UPDATE Re-Opening: warum die strategische Positionierung bei den Travel-Stocks weiterhin Sinn macht!
Liebe Leser,
Anfang Februar haben wir eine strategische Investment-These aufgestellt, dass das angelaufene Jahr 2022 sehr positiv für die Re-Opening-Stocks v.a. aus dem Tourismus-Segment verlaufen könnte. Die Hauptannahme lautete, dass zwei Jahre, einige Lockdowns und drei Impfungen später die Menschen deutlich unempfindlicher gegenüber COVID-Infektionsgefahr geworden sind. Gleichzeitig wuchs in diesem Zeitraum auch der Wunsch, endlich Alles liegen zu lassen und sich in einen richtigen Urlaub zu begeben, um dort das u.a. während der Pandemie eingesparte Geld auszugeben und das Leben wenigstens für ein Paar Woche in vollen Zügen zu genießen. Und die Story ist tatsächlich angelaufen, was man auch an den starken Quartalszahlen von Expedia (EXPE), Boocking (BKNG), Hilton (HLT), Hyatt (H), Marriott (MAR) und Co. beobachten konnte. Doch dann ist der Ukraine-Konflikt aufgeflammt und die Stocks, wie der gesamte Markt wechselten in eine Korrektur, was nun ein deutlich besseres CRV bietet.
https://viz.traderfox.com/peer-group-tabelle/US02376R1023/DI/american-airlines-group-inc/aktien-424428-67274-6200327-68110-67957-2361983-67804-68786-68112-68993-387281-19994
Was hat der Ukraine-Konflikt bewirkt und welche Chancen und Risiken sind nun entstanden? Das ist wohl die wichtigste Frage, die man beantworten muss und das ganz unabhängig davon, dass die Gesamtsituation weiterhin sehr unstabil bleibt und tatsächlich sowohl positiv als auch stark negativ überraschen könnte. Ein positiver Aspekt des Ukraine-Konflikts liegt jedoch auf der Hand - es ist die psychologische Wahrnehmung der COVID-Gefahr. Denn seit Anfang der russischen Invasion in die Ukraine gilt COVID, zumindest medial und gesellschaftlich als besiegt. Anti-Vaxxer und Impfung-Befürworter haben aufgehört sich gegenseitig anzugreifen, haben sich vereint und gehen nun zusammen in vielen Groß- und Kleinstädten der Welt gemeinsam gegen den Krieg zu demonstrieren. Das Tragen einer Maske und der soziale Abstand, auf den man in den vergangenen Monaten hart bestand, wird nun immer mehr zu einer obligatorischen Sache.
Wie die Geschichte es immer wieder zeigt, ist ein sog. Außenfeindbild ein sehr wirksames Instrument, um innenpolitische und gesellschaftliche Probleme zu lösen. Und der aufgeflammte Ukraine-Konflikt eignet sich dafür hervorragend. Denn dieser hat den medialen, gesellschaftlichen und politischen Fokus von der COVID-Pandemie, Inflation, steigenden Zinsen etc. ganz schnell Richtung der russischen Invasion verlagert. Und so haben wir nun weltweit deutlich weniger Sorgen, was z. B. die COVID-Verbreitung angeht. Dies erlaubt der Politik nun deutlich offensiver zu werden und deutlich breitere Re-Opening-Initiativen zu forcieren, um somit die stark angeschlagene Wirtschaft anzukurbeln und ohne dabei eine harte gesellschaftliche Kritik einfahren zu müssen.
Und dazu kommt es bereits. Am 16. März meldete beispielsweise Neuseeland, dass man die Touristen früher als erwartet einreisen lässt. Auch Frankreich lockert seit dem 14. März die Corona-Regeln wie Maskenpflicht und Impfnachweis für Touristen. Kinos, Museen, Restaurants, Bars, Diskotheken und andere Freizeiteinrichtungen reagieren sofort und heißen nun immer mehr Menschen willkommen. Kein Wunder es ist ihr Geschäft und sie haben verdammt lange darauf gewartet. An dieser Stelle bin ich mir relativ sichern, dass wir in den nächsten Monaten immer mehr positive News zu den Corona-Regel-Lockerungen auch aus den anderen Ländern bekommen werden.
