifikation gut ist, selbst wenn sie Gewinne schmälert. Warum? Weil sie das Risiko noch viel stärker reduziert."
- "Die Moral beim Traden ist, dass man die Situation aus allen möglichen Winkeln begutachten musst, da sich dein initialer Impuls wahrscheinlich als falsch rausstellt. Es wurde noch nie Geld mit offensichtlichen Schlüssen verdient."
- "Wir glauben, dass wir jede intelligente, schnell denkende Person zu einem Trader machen können. Wir denken, dass Trader gemacht und nicht geboren werden."
- "In Anbetracht der Natur des Marktes ist die Chance eines Crashes immer größer als die Chance einer Runaway-Euphorie."
- "Das Basisprinzip, das sich sowohl auf Poker, als auch Optionstrading anwenden lässt, ist, dass das Primärziel nicht darin besteht, die meisten Hände zu gewinnen, sondern die Gewinne zu maximieren."
- "Ich habe beim Poker mehr über Strategien im Optionstrading gelernt, als in all meinen Ökonomiekursen zusammen."