Wie Anleger so wie Warren Buffett investieren plus 5 US-Qualitätsaktien, die dem Anlage-Guru Gefallen könnten
Intensiv mit den Aktivitäten von Buffett beschäftigt sich auch seit langem der US-Finanzdienstleister Morningstar. Im Zuge der eigenen Berichterstattung hat man dort jüngst einen Artikel veröffentlicht, in dem der Frage nachgegangen wird, wie man als Anleger nach dem Strickmuster von Buffett investieren kann.
Das Ergebnis der dazu angestellten Überlegungen umfasst nur 5 Bausteine, weil wie es von Seiten der Autoren heißt, das Erfolgsrezept eines der angesehensten Investoren überhaupt im Grunde genommen relativ einfach ist. Diese 5 Punkte lauten wie folgt:
1. Kaufen Sie Unternehmen, keine Aktien. Mit anderen Worten, denken Sie wie ein Geschäftsinhaber, nicht wie jemand, der ein Stück Papier (oder heutzutage eine digitale Handelsbestätigung) besitzt.
2. Suchen Sie nach Unternehmen mit nachhaltigen Wettbewerbsvorteilen oder Schutzgräben. Unternehmen, die sich erfolgreich gegen Konkurrenten zur Wehr setzen können, haben eine bessere Chance, ihren inneren Wert im Laufe der Zeit zu steigern.
3. Konzentrieren Sie sich auf den langfristigen intrinsischen Wert, nicht auf kurzfristige Gewinne. Entscheidend ist, wie viel Geld ein Unternehmen für seine Eigentümer in der Zukunft erwirtschaften kann. Bewerten Sie daher Unternehmen anhand einer Analyse des diskontierten Cashflows.
4. Verlangen Sie eine Sicherheitsmarge. Künftige Cashflows sind naturgemäß unsicher. Um diese Ungewissheit auszugleichen, kaufen Sie Unternehmen immer für weniger als ihren inneren Wert.
5. Seien Sie geduldig. Bei Investitionen geht es nicht um sofortige Befriedigung; es geht um langfristigen Erfolg.
5 US-Qualitätsaktien, die laut Morningstar den Buffett-Auswahlkriterien entsprechen
Ergänzend zu diesem Beitrag hat Morningstar mit Karen Wallace als Autorin auch noch einen Artikel darüber verfasst, für welche 5 US-Qualitätsaktien sich Buffett theoretisch basierend auf seiner Strategie derzeit interessieren könnte, wenn sein Konglomerat dafür noch wendig genug wäre.
Bezugnehmend auf die Vorgehensweise von Buffett erinnert Wallace daran, dass es sich bei einem der wohl mächtigsten Instrumente zur Schaffung von Wohlstand um das Gut "Zeit" handele. Will heißen, viele große Vermögen wurden langsam akkumuliert, indem man geduldig Aktien in guten und schlechten Zeiten gehalten und die Dividenden reinvestiert hat. Das wiederum sei der Teil des Investierens, der das eigene Temperament auf die Probe stelle.
Mit Blick auf das Anlage-Genie stellt Walace außerdem fest, dass Buffett besonders gut darin ist, Unternehmen mit wirtschaftlichen Schutzgräben oder Wettbewerbsvorteilen ausfindig zu machen. Unternehmen mit breiten Gräben könnten sich dem Wettbewerb widersetzen und über Jahre hinweg hohe Kapitalrenditen erzielen. Das Erfolgsgeheimnis von Buffett bestehe darin, die überschüssigen Cashflows, die von diesen Unternehmen erwirtschaftet werden, wieder in Projekte zu investieren, die über längere Zeiträume mehr als ihre Kapitalkosten verdienen.
