Flo Pharell startete mit YouTube und Instagram, weil ihm bei vielen Bloggern die Transparenz gefehlt hat
Lieber Leser,
in diesem Interview haben wir den Online Marketer und Finanzblogger Flo Pharell zu Gast. Flo fällt als Finanzblogger auf, da er jede Order in seinem etwa 300.000 Euro umfassenden Depot bekannt gibt. Der Blogger mit der Maske möchte anonym bleiben, denn er will nicht im Vordergrund stehen. Stattdessen soll sich bei ihm alles um das Thema Börse und Finanzen drehen. Ihm ist wichtig, dass seine Follower jeden seiner Käufe und Verkäufe einsehen können. Dabei scheut er auch nicht davor zurück, absolute Zahlen zu zeigen. Warum ihm diese Transparenz so wichtig ist und wieso Flo kürzlich nach Dubai ausgewandert ist, erfahrt ihr hier.
Hallo Flo, bitte stell dich erstmal unseren Lesern vor.
Mein Name ist Flo Pharell, ich komme ursprünglich aus München und habe dort die ersten 30 Jahre meines Lebens verbracht. Zu Silvester 2022 bin ich nun nach Dubai gezogen. Hauptberuflich bin ich im Bereich Online Marketing tätig, speziell im Bereich Social Media. Zum Thema Geldanlage betreibe ich einen YouTube-Kanal und eine Instagram-Seite, die man beide unter dem Namen Flo Pharell findet.
Wann und warum hast du angefangen dich mit dem Thema Geldanlage zu beschäftigen?
Ich habe mit Anfang 20 mit der Geldanlage begonnen, als ich das erste richtige Geld neben meinem Studium verdient habe. Meine Motivation war dabei schon immer, dass ich Geld für mich arbeiten lassen will. Dabei sollte ich erwähnen, dass ich seit ich 14 bin, arbeite: Zeitungen austragen, im Supermarkt als Aushilfe an der Kasse arbeiten, Seniorenbetreuung etc. – da weiß man es zu schätzen, wenn das Geld eines Tages für einen arbeitet und man selbst zum Beispiel für 450 Euro im Monat nicht mehr im Regen mit Zeitungen durch die Nachbarschaft gehen muss, sondern eben einige Dividendenaktien besitzt, die einem diesen Betrag automatisch ohne eigene Arbeit regelmäßig auszahlen.
Mit welcher Motivation hast du bei Instagram und auf YouTube gestartet?
Die Motivation war eigentlich die, dass ich mich selbst mit den Themen Börse und Geldanlage privat und geschäftlich beschäftigt habe. Letztendlich habe ich auch gesehen, dass viele Menschen bei diesen Themen verunsichert sind und nach Informationen suchen. Und dadurch, dass das Angebot an Finanz-Influencern anfangs recht dürftig war, habe ich mir oft gedacht: Das kannst du besser und auch transparenter. Die Transparenz hat mir bei vielen einfach gefehlt, weil nicht gezeigt wurde, wie viel und wo investiert wird. Häufig wurde auch einfach verschwiegen, wenn ein Investment nicht gut läuft. Deshalb habe ich mir gedacht, dass ich das ganze besser machen kann. Ich habe jetzt bei Instagram 47.000 Abonnenten und bei YouTube 82.000 Abonnenten und würde sagen, das Wachstum gibt mir in diesem Fall auch recht.
Du zeigst dein Depot öffentlich und in absoluten Zahlen. Was hat dich zu dieser Transparenz bewegt?
Ich zeige immer jeden Cent, den ich investiere, sofort und gratis. Es gibt Unmengen von Finfluencern, die alle ein Geheimnis daraus machen, wo und wie viel sie investieren. Ich finde es sehr wichtig für die Glaubwürdigkeit, dass man jeden Cent zeigt, den man investiert. Ich mache mich dadurch zwar ein Stück weit gläsern, dafür zeige ich auch mein Gesicht nicht in der Öffentlichkeit. Ich sage immer: Man sieht zwar nicht meine Identität, aber dafür 100 % meiner Investments. Ich denke, das ist das Wichtigste. Ich möchte mich nicht selbst in den Vordergrund stellen, wie manch andere Finanz-Influencer. Da hat man oft das Gefühl, die sind eher an der Selbstdarstellung interessiert. Mir geht es um die Inhalte, daher stelle ich mich nicht selbst in den Vordergrund, sondern die absoluten Zahlen. Auch wenn es mal nicht gut läuft, will ich zu einhundert Prozent transparent sein.
Auf Instagram zeigt Flo regelmäßig alle Positionen seines Depots.
Gelegentlich sieht man bei dir auf YouTube Exotenaktien oder auch Pennystocks wie die Airports of Thailand Aktie vor. Wie sieht deine persönliche Geldanlage aus?
