aktien Suche

Was der jüngste Zinsschritt der US-Notenbank für Aktien und Anleihen bedeuten dürfte

Die Marktteilnehmer wissen offenbar nicht so recht, was sie von der jüngsten Zinserhöhung der Fed halten sollen. Denn in einer ersten Reaktion ging es mit den Aktienkursen an der Wall Street erst stark nach oben, bevor es dann ebenso rasant wieder nach unten ging. Mehr Durchblick inmitten der allgemeinen Konfusion hinsichtlich der weiteren Marktperspektiven ist somit dringend vonnöten. Mit Dem Ziel, mehr Licht ins Dunkel zu bringen, berichtet TraderFox, wie mit Capital Economics ein Analyse-Institut die weiteren Aussichten für Aktien und Anleihen beurteilt, das zuletzt mit den eigenen Einschätzungen in beiden Bereichen richtig lag.

Die US-Notenbank beschloss am vergangenen Mittwoch bekanntlich zum zweiten Mal in diesem Jahr eine Zinserhöhung. Konkret hoben die FOMC-Mitglieder bei ihrem diesmaligen Treffen das Leitzinsintervall um 50 Basispunkte auf 0,75 % bis 1,00 % an.

Obwohl dies die erste Zinserhöhung in diesem Ausmaß seit dem Zinsentscheid im Mai 2000 war, reagierten die Marktteilnehmer zunächst sehr positiv auf den Entscheid. Der S&P 500 Index stieg in der Mitte der Vorwoche jedenfalls gleich um fast 3 %.

Allerdings setzte bei der Anlegerschaft dann bereits einen Tag später wieder die große Ernüchterung ein. Gab der S&P 500 Index doch am Donnerstag mit einem Minus von 3,57% sogar starker nach als er am Tag zuvor zugelegt hatte. Unter dem Strich ging dieser US-Leitindex am vergangenen Freitag dann bei einem Schlussstand von 4.123,34 Punkten mit dem fünften Wochenminus in Folge in das Wochenende.

Da der S&P 500 Index dadurch in diesem Jahr bereits auf einem Verlust von gut 14 % sitzt und sich die Einbußen beim Nasdaq 100 Index sogar auf mehr als 23 %  belaufen, fragen sich die Börsianer natürlich sorgenvoll, wie es nun voraussichtlich im weiteren Jahresverlauf mit der Kursentwicklung an der Wall Street weitergehen dürfte.

Staatsanleiherenditen dürften weiter steigen und Aktien weiter fallen

In einer aktuellen Publikation beschäftigen sich auch die Analysten bei Capital Research mit dieser Frage, indem sie versuchen eine Antwort darauf zu geben, was der jüngste Zinsschritt der Fed für die Märkte bedeuten dürfte.

Die übergeordnete Botschaft basierend auf den angestellten Überlegungen lautet wie folgt: "Da die Fed die Geldpolitik weiter straffen wird, sind wir der Meinung, dass der Anstieg der Staatsanleiherenditen noch nicht abgeschlossen ist und dass Aktien weiterhin zu kämpfen haben werden."

Wie es weiter heißt, seien die Ankündigungen der US-Notenbank in der Vorwoche auf den ersten Blick recht aggressiv gewesen: Die Zentralbank habe ihr Ziel für den Leitzins um 50 Basispunkte angehoben  - die erste Anhebung in dieser Höhe seit mehr als zwei Jahrzehnten - und zudem Pläne für eine rasche Verringerung ihrer Bilanzsumme angekündigt.

Dies sei jedoch im Vorfeld gut angekündigt worden, und die Anleger hätten deswegen sogar schon damit begonnen, die Möglichkeit einer noch größeren Anhebung entweder auf der jüngsten Sitzung oder zu einem späteren Zeitpunkt in diesem Jahr abzuwägen. Da der Fed-Vorsitzende Powell gesagt habe, dass dies derzeit nicht in Erwägung gezogen werde, und kein Mitglied des FOMC auf dieser Sitzung für eine größere Zinserhöhung gestimmt habe, sei es vielleicht verständlich gewesen, dass es zunächst zu einer Art Erleichterungsrallye sowohl an den Anleihen- als auch an den Aktienmärkten gekommen sei.

Die Markterwartungen für den Leitzins kämen inzwischen den eigenen Prognosen von Capital Economics für einen Anstieg auf 2,5 % - 2,75 % bis Ende dieses Jahres und 3,25 - 3,5 % bis Ende 2023 recht nahe (siehe nachfolgende Grafik).

