Die US-Stahlbranche mit mehreren Pivotal News Points. Welche Aktien gehören auf die Watchliste? Gehen Stahl-Aktien nun in einen Rallye-Modus über?
Aufklärung über Eigenpositionen: Diese Aktien aus dem Artikel halten TraderFox-Redakteure aktuell
Die US-Stahlbranche hat in den letzten Tagen durch drei Pivotal News Points auf sich aufmerksam gemacht. Diese könnte zu einer nachhaltigen Rallye der Stahlaktien führen. Der korrespondierende Stahl ETF (SLX) ist bereits auf ein Allzeithoch ausgebrochen.
Erstens hat der Stahlkonzern Nucor am 14.12.2023 eine Erhöhung der Dividende angekündigt. Zwar wurde im gleichen Atemzug eine Prognose für das vierte Quartal veröffentlicht, die unter den Erwartungen lag, aber die Aktie reagierte insgesamt positiv.
Zweitens gab Steel Dynamics am Folgetag eine Gewinnprognose für das vierte Quartal bekannt, die über den Markterwartungen lag.
Drittens kam am 18.12. die Nachricht über den Newsticker, dass das japanische Unternehmen Nippon Steel plant, den amerikanischen Wettbewerber United States Steel Corporation zu übernehmen.
Schauen wir uns die drei Pivotal News Points genauer an.
Nucor – Gewinn unter den Erwartungen, aber Anhebung der Dividende und positive Reaktion der Aktie
Nucor (NUE) ist volumenmäßig der größte Stahlkonzern der USA gefolgt von Cleveland-Cliff, United States Steel und Steel Dynamics. Außerdem ist das Unternehmen der größte Schrottrecycler in Nordamerika.
Das Unternehmen bietet eine breite Palette von Stahl- und Stahlprodukten an wie z.B. Strukturstahl, Stahlblech, Stahlträger, Stahlrohre, Stahlgitter, Stahlgebäude. Das Unternehmen beliefert verschiedene Märkte, wie Bauwesen, Automobilindustrie, Energie, Landwirtschaft, Maschinenbau, Transport und Verteidigung.
Nucor revolutionierte im Laufe seiner Geschichte die Stahlindustrie, indem es die Technologie der Elektrolichtbogenöfen und des kontinuierlichen Gießens einführte. Diese ermöglichten es, Schrott zu schmelzen und zu Stahl zu verarbeiten, anstatt Eisen in Hochöfen zu schmelzen. Dies reduzierte die Kosten, die Umweltauswirkungen und die Abhängigkeit von importiertem Eisenerz. Im Jahr 1989 eröffnete Nucor eine Anlage (die erste Mini-Mühle der Welt), die Flachstahl mit der Dünnbrammengießtechnologie produziert.
Am 14.12.2023 veröffentlichte Nucor die Prognosen für das am 31. Dezember 2023 endende vierte Quartal. Das Management geht davon aus, dass sich der Gewinn im vierten Quartal auf 2,75 USD bis 2,85 USD pro Aktie belaufen wird. Diese Prognose liegt deutlich unter dem Vorjahresniveau von 4,89 USD und auch unter den Erwartungen der Analysten, die von 3,19 USD je Aktie ausgingen. Der erwartete Rückgang des Ergebnisses im vierten Quartal ist auf niedrigere Preise und Mengen zurückzuführen sein. Positiv hervorzuheben ist, dass das Unternehmen die Dividende um 5,9 % auf 0,54 USD pro Quartal erhöht.
Trotz des schwachen Ausblicks reagierte die Aktie positiv und schloss den Tag mit + 2,5 % ab. Manchmal ist es wichtiger, zu beobachten, was eine Aktie nicht macht als das, was sie macht, wie John Bollinger einmal gesagt hat. Im konkreten Fall von Nucor hätte man einen starken Abverkauf erwartet. Stattdessen schloss Aktie im Plus. Das ist bullisch.
Nur einen Tag später folgte der Ausbruch aus der schrägen Widerstandslinie. Die Aktie macht einen sehr bullischen Eindruck. Die nächsten Quartalszahlen sollen am 29.01.2024 vorgelegt werden.
Quelle: Qualitäts-Check TraderFox
Steel Dynamics – Anhebung der Gewinnprognose
Steel Dynamics (STLD) ist einer der größten und vielfältigsten Stahlproduzenten und Metallrecycler in den USA mit Anlagen in den USA und Mexiko. Das Unternehmen wurde 1993 von drei ehemaligen Führungskräften von Nucor mit 370 Mio. Dollar gegründet und begann 1996 mit der Stahlproduktion in seiner ersten Flachwalzstahlmühle. Seitdem hat das Unternehmen seine Produktionskapazität auf 13 Mio. Tonnen Stahl erhöht und seine Produktlinie um Strahl-, Schienen-, Stab-, Beschichtungs- und Spezialstahlprodukte erweitert.
