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Tracking Gas-Knappheit in der EU: die Story läuft an - der Gaspreis steigt auf über 3k Euro pro 1k Kubikmeter Gas!

Liebe Leser,

Ende Frühling 2022 haben wir den Trend rund um die europäische Gas-Knappheit bereits ausführlich diskutiert. Das Ergebnis der Untersuchung, war im Großen und Ganzen die Ausweglosigkeit der europäischen Nachfrage, die weiterhin hoch bleiben dürfte und das weiterhin sehr begrenzte Angebot, was letztendlich quasi dazu verurteilt ist, in deutlich höhere Gaspreise zu münden. Genau das können wir nun an den europäischen Gas-Hubs beobachten, wo der Gaspreis schon die Marke von über 3.000 USD pro 1.000 Kubikmeter Gas (rund 293 Euro pro 1 WMh) knackte und sehr gute Chancen hat, weiter in die Höhe zu ziehen.

Deutsches Gasproblem

Doch damit nicht genug. Während der Benchmark-Gaspreis einen neuen Rekordhoch erreichte, stiegen die Kosten für Strom in Deutschland zum ersten Mal auf über die Marke von 700 Euro pro Megawattstunde an. Grund dafür sind die News über den erneuten Lieferstopp über die Gaspipeline Nord Stream 1. Der russische Gasanbieter Gazprom meldete, dass man die Nord Stream-Gaspipeline am 31. August für drei Tage für Reparaturen stoppen wird. Und dies lässt nun erneut die Befürchtung aufkommen, dass die russische Föderation im großen geopolitischen Spiel Gaslieferungen nach Europa in der kommenden Herbst/Wintersaison als Waffe einsetzen könnte.

Gas-Frage ist ein langfristiges Problem

Diese Situation ist nicht neu. Doch das schlimmste an dieser Tatsache ist de facto die Situation, dass die EU und explizit Deutschland der russischen Gasabhängigkeit in den nächsten 2-3 Jahren nicht entkommen werden, ohne dabei sich selbst sowohl wirtschaftlich als auch sozial enorm zu schaden. Dabei werden sich ähnliche Gaslieferstopps via Nord Stream 1 zukünftig wiederholen. Ganz abgesehen davon, dass man bei dieser Angelegenheit wohl tatsächlich auf Moskau angewiesen ist. Denn ungeachtet von zahlreichen und teilweise willkürlichen und nicht durchdachten Sanktionen gegen die Russische Föderation hat Gazprom bis zuletzt seine Lieferverpflichtungen gegenüber den europäischen Kunden und explizit Deutschland, wenn auch mit temporären Verzögerungen (s. die Story rund um Gasturbine) immer erfüllt.

An dieser Stelle will man wirklich nicht darüber nachdenken, was wohl passieren würde, wenn auch die Russische Föderation anfängt, einseitige Sanktionen in Bezug auf Gasexport in die EU zu verhängen, oder sogar den gesamten Gasexport in die EU aus welchen Gründen auch immer stoppt. Damit bleibt die Frage der Gasversorgung weiterhin sehr politisch und somit kaum berechenbar.

Kurzfristige Belastunsfaktoren

Was die technische Seite i.S.d. Gasimport-Ersatzes anbetrifft, so leidet der europäische Gasmarkt derzeit unter sinkenden Gas-Lieferungen aus Norwegen, wo das größte Gasvorkommen Trollfeld sich bis Ende August in den geplanten Wartungsarbeiten befinden wird. Darüber hinaus erhöht das heiße Wetter, das im August in den meisten Teilen Europas einsetzt, die Nachfrage nach Strom für die Klimaanlagen etc. Die Hitze und die geringen Niederschläge führten bspw. zu einem Rückgang des Wasserspiegels im Rhein, was es u.a. schwierig macht, Kohle mit Lastkähnen an Kraftwerke in Mitteldeutschland zu liefern. Und so sind die europäischen Länder gezwungen, Gaskraftwerke einzusetzen, was die Gasnachfrage zusätzlich ansteigen lässt.

Hoffnung in Sicht

Ein grundlegender Faktor, der die Gaspreise in Europa stabilisieren kann, ist die hohe Befüllung von unterirdischen Speichern für die bevorstehende Heizsaison und an dieser Stelle sieht es eigentlich gut aus, obwohl dies temporär vom Markt ignoriert wird. Das Gesamtfüllniveau liegt in Europa im Durchschnitt bereits bei 77 %, in Deutschland, Polen und Frankreich bei über 80 %. Bei der derzeitigen Geschwindigkeit können die Speicher in den meisten EU-Ländern bis Oktober vollständig gefüllt sein. Dazu kommt auch der günstige Wetterfaktor. So versprechen die Wettervorhersagen den Abzug der Hitze in wenigen Tagen, wobei die Gaslieferungen aus Norwegen könnten bis Ende der Woche um 15-20 Millionen Kubikmeter pro Tag steigen. Und somit ist der hohe Gaspreisanstieg derzeit als eine kurzfristige spekulative Angelegenheit zu betrachten.

