Microsoft (MSFT) unternahm am Montag, den 28. Oktober 2024, den ungewöhnlichen Schritt, den langjährigen Rivalen Google öffentlich zu beschuldigen, in Europa Schattenkampagnen zu führen, um das Unternehmen bei den Aufsichtsbehörden zu diskreditieren und von der intensiven Prüfung abzulenken, der es selbst weltweit ausgesetzt ist.

Astroturfing-Gruppe soll Microsoft in schlechtes Bild rücken

Die Microsoft-Anwältin Rima Alaily schrieb in einem Blogbeitrag mit Bezug auf die Open Cloud Coalition, dass Google eine Firma angeheuert habe, um europäische Cloud-Unternehmen anzuwerben, die den Fall des Suchmaschinenunternehmens vertreten sollen.

"Diese Woche startet eine von Google organisierte Astroturfing-Gruppe. Sie zielt darauf ab, Microsoft bei Wettbewerbsbehörden und politischen Entscheidungsträgern zu diskreditieren und die Öffentlichkeit in die Irre zu führen.", schrieb Rima Alaily.

Das Tochterunternehmen von Alphabet (GOOG/GOOGL) habe große Anstrengungen unternommen, um seine Finanzierung und Kontrolle der Gruppe zu verschleiern, indem es europäische Cloud-Anbieter angeworben habe, um als öffentliches Gesicht der Organisation zu dienen.

Alaily deutete in ihrem Post an, dass Google die Beratungsfirma DGA Group mit der Gründung der Open Cloud Coalition beauftragt habe. Ein Unternehmen, das sich gegen eine Teilnahme an der Gruppe entschied, teilte Microsoft mit, dass die Koalition finanzielle Unterstützung von Google erhalten und Microsofts Praktiken in Europa kritisieren werde, schrieb Alaily.

Gruppe soll von den eigenen Kartellverfahren ablenken

Der Konflikt stellt einen neuen Kampf zwischen den zwei Unternehmen dar, die sich sowohl in der Cloud-Infrastruktur als auch in der Online-Werbung und Produktivitätssoftware bekriegen. Google sieht sich in Europa und in den USA erhöhtem Regulierungsdruck ausgesetzt, wo es sich mitten in seinem zweiten Kartellverfahren in einem vom Justizministerium angestrengten Verfahren befindet.

Der Start der Gruppe erfolgte einen Monat, nachdem Google in Europa eine Kartellbeschwerde gegen Microsoft eingereicht und dem Unternehmen unfaire Softwarelizenzierungspraktiken im Zusammenhang mit seinen Azure-Cloud-Diensten vorgeworfen hatte. Microsoft gibt auf seiner Website an, dass Kunden durchschnittlich 36 % sparen können, wenn sie Windows Server in der Cloud von Microsoft statt bei Amazon Web Services verwenden. Amazon ist auf dem Markt für Cloud-Infrastrukturen führend vor Microsoft und Google.

Google versuchte, mit 500 Mio. USD die Einigung mit Microsoft zu verhindern

Die Klage folgte auf Microsofts Einigung mit der europäischen Cloud-Infrastrukturgruppe CISPE (Cloud Infrastructure Services Providers in Europe) über deren Lizenzierungspraktiken. Berichten zufolge versuchte Google, den Mitgliedern der Gruppe 500 Mio. USD in bar und Kredite anzubieten, damit sie die Einigung ablehnten und rechtliche Schritte einleiteten.

"Klugerweise lehnten sie ab. Und stattdessen billigten die Mitglieder die Lösung, die wir gemeinsam entwickelt hatten", bemerkte Alaily.

Sie behauptete auch, dass Google Kommentatoren bezahlt habe, um Microsoft in Verruf zu bringen, und zu Themen von Cybersicherheit bis zu seinem China-Geschäft angegriffen habe. Dies lenke wahrscheinlich von der Abrechnung ab, die Google bevorstehe, da das Unternehmen selbst mit mindestens 24 Kartelluntersuchungen auf der ganzen Welt konfrontiert sei, behauptete Alaily.

Microsoft wird am Mittwoch, den 30. Oktober 2024, nach Börsenschluss seine Geschäftszahlen für das 1. Quartal 2025 offenlegen.

Der Autor Andreas Wimbauer ist in folgende Werte investiert: Alphabet, Microsoft