Portfoliocheck: Mason Hawkins nimmt Kraft Heinz auf den Speiseplan
Mason Hawkins ist Gründer und CEO von Southeastern Asset Management. Seit dem Start in 1975 ist deren Anlagephilosophie die konsequente Anwendung des bewährten Value-Ansatzes, der auf dem Besitz starker Unternehmen mit guten Mitarbeitern zu stark reduzierten Preisen basiert. So sollen Risiken reduziert und für die Investoren im Laufe der Zeit überdurchschnittliche Renditen erwirtschaftet werden.
Hawkins fokussiert sich auf eine überschaubare Zahl von Werten und hält seine Positionen zumeist viele Jahre lang. Dabei machen die zehn Top-Positionen oft mehr als die Hälfte des Portfolios seines "Flaggschiffs" Longleaf Partners Funds aus – in früheren Jahren waren es auch schon mal drei Viertel. Hawkins investiert gern antizyklisch und setzt auf vernachlässigte Branchen, die gerade von der Wall Street vernachlässigt werden. Daher engagiert er sich bevorzugt in Unternehmen, die nicht als die großen Profiteure von Megatrends wahrgenommen werden, so dass sich in seinem Portfolio nur selten Hightech-Aktien finden, sondern eher Werte aus den klassischen Sektoren der "Old Economy".
"Drei Komponenten machen die Rendite einer Investition aus. Eine ist der Rabatt zum intrinsischen Wert. Die zweite ist das Wachstum des intrinsischen Wertes. Und die dritte ist die Geschwindigkeit, in der die Lücke zwischen Marktpreis und Wert geschlossen wird."(Mason Hawkins)
Lange Zeit hat sich sein konträrer Ansatz ausgezahlt, doch spätestens seit der Globalen Finanzkrise 2008/09 hinken Value-Aktien gegenüber den Wachstumswerten hinterher. Und so geriet auch Hawkins mit seiner Performance in Rückstand, was sich in den letzten Jahren noch verstärkt hat mit der Dominanz der großen Technologiewerte und dem neuen Boom in Richtung Künstliche Intelligenz.
Günstig bewertete Aktien sind nach einer lang anhaltenden Hausse schwer zu finden, selbst wenn man sich dabei nicht auf den Gewinn als Kriterium stützt, sondern wie Hawkins auf den Free Cashflow.
Top Transaktionen im 4. Quartal 2024
Im letzten Quartal lag Mason Hawkins Turnoverrate bei für ihn sehr unüblich hohen 17 % und unter seinen aktuell 44 Depotwerten finden sich drei Neuzugänge.
Schauen wir uns zuerst seine Verkäufe an. Live Nation Entertainment steht kurz vor dem Komplettverkauf und dürfte damit Warner Music Group und Warner Bros. Discovery folgen. Mit Warner Bros. Discovery war bisher kein Geld zu verdienen und es war eine der größten Verlustpositionen für Mason Hawkins. Selbstkritisch merkte er in seinem Investorenbrief an, das Investment sei ein Fehler gewesen. Hawkins ursprüngliche These berücksichtigte nicht vollständig die Hebelwirkung des Unternehmens und die Herausforderungen in seinen linearen TV- und Studiogeschäften. Noch "schlimmer" sei, dass der Kurs kurz nach seinem Ausstieg zu steigen begonnen hätte aufgrund von Gerüchten über einen möglichen Deal für das lineare TV-Geschäft mit Comcast. Während diese Entwicklung eine gewisse Bestätigung der strategischen Vermögenswerte von WBD biete, würde sie durch erhebliche Insiderverkäufe nach dem jüngsten Kursanstieg konterkariert. Erst die Zeit werde zeigen, ob eine Entscheidung zum Verkauf die richtige war, aber sein Fokus liege weiterhin auf der Suche nach Investitionen, die wachsen und in der Offensive seien.