Sollte es tatsächlich dazu kommen, so wäre das ein richtig starker psychologischer Katalysator für die Re-Opening und v. A. Tourismus Stocks. Und so wäre es weiterhin sehr wahrscheinlich, dass der Tourismus-Trend in diesem Sommer so richtig aufblühen wird. Und der erste After-Ukraine-Konflikt-Hinweis darauf bekamen wir am 15. März. Dafür sprach die Statistik, die man positiven Aussagen einiger Airline-Schwergewichte wie Delta Airlines (DAL), United Airlines (UAL) und Southwest Airlines (LUV) zur Geschäftsentwicklung im ersten Quartal entnehmen könnte.
- Demnach rechnet bspw. United Airlines (UAL) für das erste Quartal mit einem Umsatz am oberen Ende der zuletzt in Aussicht gestellten Prognosespanne, die einen Umsatzrückgang von -25 bis -20 % gegenüber dem Vergleichsquartal aus dem Fiskaljahr 2019 vorsieht. Für das zweite Quartal rechnet die US-Fluglinie jedoch aufgrund der starken Nachfrage mit einem positiven bereinigten Vorsteuerergebnis.
- Delta Airlines (DAL) hat ihre Umsatzprognose nach oben revidiert und rechnet nun mit einem Erlös im Bereich von 78 % des in 2019 erreichten Vorkrisenniveaus. Zuvor hatte man hier einen Wert von 72-76 % in Aussicht gestellt. Außerdem rechnet Delta Airlines für den Monat März trotz der zuletzt deutlich gestiegenen Kerosinpreise dank höherer Ticketpreise und Sparmaßnahmen weiterhin mit einem Vorsteuergewinn und einem positiven Free-Cash-Flow.
- Southwest Airlines (LUV) geht davon aus, dass der Q1-Umsatz nur um 8-10 % statt 10-15 % gegenüber 2019 sinken wird. Im März hat man jedoch eine Verbesserung bei den Buchungen verzeichnet. Dies stimmt optimistisch und so versuchten alle US-Airlines eine charttechnische Rebound-Bewegung.
Eine wichtige Rolle bei den Airlines, aber auch bspw. Kreuzfahrtunternehmen spielt Öl-Preis. Dieser ist zuletzt in die Höhe geschnellt, weil die Börse ein hysterisches WiorstCase-Szenario spielte. Man setzte spekulativ voraus, dass sowohl die USA als auch die EU ein Embargo gegen RF-Öl-Importe einführen könnten. Gleichzeit war die Annahme wahrscheinlich, das RF ihrerseits Sanktionen gegen EU und USA in Bezug auf Öl verhängt. Doch dazu ist es nicht gekommen. Und so haben wir eine Situation der Entspannung, wobei eine militärische NATO-Antwort gegen RF ebenfalls nicht mehr zur Debatte steht. Und so sinkt der Öl-Preis Marke Brent rapide von 130 USD auf knapp 100 USD pro Barrel. Und dies spielt ebenfalls in die Hände der Fluggesellschaften und Co. Denn, ob man es wahrhaben will oder nicht verfügen sie über eine hohe Preissetzungsmacht, womit sie bspw. die Inflation via höhere Ticketpreise an den Endkonsumenten weitergeben können. Doch niedrigere Spritpreise sorgen dafür, dass man bessere Margen erzielen wird, bis der Markt sich in den kommenden Jahren endlich einpendelt.
Und somit gelangen wir nun zur unseren wichtigsten UPDATE-Hauptthese, dass der Ukraine-Konflikt die COVID-Pandemie im medialen und gesellschaftlichen Sinne zu diesem Zeitpunkt tatsächlich besiegt hat!
Die Politik wird es akzeptieren müssen und wird in den kommenden Monaten höchstwahrscheinlich weitere COVID-Regel-Lockerungen verkünden. Und somit haben Re-Opening-Stocks aus dem Travel-Segment sehr gute Chancen, schon bald in eine Rebound-Bewegung zu übergehen. Aber nur im Fall, wenn sie kein, oder ein sehr geringes Exposure zu der russischen Föderation, Ukraine und Belarus haben. Zumal die Konfliktsituation im Osteuropa weiterhin sehr unberechenbar bleibt. Denn das, was da passiert, ist keine lokale Auseinandersetzung zwischen der Ukraine und Russland, sondern eine geopolitische Neuordnung des Europäischen Kontinents. Sollte sich die Situation endlich stabilisieren, so wäre dies auf jeden Fall ein positiver News-Impact und das nicht nur für die Re-Opening-Stocks, sondern für den gesamten Markt. Bis es aber so weit ist, gilt es weiterhin sehr vorsichtig zu agieren.
Ich persönlich gehe weiterhin davon aus, dass der Sommer-Urlaub 2022, trotzt des Ukraine-Konflikts (vorausgesetzt es eskaliert nicht weiter) in einem deutlich größeren Ausmaß stattfinden wird.
