Als ich mir im Screener "Radarbox Signale" von Traderfox die 1000 US-Aktien habe anzeigen lassen, die das größte Handelsvolumen aufweisen und an ihrem jeweiligen 52-Wochenhoch stehen, sind mir zwei Krankenhausbetreiber aufgefallen.

Die Stärke dieser Aktien ist erstens auf die sehr erfreulichen Quartalszahlen zurückzuführen. Infolgedessen zeigen sie beachtliche relative Stärke verglichen mit dem Gesamtmarkt.

Zweitens spielt das Thema Künstliche Intelligenz (KI) eine immer wichtigere Rolle für Krankenhäuser und im Allgemeinen für Gesundheitszentren.

Denn die KI bietet eine Vielzahl von Möglichkeiten, um die Patientenversorgung zu optimieren, die Betriebsabläufe zu verbessern und innovative Lösungen anzubieten. So kann die KI bei der Analyse großer Datenmengen helfen, prädiktive Modelle zu entwickeln, die vorhersagen können, welche Patienten ein erhöhtes Risiko für bestimmte Krankheiten oder Komplikationen haben. Auf diese Weise können Ärzte frühzeitig eingreifen und präventive Maßnahmen ergreifen, um die Gesundheit der Patienten zu verbessern und Krankenhausaufenthalte zu vermeiden oder zu verkürzen.

Des Weiteren können KI-gestützte Algorithmen dabei unterstützen, Ressourcen wie Bettenkapazitäten, medizinisches Personal und medizinische Geräte effizienter zu verwalten. Durch die Vorhersage von Patientenanzahl und die Optimierung von Zeitplänen können Krankenhäuser Engpässe vermeiden und sicherstellen, dass alle Patienten die benötigte Versorgung erhalten.

Letztlich kann die KI in der medizinischen Bildgebung eingesetzt werden, um radiologische Bilder wie Röntgenaufnahmen, MRTs und CT-Scans zu analysieren und Auffälligkeiten oder Anomalien zu identifizieren. Diese Technologie kann Ärzten dabei helfen, schnellere und genauere Diagnosen zu stellen und die Behandlungspläne entsprechend anzupassen.

Schauen wir uns zwei führende US-Aktien aus dem Krankenhaussektor genauer an.

Tenet Healthcare – Diversifizierter Gesundheitsdienstleister mit zwei Earnings Gap Ups hintereinander

Tenet Healthcare (THC) ist ein führendes amerikanisches Gesundheitsunternehmen, das 1967 gegründet wurde und seinen Hauptsitz in Texas hat. Mit über 110.000 Mitarbeitern und einem umfassenden Netzwerk von Gesundheitseinrichtungen gehört Tenet zu den größten Gesundheitsanbietern in den Vereinigten Staaten. Das Unternehmen betreibt 65 Krankenhäuser und über 500 weitere Gesundheitszentren, einschließlich Ambulanzen, Notfallkliniken und chirurgischen Zentren.

Die Geschichte von Tenet Healthcare begann mit der Gründung von National Medical Enterprises (NME) durch Richard Eamer, Leonard Cohen und John Bedrosian. NME expandierte rasch und erweiterte sein Netzwerk zu Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen. In den 1990er Jahren durchlief das Unternehmen mehrere Umstrukturierungen und änderte 1995 seinen Namen zu Tenet Healthcare.

Im Laufe der Jahre hat Tenet durch strategische Akquisitionen und Partnerschaften sein Portfolio stetig erweitert. Ein bedeutender Schritt war die Übernahme von United Surgical Partners International (USPI) im Jahr 2015. Hierdurch hat Tenet seine Position im Bereich der ambulanten Chirurgie und der erweiterten ambulanten Dienstleistungen erheblich stärken können (mehr dazu weiter unten).