Weiter reduziert hat Hawkins seine Position bei seiner größten Depotposition CNX Resources, die sowohl im 4. Quartal als auch im Gesamtjahr 2024 zu seinen Top-Performern zählte. Hawkins erklärte, das Erdgasunternehmen habe das ganze Jahr über solide operative Ergebnisse abgeliefert und konzentrierte sich weiterhin auf die Steigerung des Werts je Aktie. CNX habe seine Produktion besser abgesichert als andere Unternehmen und verfügt über eine starke Bilanz, mit der weitere Aktienrückkäufe finanziert worden seien. Das Unternehmen nutze seine niedrige Kostenstruktur und disziplinierte Hedging-Strategie, um einen möglichst hohen freien Cashflow zu erzielen.
Des Weiteren hat er einen Teil seiner aufgelaufenen Gewinne bei PayPal mitgenommen, wo der operative Turnaround mit dem Schwenk zurück auf Innovation und profitablem Wachstum voll im Gang ist.
Ganz neu eingestiegen ist Mason Hawkins bei HF Sinclair Corp, einem integrierten Erdölraffineriebetreiber mit sieben Raffinerien in den Rocky Mountains, im mittleren Westen, im Südwesten und im pazifischen Nordwesten der USA mit einer Gesamtkapazität von 678.000 Barrel Rohöl pro Tag. Das Unternehmen kann jährlich 380 Mio. Gallonen erneuerbaren Diesel produzieren und verfügt über ein Vertriebsnetz mit über 300 Händlern und 1.500 Großhandelsstandorten in 30 US-Bundesstaaten. Außerdem besitzt und betreibt das Unternehmen 4.400 Meilen an Pipelines und Terminals für Erdölprodukte, hauptsächlich im Südwesten der Vereinigten Staaten.
Bekannter dürfte The Kraft Heinz Co sein, Hawkins zweitem Neuengagement. Das Unternehmen entstand vor einigen Jahren durch die Fusion von Kraft Foods mit Heinz Ketchup und hat Warren Buffetts Berkshire Hathaway mit 27,25 % zum Großaktionär. Es ist Buffetts achtgrößte Depotposition, aber glücklich ist er damit nicht. Seit der Fusion im Jahr 2015, an der Buffett als Heinz-Eigentümer maßgeblich beteiligt war, hat der Kurs die Hälfte eingebüßt und auch die zwischenzeitlichen Dividenden konnten dieses Investment nicht retten. Buffett erklärte vor einiger Zeit, er habe sich hier viel zu teuer eingekauft, weil er die operativen Herausforderungen unterschätzt und den Wert des Markenportfolios überschätzt habe. Inzwischen hat Kraft Heinz mehrere Umstrukturierungen und Neupositionen wichtiger Marken hinter sich und auch mal wieder eine neue Führung. Mason Hawkins scheint davon überzeugt zu sein, dass der Turnaround nun nachhaltig ist und hier große Chancen lauern. Das würde auch Warren Buffett freuen.
Ebenfalls ganz frisch im Depot ist Millicom International Cellular SA, einem Anbieter von drahtlosen und Festnetz-Telekommunikationsdiensten in kleineren und weniger entwickelten Ländern Lateinamerikas, wie Bolivien, Nicaragua, Panama, El Salvador, Guatemala, Paraguay, Kolumbien und Honduras. Zudem hat er seine Position bei Albertsons verdoppelt. Die zweitgrößte Supermarktkette der USA muss die kürzlich geplatzte 25 Mrd. USD schwere Fusion mit Krogers verdauen und versucht mit einem großvolumigen Aktienrückkaufprogramm dem Aktienkursverfall entgegenzuwirken – was in den letzten Wochen auch gelingt.
Des Weiteren hat Hawkins bei IAC aufgestockt, einem seiner am wenigsten erfolgreichen Investments. Der Internet-Inkubator steht vor einem weiteren transformativen Spin-off, denn die Heimwerkerplattform Angi soll an die IAC-Aktionäre übertragen werden. Da sie aktuell für den Großteil der IAC-Umsätze steht, wird die verbliebene IAC deutlich schrumpfen und ihre milliardenschwere Beteiligung am Hotel- und Casinobetreiber MGM Resorts entsprechend zum neuen Schwergewicht ihrer Tochterunternehmen werden. Spin-offs erfolgreich hochgezogener Töchter haben bei IAC Tradition und fanden bereits mit Expedia, TripAdvisor oder der Tinder-Mutter Match Group statt. MGM Resorts hat Hawkins ebenfalls als Direktinvestment im Depot und der Kurs markierte soeben ein neues 52-Wochen-Tief. Auch dort läuft es nicht so rund wie gewünscht.
