Chinas Zentralbank hat überraschend starke Maßnahmen zur Stützung der schwächelnden Wirtschaft angekündigt. Laut Bloomberg Economics wird dieser Tag als Wendepunkt in der chinesischen Geldpolitik betrachtet, da die ungewöhnliche Kombination der Maßnahmen entscheidend dafür ist, das Wachstumsziel von 5 % in diesem Jahr zu erreichen. Gouverneur Pan Gongsheng senkte sowohl die Mindestreserveanforderungen für Banken als auch den Leitzins, was die Dringlichkeit unterstreicht, den wirtschaftlichen Abschwung nach den kürzlichen Herabstufungen durch große Wall-Street-Banken zu bekämpfen.

Zusätzlich wurde ein Rettungspaket für den angeschlagenen Immobiliensektor vorgestellt: Hypotheken in Höhe von bis zu 5,3 Bio. USD werden vergünstigt, die Regeln für Zweitwohnungen gelockert. Zur Stützung des Aktienmarktes sollen mindestens 800 Mrd. CNY (113 Mrd. USD) an Liquidität freigesetzt werden. Die Finanzmärkte reagierten prompt: Der CSI 300 Index verzeichnete den fünften Tag in Folge Zugewinne und stieg um knapp 5 %, während Staatsanleihen leichte Verluste hinnehmen mussten.

Trotz der positiven Marktreaktion bleiben Experten vorsichtig. Sie bezweifeln, dass diese Maßnahmen allein ausreichen, um die Deflationsgefahr und die Immobilienkrise zu überwinden. Ken Wong von Eastspring Investments betont, dass zusätzliche fiskalische Maßnahmen erforderlich seien, um das Wachstum im 4. Quartal nachhaltig zu sichern.

"Die geldpolitischen Lockerungen fielen mutiger aus als erwartet", erklärte Becky Liu, Leiterin der China-Makrostrategie bei Standard Chartered Plc. "Wir sehen Spielraum für noch mutigere Lockerungen in den kommenden Quartalen, insbesondere nach den unerwartet starken Zinssenkungen der Fed."

Für Anleger bleibt die Situation spannend: Die aktuellen Lockerungen schaffen möglicherweise weiteren Raum für Wachstumsimpulse. Dennoch zögert die chinesische Regierung, groß angelegte Konjunkturpakete zu schnüren – der Druck, das Wirtschaftswachstum wieder anzukurbeln, nimmt jedoch spürbar zu.