Anlagetrend Agrar-Stocks: Hier sind Top sechs Aktien (SEB, DE, ADM, BG, TTC, TSCO), die man im Blick haben sollte!
Liebe Leser,
der mögliche Stopp des Schwarzmeer-Getreideideals könnte schon bald sehr fördernd für einige Agrar-Unternehmen sein. Grund für diese Annahme ist eine ähnliche Situation aus dem Zeitraum zwischen Ende 2021 und Sommer 2022 als die Lebensmittel- und Düngerpreise aufgrund des Konflikts zwischen Ukraine und Russland in die Höhe schossen. Damals gelang es den beiden Ländern unter Vermittlung der UN und der Türkei ein Abkommen auszuhandeln, der es ihnen ermöglichte, den Export von landwirtschaftlichen Erzeugnissen und Düngemitteln auf die Weltmärkte, trotz militärischer Auseinandersetzung fortzusetzen. Doch nun wurde diese Vereinbarung gestoppt, was zur Wiederholung der Situation vom Ende 2021/Anfang 2022 und einem erneuten Anstieg der Lebensmittel- und Dünger-Preise Richtung Ende 2023 führen könnte.
Die wichtigste Trend-Annahme ist hier die Tatsache, dass gerade der Agrarsektor über eine immense Preissetzungsmacht verfügt…
…und kann nun nicht nur die Inflation an den Endverbraucher weitergeben, sondern auch die Preise im Sinne der Gewinn-Steigerung erhöhen. Dies kann jeder von uns problemlos im Supermarket beobachten, als man sich über enorm gestiegene Lebensmittelpreise wundert. Und da man auf Lebensmittel und andere Agrarproduktion nicht wirklich verzichten kann, wäre es möglich, dass wir Ende 2023/Anfang 2024 einen echten Bullen-Markt bei den Agrar-Stocks erleben werden. Um die Entwicklung rund um Agrar-Stocks schnell und effektiv zu tracken eignet sich bspw. der Agrar-ETF iShares MSCI Agriculture Producers ETF (VEGI). Diese ETF wäre ggf. für sehr konservative Anleger durchaus eine Option, um den Agrar-Trend zu spielen. Sollte man sich jedoch für Stock-Picking entscheiden, so gelangen wir auch schon zu unseren Favoriten.
https://viz.traderfox.com/peer-group-tabelle/BMG169621056/DI/bunge-ltd/aktien-67331-67283-2429669-68624-23431419
Der Rebound-Kandidat
Den Anfang macht heute die Aktie von Archer Daniels Midland (ADM). Der Konzern operiert in drei Segmenten: "Ag Services and Oilseeds", "Carbohydrate Solutions" und "Nutrition" (Agrardienstleistungen und Ölsaaten, Kohlenhydratlösungen, Ernährung), wobei auf Ag Services and Oilseeds rund 78 % der Gesamtumsätze entfallen. Dieses Segment ist mit dem Anbau von Agrarprodukten und der weiteren Verarbeitung bestimmter Ölsaaten wie Soja, Baumwolle, Sonnenblumen, Raps und Lein verbunden. Die primär verarbeiteten Rohstoffe werden entweder für die weitere Verarbeitung zu Speiseölen verwendet oder an Biodieselhersteller verkauft.
Biofuel-Player
Die Zusammenarbeit mit Biodieselherstellern eröffnet ADM exzellente Perspektiven für eine langfristige Nachfrage und den Absatz von Agrarprodukten, die für diese Abzweigung des GreenEnergy-Trends bestimmt sind. Die Experten von Research and Markets gehen bspw. davon aus, dass die Biodieselproduktion mit einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate von etwa 19,09 % wachsen wird und bis 2027 ein Niveau von 7,5 Mrd. Gallonen pro Jahr erreicht, was einem Dollaräquivalent von über 50 Mrd. USD entspricht. Mittelfristig bieten sich durch den Einstieg bei der Herstellung von Bioethanol (Joint Venture mit Marathon Oil) interessante Perspektiven, zumal die Nachfrage bei Biokraftstoffen weiter anzieht. Und damit wäre es sogar möglich, dass der Konzern vom neuen Hype des Green-Energy-Trends profitieren wird.
