3 spannende Brokerage-Aktien, die auch nach Corona interessant bleiben!
Aufklärung über Eigenpositionen: Diese Aktien aus dem Artikel halten TraderFox-Redakteure aktuell
Liebe Leser,
die Corona-Pandemie beflügelte die Aktienkultur im vergangenen Jahr. Allein in Deutschland wuchs die Zahl der Aktionäre innerhalb von zwölf Monaten um rund 28 % auf den höchsten Wert seit 20 Jahren. Die Menschen nutzten die günstigen Kurse im Crash oder sind in der anschließenden Rallye auf den Börsenzug aufgesprungen. Insbesondere gilt dies für die jungen Leute: Bei den unter 30-jährigen ist die Zahl der Aktionäre gar um 67 % gestiegen. Immer günstigere und einfachere Möglichkeiten zum Kauf von Aktien leisteten ihren Beitrag.
Von dem Börsenboom profitierten die innovativen Broker. In der vor einigen Wochen durchgeführten Series-C-Investitionsrunde wurde das Berliner FinTech Trade Republic mit 5,3 Mrd. USD bewertet. Zum Vergleich: Das Unternehmen verwaltet rund 7 Mrd. USD von knapp über einer Million Kunden – wird also bei einer durchschnittlichen Depot-Größe von gerade einmal 7.000 USD mit rund 5.000 USD pro Kunde bewertet. Die Bewertung zeigt, wie viel Potenzial die Investoren in dem Markt für Brokerage-Dienstleistungen sehen. Zwar dürften die gigantischen Wachstumsraten des Jahres 2020 in den kommenden Jahren nicht so einfach wiederholt werden, dennoch bestehen weiterhin große Wachstumschancen für die Branche. Analysten gehen von zweistelligen durchschnittlichen Wachstumsraten bis 2025 aus, wobei die generelle Marktlage natürlich viel zum Wachstum beiträgt: In Bullenmärkten wachsen die Zahlen der Neukunden und die Handelsvolumina deutlich stärker als in längeren Seitwärts- oder Abwärtsphasen. Nullzinsen und ein nicht sehr vielversprechendes Rentensystem wecken allerdings nicht nur in Deutschland ein Bewusstsein für die Notwendigkeit der privaten Vermögensbildung und Altersvorsorge, wodurch gute Chancen bestehen, dass in den kommenden Jahren mehr Menschen an den Finanzmärkten partizipieren wollen. Aus diesen Gründen möchte ich in diesem Artikel drei spannende Brokerage-Unternehmen vorstellen, die man im Blick behalten sollte.
flatexDEGIRO: Führender Online Broker Europas
Die flatexDEGIRO AG betreibt mit den Online-Brokern flatex und DEGIRO zwei der führenden und am schnellsten wachsenden Brokerage-Plattformen in Europa. Im Juli vergangenen Jahres hat die ehemalige Flatex AG die Übernahme des niederländischen Online-Brokers DEGIRO abgeschlossen und firmiert seither unter dem zusammengesetzten Firmennamen. Durch die Übernahme ist das Unternehmen zum größten Online-Broker Europas aufgestiegen. Mit ViTrade komplettiert ein Broker für Daytrader und Short-Seller das Kerngeschäft B2C. Daneben agiert das Unternehmen in den Bereichen B2B und Credit & Treasury (C&T). Über das B2B-Geschäft führt flatexDEGIRO Prozesse wie Wertpapier- und Transaktionsabwicklung im Namen der jeweiligen Partner aus. Das Geschäftsfeld C&T spiegelt die Treasury- und Anlageaktivität sowie das konservativ betriebene und besicherte Kreditgeschäft wider.