Langfristig bleibt das Problem bestehen

Langfristig wird das Problem leider weiter bestehen bleiben. Dafür sprechen auch politische Initiativen, wie z.B. die Kanada-Reise des deutschen Bundeskanzlers Olaf Scholz und des deutschen Bundesministers für Wirtschaft und Energie Robert Habeck. U.a. anderen geht es hier um die LNG-Importe nach Deutschland aber auch um die engere Kooperation beim Trend-Thema Wasserstoffproduktion. Und so gelangen wir auch schon zu der heutigen Übersicht von Konzernen, die mittelfristig von der nicht einfachen Situation rund um die europäische Gasversorgung profitieren könnten.



https://viz.traderfox.com/peer-group-tabelle/US20825C1045/LS/conocophillips/aktien-19050-63478-21122-21779-341179-6200037-21315-63507-2353660-21498-21116-5284618-4865278

Profiteure dieser Entwicklung wären sowohl europäische als auch Nordamerikanische LNG-Stocks wie Cheniere Energy (LNG), oder Equinor (EQNR), die man nun auf die Watchlist als plausible Trendfolge-Kandidaten setzen sollte. Explizit interessant ist in diesem Zusammenhang die Aktie von Equinor, die kurz vor dem Breakout auf ein neues Jahreshoch steht.

Dies ist ein Staatunternehmen (eine Art norwegische Gazprom), wobei Norwegen mehr als 65 % der Aktien hält. Aufgrund der enorm gestiegenen Nachfrage hat Equinor die Erdgasproduktion im letzten Quartal auf einen Rekordwert gebracht und ist jetzt schon sehr gut dafür positioniert, um vom kommenden Umschwung der Gasversorgung in Europa zu profitieren. Dabei bleibt die Hälfte der Gas-Reserven/Vorkommen auf seinem riesigen Troll-Feld unerschlossen. Diese Region gilt ja nicht um sonst als Grundpfeiler der norwegischen Offshore-Gasproduktion. Schätzungen zufolge liegen hier rund 40 % der norwegischen Erdgasvorräte unter dem Meeresboden. Nirgendwo sonst wird in Norwegen mehr Erdgas gefördert. Sollte sich das Land also dazu entschließen, die Produktion in den kommenden Jahren weiter hochzufahren, so verfügt man schon jetzt über die besten Voraussetzungen dafür, um es relativ schnell zu erledigen. Denn über das notwendige Offshore-Knowhow und -erfahrung verfügt Norwegen allemal.



Was Kanada angeht, so sollte man hier die Aktie von Canadian Natural Resources (CNQ) auf die Watchlist nehmen. Der der Konzern wäre als einer der größten, unabhängigen Gasproduzenten in Kanada ein potenzieller Profiteur des Deals mit Deutschland. Dabei verweist das Unternehmen auch auf große unerschlossene Landflächen mit viel Erdgas in den Montney-Formationen. Wenn Deutschland mehr Gas aus Kanada bezieht, könnte Canadian Natural ein Lieferant sein und die Konsensschätzungen müssten steigen.



Weitere kanadische Gas/Öl-Stocks, die man im Blick haben sollte, sind Vermillon Energy (VET), Crescent Point Energy (CPG) und Enerplus (ERF).

Gutpositioniert sind hier auch kleinere britische Konzerne wie Serica Energy (SQZ) und Harbour Energy (HRB), die sich auf Gasexploration in der Nordsee fokussieren.

Konservativ betrachtet, favorisieren wir immer noch großkapitalisierte Konzerne, wie Equinor und Co., die zusätzlich eine konstante Dividendenpolitik vorweisen können.

Wachstumskonzerne, wie die Cheniere Energy (LNG), Golar LNG (GLNG) etc. sind dabei eine etwas riskantere, dennoch eine ebenfalls interessante Anlagealternative, um den zukünftigen Megatrend der EU-Gasversorgung zu spielen. Entscheidend sind hier lediglich die Präferenzen und das Risiko-Appetit des jeweiligen Investors.

Nicht zu vergessen, wäre auch die Tatsache, dass die Gas-Frage eine politische Angelegenheit darstellt, was ein zusätzliches Risiko mit sich bringt. Aus diesem Grund sollte man hier Trading-technisch neben der fundamentalen Entwicklung der jeweiligen Konzerne verstärkt auf Presseberichte und Kommentare der jeweiligen Regierungen, einzelner Politiker, Minister und Staatsoberhaupte achten. Denn genau sie werden demnächst (Richtung Herbst/Winter) für kurzfristige Impulse sorgen.

Viel Erfolg und bleiben Sie profitabel!

Verantwortlicher Redakteur Kulikov Leonid: Keine Eigenposition

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