Geopolitische Komponente
Das Unternehmen hat auch in der Ukraine ein Geschäftssegment, doch Umsatz-technisch macht dieser weniger als 1 % der Einnahmen aus. Und somit wird der Stopp des Schwarzmeer-Getreide-Deals ADM im negativen Sinne nicht stark beeinflussen. Im Gegensatz wäre hier eine Situation möglich, dass ADM von diesem Stopp sogar profitieren könnte, wenn es zu einem erneuten Ungleichgewicht und dem dazugehörigen Preisanstieg auf dem Lebensmittel- und Düngermarkt kommt. Denn Mais und Weizen machen ja mehr als 75 % aller im Rahmen des Getreideabkommens exportierten Nahrungsmittel aus und ADM verdient mit beiden Getreidearten einen bedeutenden Umsatzanteil, sodass der Deal-Stopp sein Mais- und Weizen-Geschäft noch besser in Schwung bringen würde.
Agrarequipment-Hersteller
Was weitere Agrar-Stocks angeht, die man v.a. wegen der intakten Wachstumsstory im Blick haben sollte, so ist es die Aktie von Toro Company (TTC), die Richtung Ende des Jahres eine gute Chance auf eine Erholungsbewegung hätte. Der Konzern wurde ursprünglich als Motorenhersteller für frühe Traktoren gegründet. Das Unternehmen verlagerte jedoch den Fokus schnell Richtung Mäher und ist seitdem sowohl beim Umsatz als auch bei Gewinn kontinuierlich gewachsen, wobei man im vergangenen Jahr mit einem Umsatz von 4,51 Mrd. USD und einem Gewinn von 443,88 Mio. USD ein neuer Rekord aufstellte.
Wachstum via Übernahmen
Toro ist sowohl in Nordamerika als auch international tätig, wobei drei Viertel des Gesamtumsatzes aus den Vereinigten Staaten stammen. Das Wachstum des Konzerns wird u. a. durch Übernahmen forciert. Im Januar 2022 erwarb Toro die Intimidator Group. Durch die Akquisitionen wurde die komplementäre Spartan-Produktlinie durch den professionellen Zero-Turn-Mäher erweitert. Die Übernahme hat außerdem für eine größere geografische Präsenz gesorgt.
Bodenkonsolidierung aufgrund der saisonalen Schwäche
Die Nummer drei ist heute die Aktie von Tractor Supply (TSCO), die sich derzeit in einer charttechnisch volatilen Bodenkonsolidierung aufgrund der saisonalen Schwäche befindet. Dies ist eine der größten Einzelhandelsketten in den USA für Produkte im landwirtschaftlichen Bereich, die Tierhaltung, den Gartenbedarf und Heimwerkerartikel. Mit über 2.003 Einzelhandelsgeschäften, vorwiegend in ländlichen Gebieten und in Vororten von Großstädten, ist Tractor Supply in 49 Staaten präsent. Das umfangreiche Produktportfolio beinhaltet unter anderem Arbeits- und Outdoorbekleidung für Männer, Frauen und Kinder, elektrische Zäune, Tore und automatische Toröffner, Elektrogeneratoren für den Außenbereich, Schweißapparate, Geräte und Zubehör für die Feldbearbeitung, Produkte für die Pferdehaltung und Pferdeversorgung, Gewächshäuser, Rasenmäher, Rasen- und Gartenpflegemittel, Futtermittel und Heimtierbedarf, Elektrowerkzeuge und Ersatzteile.