Seit der Corona-Krise profitiert der Konzern massiv vom Ansturm der Privatanleger: 2020 wuchs die Anzahl der Kunden um 56 % auf 1,25 Mio. Das Unternehmen innerhalb eines Jahres an insgesamt 75 Mio. Transaktionen mitverdient, womit die Erwartungen deutlich übertroffen wurden. Das Ziel für Ende 2021 von 1,6 Mio. Kunden wurde bereits im März 2021 übertroffen. Im ersten Quartal des Jahres hat flatexDEGIRO bereits 33,6 Mio. Transaktionen abgewickelt und den Umsatz um 176 % steigern können.
Quelle: flatexDEGIRO
Durch das rasante Wachstum hat man die Ziele in jüngster Vergangenheit immer wieder nach oben angepasst. Im Juni dieses Jahres wurde das bisherige Ziel von mehr als 3 Mio. Kunden bis 2026 auf 7-8 Mio. Kunden erhöht. Aktuell geht man 2026 von 250 – 350 Mio. Trades pro Jahr aus, was im Vergleich zu 2020 einer Vervierfachung entsprechen würde.
Quelle: flatexDEGIRO
Der Umsatz von 261 Mio. Euro im Jahr 2020 soll im laufenden Geschäftsjahr Analysten zufolge auf 476 Mio. Euro ansteigen. Zeitgleich rechnet man mit einem Anstieg des Gewinns je Aktie um fast 150 % auf 5,41 Euro. Bis 2023 rechnen die Analysten mit einem Jahresumsatz von 618 Mio. Euro und einem Gewinn je Aktie von 7,41 Euro. Im TraderFox Qualitäts-Check kommt flatexDEGIRO auf 12/15 Punkte.
(Tipp: Der Qualitäts-Check wurde mit dem Aktien-Terminal von TraderFox erstellt. Du kannst dort die Qualitäts-, Wachstums- und Dividenden-Checks durchführen und bekommst Visualisierungen zu über 15.000 Aktien)
Der Kurs der Aktie schoss durch die positiven Meldungen im Verlauf der Corona-Krise immer weiter nach oben. In der Spitze verfünffachte sich der Kurs seit März 2020. Zuletzt ging es für den Kurs hingegen um rund 15 % vom Allzeithoch nach unten. Die Aktie ist derzeit mit einem KGV21 von 18,5 und einem KUV21 von 5,7 bewertet. Das KGV23 liegt derzeit bei attraktiven 13,5. Nach Bekanntgabe des nach oben angepassten Ziels hat Warburg Research das Kursziel der flatexDEGIRO-Aktie auf 170 Euro angepasst, was ein Potenzial von 70 % ergibt. Im Mittel sehen die Analysten die Aktie bei einem Kursziel von 148 Euro, die Analysten mit dem niedrigsten Kursziel sehen immerhin ein Aufwärtspotenzial von 20 %. Für Anleger, die den Trend Brokerage in den kommenden Jahren spielen wollen, ist flatexDEGIRO sicherlich eines der interessantesten Unternehmen.
Interactive Brokers: Profi-Broker ermöglicht weltweiten Marktzugang
Interactive Brokers betreibt die größte elektronische Handelsplattform in den USA nach täglichem durchschnittlichem Umsatz und ermöglicht den Handel von Aktien, Anleihen, ETFs, Futures, CFDs, Optionen, Rohstoffen und Devisen. Die Plattform richtet sich in erster Linie an professionelle Anleger und Trader, darunter auch Hedgefonds, Investmentfonds, ETFs, Anlageberater und Unternehmen. Der Broker zeichnet sich durch den weltweiten Marktzugang aus: Über Interactive Brokers kann man an 135 Märkten in 33 Ländern handeln. Dabei hält man die Transaktionskosten vergleichsweise gering und überzeugt mit günstigen Margin Loans. Das Unternehmen wurde 1977 von Thomas Peterffy als Market Maker gegründet und hat sich in den 1990ern zum Brokerage-Anbieter weiterentwickelt. Peterffy war CEO bis 2019 und ist weiterhin Chairman. Er hat "Skin in the Game" und hält rund 80 % der Aktien des mit 28 Mrd. USD bewerteten Unternehmens.
