Megatrend 3D: Mit dem neuen Additive Manufacturing Basket-Zertifikat können Anleger mitmischen
Aufklärung über Eigenpositionen: Diese Aktien aus dem Artikel halten TraderFox-Redakteure aktuell
Additive Fertigungsverfahren waren bisher ein Nischenmarkt, der von wenigen Firmen dominiert wurde. Die 3D-Druck-Industrie wächst jedoch rasant und könnte bis 2025 einen Marktwert von mehr als 40 Mrd. USD erreichen. Eine EY-Studie zeigt, dass immer mehr Unternehmen die Technologie nutzen - und dass die Fertigung nie wieder so sein wird wie bisher. Aus Sicht von Vontobel könnten sich interessante Anlagemöglichkeiten ergeben. Deshalb bringt die Schweizer Privatbank ein Partizipationszertifikat auf einen Additive Manufacturing Aktienkorb an den Markt.
3D wurde schon vor Jahren als einer der Megatrends schlechthin gehandelt. Doch bis heute konnte zumindest über weite Strecken die Kursentwicklung der Aktien der dabei mitmischenden Unternehmen die hohen Erwartungen nicht erfüllen.
Doch in den vergangenen 12 Monaten machte das Segment plötzlich auch an der Börse deutlich, was für ein gewaltiges Potenzial theoretisch in ihm steckt. Ablesen lässt sich das etwa am Solactive 3D Printing Index. Stieg dieser doch von Mitte März 2020 bis zum 09. Februar 2021 von 86,55 auf 442,13 Zähler. Allerdings kam es dann im Sog der allgemeinen Abstrafung von zuvor stark gestiegenen Titeln im Zuge des Anleiherenditenanstiegs zu einer spürbaren Korrektur, die den Index bis zum 08. März auf 216,14 Zähler zurückwarf.
Heutzutage nennt man 3D-Druck immer öfter auch additive Fertigung oder Additive Manufacturing und gemeint sind mit dieser Bezeichnung alle Fertigungsverfahren, bei denen Material Schicht für Schicht aufgetragen und so dreidimensionale Gegenstände (Werkstücke) erzeugt werden.
Laut EOS, einem Technologieanbieter im industriellen 3D-Druck von Metallen und Kunststoffen bezeichnet das industrielle 3D-Druckverfahren der additiven Fertigung einen Prozess, bei dem auf Basis von digitalen 3D-Konstruktionsdaten durch das Ablagern von Material ein Bauteil schichtweise aufgebaut wird. Additive Fertigung beschreibt demnach, dass es sich um ein professionelles Produktionsverfahren handelt, das sich deutlich von konventionellen, abtragenden Fertigungsmethoden unterscheidet. Anstatt zum Beispiel ein Werkstück aus einem festen Block herauszufräsen, baut die additive Fertigung Bauteile Schicht für Schicht aus Werkstoffen auf, die als feines Pulver vorliegen. Als Materialien sind unterschiedliche Metalle, Kunststoffe und Verbundwerkstoffe verfügbar.
Diese Fertigungsmethode habe inzwischen in vielen Bereichen und Branchen Einzug gehalten. Beim Bau von Anschauungs- und Funktionsprototypen, Klein- und Mittelserien und auch zunehmend in der Serienfertigung überzeuge dieses Verfahren mit Vorteilen, die mit anderen, konventionellen Methoden nicht erreicht werden könnten: Produktentwicklung und Markteinführung ließen sich entscheidend verkürzen, Produktindividualisierungen oder Funktionsintegration würden in kürzerer Zeit gelingen - und das zu geringeren Kosten. Die additive Fertigung eröffne so großen OEM-Herstellern aus unterschiedlichsten Industriezweigen die Möglichkeit, sich am Markt zu differenzieren – im Hinblick auf neue Kundennutzen, Kostenreduktionspotenziale und Nachhaltigkeitsziele.
Vom Hype zum Game Changer
Wie der Unternehmensberater EY feststellt, war die additive Fertigung (AM) vor 3 Jahren auf dem Radar von befragten Unternehmen, aber nur 24 % hatten die Technologie ausprobiert. Heute sei dieser Prozentsatz auf 65 % gestiegen, und die anfängliche Skepsis, dass das transformative Potenzial von AM nur ein Hype sei, sei ausgeräumt worden, da 18 % der Unternehmen die Technologie bereits zur Herstellung von Endprodukten einsetzten.
Die entscheidende "frühe Mehrheit" - deren Zustimmung für den Erfolg jeder neuen Technologie unerlässlich sei – sei inzwischen gewonnen worden. Dieser Moment in der Entwicklung von AM (auch bekannt als 3D-Druck oder 3DP) sei vergleichbar mit dem Punkt vor einem Jahrhundert, als die Industrie von Dampfkraft auf Elektrizität umgestiegen sei. Damals seien diejenigen, die beim Übergang gezögert hätten, hinweggefegt worden. Wobei die Technologie ihren Zenit noch nicht einmal erreicht habe, da zuletzt Dutzende von Sub-Technologien entstanden seien.