OIS-Implizierte effektive Federal Funds Rate Erwartungen (in %)

Quellen: Bloomberg, Refinitiv, Capital Economics

Historie und Angebots-Nachfrage-Situation sprechen für höhere Anleiherenditen

Infolgedessen vermuten die Analysten bei dem bankenunabhängigen Analyse-Institut, dass das Schlimmste des diesjährigen Ausverkaufs an den Anleihemärkten nun vorbei sein könnte. Dennoch glauben sie nicht, dass die langfristigen Treasury-Renditen ihren Höhepunkt erreicht haben, und zwar vor allem aus zwei Gründen.

Erstens wäre es historisch ungewöhnlich, dass die langfristigen Renditen so früh in einem Straffungszyklus ihren Höhepunkt erreichen. Früher habe der Höchststand der 10-jährigen Rendite in der Regel jedenfalls nur wenige Monate vor der letzten Zinserhöhung gelegen. Sollten sich die eigenen Prognosen für den Leitzins als richtig erweisen, läge der Höhepunkt der langfristigen Renditen noch etwa ein Jahr entfernt. Auch wenn die größten Aufwärtskorrekturen der Zinserwartungen wahrscheinlich hinter uns liegen dürften, geht man davon aus, dass die laufende Straffung die langfristigen Renditen noch eine Weile unter Aufwärtsdruck setzen wird.

Zweitens erwartet Capital Economics, dass die "quantitative Straffung" die Laufzeitprämien für Staatsanleihen in die Höhe treiben wird. Auch wenn die Emission von Staatsanleihen wahrscheinlich zurückgehen werde, da das Haushaltsdefizit weiter schrumpfe, werde der Übergang von den Nettokäufen der Fed zu einem Netto-Bilanzabbau bedeuten, dass der private Sektor im nächsten Jahr einen viel höheren Betrag an Staatsanleihen absorbieren müsse als in den meisten der letzten zwei Jahrzehnten. Dies werde zu einer erheblichen Verschiebung des Gleichgewichts zwischen Angebot und Nachfrage auf dem Markt für Staatsanleihen führen, was ein wichtiger Faktor für die Laufzeitprämien sei.

Zugegebenermaßen schienen die Laufzeitprämien bei der letzten quantitativen Straffung durch die Fed nicht sehr stark gestiegen zu sein. Aber die Fed plane, ihre Bilanz dieses Mal viel schneller abzubauen. Und da die meisten anderen großen Zentralbanken jetzt ihre Geldpolitik ebenfalls straffen oder dies bald tun würden, glauben die Analysten nicht, dass die Auslandsnachfrage nach Staatsanleihen die Laufzeitprämien so stark belasten wird, wie es offenbar noch 2017-2018 der Fall gewesen sei.

Infolgedessen sei man nicht überrascht, dass die langfristigen Renditen von Staatsanleihen wieder zu steigen begonnen hätten, und die Analysten gehen davon aus, dass dies auch weiterhin der Fall sein werde: Sie prognostizieren einen Anstieg der Rendite 10-jähriger Staatsanleihen von derzeit 3,12 % auf einen Höchststand von 3,75 % bis Mitte nächsten Jahres.

Quelle: Tai-Pan

Höhere Anleiherenditen üben Druck auf die Aktienkurse aus

Die geldpolitischen Aussichten haben außerdem nach Meinung von Capital Economics noch eine Reihe weiterer Auswirkungen auf die Finanzmärkte. Zum einen bedeute das diesmalige Ausmaß der quantitativen Straffung in diesem Zyklus, dass sich die Renditekurve nicht so stark abflachen werde, wie es vermutlich in einem typischen Straffungszyklus der Fall wäre.

Die Analysten glauben auch, dass die steigenden Anleiherenditen die Bewertung des Aktienmarktes unter Druck halten werden. (siehe untenstehende Grafik). Vor dem Hintergrund eines sich verlangsamenden Gewinnwachstums könnte dies bedeuten, dass die Aktienkurse weiter fallen: Capital Economics geht davon aus, dass der S&P 500 bis Mitte 2023 von derzeit 4.123,34 Punkten auf 3.750 Zähler fallen wird.

