Lanxess – Die Gerüchteküche läuft heiß
In den zurückliegenden Monaten hat Lanxess den Straffungs- und Fokussierungsplan für den Konzern auch ganz gut durchgezogen und das Portfolio weiter optimiert. Das Randgeschäft mit Chlordioxid-Desinfektionslösungen wurde an die kanadische Superior Plus Corp. verkauft. Das ehemals extrem wichtige, zuletzt aber wenig margenstarke und sehr schwankungsanfällige Kautschukgeschäft wurde in das Gemeinschaftsunternehmen Arlanxeo mit dem Ölkonzern Saudi Aramco eingebracht. Mit der Übernahme von Chemtura hingegen hat Lanxess das Geschäft mit Zusätzen für Schmierstoffe und Flammschutzmittel deutlich gestärkt.
Und nun gebe es laut Börse Online auf einmal Gerüchte, dass Lanxess über den Kauf der Spezialchemiesparte des niederländischen Farben- und Lackkonzerns AkzoNobel nachdenke. Der Deal könne laut Bloomberg ein mögliches Volumen von 9 Mrd. Euro haben. Um das zu stemmen, wolle der MDAX-Konzern den Finanzinvestor Apollo mit ins Boot nehmen.
Von der möglichen Milliardenübernahme vollkommen überrascht zeigte sich der Commerzbank-Analyst Michael Schäfer. Sein Kursziel von 67 Euro (Potenzial 4 %) behielt er bei. Grund für eine Erhöhung sah er hingegen nicht. Auch die Deutsche Bank bestätigte nach dem Gerücht über ein Kaufinteresse seitens Lanxess an Teilen von Akzo Nobel nur das Kursziel von 69 Euro (rund 7 % Potenzial). Analyst Tim Jones begründete seine Zurückhaltung damit, dass der genaue Mechanismus eines möglichen Gemeinschaftsgebots mit dem Finanzinvestor Apollo noch völlig unklar sei. Er wies allerdings darauf hin, dass dieser Zukauf Lanxess auf dem Weg zu einem qualitativ besseren Spezialchemieunternehmen eindeutig voranbringen könne.
So überraschend die Möglichkeit eines großen Zukaufs für viele Analysten offenbar ist, einen Grund dafür gibt es nicht. Im Frühjahr hatte Konzernchef Matthias Zachert bereits betont, den geplanten Wachstumskurs sowohl aus eigner Kraft als auch durch Übernahmen zu realisieren. Lanxess will "den Konsolidierungsprozess der chemischen Industrie aktiv" mitgestalten, waren die Worte von Zachert.
Langfristig dürfte auch der AkzoNobel-Deal nichts an diesen Plänen ändern. Lanxess wolle ab 2021 eine operative Marge (EBITDA vor Sondereinflüssen) in einer Spanne von 14 bis 18 % erzielen. Im Geschäftsjahr 2016 habe der Wert laut Börse Online bei 12,9 % gelegen. Börse Online rät dazu, die jüngste Kursschwäche als Kaufgelegenheit wahrzunehmen. Das Kursziel für den mit einem 2018er-KGV von 15 bewerteten MDAX-Titel lautet 75 Euro (rund 16 % Potenzial).
Ebenfalls ein Kursziel von 75 Euro (rund 16 % Potenzial) hat die Schweizer Großbank UBS nach Bekanntwerden eines möglichen Interesses am Spezialchemie-Geschäft des niederländischen Farben- und Lackkonzerns Akzo Nobel bestätigt. Laut Analyst Patrick Rafaisz decke sich die kolportierte Bewertung des Deals mit mehr als 9 Mrd. Euro mit seinen Berechnungen für die AkzoNobel-Sparte. Zum deutschen Spezialchemiekonzern würde besonders gut das Geschäft mit Chelaten und Polymeren der Niederländer passen.
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Bildherkunft: Lanxess