Agrarautomation-Play
Deere (DE) besser bekannt als John Deere, ist eines der bekanntesten US-amerikanischen Landwirtschaftsunternehmen, wobei die Aktie schon seit Jahren zu unseren Favoriten gehört. Das Unternehmen stellt Traktoren und andere Ausrüstung her, darunter Weizenpflanz- und Erntemaschinen. In den letzten Jahren hat John Deere in Technologie investiert, um die Automation und Robotisierung der Landwirtschaft zu unterstützen. Anfang 2022 stellte das Unternehmen einen vollständig autonomen Traktor vor, der basierend auf vordefinierten Funktionen seine Arbeit verrichten kann, während ein Landwirt den Fortschritt über ein mobiles Gerät überwacht. Angesichts der steigenden Kosten für Weizen und andere landwirtschaftliche Güter sowie einer stetig wachsenden Weltbevölkerung, die ernährt werden muss, könnte die Hinzufügung von Automatisierung zur Steigerung der Anbaueffizienz in den kommenden Jahrzehnten ein großes Bedürfnis sein. Und genau diese These begründet die langfristige Wachstumsfantasie.
Der Zulieferer und Lebensmitteltechnologieentwickler
Bunge (BG) ist ein Agrarunternehmen, das Landwirte und Produzenten von Grundnahrungsmitteln verbindet. Bunges Kerngeschäft ist ja die Lieferung und der Transport landwirtschaftlicher Rohstoffe. Der Konzern arbeitet in folgenden Segmenten: Agribusiness: umfasst die Lagerung und den Transport landwirtschaftlicher Rohstoffe. Das Segment Edible Oil Products umfasst die Produktion und den Verkauf von Pflanzenölen, Margarinen und Mayonnaisen. Das Segment Milling Products produziert Weizenmehle, Backmischungen, Maisprodukte und Reis. Das Segment Zucker und Bioenergie produziert Zucker und Ethanol, während das Segment Düngemittel logischerweise Düngemittel produziert und vertreibt. Im Groben ist BG auch Entwickler von Lebensmitteltechnologien und -zutaten. Und dies ist ein lukrativer Teil der Lebensmittelindustrie.
Der Konzern hat nie Aktien-Split durchgeführt
Seaboard (SEB) ist ein weiteres Unternehmen für die Lebensmittelversorgungskette, einschließlich des Handels und des Transports von landwirtschaftlichen Rohstoffen nach Übersee. Zu den Rohstoffen, mit denen es handelt, gehören Weizen und andere Getreidesorten. Diese Agraraktie gibt es schon lange und ja, der Aktienkurs liegt hier bei beachtlichen 3.600 USD, das der Konzern noch nie in seiner Geschichte einen Aktien-Split genehmigt hat. Unabhängig davon hat Seaboard seit Jahrzehnten ein stetiges Umsatzwachstum erzielt, wobei man 2022 sowohl beim Umsatz als auch bei gewinn neue Rekorde aufgestellt hat.
Fazit
Abschließend lässt sich erwähnen, dass das Landwirtschaftsthema sehr groß und umfassend ist und lässt sich über viele andere gute Stocks- und Storys wie eine deutsche CF Industries (CF), Gladstone Land (LAND), Tyson Foods (TSN), Ingredion (INGR) aber auch Caterpillar (CAT), MGP Ingredients (MGPI), Andersons (ANDE), Adecoagro (AGRO), etc. spielen.
Was uns angeht,
so favorisieren wir in dieser Hinsicht Big-Caps, die eine zusätzliche Sonderstory wie z. B. Deere (DE) - Automatisierung der Landwirtschaft, oder Archer Daniels Midland (ADM) - möglicher Profiteur des Weizen-Deal-Stopps - bieten. Insgesamt bleibt jedoch für Landwirtschaft die These gültig, dass man signifikante Korrekturbewegungen primär als interessante Entry-Points betrachten sollte. Denn im Globalen Sinne profitiert man hier vom Bevölkerungswachstum, wobei immer mehr Nahrung etc. benötigt werden.
Viel Erfolg und bleiben Sie Profitabel!
Verantwortlicher Redakteur Kulikov Leonid: keine Eigenpositionen.