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Was sagt uns der „Follow Through Day“ von IBD zur aktuellen Lage?

Marius Müllerhoff ist als freier Redakteur beschäftigt. Artikel von freien Redakteuren stellen deren eigene Meinung dar und müssen mit der von aktien nicht korrespondieren.

Das Konzept eines "Follow Through Day" (FTD) wurde von William O’Neil entwickelt, dem Gründer von IBD (Investor Business Daily). Jedem Bullenmarkt geht ein FTD voraus, aber nicht jeder FTD führt automatisch zu einem neuen Bullenmarkt. Am 21.10.2022 wurde zum siebten Mal in 2022 das Signal eines FTD generiert. Schauen wir uns das Konzept des Follow Through Day genauer an, und was er uns zur aktuellen Lage verrät.

Konzept des Follow Through Day

Die Idee eines FTD wurde von William O’Neil entwickelt basierend auf seinen empirischen Analysen. William O’Neil war ein Trend-Following Trader mit Fokus auf Wachstumsunternehmen. Seine Bücher sind ein Muss für jeden Trend-Following Trader. Ein Follow Through Day ist eines der Schlüsselsignale für die Bodenbildung eines Marktes. FTD haben keine 100-prozentige Erfolgsquote! Sie wurden jedoch an jedem einzelnen Markttief entdeckt. Daher ist es aus meiner Sicht wichtig zu lernen, wie man sie erkennt. Die Empirie zeigt, dass sie vor allem dann auftreten, wenn sie am wenigsten erwartet werden.

Wie funktioniert das Signal des Follow Through Day genau?

Nach einem längeren Abschwung an den Aktienmärkten gilt es Ausschau zu halten nach dem ersten Aufwärtstag ("up day") von einem Indextief wie der Nasdaq oder dem S&P 500. Das ist der Beginn eines Rallye-Versuchs. Weder der prozentuale Gewinn noch das Volumen spielen an diesem Punkt eine Rolle. In einigen Fällen kann sogar ein Abwärtstag den ersten Tag eines Rallyeversuchs markieren, wenn sich der Index von einem starken Tageseinbruch erholen konnte und nahe der Tageshochs schließt. Anschließend gilt es die Märkte gewissenhaft zu verfolgen und am Tag 4 oder später (idealerweise zwischen Tag 4 und Tag 7) des Rallye-Versuchs nach einem großen prozentualen Gewinn (mehr als +1,7%) unter höherem Handelsvolumen als am vorherigen Handelstag Ausschau zu halten. Dieses Zeitfenster gibt ausreichend Zeit für Short-Eindeckungen. Wichtig ist, dass der Index in dieser Zeit kein neues Tief macht! Denn ein FTD soll Kraft vermitteln und zeigen, dass die institutionellen Anleger zurück in den Markt kommen. Ein Beispiel ist der S&P 500 am 06.04.2020. Der Index schoss um über 7% nach oben unter höherem Volumen als am Vortag (siehe folgende Abbildung). Dies stellte einen Follow Through Day dar, der zehn Tage nach dem Rallye-Versuch erfolgte und den post-Corona Bullenmarkt einleitete.

