Das Cybersecurity-Startup Wiz Inc. hat ein Übernahmeangebot von bis zu 23 Mrd. USD von der Google-Muttergesellschaft Alphabet abgelehnt und hält stattdessen an einem Plan für einen Börsengang fest. Diese überraschende Entscheidung unterstreicht das Selbstvertrauen und den Ehrgeiz des in New York ansässigen Startups, das sich dafür entscheidet, seinen Weg unabhängig zu beschreiten.

Der Schritt erfolgt zu einem Zeitpunkt, an dem Alphabet eifrig versucht, seine Position auf dem hart umkämpften Markt für Cloud-Dienste zu stärken, der derzeit von Microsoft und Amazon dominiert wird. Trotz des lukrativen Angebots ist Wiz entschlossen, neue Meilensteine ​​zu erreichen, darunter 1 Mrd. USD an Jahresumsatz.

Ein mutiger Schritt in einem wettbewerbsintensiven Umfeld

Die Ablehnung des großzügigen Angebots von Alphabet signalisiert Wiz‘ Engagement für seinen Wachstumskurs und den Glauben an die Fähigkeiten seines Teams. "Es ist schwer, solche demütigenden Angebote abzulehnen, aber mit unserem außergewöhnlichen Team bin ich zuversichtlich, diese Entscheidung treffen zu können", sagte Wiz-CEO Assaf Rappaport in einem Memo an die Mitarbeiter, wie Bloomberg News berichtete. Die nächsten Meilensteine ​​des Unternehmens seien das Erreichen eines jährlichen wiederkehrenden Umsatzes von einer Milliarde Dollar und ein Börsengang.

Für Alphabet ist der geplatzte Deal ein herber Rückschlag

Diese Entscheidung ist ein erheblicher Rückschlag für Alphabet, das Mandiant vor zwei Jahren für 5,4 Mrd. USD übernahm, um sein Sicherheitsangebot zu verbessern. Die Integration von Wiz hätte ein strategischer Schritt sein können, um seine Cloud-Sicherheitsdienste weiter zu stärken. Die Technologie von Wiz, die sich mit Cloud-Speicheranbietern wie Amazon Web Services und Microsoft Azure verbindet, um Daten auf Sicherheitsrisiken zu scannen, wäre eine wertvolle Ergänzung für Alphabets Portfolio gewesen.

Eine Übernahme dieser Größenordnung durch einen Technologiegiganten wie Alphabet wäre ungewöhnlich gewesen und hätte wahrscheinlich kartellrechtliche Prüfung nach sich gezogen. Google, das bereits in mehrere kartellrechtlichen Themen verwickelt ist, darunter eine Klage des US-Justizministeriums, hätte möglicherweise mit zusätzlichen regulatorischen Hürden zu kämpfen gehabt. Diese Überlegungen haben möglicherweise die Entscheidung von Wiz beeinflusst, den Deal abzulehnen und sich auf seinen Börsengang zu konzentrieren.

Strategische Vision und Zukunftsaussichten

Wiz wurde 2020 gegründet und hat im Bereich der Cybersicherheit schnell an Bedeutung gewonnen. Bei einer Finanzierungsrunde im Mai, bei der namhafte Unternehmen wie Andreessen Horowitz, Lightspeed Venture Partners und Thrive Capital investierten, wurde das Unternehmen mit 12 Mrd. USD bewertet. Das schnelle Wachstum des Startups ist darauf zurückzuführen, dass es das Potenzial der Cloud-Sicherheit, eines neuen Marktes mit einer steigenden Zahl von Kunden, frühzeitig erkannt hat. Heute kann sich Wiz rühmen, dass 40 % der Fortune 100-Unternehmen seine Kunden sind und einen jährlichen wiederkehrenden Umsatz von 350 Mio. USD erwirtschaften.

Anfang Juli 2024 tauchten erste Übernahmegespräche zwischen Google und Wiz auf und sorgten in der Technologiebranche für Aufregung. Eine Übernahme durch Google wäre die größte Übernahme aller Zeiten gewesen und hätte das Cloud-Computing- und Cybersicherheitsgeschäft des Unternehmens erheblich stärken können. Die möglichen kartellrechtlichen Prüfungen und die bestehenden Herausforderungen, denen sich Google in diesem Bereich gegenübersieht, waren jedoch wahrscheinlich für beide Parteien abschreckend.

Die Entscheidung von Wiz, einen Börsengang anzustreben, spiegelt seine strategische Vision und sein Vertrauen in sein unabhängiges Wachstum wider. "Die Marktbestätigung, die wir nach dieser Nachricht erfahren haben, bestärkt uns nur in unserem Ziel – eine Plattform zu schaffen, die sowohl Sicherheits- als auch Entwicklungsteams lieben", erklärte Rappaport in seinem Memo.

Durch Wiz wollte Alphabet seinen Cloud-Computing Bereich stärken

Alphabets Übernahmepläne von Wiz sind Teil seiner umfassenderen Strategie zur Verbesserung seiner Cybersicherheitsfähigkeiten, einer entscheidenden Komponente bei seinem Bestreben, Marktanteile im Cloud-Computing zu gewinnen. Obwohl Google hinter Amazon und Microsoft zurückliegt, hat das Unternehmen Fortschritte gemacht und seine Cloud-Einheit im vergangenen Jahr erstmals einen Gewinn gemeldet. Die Übernahme von Mandiant hat Googles Glaubwürdigkeit im Bereich Cybersicherheit deutlich gestärkt, und auf einer kürzlich in Las Vegas abgehaltenen Konferenz präsentierte Google das Potenzial seines Gemini-KI-Modells in der Bedrohungsanalyse und im Schwachstellenmanagement.