Es handele sich so gesehen um einen Wohlstand schaffenden Schneeball. Wenn Schneebälle jedoch wirklich groß werden, verlangsame sich letztlich auch ihre Dynamik, gibt Wallace zu bedenken. Das sei auch zu Berkshire Hathaway zu konstatieren. Denn die Wahrheit sei hier, dass die Tage des Konglomerats, an denen es wendig genug war, um die schnell wachsenden Chancen von Small Caps zu nutzen, hinter ihm liegen. Es sei viel schwieriger für ein Unternehmen, seine Erträge zu steigern, wenn seine Marktkapitalisierung bei 520 Mrd. USD liege, wie es bei Berkshire der Fall sei, als wenn sie beispielsweise 1 Mrd. USD betrage. Denn wenn sich Berkshire an einem Nebenwert mit schnell wachsenden Gewinnen beteiligen würde, hätte dieses Unternehmen alleine unter dem Strich keinen nennenswerten Einfluss auf das gesamte Gewinnwachstum von Berkshire.
Individuellen Investoren stünden jedoch Möglichkeiten zur Verfügung, für die Berkshire wahrscheinlich zu groß geworden sein, um sich heute noch für sie zu interessieren. Auf der Suche nach entsprechenden Werten hat Morningstar die Small- und Mid-Cap-Aktien (Marktkapitalisierung von weniger als 15 Mrd. USD) im hausintern beobachteten Anlageuniversum durchforstet und dazu Kriterien verwendet, auf die auch Buffett achtet.
Das gehören positive freie Cashflows und Eigenkapitalrenditen von mehr als 10 % in jedem der vergangenen 3 Jahre. Zudem konzentrierte man sich auf Firmen mit einem laut den Morningstar-Analysten breiten Economic Moat-Rating. Das heißt, auf Unternehmen, die voraussichtlich zuverlässig überschüssige Cashflows generieren werden. Innerhalb dieser Untergruppe hat man sich dann auf Aktien fokussiert, bei denen der ermittelte faire Wert nur mit mittleren oder niedrigen Risiken behaftet ist.
Nachfolgend mit Stand vom 24. April etwas mehr Angaben zu jenen 5 Aktien, die am Ende dieses Selektionsprozesses übrig geblieben sind:
John Wiley & Sons (ISIN: US9682232064) – Verlag, vor allem für wissenschaftliche Literatur
Verhältnis von Kurs zum fairen Wert: 0,8 (unterbewertet)
Marktkapitalisierung: 1,9 Mrd. USD
Fairer Wert-Unsicherheit: Mittel
Wirtschaftlicher Schutzgraben: Breit
Moat-Trend: Negativ
Die Kronjuwelen von Wiley sind laut Morningstar die Journale in den Bereichen Research Publishing und Plattformen, die 2019 etwas mehr als die Hälfte der Einnahmen des Unternehmens ausmachten. Analyst Zain Akbari erklärt, dass viele von Wileys Zeitschriften prestigeträchtige und seit langem etablierte Publikationen sind, die sich an ein enges, spezialisiertes Publikum richten. Die einzelnen Zeitschriften von Wiley seien oft wenig Konkurrenz ausgesetzt, da neue Anbieter weder den Umfang noch die Breite zu bieten hätten, die das Portfolio von Wiley umfasse, sagt Akbari. Dies trage auch dazu bei, Wiley einen besseren Zugang zu Bibliotheken zu ermöglichen, da die Firma eine gebündelte Reihe von Titeln anbieten könne.
Akbari ist der Ansicht, dass auch die anderen Geschäftsbereiche von Wiley Vorteile haben, wenn auch nicht in gleichem Maße wie das Zeitschriftensegment. Das Segment Bildungsverlage und professionelles Lernen (39 % des Umsatzes im Geschäftsjahr 2019) umfasse das Angebot der Firma an Büchern und Referenzmaterialien, die vor Herausforderungen stünden, da gedruckte Bücher in Zeiten der Digitalisierung weiter an Bedeutung verlieren würden. Das Segment umfasse aber auch Wileys Kurs-Workflow sowie Testvorbereitungs- und Zertifizierungsangebote (einschließlich Materialien für die CFA- und CPA-Prüfungen) und damit Bereiche, in denen Akbari Vorteile sieht, die sich aus den Wechselkosten ergeben: Der Wechsel zu einem anderen Anbieter von Kurs-Workflow sei schwierig, da er die Umschulung von Professoren und Studenten auf ein neues Tool erfordern würde, während Prüfstellen zögerten, die Kosten für die Überholung von Materialien zusammen mit einem anderen Partner auf sich zu nehmen.