3D-Druck gestaltet die Fertigungswelt von morgen
Die Schweizer Privatbank Vontobel schreibt zu dem Thema folgendes: "In den letzten Jahren fand 3D-Printing immer wieder viel Beachtung. Gehyped als Technologie, die eine dritte industrielle Revolution auslösen würde, wurde sie tatsächlich bereist in den frühen 80er-Jahren erfunden. Dennoch fristete sie zunächst ein Schattendasein, bis der Ablauf eines entscheidenden Patents im Jahr 2009 vielen Start-ups den Markteintritt ermöglichte. Inzwischen hat diese Fertigungsmethode in vielen Bereichen und Branchen Einzug gehalten. Immer mehr Unternehmen setzen bei der Produktion anspruchsvoller Bauteile auf die zukunftsweisende Technologie.
Obwohl die Pandemie auch diese Branche nicht verschonte, erreichte der Markt für 3D-Druckverfahren zuletzt eine Größe von rund 12 Mrd. USD, heißt es weiter. Doch das sei erst der Anfang, denn die additive Fertigung finde zunehmend Anwendung in der Serienfertigung. In der komplexen Technologie der additiven Fertigung stecke ein immenses (Wachstums-) Potenzial, das die industrielle Wertschöpfungskette maßgeblich verändern und die Fertigungswelten der Zukunft prägen könne. Denn Designfreiheit, Nachhaltigkeit, schnelle Produktentwicklungen sowie die damit verbundenen Kostenvorteile seien die Taktgeber für die flexible Fertigung von heute.
Ihren Ursprung habe die additive Fertigung im Bau von Anschauungs- und Funktionsprototypen gehabt. Mittlerweile halte sie zunehmend Einzug in die Serienfertigung, da sie dort ansetze, wo herkömmliche Verfahren an ihre Grenzen stoßen würden. Erforderlich werde die Neuauslegung von Fertigungsstrukturen, da sich Unternehmen im Bereich Produktion und Industrie mit einer beständig wachsenden Summe von Herausforderungen wie zunehmendem Kostendruck, regulatorischen Anforderungen und steigenden Ansprüchen auf Kundenseite konfrontiert sähen.
Zusätzlich rückten Themen wie Energie- und Ressourceneffizienz immer mehr in den Vordergrund. Das stelle die klassischen Fertigungsstrukturen vor kaum lösbare Probleme: Ausgelegt auf permanente Auslastung und Effizienz befänden sich hohe Warenwerte und gebundenes Kapital in der Lieferkette. Damit gingen hohe Kosten und wenig Flexibilität einher. Durch die Pandemie und deren Auswirkungen habe die Dringlichkeit flexibler Fertigung Nachdruck erhalten.
Eine weitere Herausforderung sei der Trend zur Personalisierung: In der Automobilindustrie beispielsweise dienten immer mehr Basismodule als Grundlage für eine hohe Varianz an individuell gestalteten Bauteilen, die auf Kundenwunsch realisiert würden. Für eine kosteneffiziente Umsetzung seien neue Produktionstechniken unumgänglich.
Ein Anwendungsbeispiel aus der Praxis
Funktionsfähige Bauteile mit komplexen Geometrien und definierten aerodynamischen Eigenschaften innerhalb kürzester Zeit kosteneffizient fertigen – ist das undenkbar, fragt Vontobel rhetorisch? Nein, denn Triebwerks- und Turbinenteile sowie Bauteile für die Kabineninnenausstattung im Flugzeug seien typische Anwendungsbeispiele für den industriellen 3D-Druck. Nicht nur herstellerspezifische Anpassungen und die kostengünstige Realisierbarkeit geringer Stückzahlen sprächen für die additive Fertigung. Material- und Gewichtseinsparungen senkten darüber hinaus sowohl den Treibstoffverbrauch als auch die CO2-Emission. In der heutigen Zeit seien solche Aspekte wichtiger denn je. Führende Luftfahrt- und Raumfahrtunternehmen hätten die additive Fertigungstechnologie daher längst in die Planung ihrer zukünftigen Produktionsstrategien integriert.
Ein entsprechendes Beispiel liefere die Ariane-Group, eine Tochter des Luft -und Raumfahrtkonzerns Airbus, die unter anderem Trägerraketen für Satelliten herstelle. In einem Raketentriebwerk wirkten enorm hohe Kräfte unter extremen Bedingungen. Dafür sei ein Höchstmaß an Zuverlässigkeit und Präzision bei geringer Baugröße gefragt. Der Einspritzkopf sei eines der zentralen Elemente des Triebwerks. Konventionell hergestellt bestehe er aus 248 Bauteilen, die in verschiedenen Fertigungsschritten produziert und montiert werden. Die additive Fertigung vereinfache den Bau der Triebwerkskomponente von 248 Bauteilen auf eine einzige Komponente, wodurch sich die Produktionszeit von 3 Monaten auf 35 Stunden verkürzen lasse und die Kosten um 50 % gesenkt werden könnten.
