J.P. MorganChase CEO Dimon blickt deutlich pessimistischer in die Zukunft als viele seiner Weggefährten
In seinem jährlichen Aktionärsbrief zeichnet Jamie Dimon, der CEO von JPMorgan Chase, ein vorsichtiges Bild der aktuellen Wirtschaftslage und warnt vor mehreren Risiken, die die Partystimmung an der Börse trüben könnten. Dimon unterstreicht insbesondere die Möglichkeit eines anhaltenden Inflationsdrucks, der durch eine Vielzahl von Faktoren getrieben wird, darunter hohe Staatsausgaben und militärische Konflikte, sowie die potenziellen Auswirkungen unzureichender Investitionen in die Energieinfrastruktur.
Die Aussicht auf Zinssätze, die "auf 8 % oder mehr" steigen könnten, ist eine der Hauptbesorgnisse, die Dimon aufgrund dieser Faktoren anspricht. Er verweist auf die enormen Steuerausgaben und die Billionen, die jedes Jahr für die grüne Wirtschaft benötigt werden, die Remilitarisierung der Welt und die Umstrukturierung des Welthandels als treibende Kräfte hinter dieser inflationären Wirkung.
Dimon: "Weiche Landung" der US-Wirtschaft eher unwahrscheinlich
Die Hoffnungen des Marktes auf eine "weiche Landung" der US-Wirtschaft nach einem Boom, mit einer 70- bis 80%igen Wahrscheinlichkeit, sieht Dimon kritisch und schätzt die Chancen deutlich geringer ein. Er hebt hervor, dass die zunehmende Gewalt weltweit, insbesondere der russische Krieg gegen die Ukraine und die Konflikte im Nahen Osten, Risiken darstellen, "die alles seit dem Zweiten Weltkrieg in den Schatten stellen könnten."
Zudem weist Dimon auf die Gefahr hin, die von diktatorischen und unterdrückenden Nationen ausgeht, die ihre wirtschaftliche und militärische Macht nutzen könnten, um ihre Ziele durchzusetzen. Trotz dieser geopolitischen Risiken und der politischen Spaltung in den USA bleibt Dimon jedoch optimistisch hinsichtlich der Resilienz und des weiteren Wachstums der US-Wirtschaft.
KI wird wohl "außergewöhnliche" Auswirkungen haben
Besondere Aufmerksamkeit widmet Dimon in seinem Brief dem Thema Künstliche Intelligenz (KI), von dem er erwartet, dass es "außergewöhnliche" Auswirkungen haben wird, vergleichbar mit den wichtigsten technologischen Erfindungen der letzten Jahrhunderte, wie dem Buchdruck und dem Internet. JPMorgan hat bereits 400 Anwendungsfälle für KI identifiziert, insbesondere im Marketing und im Risikomanagement.
Dimon ist der am längsten amtierende Chef einer großen US-Bank und blickt schon länger deutlich pessimistischer in die Zukunft als viele seiner Weggefährten. Als einer der mächtigsten und bestbezahlten Bankchefs der USA leitet Dimon J.P. Morgan seit 2004 und bleibt eine Schlüsselfigur in der Finanzindustrie.