Investor Steve Mandel verwaltet ein gigantisches Vermögen von knapp 30 Mrd. USD. Es ist eine wahre Kunst, trotz solcher Summen den S&P 500 langfristig schlagen zu können. Im Jahre 1997 gründete Mandel nach seinen Tätigkeiten bei Goldman Sachs sowie dem legendären Hedgefonds Tiger Management seine eigene Investmentgesellschaft Lone Pine Capital. Dabei stellte sich der Guru in der Vergangenheit vor allem als Spezialist im Technologiesektor heraus. Wenig überraschend kommen die meisten Investments aus seinen Top 10 Holdings genau aus diesem Segment. Eine weitere Besonderheit an Stephen Mandel, alias Steve Mandel ist sein Botton-Up Ansatz. Er gilt als wahrer Meister dieser Disziplin! Dabei wird zunächst die Potenziale einzelner Unternehmen untersucht, um darauf aufbauend die Branche und den gesamten Markt zu beurteilen.

Genaue Aufzeichnungen zur Performance vom Lone Pine Capital sind der Gesellschaft leider nicht verfügbar, laut Branchenkennern dürfte diese seit dem Gründungsjahr jedoch oberhalb der 20% Marke rangieren. Betrachten wir somit die aktuellen Transaktionen von Steve Mandel im zweiten Quartal 2017:

Steve Mandel schichtet 1/3 seines Portfolios neu – Top und Flops des zweiten Quartals!

Wall-Street Guru Steve Mandel hält nie viele Aktien, und jene die er hält, bleiben meist nur für eine kurze Dauer im Portfolio des Hedgefonds. So sollte ein Q/Q Turnover von 31% im zweiten Quartal nicht überaus überraschen. Er gehört somit zu den aktivsten Investoren, welche die Wall-Street zu bieten hat.

Bei der Betrachtung der einzelnen Transaktionen zähle ich 11 Neueinstiege sowie 8 Aufstockungen. Auf der Verkaufsseite hingegen finden wir 12 Sold Outs und 9 Positionsreduzierungen vor. Die Gesamtheit der gehaltenen Positionen verringerte sich somit um eine Einheit auf nun 33 verschiedene Investments.

Dabei überraschte Mandel vor allem mit dem Ausstieg beim Sportartikelhersteller Nike. Nach ersten Positionseinstiegen im Q1 2015, stockte der Guru erst im Frühjahr dieses Jahres seine Nike-Anteile für noch einmal 250 Mio. USD oder 33% auf. Im zweiten Quartal folgte nun der Komplettausstieg. Dabei dürfte sich der Investor zu mindestens über einen kleinen Gewinn in Höhe von 5% gefreut haben. Einen weiteren Ausstieg finden wir beim Spieleentwickler EA für 800 Mio. USD vor. Auch hier stieg Mandel das erste Mal im Jahre 2015 für 50 Mio. USD ein und stockte in den Folgequartalen seine Position auf 9,4 Mio. Aktien auf. Es dürfte auch hier ein sehenswerter Gewinn von über 40% zu Stande gekommen sein.

Größter Neukauf machte der Einstieg beim Autmobilzulieferer O'Reilly Automotive für 700 Mio. USD aus. Hier ist anzumerken, dass sich neben Steve Mandel zahlreiche weitere Gurus beim Unternehmen auf der Kaufseite befinden. Im späteren Verlauf werden wir einen genaueren Blick auf O' Reilly werfen. Daneben stieg Mandel erneut beim Windows-Hersteller Microsoft in Höhe von 3% seines Gesamtportfolios ein, nachdem er den Technologiekonzern bereits in der Vergangenheit gerne für kurze gewinnbringende Trades verwendet hatte. In der Gesamtbetrachtung überstiegen die Verkäufe die Kauftransaktionen um einen Betrag von ca. 1,6 Mrd. USD oder 8% seines Portfolios. Infolge der stark gestiegenen Buchgewinne der gehaltenen Positionen stieg jedoch der Marktwert des Lone Pine Capital Hedgefonds von 19 Mrd. USD auf nun 19,67 Mrd. USD:



Weitere Konzentration des 19,6 Mrd. USD schweren Lone Pine Capital Hedgefonds!

Wie bereits erwähnt, reduzierte sich die Anzahl der gehaltenen Positionen weiter auf nun 33 verschiedene Investments im Lone Pine Capital Fonds. Es ist ein Trend, der bereits seit geraumer Zeit in Bewegung ist. Blicken wir 9 Monate in die Vergangenheit, betrug die Anzahl der gehaltenen Positionen noch 41. Auch in Puncto Portfoliokonzentration lassen sich Gemeinsamkeiten feststellen. So stieg der Portfolioanteil der Top 10 Werte im gleichen Zeitraum von 46,6% auf nun 63%. Für ein 19,67 Mrd. USD schweres Portfolio eine extrem starke Konzentration, doch die Vergangenheit gibt Steve Mandel recht. Er gehört zu den besten Vermögensverwaltern unserer Zeit.

Mit Quintiles IMS, FleetCor Technoligies sowie Comcast und Mircosoft befinden sich gleich vier Neulinge unter den Top 10. Sie ersetzen die Positionen von Nike und EA (Sold Outs) sowie CSX und Symantec (Positionsreduzierungen). Es befinden sich zudem alle Investitionen deutlich in der Gewinnzone. Dabei erwiesen sich die meisten Positionen als wahre Bullenaktien im bisherigen Laufe des Jahres 2017. Im Folgenden sehen sie eine Zusammenfassung des Portfolios von Steve Mandel:



Position 11: O'Reilly Automotive derzeit zum Schnäppchenpreis?