Quelle: Interactive Brokers, Daten aus Q3 2020
Der Umsatz des Unternehmens stammt etwa zu 50 % aus Kommissionen und zu 39 % aus Zinseinkünften durch Kreditvergabe. Der restliche Umsatz stammt in erster Linie aus verbundenen Dienstleistungen, die der Broker anbietet. Mit rund einer Million registrierten Accounts verfügt die Plattform über wenige Kunden im Vergleich zu Konkurrenten wie TD Ameritrade (11 Millionen), Charles Schwab (14 Millionen) oder auch Robinhood (13 Millionen). Die Interactive Brokers Kunden sind allerdings mit einem durchschnittlichen Eigenkapital je Account von 270.000 USD sehr kapitalstark. Mit 1,7 Trades pro Tag handelt der durchschnittliche Kunde zudem sehr viel aktiver, als es bei anderen Plattformen der Fall ist: TD Ameritrade Kunden nehmen durchschnittlich 0,2 Transaktionen pro Tag vor und Charles Schwab Kunden sogar nur 0,1. Im Gegensatz zur Konkurrenz ist Interactive Brokers geographisch stärker diversifiziert: 35 % der Kunden kommen aus den USA, 27 % aus Europa und 38 % aus Asien. Bei den Kommissionen machen die US-amerikanischen Accounts rund 50 % aus. Besonders im internationalen Geschäft kommen viele Kunden (30 %) durch die sogenannten Introducing Brokers (Beispiele sind Lynx und Captrader aus Deutschland). Die Introducing Brokers vermitteln Kunden an Interactive Brokers und übernehmen in der Regel den technischen Support in der jeweiligen Landessprache und stellen teilweise zusätzliche Features bereit.
Das Unternehmen wuchs in den vergangenen Jahren konstant: Der Umsatz konnte in den letzten fünf Jahren um durchschnittlich 15 % p.a. auf zuletzt 2,5 Mrd. USD gesteigert werden. Gleichzeitig wuchs der Gewinn je Aktie mit durchschnittlichen 25 % p.a. auf 2,42 USD in 2020. Die Situation an den Märkten nach dem Corona-Crash hat dazu beigetragen, dass die Anzahl der Kunden im vergangenen Jahr um mehr als 50 % auf 1,07 Mio. gestiegen ist. Die täglichen Transaktionen haben sich 2020 sogar mehr als verdoppelt im Vergleich zum Vorjahr (+114 % auf 1,8 Mio.). Für die kommenden Jahre sind die Wachstumsaussichten etwas schwächer. Bis 2023 erwarten Analysten einen Jahresumsatz von 3 Mrd. USD bei einem Gewinn je Aktie von 3,30 USD. Im TraderFox Qualitäts-Check erhält Interactive Brokers 14/15 Punkte!
In den Monaten nach dem Corona-Crash hat sich die Aktie schnell mehr als verdoppelt. Seit März dieses Jahres konsolidiert die Aktie. Mit einem KGV21 von 20 und einem KUV21 von 2 ist die Aktie moderat bewertet und deutlich günstiger als im Durchschnitt der vergangenen Jahre. Die Analysten sehen im Mittel ein Aufwärtspotenzial von 30 %.
MarketAxess: Größte elektronsiche Handelsplattform für Anleihen
MarketAxess ist als elektronische Handelsplattform tätig, die professionellen Investoren erlaubt, Staats- und Unternehmensanleihen sowie andere festverzinsliche Produkte wie Credit Default Swaps zu handeln. Das Unternehmen stellt hierfür außerdem umfangreiche Daten- und Analysetools sowie Post-Trade-Services bereit. Über das Open Trading Protocol führt MarketAxess Anleihentrades zwischen institutionellen Investoren und Broker-Dealern aus. Ein Netzwerk von 1800 Firmen, darunter weltweit führende Vermögensverwalter und institutionelle Broker-Dealer, nutzt die Handelstechnologie von MarketAxess zum Handel mit Fixed-Income-Produkten. Im Mai 2021 verzeichnete das Unternehmen ein Handelsvolumen von 13,7 Mrd. USD täglich! Damit hat das Unternehmen die weltweit größte elektronische Handelsplattform für Anleihen geschaffen.