Landstar System (ISIN: US5150981018 ) – Transport-Dienstleister
Verhältnis von Kurs zum fairen Wert: 1,1 (fair bewertet)
Marktkapitalisierung: 3,9 Mrd. USD
Fairer Wert-Unsicherheit: Mittel
Wirtschaftlicher Schutzgraben: Breit
Moat-Trend: Stabil
Beim Transport-Dienstleister Landstar System ist der zuständige Analysten Matthew Young der Ansicht, dass dessen riesiges Netzwerk von Spediteuren, Frachtführern und unabhängigen Verkaufsagenten einen gewaltigen Wettbewerbsvorteil darstellt. Und Young glaubt auch, dass Landstars immenses Netzwerk für Verlader weiterhin wertvoll sein wird: Denn je mehr Parteien (Lieferanten und Kunden) das Netzwerk eines LKW-Maklers nutzten, desto mächtiger werde dieses Netzwerk. Versuche, dieses Netzwerk durch kleine Anbieter mit weniger Ressourcen zu duplizieren - obwohl nicht unmöglich - wären sehr schwierig.
Landstar sei ein "Asset-light"-Logistikanbieter, das heißt, er besitzt eine Flotte von Anhängern, aber er besitzt nicht die Lastwagen (die als Zugmaschinen bezeichnet werden), welche die Anhänger ziehen. Um Fracht zu befördern, stütze sich Landstar zum Teil auf firmeneigene Betreiber, die einen festen Prozentsatz der Einnahmen erhalten und ausschließlich für Landstar befördern, sowie auf unabhängige Drittanbieter, erklärt Young. Dies ermögliche Landstar eine variable Kostenstruktur mit relativ geringer Kapitalintensität, was solide Kapitalrenditen erbringe - durchschnittlich mehr als 30 % in den vergangenen fünf Jahren, so Young.
Aspen Technology (ISIN: US0453271035) – Softwarehersteller für Prozesssimulationssoftware
Verhältnis von Kurs zum fairen Wert: 0,8 (unterbewertet)
Marktkapitalisierung: 6,4 Mrd. USD
Fairer Wert-Unsicherheit: Mittel
Wirtschaftlicher Schutzgraben: Breit
Moat-Trend: Stabil
Aspen Technology bezeichnet Morningstar als einen führenden Anbieter von Prozessautomatisierungssoftware für komplexe Industrieumgebungen. Der zuständige Analyst Dan Romanoff erklärt, dass die Aspen-Softwareplattform "AspenOne" dazu beiträgt, die prozessorientierte Anlageneffizienz zu verbessern, wodurch die Kapitalintensität gesenkt, die Effizienz des Betriebskapitals erhöht und die Margen verbessert werden können.
Aspen erfreue sich mit mehr als 95 % einer sehr hohen Kundenerneuerungsrate. Ein großer Teil des Wettbewerbsvorteils von Aspen habe mit den Wechselkosten zu tun - die Kunden wechselten nur ungern zu einer neuen Lösung eines anderen Software-Anbieters, weil das Risiko einfach zu hoch sei, dass sie nicht so gut funktioniert. Aspens Software-Lösungen seien im Allgemeinen ein kostengünstiger Artikel, der eine hohe Kapitalrendite generiere und typischerweise für den Betrieb einer Multimilliarden-Dollar-Anlage "system-relevant" seien.
Romanoff glaubt auch, dass Aspen Vorteile in Form von langjährigen Kundenbeziehungen, überlegener Technologie und Know-how hat (die Firma hat einige Patente auf ihre Softwarelösungen). Romanoff geht davon aus, dass der Marktanteil von Aspen in den nächsten 10 Jahren wachsen wird, wenn das Management die AspenOne-Plattform um neue Funktionen erweitert und das Unternehmen in sinnvoller Art und Weise in Bereiche außerhalb seiner Kernmärkte vordringt.