Hawkins erklärte seinen Investoren, operativ lieferte IAC starke Ergebnisse, wobei das Schlüsselsegment Dotdash Meredith im Jahresverlauf ein beschleunigtes zweistelliges Cashflowwachstum erzielt habe. Leider werde IACs Aktienkurs nach wie vor zu stark von der Entwicklung des Aktienkurses von Angi beeinflusst, obwohl Angi nur einen einstelligen Prozentsatz des Gesamtwerts von IAC ausmacht. Der Spin-off von Angi werde dieses Dilemma beseitigen und den Fokus stärker auf den Wert übrigens Vermögenswerte wie Care.com und Turo zu lenken.
Top Positionen zum Ende des 4. Quartals 2024
Im letzten Quartal blieb Hawkins Portfoliowert konstant bei 2,12 Mrd. USD. Die drei größten Beteiligungen machen etwas mehr als 22 % aus, während es die fünf Schwergewichte auf gut 34 % bringen.
An der Spitze von Hawkins Portfolio halten sich zyklische Konsumwerte mit einer Gewichtung von 20,7 % vor defensiven Konsumwerten mit 16,4 %. Drittplatzierter sind nun die Energiewerte mit 12,3 % vor Industrieunternehmen mit 11,4 % und den viele Jahre dominierenden Communications Services, die es nur noch auf 10,9 % bringen. Es folgen Finanzwerte mit 10,5 % vor Gesundheitsaktien mit 6,9 % sowie Technologiewerte und Immobilienunternehmen mit jeweils 5,5 %.
An der Spitze von Mason Hawkins Portfolio bleibt unangefochten CNX Resources, trotz eines erneuten Teilverkaufs. Hawkins hält nun noch 3 % an dem Erdgasunternehmen, nachdem es zuvor gut 4 % waren.
Auch bei seinen weiteren größten Positionen Mattel, Affiliatend Managers Group und FedEx reduzierte Hawkins seinen Bestand und als Fünftplatzierte schließt sich nun die aufgestockte IAC an. Daher wurde Fidelity National Services auf den sechsten Platz verdrängt, die zu den besten Performern des vergangegen Jahres gehörte. Hawkins war hier erstmals 2023 eingestiegen, als der Bankensektor nach dem Zusammenbruch der Silicon Valley Bank Turbulenzen an den Aktienmärkten erlebten. Doch die Finanztechnologiebranche erweise sich selbst in Krisenzeiten als robust und FIS habe dies erneut belegt, indem das Kerngeschäft des Unternehmens mit Bankensoftware ein solides Wachstum verzeichnete. Unter der neuen CEO Stephanie Ferris habe das Unternehmen einen nicht zum Kerngeschäft gehörenden Geschäftsbereich zu einer attraktiven Bewertung veräußert und den Erlös für den Rückkauf von 10 % seiner ausstehenden Aktien verwendet. Diese Maßnahmen hätten 2024 zu einem starken zweistelligen Wertzuwachs je Aktie geführt und die Aussichten blieben weiterhin positiv.
Hinter Albertsons folgt Bio-Rad Laboratories, das auf die Entwicklung, Herstellung und Unterstützung von Biotechnologiegeräten für die Labordiagnostik spezialisiert ist, vor den beiden Neueinsteigern HF Sinclair und Kraft Heinz.
Quelle: Qualitäts-Check TraderFox
In den letzten Wochen seit Trumps Amtsantritt hat sich an den US-Börsen Panik breitgemacht, vor allem im Technologiesektor. Der NASDAQ ist erstmals seit Jahren unter seinen gleitenden 200-Tagesdurchschnitt gefallen und hat damit den zweitlängsten Aufwärtstrend seiner Geschichte beendet. Mason Hawkins hat sein Portfolio bereits Ende 2024 umgestellt und sein Engagement mehr in Richtung von Konsumwerten gelegt. Ob sich dies angesichts aufziehender Rezessionssorgen wirklich auszahlt, bleibt abzuwarten. Hawkins bevorzugt die Offensive, aber zumeist gewinnt die Defensive die Spiele.
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