Und da das Flugzeug zu den beliebtesten Reisemitteln gehört, wäre ggf. eine strategische Positionierung bei den Top-US-Airlines wie American Airlines (AAL), Jetblue (JBLU), United Airlines (UAL), Delta Airlines (DAL), Southwest Airlines (LUV) und Co. u. U. eine interessante, aber spekulative alternative, den Travel-Stock-Trend kurzfristig zu spielen. Denn All diese Stocks springen grundsätzlich schon dann an, wenn die mediale Nachrichtenlage positiv wird.
Ähnlich ist die Ausgangssituation bei den Hotelketten wie Marriott (MAR), Marriott Vacations Worldwide (VAC), Hilton Worldwiede (HLT), Hilton Grand Vacations (HGV), InterContinental (IHG), Hyatt Hotels (H).
Casino-Betreiber wie Las Vegas Sands (LVS), Wynn Ressorts (WYNN), MGM Resorts (MGM), Eldorado Resorts (CZR) sind eine plausible Story, die man aktuell eher nur auf der Watchlist haben sollte. Grund dafür ist die chinesische Zero-COVID-Innenpolitik. Im Gegensatz zu Rest der Welt, reagiert die chinesische Regierung sehr hart gegen jeden COVID-Ausbruch. Vor wenigen Tagen traf es bspw. die Tech-Metropole Shenzhen. Dies führte schon zu den Lockdowns von wichtigen Fabriken wie z. B. beim Apple-Partner Foxconn. Großstadt-Lockdowns wäre hier ebenfalls nicht ausgeschlossen. Und da einige Casino-Stocks ein sehr großes Exposure in China (Macau-Region) haben, ist es für sie derzeit ein zusätzlicher Risikofaktor.
Ein weiteres spannendes, dennoch spekulativeres Segment des Tourismus-Trends, der bald zum Leben erwachen könnte, sind Kreuzfahrt-Unternehmen, wie Carnival Cruise (CCL), Norwegian Cruise (NCHL) Royal Cruise (RCL) etc. Was in diesem Fall für eine weitere Fantasie sorgt, ist die geschlossene/isolierte Art des Kreuzschiffs-Urlaubs und nur ein geringes (etwa 2-3 %) Exposure zu der RF. Mit den vermuteten Lockerungen nimmt auch die Wahrscheinlichkeit einer Betriebswiederaufnahme stark zu. Sollte es dazu kommen, so würde davon ausschließlich alle Kreuzfahrtkonzerne profitieren, denn der Markt ist hier zwischen wenigen Unternehmen aufgeteilt, die im Großen und Ganzen ein Oligopol bilden. Der natürliche Burggraben, der sie schützt, heißt sehr hohe Investitionen in den Aufbau einer eigenen Flotte von Kreuzfahrtschiffen, was potenzielle Newcomer abschreckt.
Schließlich sind es zahlreiche Online-Portale (Konzerne), wie Booking (BKNG), Trip(dot)com (TRIP), Expedia (EXPE), Tui etc., deren Geschäft mit dem Aufleben des Touristiktrends stark anziehen dürfte. Denn wo bucht man im digitalen Zeitalter eine Reise oder die Flugtickets und ein Hotel, wenn nicht im Internet. Das größte Risiko für sie besteht nun darin, dass einige von ihnen aus eigener Initiative das Geschäft in der RF komplett aufgegeben haben. Hier sollte man also eher Stock-Picking betreiben, wobei man bei jedem Unternehmen die neue Umsatzstruktur genauer anschauen soll.
Was unsere aktuellen Favoriten angeht, so ist es bspw. weiterhin die Aktie von Expedia (EXPE). Sollte man den Re-Opening-Trend etwas spekulativer spielen wollen, so sollte man nun intensiver Richtung US-Airlines wie DAL, UAL, AAL, LUV und Co. schauen, denn sie scheinen nun ein positives news-Momentum auf ihrer Seite zu haben.
Kurzfristig orientierte Trader, sollten sich dagegen eher auf die aktuellen News fokussieren und dann sich via Stocks-Picking eher auf spekulativere Trendbereiche wie Casinos und ggf. Kreuzfahrt fokussieren. Denn hier dürfte die Volatilität deutlich höher bleiben.
Viel Erfolg und bleiben Sie Profitabel!
Verantwortlicher Redakteur Kulikov Leonid: besitzt Aktien von Carnival (CCL) und American Airlines (AAL), die im Artikel mitangesprochen werden.