Die Aktie von Super Micro Computer (SMCI) explodierte am Montag um 16 % und legte nachbörslich um weitere 28 % zu. Grund für die Kursrallye ist eine Serie wichtiger Ankündigungen, die das Vertrauen der Anleger in den angeschlagenen KI-Serverhersteller wiederherstellen sollen.

Neuer Wirtschaftsprüfer und Compliance-Plan

Am 17. September erhielt Super Micro ein Schreiben der Nasdaq-Abteilung für Listing-Qualifikationen, das dem Unternehmen 60 Kalendertage einräumte, um entweder die Berichte einzureichen oder einen Plan zur Wiederherstellung der Compliance vorzulegen. Die Frist wäre demnach der 16. November gewesen, aber da dieses Datum auf einen Samstag fiel, bestand die Möglichkeit einer Verlängerung.

Eine mit der Angelegenheit vertraute Person bestätigte gegenüber Barron’s am Montag, dass Super Micro beabsichtigt hatte, den Plan rechtzeitig einzureichen, um weiterhin an der Nasdaq gehandelt zu werden.

Super Micro gab am Montag nachbörslich bekannt, dass es die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft BDO USA als unabhängigen Auditor ernannt hat. Dies ist ein entscheidender Schritt, nachdem der vorherige Prüfer, Ernst & Young LLP, im Oktober aufgrund von Bedenken über die Transparenz und Governance des Unternehmens zurückgetreten war. BDO gehört zwar nicht zu den "Big Four", doch Analysten sehen dies dennoch als bedeutenden Fortschritt.

"Die Ernennung eines neuen Auditors ist ein wichtiger Schritt für das Unternehmen, auch wenn es sich nicht um eine der Big Four handelt", sagte Matt Bryson, Analyst bei Wedbush, in einem Interview. "Dies ist ein positiver Schritt, um einen Plan bei der Nasdaq vorzulegen und hoffentlich in der Lage zu sein, die Finanzberichte einzureichen und diese Probleme zu lösen."

BDO USA ist mit Blick auf den Umsatz die sechstgrößte Prüfgesellschaft und hat laut Daten von Bloomberg nur einen weiteren Kunden aus dem S&P 500. CEO Charles Liang betonte die Dringlichkeit des Vorhabens: "Die Ernennung von BDO ist ein entscheidender Schritt, um unsere Finanzberichte zu aktualisieren – ein Projekt, das wir mit höchster Priorität vorantreiben."

Börsennotierung bleibt vorerst bestehen

Super Micro erklärte außerdem, dass der eingereichte Plan es ermöglichen soll, die Frist zur Einreichung des Jahresberichts (Formular 10-K) und des Quartalsberichts (Formular 10-Q) auf Februar 2025 zu verlängern.

Laut den Regeln der Nasdaq bleiben die Aktien von Super Micro bis zur Prüfung des Plans weiterhin gelistet. Diese Überprüfung könnte laut Insidern rund zwei Wochen dauern. Falls die Nasdaq den Plan genehmigt, würde Super Micro zusätzliche Zeit erhalten, um die Berichte fristgerecht einzureichen. Bei einer Ablehnung hätte das Unternehmen die Möglichkeit, Einspruch einzulegen.

Ein turbulentes Jahr

Die Ankündigungen kommen nach einer schwierigen Phase für das Unternehmen. Super Micro hatte im September eine Mitteilung der Nasdaq erhalten, dass die Notierung gefährdet sei, sollte es nicht gelingen, die Berichte fristgerecht einzureichen. Diese Unsicherheit, kombiniert mit einem kritischen Bericht des Leerverkäufers Hindenburg Research und einer laufenden Untersuchung des US-Justizministeriums, hatte die Aktie des Unternehmens seit März 2024 um über 80 % einbrechen lassen.

Bereits in der Vergangenheit war Super Micro mit ähnlichen Problemen konfrontiert. Im Jahr 2019 wurde das Unternehmen von der Nasdaq dekotiert, nachdem es mehrere Berichte nicht rechtzeitig eingereicht hatte. Es gelang jedoch die Rückkehr an die Börse im Jahr 2020, begleitet von einer Zahlung von 17,5 Mio. USD zur Beilegung einer Untersuchung der US-Börsenaufsicht.

Neue Nvidia-basierte Produkteinführung

Am Montag (18.November 2024) präsentierte Super Micro zudem eine neue Produktreihe von KI-Datenzentrum-Servern, die auf den Blackwell-Grafikprozessoren von Nvidia basieren. Diese Systeme könnten das Unternehmen in eine stärkere Position im KI-Markt bringen, einem Bereich, der bei Investoren auf großes Interesse stößt.

Fazit

Die jüngsten Entwicklungen markieren eine potenzielle Wende für Super Micro. Während Unsicherheiten hinsichtlich der finanziellen Berichterstattung und der behördlichen Untersuchungen bestehen bleiben, deuten die getroffenen Maßnahmen auf eine klare Strategie hin, die Nasdaq-Compliance wiederzuerlangen und verlorenes Vertrauen zurückzugewinnen. Ob dies ausreicht, um die Aktie langfristig zu stabilisieren, bleibt abzuwarten. Für heute jedoch feiern die Märkte den positiven Kurs des Unternehmens.