Aktien mit Gap-Ups, die so richtig durchstarten könnten!
Aufklärung über Eigenpositionen: Diese Aktien aus dem Artikel halten TraderFox-Redakteure aktuell
Liebe Leser,
auf der Suche nach großen Kursanstiegen können wir Investoren auf fundamentale sowie technische Impulse zurückgreifen. Bei der hier beschriebenen Vorgehensweise habe ich beide Welten miteinander vereint. Zu Beginn selektierte ich Aktien auf einer technischen Basis. Dabei wählte ich ein gebildetes Gap-Up als entscheidendes Kriterium. Von einem Gap-Up spricht man, wenn eine Aktie direkt mit starken Kursgewinnen in den Handel startet und dabei deutlich über dem gestrigen Kurshoch eröffnet. Auslöser eines Gap-Ups sind in der Regel überraschende Meldungen bzw. Nachrichten. Wichtig für uns Investoren ist es, die entsprechende Nachricht herauszufiltern und sie in den Gesamtkontext einzuordnen. Meistens handelt es sich um Nachrichten, welche die Zukunft des Unternehmens wesentlich positiv beeinflussen. Ich denke da zum Beispiel an eine neue Technologie oder ein noch nie dagewesenes Produkt. Diese Nachrichten könnte man auch als Gamechanger bezeichnen, die oftmals durch ein Gap-Up in den Aktienkurs eingepreist werden. Außerdem können überraschend positive Quartalszahlen ein Gap-Up zur Folge haben.
Die entscheidende Frage ist dabei, ob die entsprechende Meldung zu einer Veränderung der Konsenserwartungen führt. Kann diese Frage bejaht werden, besteht Potenzial für die Zukunft. Denn Aktien steigen meistens, wenn sich die Unternehmen besser entwickeln als allgemein erwartet. Wenn jeder Marktteilnehmer mit einem bestimmten Ereignis rechnet, ist es in der Regel schon im Aktienkurs eingepreist.
Doch wie finde ich solche Gap-Ups nun konkret? Mithilfe des Tools aktien RANKINGS von TraderFox kann ich Aktien nach verschiedenen Chartsignalen filtern. In diesem Fall verwendete ich das beschriebene "Gap-Up" als Scan-Kriterium. Um möglichst aktuelle Entwicklungen abzubilden, sollte das Gap-Up in den letzten 60 Handelstagen stattgefunden haben. Zudem muss das Gap mindestens eine Größe von 15 Prozent aufweisen. Als Universum entschied ich mich für die 1000 volumenstärksten Aktien der USA. Die ersten zehn Treffer dieses systematischen Screening-Prozesses sind folgende:
Moderna: mRNA-Technologie eröffnet neue Möglichkeitsräume
Auf dem ersten Rang dieses Screenings ist Moderna Inc. zu finden. Das Gap-Up dieses Unternehmens wurde vor 31 Handelstagen ausgebildet. Zu diesem Zeitpunkt hat das Unternehmen die Zulassung für den Corona-Impfstoff in den USA und in der EU beantragt. Die Wirksamkeit des Impfstoffs soll bei 94,1 % liegen.
Was steckt genau hinter diesem Impfstoff? Bei dem von Moderna entwickelten Impfstoff handelt es sich um einen sogenannten mRNA-basierten Impfstoff. mRNA ist im Englischen bekannt als messenger-RNA. Dabei wird nicht - wie bei vielen herkömmlichen Impfstoffen üblich - das Antigen geimpft, sondern eine "Bauanleitung" ins Immunsystem eingeschleust. Das mRNA, auch Messenger-Ribonukleinsäure genannt, wird von den körpereigenen Zellen aufgenommen. Anschließend wird das Virusprotein gemäß der Bauanleitung hergestellt. Der Körper erkennt dieses Protein und es kommt zu einer Antikörperreaktion.
Doch wie können wir Investoren diese neue Technologie nun in das Gesamtbild einordnen? Laut der Schweizer Biotechnologie-Beteiligungsgesellschaft BB Biotech ist die mRNA-Technologie ein komplett neuer Ansatz und wird erst seit einigen Jahren eingesetzt. Bei dieser Technologie habe Moderna die größte Entwicklungspipeline. Neben dem Corona-Impfstoff arbeitet das Unternehmen an über 20 weiteren auf der mRNA-basierenden Produkten. Hier ist beispielsweise ein Mittel, welches gegen das Zika-Virus wirkt, zu nennen. Die Experten von BB Biotech bezeichnen dabei Moderna als die Pioniere in der neuen mRNA-Technologie.
