Das Elend mit dem russischen Gas
Liebe Leser,
der DAX ist abgestürzt. Der deutsche Leitindex entwickelt sich seit Januar schlechter als der S&P 500 beziehungsweise der MSCI All Country Index. Das liegt an unserer Abhängigkeit vom billigen russischen Gas.
Seit Wladimir Putin uns im Sommer den Gashahn abgedreht hat, geht es bergab. Die Energie hat sich extrem verteuert. Energieintensive Branchen, wie Chemie (BASF) oder Stahl (ThyssenKrupp, Salzgitter), stehen unter Druck. Unzählige kleine Firmen befinden sich in einem Überlebenskampf, dazu kann der Bäcker am Eck zählen.
Mehr als 40 Jahre lieferte uns Gazprom den Brennstoff. Berlin merkte nicht, wie sehr man sich in die Hände eines Diktators begab. Die USA versuchen, unabhängig zu bleiben. Das gilt für Energie, Metalle oder Technologie.
Mit dem australischen Bergbauer Lynas Rare Earth Ltd. pflegen beispielsweise US-Minister freundschaftliche Beziehungen. Sie treffen das Management, besichtigen Anlagen. Warum? Außerhalb Chinas ist Lynas einer der größten Produzenten von Seltenen Erden, die Metalle sind wichtig für die Rüstungsindustrie, werden auch für Batterien, E-Autos, Windräder gebraucht. Produziert wird seit zehn Jahren in Westaustralien. Voriges Jahr bohrte Lynas ein 1 km langes Loch in seinem Bergwerk Mount Weld, bis ans Ende der Bohrstelle fanden die Ingenieure die Metalle. Der Vorstand baut ein Werk zur Aufarbeitung des Rohstoffs in Texas. Das Pentagon steuert 150 Mio. USD bei. Das zeigt, selbst mit kleinen Firmen machen die Amerikaner Deals, um sich nicht abhängig von unberechenbaren Staaten zu machen.
Wir schauen uns in der neuen Ausgabe Konzerne an, deren Entwicklung uns aufgefallen ist. Darunter ist der Gebäudedienstleister Comfort Systems. Die Texaner installieren, warten und reparieren Heizungen, Lüftungs- und Klimaanlagen. Umsatz und Ergebnis wachsen. Trotz der Kursrallye ist die Bewertung fair.
Zudem ist uns Molina Healthcare aufgefallen. Die Krankenkasse versichert arme Familien mithilfe der staatlichen Förderprogramme. Unser Redakteur Andreas Zehetner schaut sich den Boutique-Fitnessanbieter Xponential an. Trotz Inflation und Sorgen vor einer weltweiten Rezession gibt es Nischenplayer, die sich von der allgemeinen Malaise nicht anstecken lassen.
Adobe hat sich lange Zeit wunderbar entwickelt. Doch in diesem Jahr ist der Wurm drin. Zum einen leidet das Tech-Unternehmen unter dem Bärenmarkt. Zum anderen fädelte der Vorstand eine extrem teure Übernahme ein, die auf Kritik stieß. Die Aktie hat sich mehr als halbiert. Es ergeben sich Chancen. Das KGV erscheint mit 19 attraktiv. Allerdings ist es nahezu unmöglich, den Tiefpunkt bei solchen Krisen zu erwischen. Viel Geduld kann nötig sein, bis Anleger Licht am Ende des Tunnels sehen werden.
Thema aktien Magazin Nr. 18 / 2022
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