Ab und zu stelle ich gerne mal Exotenaktien vor. Das finde ich interessant für meine Follower, die nicht immer nur von den Mainstream-Aktien hören wollen, denn die stellt ja quasi jeder vor. Ich habe in meinem Depot immer etwa 80 % langweilige, eher solide Aktien, die jeder kennt. Auf der anderen Seite habe ich etwa zu 20 % spekulativere Aktien, die ich interessant finde. Für mich bringen solche Aktien häufig die gewisse Würze ins Depot und ich erwarte von diesen Aktien dann teilweise auch eine etwas höhere Rendite. Klar, da geht auch mal die ein oder andere Idee nach hinten los.
Auf eine Aktie wie "Airports of Thailand" wären 95 % der Menschen niemals gekommen. Die Aktie handelt im Bereich von ein/zwei Euro. Da würden die meisten direkt sagen, einen Pennystock aus Thailand muss ich mir gar nicht erst anschauen. Wenn ich mich aber mehr mit dem Unternehmen beschäftige, sehe ich, dass das ein Multimilliardenunternehmen ist, das absolut klasse wirtschaftet. Der thailändische Staat besitzt ca. 70 % des Unternehmens was quasi eine Monopolstellung garantiert und in der Corona-Krise finanzielle Sicherheit gebracht hat. Auch der Aktienkurs ist bis 2020 enorm gestiegen. Ich finde es daher sehr wichtig darüber zu informieren, dass es neben den Blue Chips eben auch sehr spannende Exotenaktien mit tollen Chancen gibt.
Investierst du auch in ETFs?
ETFs habe ich bis vor kurzem komplett gemieden und nur in Einzelaktien investiert. Letzte Woche habe ich mir dann doch meinen allerersten ETF gekauft und dabei wird es auch erstmal bleiben. Ich habe mir einen Digital Security ETF gekauft. Weil das Thema Cybersecurity so dermaßen umfangreich ist und ich da so viel Potenzial sehe, habe ich hier einen ETF für sinnvoll gehalten. Ansonsten bin ich nur in Einzelaktien investiert.
Setzt du dir bestimmte finanzielle Ziele?
Ganz konkrete finanzielle Ziele habe ich nicht. Das Motto ist einfach immer weiter investieren. Ich bin finanziell bereits auf einem ganz guten Niveau angekommen. Im Prinzip geht es jetzt darum, das Ganze noch auszubauen. Albert Einstein hat schon gesagt, das siebte Weltwunder ist der Zinseszins. Wenn der Schneeball also einmal ins Rollen gekommen ist, dann ist er nur noch schwierig zu stoppen und wird größer und größer. Du musst nur einmal anfangen. Das ist das schöne bei der Geldanlage.
Du sagst, du hast dich bereits während deines Studiums selbstständig gemacht. Wie hast du gestartet?
Ich habe einen Master in BWL gemacht und schon immer gewusst, dass ich mich selbstständig machen möchte. Mir war immer bewusst, dass in der Selbstständigkeit viele Chancen liegen. Klar, es steckt schon im Namen, dass man selbst und ständig arbeiten muss. Das hat auch Nachteile mit sich gebracht. Neben dem Studium habe ich viel gearbeitet und auch heute arbeite ich noch sehr viel. Gerade am Anfang muss man schauen, dass man viel Arbeit reinsteckt und der Output ist währenddessen eher gering. Viele denken sich während dem Studium: Ich mache jetzt erstmal das Studium fertig und konzentriere mich auf eine Sache. Danach kümmere ich mich vielleicht um die Selbstständigkeit. Wenn man aber zwei Dinge parallel macht und in beiden Bereichen 100 Prozent gibt, kann man tolle Sachen aufbauen und schon früh an seiner Zukunft arbeiten.
Seit kurzem lebst du nun in Dubai. Was hat dich dazu gebracht, auszuwandern?
Als Online Marketer kann ich ortsunabhängig arbeiten. Ich habe 30 Jahre in Deutschland gelebt und wollte schon immer etwas von der Welt sehen. Ich wollte auch schon immer auswandern, die Frage war immer nur wohin. Ich war außerdem bereits zweimal zuvor in Dubai im Urlaub und mir hat es einfach sehr gut dort gefallen. Das Leben, das Wetter und die Kultur vor Ort finde ich sehr angenehm. Und klar auch die steuerlichen Vorteile und das Connecten mit Menschen auf privater, aber auch beruflicher Ebene gefallen mir sehr gut hier.
Was sind deine Ziele für die nächsten 5 Jahre?
Also auf jeden Fall möchte ich viel reisen. Ansonsten ist mein Ziel natürlich, mit Instagram und YouTube weiter zu wachsen. Ich möchte mehr Leute erreichen und für den Aktienmarkt begeistern. Vor allem will ich auch mehr Frauen an den Aktienmarkt bringen. Ich sehe nämlich auch bei meinen eigenen Statistiken, dass sich noch viel zu wenig Frauen für das Thema begeistern. Das ist sehr schade, denn von den Nachrichten, die ich bekomme, habe ich oft das Gefühl, dass Frauen die vernünftigeren Investoren sind. Sie beschäftigen sich nach meiner Erfahrung detaillierter mit dem Aktienmarkt, wenn sie sich dann mal damit beschäftigen. Frauen sind am Aktienmarkt also wirklich eine unterrepräsentierte Gruppe, die vielleicht sogar besser anlegen können als viele Männer.