Nichtdestotrotz dürfen die Risiken nicht ignoriert werden. Mit einem TraderFox-Qualitätsscore von nur 3 von 15 möglichen Punkten schneidet das Unternehmen schlecht ab. Ein hoher Qualitätsscore deutet darauf hin, dass die Aktien zum Kaufen und Liegenlassen geeignet sind. Ein niedriger Qualitätsscore ist ein Hinweis darauf, dass es sich um ein hoch spekulatives Investment handelt. Auch wenn die mRNA-Technologie das möglicherweise in Zukunft ändern könnte, kann auf Basis der vergangenen Daten nicht von einem Qualitätsunternehmen gesprochen werden.
> Zum Qualitäts-Check von Moderna
Aufgrund der niedrigen Verschuldung ist es allerdings für das Unternehmen möglich, das zukünftige Wachstum zu finanzieren. Dieses zukünftige Wachstum ist womöglich aber schon in die Kurse eingepreist. Aktuell weist die Aktie ein KUV von über 800 aus - auch für einen Corona-Profiteur ein sehr extremer Wert. Ein KGV kann mangels Gewinne nicht berechnet werden.
Analysten rechnen für das Jahr 2021 mit einem Umsatz von 10,66 Milliarden US-Dollar. Für die Jahre 2022 bzw. 2023 soll der Umsatz dann auf 7,02 Milliarden US-Dollar bzw. 4,19 Milliarden US-Dollar sinken. Aufgrund des Coronavirus gehen die Analysten also nur von einem temporären Umsatzanstieg aus. Werden die Impfstoffe entgegen dem Analystenkonsens auch in den Jahren 2022 und 2023 eine stärkere Nachfrage erfahren, könnte hier positives Überraschungspotenzial schlummern.
Unabhängig von dem Impfstoff gegen das Coronavirus kann die neuartige mRNA-Technologie ein Gamechanger für die Zukunft sein. Aufgrund der neusten Meldungen hat die Aktie Momentum aufgenommen. Der TraderFox Qualitätsscore hat allerdings gezeigt, dass diese Aktie vor allem für spekulative Anleger geeignet ist.
Snap: eCommerce ankurbeln mit Augmented Reality
Das nächste Unternehmen, das ich vorstellen möchte, ist die Foto-App Snap. Dabei entstand das Gap-Up als Reaktion auf die Quartalszahlen. Nach Vorlage der Zahlen stieg die Aktie um 36 Prozent an.
Begründet mit einem schwächeren Werbegeschäft in der Corona-Krise hatten Analysten mit deutlich niedrigerem Wachstum gerechnet. Entgegen dem Analystenkonsens konnte das Unternehmen einen Umsatz von 679 Millionen US-Dollar erzielen. Es wurde nur mit einem Umsatz von knapp 556 Millionen US-Dollar gerechnet. Im Jahresvergleich entspricht das einer Umsatzsteigerung von 52 Prozent.
Dass sich soziale Netzwerke in Zeiten einer Pandemie einer erhöhten Nachfrage erfreuen dürfen, ist allseits bekannt. Wichtiger für die Nachhaltigkeit des Gap-Ups ist vermutlich die Monetarisierung der App. Hier erzielte das Unternehmen einen neuen Rekord. Spannend in diesem Zusammenhang ist die Begründung des Mitgründers. Er beschreibt den Einsatz von Augmented Reality als entscheidenden Katalysator für diesen Rekord. Mithilfe dieser Technologie sei es für den Snap-User möglich, Klamotten, Accessoires oder ähnliches zu testen.
Oftmals ist der Begriff "Augmented Reality" sehr abstrakt für uns Investoren. Man kann sich sehr selten etwas Konkretes darunter vorstellen. Doch in diesem Kontext werden die Vorteile von Augmented Reality deutlich. Die zuvor eingesetzten Schnauzbärte oder Tierohren, die vor allem zur Bespaßung der Nutzer dienten, können nun durch "reale" Produkte wie zum Beispiel Kleidung ersetzt werden. Dadurch entsteht ein großes Potenzial im Werbegeschäft. Mit diesem Schritt könnte es Snap gelingen, die Plattform nachhaltig zu monetarisieren. Das Geschäftsmodell "Plattform-Ökonomie" à la Facebook hat uns in der Vergangenheit schon gezeigt, wie erfolgreich die Monetarisierung einer solchen Plattform sein kann. Die Skalierungsmöglichkeiten eines digitalen Plattform-Geschäftsmodells dürfen nicht unterschätzt werden.
Warum könnte dieser Schritt vor allem Snap gelingen? Wir Menschen verbleiben oftmals sehr kurz auf einer Webseite. Wir leben in einer schnelllebigen Welt. Dieser Fakt könnte das Unternehmen zu ihrem Gunsten nutzen, um Produkte zu vermarkten. Die Grundidee von Snap - kurze "Snaps" - könnte der Firma in diesem Zusammenhang zu Gute kommen.
