Wie Sie Perlen finden und damit Geld scheffeln
- von Tim Schäfer
Kolumnist aus New York
von Warren Buffett können Sie lernen, wie Sie ein guter Anleger werden. Das Genie kauft Firmen, die einen nachhaltigen Wettbewerbsvorsprung, ein gutes Management und stabiles Geschäftsmodell haben. Er beschäftigt sich lange Zeit mit Firmen, bevor er zuschlägt. Es sind ungewöhnliche Firmen, die er kauft. Sie heben sich von der Konkurrenz ab.
Seine Aktienlieblinge sind stabil wie ein Fels. Viele sind Konsumgüterhersteller. Es handelt sich um Dividendenperlen. Nehmen Sie Johnson & Johnson. Es ist eine der stabilsten Firmen der Welt. Seit 54 Jahren schon steigt die Dividende in Folge. Das bereinigte Ergebnis je Aktie klettert seit 32 Jahren ohne Unterbrechung. Das Erfolgsgeheimnis ist die breite Diversifizierung innerhalb der Gesundheitsbranche und auf dem Globus. Die Amerikaner stemmen im Ausland mehr Umsatz als in der Heimat. Johnson & Johnson ist Weltmarktführer in zahlreichen Bereichen. Man hat Medikamente gegen Prostatakrebs, die beiden chronischen Magen-Darm-Erkrankung, Morbus Crohn und Ulcerative Colitis. Darüber hinaus hat das Unternehmen Wirkstoffe für Patienten mit chronischer Schuppenflechte, Schizophrenie, Hepatitis und rheumatischer Arthritis.
Johnson & Johnson ist kein schneller Wachstumswert, sondern ein langsamer. Aber die Stetigkeit überzeugt. Das ist das, was Buffett begeistert. Darauf weist seine ehemalige Schwiegertochter Mary Buffett in ihren Büchern hin. (Sie war mit Buffetts Sohn Peter verheiratet.) Stabiles, kontinuierliches Wachstum ist das, wonach der Börsenaltmeister strebt. Eben stetige Dividendenerhöhungen. Wenig Risiko. Es handelt sich im Kern um Witwen- und Waisenpapiere in seinem Portfolio.
Das mag langweilig erscheinen, ist aber höchst rentabel, wenn Sie so eine Aktie für mehrere Dekaden in Ihrem Depot liegen lassen.
Ein ähnliches Muster hat Coca-Cola. Es ist eine Ikone im Supermarkt. Ob in Afrika, Asien, Europa oder Südamerika, die Marke ist allseits bekannt. Buffett besitzt Coca-Cola seit 1988. Und er wird sie vermutlich nie verkaufen. Der Brausehersteller hat 20 Marken, die jeweils über 1 Mrd. USD Umsatz erwirtschaften. Darunter sind Fanta, Sprite, Dasani, BonAqua, Schweppes, Vitamin Water.
Bei allen den Firmen im Buffett-Portfolio fällt auf, dass sie sich selbst intern finanzieren können. Die Cashflows sind enorm. Überschaubar ist deren Schuldenlast.
Niemand kann die Zukunft voraussehen. Aber ein Blick in die Vergangenheit hilft bei der Analyse. Denn wenn etwas 50 oder 100 Jahre lang hervorragend funktioniert hat, ist die Chance recht groß, dass sich dies fortsetzt, sofern sich nichts grundlegendes an dem Geschäftskonzept oder dem Wettbewerbsumfeld ändert.
Neben Johnson & Johnson und Coca-Cola hat der Lebensmittelhersteller Lancaster Colony, der mit Salatsoßen im Kühlregal bei den Verbrauchern punktet, eine beeindruckende Entwicklung hinter sich. Es handelt es sich um eine einzigartige Erfolgsstory. Ich analysiere in dieser Ausgabe ausführlicher die Aktie. Lancaster hat seit 53 Jahren seine Dividende erhöht. Eine Aktie ganz nach dem Geschmack von Warren Buffett – nur ist sie ihm wohl zu klein.
Procter & Gamble ist ein anderer Dividendenkönig, an dem er lange festhielt. Über 60 Jahre lang hat der Konsumgüterhersteller schon die Ausschüttung erhöht. Es ist das größte Konsumgüterkonglomerat der Welt, gegründet 1837. Mit dieser Aktie können Sie ruhig schlafen. Jeder Haushalt hat diese Produkte im Vorratsschrank, in der Küche oder im Badezimmer: Crest, Tide, Pampers, Dawn, Bounty, Charmin, Ariel, Head & Shoulders, Gillette und andere.
Nicht im Buffett-Depot sind diese Dividenden-Stars, die seit über 50 Jahren ihre Ausschüttungen hochschrauben: die Baumarktkette Lowe's, das Konglomerat 3M, die beiden Industriebetriebe Nordson und Parker-Hannifin, die beiden Versorger Northwest Natural Gas und Vectren.
Das sind in der Tat langweilige Geschäftsmodelle, doch sind sie Gelddruckmaschinen, wenn Sie den Zinseszins wirken lassen.
Nun gibt es auch Wachstumsunternehmen, die mit einer gewissen Stetigkeit glänzen. Im Grunde können Sie auch auf sie setzen, ohne dass eine Dividende fließt. Das Risiko ist etwas größer, dafür winkt womöglich mehr Rendite.
In diese Kategorie fallen Alphabet (ehemals Google), Amazon und Facebook. Sie glänzen mit steigender Beliebtheit. Umsatzwachstum. Und einem enorm hohen Marktanteil. Auch solche Werte passen in ein konservatives Depot.
Ein Vorteil ist an dem Internet-Trio: Sie müssen keine Steuern auf die Dividenden bezahlen (weil sie nichts ausschütten). Sie setzen ausschließlich auf Kurssteigerungen. So lange sie nicht die Wachstumsaktien verkaufen, so lange ist der unrealisierte Kursgewinn steuerfrei. Es handelt sich im Grunde um eine steuerfreie Zinseszins-Maschine, die Sie bis zu Ihrem Ruhestand laufen lassen können.
Eine Mischform aus Wachstum und Dividende sind nach meinem Dafürhalten Visa, MasterCard, Philip Morris International, Walt Disney, Comcast und Apple. Bei Apple hat übrigens Buffett beziehungsweise sein Investmentteam angefangen, eine Position aufzubauen.
Andere große Value-Werte, die Sie nicht im Buffett-Depot finden, die trotzdem interessant sind, sind meiner Meinung nach: Microsoft, Exxon Mobil, AT&T, JP Morgan Chase und Pfizer.
Bei allen Aktien ist es wichtig Sitzfleisch zu haben. Die meisten Anleger haben keine Geduld und schneiden daher lausig ab. Wer besser sein möchte als die Masse, lässt daher die Zeit für sich arbeiten. Die Zeit ist ein Faktor, der gerne unterschätzt wird.
Viel Erfolg wünscht
Ihr Tim Schäfer
Tipp: Tim Schäfer stellt exklusiv im aktien Magazin Titel vor, die zum Kaufen und Liegenlassen und für den langfristigen Vermögensaufbau geeignet sind.