Graco (ISIN: US3841091040) – Hersteller von Fluidtechnik
Verhältnis von Kurs zum fairen Wert: 1,0 (fair bewertet)
Marktkapitalisierung: 7,5 Mrd. USD
Fairer Wert-Unsicherheit: Mittel
Wirtschaftlicher Schutzgraben: Breit
Moat-Trend: Stabil
Graco beschreibt Morningstar als ein Industrieunternehmen, das sich durch die Herstellung spezialisierter Produkte differenziert, die schwer zu fördernde Flüssigkeiten handhaben und oft für Nischenanwendungen eingesetzt werden, bei denen der Wettbewerb begrenzt ist. Die Firma biete eine Reihe von Produkten an, darunter Pumpen, die zum Bewegen von Erdnussbutter oder Karamell verwendet werden, Lackspraysysteme für Kraftfahrzeuge und Einspritzpumpen für die Öl- und Gasindustrie.
Wie der verantwortliche Analyst Krzysztof Smalec erklärt, liegt Gracos wichtigster Wettbewerbsvorteil in den Wechselkosten der Kunden: Graco sei ein führender Hersteller von Geräten für das Flüssigkeitsmanagement, und sein Portfolio umfasse eine breite Palette von Nischenprodukten mit wenig direkter Konkurrenz. Das Unternehmen sei auf die Förderung von abrasiven, viskosen oder korrosiven Materialien spezialisiert, die naturgemäß einen höheren Verschleiß an Pumpen und anderen Geräten verursachten.
Graco's technische Fähigkeiten, sein Ruf für Qualität und seine Erfahrung im Umgang mit schwer zu bewegenden Flüssigkeiten seien wichtige Unterscheidungsmerkmale, die es der Gesellschaft ermöglicht hätten, eine starke Wettbewerbsposition auf allen Märkten aufzubauen, auf denen es konkurriere. Smalec fügt hinzu, dass Gracos breiter Graben auch durch immaterielle Vermögenswerte geschützt ist, einschließlich seines starken Markennamens, seines Patentportfolios und seines Rufs für Qualität, was es dem Unternehmen ermögliche, Premium-Preise zu erzielen.
Allegion (ISIN: IE00BFRT3W74) – Anbieter von Sicherheitsprodukten
Verhältnis von Kurs zum fairen Wert: 1,0 (fair bewertet)
Marktkapitalisierung: 8,9 Mrd. USD
Fairer Wert-Unsicherheit: Mittel
Wirtschaftlicher Schutzgraben: Breit
Moat-Trend: Stabil
Obwohl Allegion ein wichtiger Akteur auf dem globalen Markt für Sicherheitsprodukte mit besonderer Stärke auf dem amerikanischen Kontinent ist (73 % des Umsatzes), sei der Name des Unternehmens vielleicht nicht so bekannt wie seine Markenprodukte. Innerhalb Nordamerikas halten Schlage (Schlösser), Von Duprin (Fluchtwegvorrichtungen) und LCN (Türsteuerungen) führende Marktpositionen innerhalb ihrer jeweiligen Produktkategorien, während CISA und Interflex in bestimmten europäischen Märkten führende Marken seien.
Wie Analyst Brian Bernard erklärt, wird Allegion's Portfolio aus anerkannten und seit langem etablierten Marken sowohl im privaten als auch im gewerblichen Bereich mit überlegener Qualität und Langlebigkeit in Verbindung gebracht, was dem Unternehmen eine starke Preismacht verleiht. Die wahrgenommene Qualität und Haltbarkeit seien aber kritische Aspekte, da die Kosten eines Ausfalls sehr hoch ausfallen könnten.
Trotz der Konkurrenz durch starke Wettbewerber habe Allegion konsequent seinen Markenwert, sein starkes Vertriebsnetz und seine große installierte Basis genutzt, um Überrenditen zu erzielen. Seit der Abspaltung des Unternehmens von Ingersoll Rand im Jahr 2013 taxiert Bernard die durchschnittliche Rendite auf das investierte Kapital auf etwa 23 %, was deutlich über den gewichteten durchschnittlichen Kapitalkosten liege.