Inzwischen hätten sich additive Fertigungsverfahren in nahezu allen Branchen der Industrie etabliert und bedienten neben anspruchsvollen Bereichen wie Healthcare und der Automobilindustrie auch Massenmärkte wie den Lifestyle- und Konsumgütersektor.
Rosige Zukunftsaussichten für den 3D-Markt
Gemäß des Wohlers Report, AM Power Report 2020, erreichte der Marktwert für additive Druckverfahren im Jahr 2019 eine Größe von etwa 12 Mrd. USD, so Vontobel. Dieses Volumen impliziere jährliche Wachstumsraten von rund 25 % in den vergangenen 5 Jahren. Dabei hätten globale Großkonzerne wie BMW und Adidas erst 2018 das Potenzial der additiven Fertigung für sich entdeckt und begonnen, die Möglichkeiten des 3D-Drucks in ihre Produktion mit einzubeziehen. Ein Vergleich zur Verbreitung des Internets scheine angebracht. Während die Vorläufer des Internets bereits 1985 existiert hätten, habe der Siegeszug des World Wide Web erst Mitte der 90er Jahre stattgefunden – und sei aus dem heutigen Alltag nicht mehr wegzudenken. Gemäß verschiedener Quellen werde erwartet, dass dank der zunehmenden Verbreitung additiver Fertigung in Industrie und Forschung ein Marktvolumen von 35-42 Mrd. USD im Jahr 2025 erreicht werden könnte.
Während viele Unternehmen der neuen Technologie anfangs noch skeptisch gegenübergestanden hätten, dürften spätestens die in der herkömmlichen Fertigung entstandenen Lieferengpässe aufgrund der Pandemie zum Umdenken geführt haben. Die durch die additive Fertigung ermöglichte flexiblere Produktionsplanung, sowie die Reduktion der Lagerkosten dank Fertigung «on demand» stellten weitere Argumente für die Technologie dar und könnten dazu beitragen, neue Auftraggeber für den 3D-Markt zu gewinnen.
Partizipationszertifikat auf den Additive Manufacturing Basket
Für Investoren, die von den Perspektiven der additiven Fertigung überzeugt sind und in diesen spannenden Zukunftsmarkt investieren wollen, lohnt ein Blick laut Vontobel auf die Zusammensetzung des 3D-Marktes. Die Akteure lassen sich demnach in erster Linie in 3 Kategorien unterteilen: die Hersteller der Software, welche zur Erstellung von 3D-Modellen und Designs erforderlich ist, die Lieferanten der Rohmaterialien, welche für die Fertigung verwendet werden und natürlich die Produzenten der 3D-Drucker.
Die Schweizer Privatbank geht nun mit dem Vontobel-Partizipationszertifikat auf den Additive Manufacturing Basket (ISIN: DE000VQ5J6M4, anfänglicher Ausgabepreis 100,00 EUR) an den Start. Wie es heißt, biete dieser interessierten Anlegern die Möglichkeit, am wachsenden Markt rund um 3D-Drucken zu partizipieren. Der zugrundeliegende Basket setzt sich aus den aussichtsreichsten Unternehmen aller drei Kategorien zusammen – neben Spezialisten wie Desktop Metal und Exone, die sich ausschließlich auf die Fertigung von 3D-Druckern fokussieren, sind auch Konzerne wie General Electric und Linde enthalten (siehe Tabelle unten). Zwar stelle die additive Fertigung in diesen Fällen nicht die Haupteinnahmequelle der Unternehmen dar, allerdings gehörten sie zu den größten Akteuren im 3D-Markt und treiben dank ihrer Investitionen die Forschung und Entwicklung von 3D-Druckverfahren voran.
Der Ausgabetag des Partizipationszertifikats ist der 24.03.2021 und der erste Börsenhandelstag am 26.03.2021. Ein Listing ist an der Börse Frankfurt Zertifikate Premium (Frankfurt) sowie an der EUWAX (Stuttgart) geplant.
Als Fälligkeitstag wurde der 29.03.2024 festgelegt. Aus Anlegersicht sind trotz aller Chancen, die dieses Thema verspricht, auch die nicht zu vernachlässigenden Risiken zu beachten. Wobei neben den unternehmensspezifischen Risiken auch noch hinzu kommt, dass das Partizipationszertifikat nur eine begrenzte Laufzeit hat und es ungewiss ist, wie die Form des Sektors sowie der Börse allgemein am Fälligkeitstag ist.