Was bedeuten die OPEC-Ankündigungen für den Westen?
Die Rohölpreise sind am Montag gestiegen, nachdem Saudi-Arabien und andere Mitglieder der Opec+-Gruppe überraschend die Kürzung der Ölproduktion um mehr als 1,6 Millionen Barrel pro Tag angekündigt hatten. Die saudische Entscheidung könnte eine Reaktion auf eine Mitteilung der US-Regierung sein, die ankündigte, keine neuen Käufe zur Auffüllung ihrer strategischen Reserven zu tätigen. Die Reserven waren im vergangenen Jahr aufgebraucht worden, um die Inflation zu dämpfen. Die von Saudi-Arabien geführte Initiative ist ungewöhnlich, da sie außerhalb eines formellen Opec+-Treffens angekündigt wurde, was auf eine gewisse Dringlichkeit der an den Kürzungen beteiligten Mitglieder hindeutet. Neben Saudi-Arabien kündigten auch der Irak, die Vereinigten Arabischen Emirate, Kuwait, Algerien und der Oman Produktionskürzungen an.
Helima Croft, Leiterin der Rohstoffstrategie bei RBC Capital Markets, sagte, Saudi-Arabien stecke eine von den USA unabhängige Wirtschaftsstrategie ab, nachdem sich die Beziehungen zwischen Riad und Washington während der Biden-Regierung verschlechtert hatten. "Es ist eine Saudi-first-Politik. Sie schließen neue Freundschaften, wie wir bei China gesehen haben", sagte Croft der FT und bezog sich auf ein kürzlich von Peking vermitteltes diplomatisches Abkommen zwischen Saudi-Arabien und dem Iran. Das Königreich sendete eine Botschaft an die USA, dass "es keine unipolare Welt mehr ist".
Insgesamt könnten die Ölproduktionskürzungen zu einem Anstieg der Rohölpreise führen und Auswirkungen auf die Aktienmärkte haben. China arbeite laut Credit-Suisse-Analyst Poszar seit Jahren an einer neuen Weltordnung, die darauf abziele, einen Block von Ländern zu schaffen, die skeptisch gegenüber der westlichen Weltordnung sind. Sie haben Zugang zu Energie und Rohstoffen aus dem Iran, Russland und Venezuela gesichert, die ihnen Öl zu günstigeren Konditionen im Austausch gegen Investitionen aus China verkaufen werden. Saudi-Arabien verkauft mittlerweile sein Öl an China in der chinesischen Währung Renminbi. Im Gegenzug investiert China in Raffinerien und Industrien im Königreich. Ziel ist es, einen Block von Ländern zu bilden, die untereinander Handel treiben und den US-Dollar vermeiden. Poszar geht davon aus, dass sich der Westen dauerhaft auf hohe Rohstoffpreise, Inflation und höhere Zinssätze vorbereiten muss. Der Westen wird zudem erheblich in militärische Ausrüstung und strategische Autonomie investieren müssen, was die Nachfrage nach Kapital erhöhen und die Zinssätze treiben könnte. Das wäre äußerst kritisch für das überschuldete westliche Finanzsystem, sodass die jüngsten Turbulenzen am Finanzmarkt ein Vorbote dessen sein könnten, was uns in den kommenden Jahren bevorstehe.