Laut CEO Rick McVey ist die Automatisierung des Handels der zentrale Wachstumstreiber, sowohl auf Seiten des Market Makings, als auch auf Seiten der Investoren, die ihre Handelsentscheidungen zunehmend automatisieren. Datenlösungen wie der Pricing-Algorithmus Composite+ können von den Kunden zur Unterstützung von Handelsentscheidungen oder zur automatisierten Ausführung der Trades genutzt werden. Die Post-Trade Services wie etwa ein automatisiertes regulatorisches Reporting können MarketAxess zufolge hohe Kosten für die Kunden einsparen. Im Bereich der Automatisierung des Handels besteht noch großes Wachstumspotenzial, denn derzeit werden noch 75 % aller Anleihen-Trades nicht automatisiert ausgeführt. McVey geht davon aus, dass sich dieser Wert in den kommenden Jahren auf 50 % erhöhen könnte. MarketAxess würde sich als Marktführer in diesem Bereich als klarer Profiteur erweisen.
Das Unternehmen profitierte in der Vergangenheit von turbulenten Marktphasen, da höhere Volatilität in der Regel zu einem höheren Handelsvolumen führt. So wurden im März des letzten Jahres Rekordvolumina von 29,4 Mrd. USD pro Tag erreicht. Zeitgleich konnte man in diesen Phasen höhere Wachstumsraten bei der Anzahl der Kunden erreichen. Auch von möglichen Zinserhöhungen in den kommenden Jahren würde man laut CEO McVey profitieren.
92 % der Umsätze von MarketAxess stammen aus den Kommissionen, die bei jedem Trade über die Plattform anfallen. 5 % entfallen auf die datenbasierten Information Services und 3 % auf die Post Trade Services, zu denen das regulatorische Reporting zählt. Dennoch darf die Bedeutung letzterer nicht unterschätzt werden, da sie Kunden auf die Plattform locken, die wiederum zum Umsatz durch die Kommissionen beitragen. Das Umsatzwachstum der letzten fünf Jahre lag im Durchschnitt bei 17,9 %, während der Gewinn je Aktie sogar um durchschnittlich 25 % p.a. anzog. Im vergangenen Jahr konnte der Jahresumsatz dank der volatilen Märkte sogar um 35 % auf 689 Mio. USD gesteigert werden. Bis 2024 soll der Jahresumsatz bei über einer Milliarde USD liegen. Das Unternehmen operiert mit sehr hohen Margen: Die Nettogewinnmarge stieg in den letzten Jahren konstant und lag in 2020 bei 41 %. Mit einer Eigenkapitalquote von 71 % ist das Unternehmen finanziell stabil aufgestellt. Die Dividende wurde in den vergangenen 12 Jahren kontinuierlich erhöht. Bei einer Ausschüttungsquote von rund 30 % liegt die Dividendenrendite derzeit bei etwa 0,6 %. In den kommenden Jahren soll die Dividende Analysten zufolge um 10 % p.a. angehoben werden, was für Dividendenwachstumsinvestoren perspektivisch interessant sein könnte. Im TraderFox Qualitäts-Check erhält MarketAxess die volle Punktzahl!
Nach dem Corona-Crash hat sich der Kurs der Aktie mehr als verdoppelt, in den letzten Monaten ging es jedoch deutlich nach unten. Mit einem KGV21 von 57 bzw. einem KGV24 von 37 ist die Aktie recht hoch bewertet, das Potenzial in der Automatisierung des Handels mit Fixed Income Produkten ist jedoch hoch und die Marktdurchdringung ist noch immer in einem frühen Stadium. Durch die starke wirtschaftliche Aufstellung und die innovative Produktpallette ist MarketAxess in diesem Wachstumsmarkt in der Pole-Position.
Viele Grüße
Max Henß
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