Zusammenspiel von KGV beim S&P 500 Index (linke Skala) und der 10-Jahres-TIPS-Rendite (invertiert, in %, rechte Skala)

Quellen: Bloomberg, Refinitiv, Capital Economics

 

Bildherkunft: AdobeStock_403389041

Kommentare zu diesem Artikel

Kunden unserer Börsenmagazine können Artikel kommentieren, Rückfragen an die Autoren stellen und mit anderen Börsianern darüber diskutieren!
Bereits Kunde?

Ebenfalls interessant

aktien Flatrate mit der Trader-Zeitung
3 Monate Laufzeit
147,- Euro
Alle Börsendienste von aktien
zu einem unschlagbar günstigen Preis
Webinar am 08.01.2025 um 18:00 Uhr

Technische Analyse – Warum kompliziert, wenn`s auch einfach geht (Teaser-Webinar)

(Webinar findet über
GoToWebinar statt)
Technische Analyse ist eine Methode zur Bewertung von Finanzmärkten, die sich auf die Analyse historischer Preisdaten und markttechnischer Indikatoren stützt. Sie beinhaltet verschiedene Werkzeuge wie Charts, Trendlinien, Indikatoren und Formationen, um Markttrends zu identifizieren und potenzielle Kauf- oder Verkaufssignale zu erkennen. Im Gegensatz zur Fundamentalanalyse, die sich auf wirtschaftliche und finanzielle Daten stützt, konzentriert sich die Technische Analyse ausschließlich auf Marktdaten. Sie wird daher sowohl für Timing- als auch Anlageentscheidungen verwendet.

Tenbagger-Depot

Unser Börsendienst für Vervielfacher-Aktien

Hier informieren

0 €
Gebührenfreier Handel mit
& Profi-Tools von

Diese Kooperation wirbelt die TraderFox-Welt durcheinander.
Wir verknüpfen unser Profi- Tools mit dem gebührenfreien Handel von finanzen.net Zero
Depot eröffnen (Unbedingt diesen Link verwenden, um in den Genuss der TraderFox-Vorteile zu kommen)

TraderFox Flash
Die Profi-Trading-App für
  • Echtzeit-Alerting und Charting
  • Einfacher Hebelhandel
  • Profi-Tools und 0 € Ordergebühren
  • Knock-Out-Simulator
  • Kurslisten und Anlagetrends
  • Login per Face-ID
Gratis Download

Über den Autor

Meistgelesene Artikel

Qualitätscheck zu deiner Aktie

Wie viele Punkte bekommt deine Aktie?

aktie.traderfox.com

aktien Magazin App

Neue Artikel aus favorisierten Kategorien per Push-Notification erhalten.

App Store Google Play
  • Die Börsenshow "Christina will wissen"
  • Auf-den-Punkt-gebracht-Video-Storys von Simon Betschinger

traderfox.com

Die Echtzeit-Börsensoftware
PAPER: Unser digitaler Kiosk!

PDF-Research-Reports: Die besten Aktien der Welt

Download unter paper.traderfox.com

27 tägliche PDF-Reports

Top-100-Wachstumsaktien USA

Die Auswahl der Wachstumswerte erfolgt regelbasiert nach der CANSLIM-Strategie von William O’Neil.

NEO-DARVAS

Die NEO-DARVAS-STRATEGIE ist ein Trendfolge-Ansatz, der auf die stärksten Aktien der Wall Street setzt

Gap-Ups USA

Auf der Suche nach neuen Pivotal-News-Points

Peter Lynch Selection

Peter Lynch hat als Ziel sogenannte Tenbagger-Aktien zu finden, also Aktien, die sich verzehnfachen können.

High-Quality-Stocks USA

Unsere Interpretation der Anlagestragie von Warren Buffett

High-Quality-Stocks Europe

Unsere Interpretation der Anlagestragie von Warren Buffett

Dividenden-Aktien Europa

Blue Chip Dividenden-Aktien vesprechen attraktive Renditen bei einem Risiko, das unter dem Marktrisiko liegt.

High-Growth-Investing

In diesem Paper stellen wir Aktien vor, die nach dem Scoringsystem “High-Growth-Investing” mit mindestens 12 von 16 Punkten abschneiden.

The Acquirer's Multiple

Die Kennzahl "The Acquirer’s Multiple" ist von dem Gedanken getrieben Firmen zu finden, die günstig übernommen werden können.

Dividenden-Aristokraten Europa

In diesem aktien REPORT filtern wir aus den 500 größten europäischen Aktien die Titel heraus, die eine Dividendenkontinuität von mindestens 10 Jahren vorweisen können.