Quelle: www.tradingview.com

Ein FTD mit Durchhaltevermögen neigt dazu, dass viele Aktien ausbrechen (z.B. Tasse mit Henkel, Flat Base, schräge Widerstandslinie). Aus diesem Grund ist es wichtig, auf erstklassige Wachstumsaktien abzuzielen, die institutionelle Unterstützung haben, und die vor Breakout-Niveaus stehen. Wenn ein Index kurz nach dem FTD einen Distributionstag unter höherem Volumen als der Vortag erleidet, ist dies oft ein Zeichen dafür, dass das Signal eines FTD fehlschlagen wird. Ein Schlusskurs unter dem Tief des Follow Through Day signalisiert, dass mit einer 97%igen Wahrscheinlichkeit der FTD ebenfalls ein Misserfolg sein wird. Wenn sich innerhalb der ersten 3 Tagen nach einem FTD ein Distributionstag ergibt, besteht eine Ausfallwahrscheinlichkeit von 80%.
Im Allgemeinen gilt es, bei einem Follow Through Day einen ersten Fuß in die Tür zu stellen, indem man ein paar Aktien kauft. Denn, wenn der Aufwärtstrend des Marktes echt ist, werden diese Aktien weiter steigen und andere werden ebenfalls ausbrechen. Falls man keine kaufenswerte Aktie finden kann, dann schlägt William O’Neil vor, einen Index zu kaufen wie den SPY oder die QQQ. Es sei angemerkt, dass allein die Tatsache, dass man keine Aktien bei einem FTD findet, etwas über die Qualität des FTD aussagt. Außerdem wäre es hilfreich, weitere FTDs in der näheren Zukunft zu sehen. Dies würde den Aufwärtstrend untermauern.
So viel zum groben Konzept des Follow Through Day.

Wo stehen wir aktuell?

Am 13.10.2022 hat es einen Rallye-Versuch gegeben. Am 21.10.2022 folgte der FTD. Dies entsprach Tag 7 des Rallye-Versuchs und befindet sich damit in der idealen Spanne für einen FTD (siehe folgende Abbildung des Nasdaq in Form der QQQ).

Quelle: www.tradingview.com

Jedoch kam es am 26.10.2022 bei den QQQ zu einem Distributionstag von -2,2% unter Volumen, das höher war als am Vortag war. Damit ergibt sich der erste Distributionstag an der Nasdaq. Dieser erfolgte an Tag 3 nach dem FTD. Wie oben geschrieben bedeutet dies, dass mit einer Wahrscheinlichkeit von 80% der FTD nicht erfolgreich sein wird.

Was gibt es noch zur aktuellen Lage zu berichten?

Der Follow Through Day am 21.10.2022 sah nur an der Oberfläche nach tiefgehender Stärke aus. Unter der Oberfläche müssen die Märkte noch einige Arbeit leisten. Erstens fiel auf, dass die aktuellen Leader-Aktien am 21.10.2022 zwar stiegen aber nur teilweise große grüne Kerzen und ein erhöhtes Volumen aufweisen konnten. Zweitens waren es lediglich 10% aller Aktien an der NYSE, Nasdaq und AMEX, die auf neue 52 Wochen- oder Allzeithochs ausbrechen konnten, im Vergleich zu 90% an Aktien, die auf neue 52 Wochen- oder Allzeittiefs fielen ("new highs vs new lows"). Dies steht nicht für Marktstärke.
Am 24.10.2022 wurde der FTD bestätigt. Dies ist positiv. Jedoch blieb der "new highs vs new lows" Ratio weiterhin schwach (15% vs 85%). Auch die Anzahl an steigenden Aktien gegenüber der Anzahl an fallenden Aktien ist nicht beeindruckend (52% advancing vs 43% declining). Somit lässt die Marktbreite dieses möglichen neuen Bullenmarktes zu wünschen offen.
Der gleitende 20 Tagedurchschnitt scheint bei der Nasdaq und dem S&P 500 ein wichtiger Widerstand zu bleiben. Dieser muss nachhaltig überwunden werden. Danach gilt es den 50- und den 200-Tagedurchschnitt einzunehmen. Den Märkten stehen noch ein paar anspruchsvolle Wochen und Monate bevor. Hierbei gilt es, nicht nur sein Kapital, sondern vor allem auch sein mentales Kapital zusammenzuhalten.
Inflations- und Arbeitsmarktdaten und somit letztlich Zinserhöhungen der FED werden weiterhin im Fokus der Märkte stehen.

Aufklärung über Eigenpositionen: Der Autor hält Anteile am SPY.

Bildherkunft: AdobeStock_512577422

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