Steel Dynamics verwendet die Elektrolichtbogenofen-Technologie (EAF), die weniger Emissionen erzeugt als die traditionelle Hochöfen-Technologie, und verwendet recycelten Schrott als Hauptrohstoff. Das Unternehmen verfolgt ein zirkuläres Fertigungsmodell, das auf Nachhaltigkeit und Innovation ausgerichtet ist. Das Unternehmen hat sich zum Ziel gesetzt, seine EAF-Stahlwerke bis 2050 kohlenstoffneutral zu machen.
Am 15.12.2023 hat Steel Dynamics die Gewinnprognose für das vierte Quartal präsentiert. Der Gewinn je Aktie soll sich nun auf 2,60 USD bis 2,64 USD je Aktie belaufen. Das liegt zwar deutlich unter dem Vorjahresniveau von 3,61 USD, aber über den Erwartungen der Analysten, die mit 2,43 USD rechneten. "Die Auftragsaktivität im Stahlbereich bleibt solide, was sich in den verlängerten Bestellvorlaufzeiten und den jüngsten Preiserhöhungen bis zum ersten Quartal 2024 zeigt," so das Management.
Infolge dieser Ankündigung schoss die Aktie im Hoch um 7,2 % nach oben. Damit befand sie sich nur noch 5,4 % unter dem 52 Wochen- und Allzeithoch von Anfang 2023. Das ist sehr bullisch. Die nächsten Quartalszahlen sollen am 23.01.2024 präsentiert werden.
Quelle: Qualitäts-Check TraderFox
United States Steel Corporation – Übernahme von 14,1 Mrd. USD durch Nippon Steel
Der dritte Pivotal News Point in der US-Stahlbranche kam am 18.12.2023. Das japanische Unternehmen Nippon Steel, der volumenmäßig der viertgrößte Stahlhersteller der Welt ist, plant, den amerikanischen Wettbewerber United States Steel Corporation (X) zu übernehmen (eine regulatorische Genehmigung steht noch aus).
Nippon Steel zahlt demnach 55 USD pro Aktie in bar, was einem Aufschlag von etwa 40 % auf den Schlusskurs von U.S. Steel am 15. Dezember entspricht. Die Übernahme wird 14,1 Mrd. USD kosten. Die Aktien des legendären amerikanischen Stahlherstellers schossen aufgrund dieser Nachrichten um mehr als 25 % nach oben und eröffneten bei 49,77 USD. Die Differenz zwischen dem Marktpreis und dem anvisierten Kaufpreis in Höhe von 55 USD ist auf die erwartete Verzögerung bei der Genehmigung des Deals durch die Aufsichtsbehörden zurückzuführen.
Auch die Aktien anderer US-Stahlhersteller erfreuten sich aufgrund dieser Nachricht großer Beliebtheit. Die Aktie von Cleveland-Cliffs (CLF), das im August 2023 an einer Übernahme von U.S. Steel für 7,3 Mrd. USD interessiert war, was das Management von U.S. Steel damals jedoch ablehnte, stieg im Hoch um 13,3 %. Auch konnte Nucor (NUE) zulegen, und zwar im Hoch um 3,2 %. Eine Konsolidierung im Stahlsektor sollte vorteilhaft für die übriggebliebenen Unternehmen sein.
Quelle: Qualitäts-Check TraderFox
Was lässt sich abschließend sagen?
Durch die erwähnte Konsolidierung am Stahlmarkt könnte es zu mehr Marktmacht der verbliebenen Stahlunternehmen kommen. Dadurch sollten höhere Stahlpreise durchsetzbar sein, was letztlich zu mehr Umsatz und Gewinn führt.
Des Weiteren sind die Leitzinsen in den USA zu erwähnen. Infolge der Sitzung der US-Notenbank am 13.12.2023 geht der Markt nun für 2024 von bis zu sechs Zinssenkungen von je 25 Basispunkten aus! Das ist ein Segen für die zyklische Branchen wie die Stahlbranche. Denn sie befeuern viele Branchen, die auf Stahl angewiesen sind, z. B. die Automobil- und Baubranche.
Hinzu kommt die abnehmende Stärke des US-Dollars. Das ist ein Segen für das Exportgeschäft.
Auch ist es positiv, dass der Markt nun von einer "soft landing" ausgeht, nicht mehr von einer "hard landing". Dies ist fördernd für zyklische Branchen wie die Stahlbranche.
Letztlich lohnt es sich, einen Blick auf den Stahl-ETF (SLX) zu werfen. Dieser brach im Februar 2023 aus einer 15-jährigen Tassenformation auf ein neues Allzeithoch aus. Er wurde dann in Folge der Bankenkrise abverkauft. Im Juli folgte der nächste Ausbruch auf ein Allzeithoch, bevor er im Oktober im Rahmen des Abverkaufs der Gesamtmärkte zurückkam. Im November brach der ETF erneut auf ein neues Allzeithoch aus. Ausbrüche auf Allzeithochs sind sehr bullisch. Außerdem zeigt der ETF relative Stärke zum Gesamtmarkt. Denn der S&P 500 ist noch nicht auf ein neues Allzeithoch ausgebrochen. Der Stahlsektor könnte vor einer Blütezeit stehen.
Insgesamt sind das alles sehr erfreuliche Nachrichten für den Stahlsektor, der eine nachhaltige Rallye gestartet haben könnte.