Die Risiken dürfen an dieser Stelle nicht ignoriert werden. Sollte Snap die Monetarisierung der App nachhaltig gelingen, besteht das Risiko, dass Facebook oder andere soziale Plattformen diese Funktionen kopieren. Es darf nicht vergessen werden, dass Facebook als größter Konkurrent im Geschäftsjahr 2019 knapp 55 Milliarden US-Dollar an liquiden Mittel in der Bilanz ausweist, während Snap nach wie vor Verluste schreibt. Das spiegelt sich auch am TraderFox Qualitätsscore wider.
> zum Qualitäts-Check von Snap
Tritt der oben beschriebene Investment Case allerdings ein, besteht für das Unternehmen das Potenzial, früher als von den Analysten erwartet die Gewinnzone zu erreichen.
Align Technology: Wachstum Influencer Marketing
Align Technology ist ebenfalls in der Top 10. Das Gap-Up dieses Unternehmens wurde vor 58 Handelstagen ausgebildet. An diesem Tag hatte das Unternehmen Quartalszahlen zum dritten Quartal vorgelegt und die Marktteilnehmer überrascht. Mit einem Umsatz von 734 Millionen US-Dollar wurden die Analystenerwartungen deutlich geschlagen. Es wurde nur mit einem Quartalsumsatz von 514 Millionen US-Dollar gerechnet. Noch deutlicher wurden die Gewinnerwartungen übertroffen. Mit $ 2,25 US-Dollar bereinigter Gewinn pro Aktie wurden die Erwartungen um mehr als das Vierfache übertroffen. Infolgedessen stieg die Aktie um fast 33 Prozent innerhalb eines Tages an.
Was macht das Unternehmen überhaupt? Align Technology ist im Bereich der Zahnmedizin tätig. Dabei fokussiert sich das Unternehmen auf zwei Produktbereiche. Zum einen werden durchsichtige Zahnspangen, sogenannte Clear Aligner, für den Endverbraucher hergestellt. Zum anderen produziert das Unternehmen Scanner für Zahnarztpraxen. Über 80 Prozent des Umsatzes werden allerdings mit den Spangen erzielt.
Doch was führte zu diesem starken Gap-Up? Ein Grund für die starken Quartalszahlen ist die überraschend starke Nachfrage nach den durchsichtigen Clear Alignern. Aufgrund einem schwachen zweiten Quartal 2020 waren die Erwartungen niedrig. Das Unternehmen wurde aufgrund abnehmender Zahnarztbesuche als Pandemie-Verlierer eingestuft. Die Ansteckungsgefahr beim Zahnarzt ist durch die erhöhte Nähe zwischen Arzt und Patient erhöht. Außerdem handelt es sich um eine ästhetische Behandlung, die reibungslos verschoben werden kann.
Im ersten Moment scheint diese Argumentation sinnig zu sein. Auf den zweiten Blick können wir Investoren starke Divergenzen zwischen den Konsens-Erwartungen und der Realität feststellen. Die Konsens-Erwartungen der Analysten waren sowohl beim Umsatz aber vor allem beim Gewinn deutlich zu niedrig. In der Realität hingegen könnte Align Technology nicht ein Pandemie-Verlierer sein, sondern eher ein Profiteur der aktuellen Situation.
Diese These kann wie folgt begründet werden: Zunächst einmal existieren Nachholeffekte. Das Hauptargument ist aber vor allem, dass sich mehr Menschen zuhause im Homeoffice befinden und die Spangen dadurch öfter zur Verwendung kommen. Befeuert wurde dieses Wachstum durch gezielt eingesetztes Influencer Marketing. Die Influencer Charli D´Amelio von TikTok und Marsai Martin haben insbesondere die jüngere Bevölkerung angesprochen. Die Fundamentaldaten des Unternehmens bestätigen die gute operative Entwicklung des Unternehmens. Der TraderFox Qualitätscheck weißt 14 von insgesamt 15 möglichen Punkten aus.
> Hier geht's zum Qualitäts-Check von Align Technology
Die hier dargestellte Argumentation sprechen dafür, dass das ausgebildete Gap-Up möglicherweise nachhaltig sein könnte. Die beschriebenen Trends Homeoffice und Influencer bzw. Social Media Marketing wurden durch die Pandemie beschleunigt und könnten auch in Zukunft für überproportionales Wachstum sorgen, auch wenn viele Analysten nach den starken Quartalszahlen bereits ihre Schätzungen für die Zukunft nach oben revidiert haben.
Viele Grüße
Ferdinand Schnitzer
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Aufklärung über mögliche Interessenkonflikte: TraderFox-Redakteure klären über Eigenpositionen auf. Wenn ein anderer Redakteur an der Erstellung des Artikels mitgewirkt oder davon gewusst hat, wird dieser namentlich genannt und es findet ebenfalls eine Aufklärung über Eigenpositionen statt. Eigenpositionen: Verantwortlicher Redakteur Ferdinand Schnitzer: Keine