Mit O’Reilly Automotive Inc. betrachten wir den größten Distributor für Autoteile in den USA. Das im Jahre 1957 gegründete Unternehmen kann inzwischen auf eine lange und äußerst erfolgreiche Geschäftshistorie zurückblicken. Das Vertriebsnetz überstreckt sich bereits über praktisch alle Bundesstatten der Vereinigten Staaten von Amerika.

O'Reilly Automotive's Kerngeschäft konzentriert sich dabei zunächst auf den sogenannten "Do-it-yourself-Markt. Hierbei steht die Belieferung der Kunden mit Einzel- und Ersatzteilen im Vordergrund der Aktivitäten. Des Weiteren bietet die Kette Serviceleistungen an, die neben der Beschaffung spezieller Teile auch deren Montage beinhalten. In den einzelnen Filialen des Unternehmens finden die Kunden ein umfangreiches Produktangebot. Dieses umfasst Ersatzteile z.B. für Heizsysteme, Reifen, Motoren oder Autoelektronik sowie Extras zur Verzierung des Autos außen wie innen. Außerdem werden entsprechende Werkzeuge sowie Chemikalien und Flüssigkeiten angeboten. O’Reilly Auto Parts beliefert neben den eigenen Filialen auch professionelle Autowerkstätten.

Konnte der Autozulieferer im Jahre 2007 gerade einmal 1.830 Stores sein Eigen nennen, beläuft sich die Anzahl heute auf unglaubliche 4.934 Stores. Ein Ende der geographischen Expansion ist zudem nicht in Sicht. Alleine im laufenden Jahr sollen knapp 200 neue Niederlassungen eröffnet werden. Zusätzlich verfügt O'Reilly mittlerweile über 27 Distributionszentren. Somit ist es dem Unternehmen mittlerweile möglich, seinen Kunden fast flächendeckend "same day" Lieferungen anbieten zu können. In heutigen Zeiten von Amazon & Co. Ist dies auch bitter nötig.

Auf diese Weise erzielte der Automobilzulieferer im Geschäftsjahr 2016 Umsatzerlöse in Höhe von 8,59 Mrd. USD, ein Wachstum von 8%. Beim Gewinn blieben mit 1,04 Mrd. USD gut 12% mehr hängen als im Vorjahr. O'Reilly kann bereits seit Jahren ein überproportionales Wachstum bei der Profitabilität vorweisen. Allein in den letzten 6 Jahren gelang es dem Unternehmen, seine Nettomarge von 5% auf über 12% zu steigern! Diese beeindruckende Leistung ist eine Bestätigung für ein gutes Management, starke Marken sowie eine starke Kundenbindung.

Beim Blick auf alle investierten Gurus finden wir ein äußerst positives Bild vor. Neben Steve Mandel, der mit seinen 2,8 Mio. gehaltenen Aktien gleich der größte Einzelaktionär ist, kauften sich zahlreiche weitere Gurus beim Spezialisten für Autoteile ein. So auch Chuck Akre, der bereits seit fast einem Jahrzehnt auf der Aktionärsseite vertreten ist. Nachdem dieser bereits seit Jahren an der Anzahl seiner gehaltenen Anteile nichts mehr verändert hatte, stockte der Investor diese nun überraschenderweise um knapp 45% auf. Sie machen mittlerweile über 4% seines Gesamtportfolios aus. Daneben finden wir mit Jim Simons einen weiteren gekannten Investor vor, der seit Ende letzten Jahres seine Beteiligung bei O'Reilly immer weiter aufstockt:



Die Aktie von O'Reilly befindet sich bereits seit geraumer Zeit in einer Konsolidierungsphase. Nachdem das Management Anfang Juli von seiner Prognose für das zweite Quartal Abstand nehmen musste, sackte der Kurs im Peak um über 20% ab. Anstatt von einem 3-5% Umsatzwachstum pro Store ging das Management nun von einem Rückgang von 1,7% aus. Zudem lastete zuletzt die Sorge um einen möglichen Einstieg von Amazon beim Verkauf von Autoteilen schwer auf dem Aktienkurs. Nachdem dieser mit seiner Milliardenübernahme von Whole Foods einen ersten Schritt in Richtung Einzelhandel tätigte, wurden schnell Ängste durch eine Ausweitung von Amazons Plänen breit. Trotz allem ist das Management von O'Reilly zuversichtlich, ihren langfristigen Wachstumsplan umsetzten zu können. Zudem baute das Unternehmen in den letzten Jahren seine Online-Präsens spürbar auf und kann bereits signifikante Umsätze darüber generieren.

Nachdem die Q2 Zahlen in Puncto Profitabilität über den Erwartungen lagen, hellte sich die charttechnische Sicht zuletzt wieder ein wenig auf. Den nächsten positiven Impuls dürfte die Aktie mit überschreiten des Abwärtstrends bei der 200 USD-Marke generieren. Mit Sicht auf die nächsten Jahre dürfte das Unternehmen seinen Gewinn von derzeit 10,73 USD je Aktie auf 14,46 USD im Jahre 2019 steigern können. Das KGV würde in Folge dessen auf moderate 13,4 sinken.



Tipp: Die Portfolio der Wall-Street-Gurus können TraderFox-Kunden mit Echtzeit-Kursaktualisierungen auf dem traderfox.com Trading-Desk verfolgen. Darunter auch jene des erwähnten Tiger Cubs!