Dividenden-Aristokraten USA

Hier werden Unternehmen vorgestellt, die seit 25 Jahren keinen Dividendenausfall und keine Dividendensenkung verzeichnet haben, und in den letzten 10 Jahren ihre Umsätze um durchschnittlich 3 % pro Jahr gesteigert haben

Superperformance-Stocks USA

Es geht mit in diesem Screening darum, Aktien zu identifizieren, die ein "Leadership Profile" vorweisen und raketenartig durchstarten können. Dazu hat Mark Minervini die SEPA-Methode entwickelt.

Buffett's Alpha

Nach der gleichnamigen, wissenschaftlichen Publikation die die Gemeinsamkeiten der von Warren Buffett gekauften Aktien untersucht

Phil Town Rule #1

Die Strategie "Value-Investing nach Phil Town" zielt darauf ab, "wundervolle" Unternehmen zu finden - also Unternehmen, die Phil Town mindestens zehn Jahre halten würde - und das zu einem attraktiven Preis.

Dauerläufer-Aktien USA

Dauerläufer-Aktien sind Aktien die kontinuierlich und mit wenigen Rücksetzern steigen und mit einer vernünftigen Balance zwischen Rendite und Rücksetzern den Markt schlagen.

Dauerläufer-Aktien Europa

Dauerläufer-Aktien sind Aktien die kontinuierlich und mit wenigen Rücksetzern steigen und mit einer vernünftigen Balance zwischen Rendite und Rücksetzern den Markt schlagen.

Skyrocketing Stocks

Inspiriert von der Strategie von Daniel Zanger. Führende High-Beta-Stocks, die in der Hausse so richtig durchstarten.

Shortseller-Stocks

In dem Report "Shortseller-Stocks" sollen Aktien identifiziert werden, die für Short-Strategien geeignet sind. Wir verwenden dabei die Kriterien des Scoring-Systems Buffett's Alpha, quasi in umgekehrter Reihenfolge

Value-Aktien KGV

Value-Aktien sind Aktien mit nied­ri­gen KGVs, nied­ri­gen KUVs oder hohen Di­vi­den­den­ren­di­ten. Es gibt Un­si­cher­hei­ten darüber wie sich das Geschäft in den nächsten Jahren ent­wickeln wird, aber genau deshalb auch große Kurs­chancen.

100 besten Aktien weltweit

Der TraderFox Qualitäts-Check weißt jeder Aktie bis zu 15 Punkte zu. Dabei werden Kenn­zah­len ver­wen­det, die sich in der Fi­nanz­wis­sen­schaft durch­ge­setzt haben, um Quality von Junk zu un­ter­schei­den.

100 besten Dividendenaktien weltweit

Der TraderFox Dividenden-Check weist jeder Aktie bis zu 15 Punkte zu. Das Ziel: geeignete Aktien für ein Dividenden-Portfolio zu fin­den, mit dem ein passiver, stetiger und wachsender Zah­lungs­strom generiert werden kann.

Wachstums-Aktien

Der Wachs­tums-Check prüft die Attrak­ti­vi­tät von Wachs­tums-Aktien: Aktien die auf Sicht von 2 bis 3 Jah­ren sehr hohe Ge­win­ne ab­wer­fen kön­nen, bei de­nen An­le­ger aber mit größe­ren Kurs­schwan­kun­gen und Fehl­schlä­gen rech­nen müs­sen.

Umsatzraketen

Dieses Template ist unser Basis-Screening für unser Magazin Wachstumaktien

The Big Call

Dieses Screening-Template identifiziert Aktien, die gut für langfristige Call-Spekulationen geeignet sind

Fallen Angels

Der Research-Report Fallen Angels listet Qualitäts-Aktien mit mindestens 11 von 15 Punkten im TraderFox Qualitäts-Check auf, die mindestens 40 % von ihrem 52-Wochenhoch verloren haben.

Künstliche Intelligenz

Profiteure der Künstlichen Intelligenz Revolution, ausgewählt durch die Redaktion des aktien Magazins

Sichere Aktien

geringe monatliche Drawdowns im Vergleich zum Gesamtmarkt; kaum starke Ausreißer um ihre 5-Jahres-Regressionsgerade herum, eine niedrige Volatilität und eine Mindestrendite von 7 % pro Jahr

27 PDF-Research-Reports zum Download auf paper.traderfox.com