Das Dienstleistungsangebot von Tenet Healthcare ist breit gefächert und geht von der Akutversorgung bis hin zu spezialisierten ambulanten Services. Zu den Kernbereichen gehören:

• Krankenhäuser: Tenet betreibt rund 65 Krankenhäuser, die umfassende medizinische und chirurgische Leistungen anbieten, darunter Notfallversorgung, Intensivmedizin, Herz-Kreislauf-Behandlungen und Orthopädie.
• Ambulante Versorgung: Über USPI betreibt Tenet ein Netzwerk von ambulanten Chirurgie-Zentren und Bildgebungszentren, die Patienten eine bequeme und kosteneffiziente Versorgung bieten.
• Verhaltensgesundheit: Tenet betreibt spezialisierte Einrichtungen für psychische Gesundheit und Suchtbehandlung und bietet umfassende Verhaltensgesundheitsdienste an.
• "Conifer Health Solutions": Hierbei handelt es sich um eine Tochtergesellschaft von Tenet, die auf Gesundheitsmanagement und sogenanntes "Revenue-Cycle-Management" (RCM) spezialisiert ist. RCM ist ein Finanzprozess, der von Gesundheitsdienstleistern zur Verwaltung der administrativen und klinischen Funktionen im Zusammenhang mit der Bearbeitung von Ansprüchen, der Zahlung und der Umsatzgenerierung verwendet wird.

Wie bereits erwähnt, spielt United Surgical Partners International (USPI) eine entscheidende Rolle in Tenets Strategie zur Expansion im ambulanten Gesundheitssektor. USPI wurde 1998 gegründet und hat sich seitdem zu einem führenden Betreiber von ambulanten Chirurgie-Zentren und Bildgebungszentren entwickelt.

Ein wesentlicher Teil des Erfolgs von USPI liegt in seinen Partnerschaften mit führenden Gesundheitsdienstleistern, Ärzten und Krankenhaussystemen. Diese Partnerschaften ermöglichen es dem Unternehmen, hochwertige und kosteneffiziente Pflege anzubieten und gleichzeitig von der Expertise und den Ressourcen seiner Partner zu profitieren. Außerdem bietet das Unternehmen mit einer breiten geografischen Verteilung von Einrichtungen seinen Patienten leichten Zugang zu qualitativ hochwertiger ambulanter Versorgung.

Zu dem umfangreichen Netzwerk von USPI-Einrichtungen gehören vor allem:

• Ambulante Chirurgie Zentren: So werden zahlreiche Zentren betrieben, in denen eine Vielzahl von chirurgischen Eingriffen durchgeführt werden, die keine stationäre Aufnahme erfordern. Diese Eingriffe umfassen unter anderem orthopädische, gastroenterologische, urologische und ophthalmologische Operationen.
• Bildgebungszentren: In diesen Zentren werden diagnostische Bildgebungsdienste wie MRT, CT, Röntgen und Ultraschall angeboten.
• Notfall- und Dringlichkeitskliniken: USPI betreibt auch frei stehende Notaufnahmen und Dringlichkeitskliniken, die schnelle medizinische Versorgung für akute, nicht lebensbedrohliche Erkrankungen und Verletzungen bieten.

Das jährliche Umsatzwachstum von USPI seit 2018 liegt bei 13,3 % und das jährliche Wachstum des angepassten EBITDA bei 14,5 % (siehe folgende Abbildung). Diese Kennzahlen unterstreichen den nachhaltigen Erfolg von USPI.

Quelle: https://s23.q4cdn.com/674051945/files/doc_financials/2024/q2/Tenet-Second-Quarter-2024-Investor-Presentation.pdf

Die letzten Quartalszahlen von Tenet Healthcare wurden am 24.07. vorgelegt. Sie pulverisierten die Märkte. Die Aktie eröffnete mit einem Gap Up und schoss im Hoch um knapp 9 % nach oben. Nach dem Gap Up im Mai war dies das zweite Earnings Gap Up hintereinander. Das ist sehr bullisch. Außerdem brach die Aktie auf ein 22-jähriges Hoch aus.

Der Quartalsumsatz und der Gewinn je Aktie lagen über den Erwartungen der Wall Street und über Vorjahresniveau. Des Weiteren hat das Management ein 1,5 Mrd. USD schweres Aktienrückkaufprogramm angekündigt.

Letztlich wurde die Prognose für das Jahr 2024 nach oben angehoben. Im Umsatzbereich sollen nun zwischen 20,6 Mrd. USD und 21 Mrd. USD erzielt werden (vorher: zwischen 20 Mrd. USD und 20,4 Mrd. USD). Beim angepassten Gewinn je Aktie werden inzwischen zwischen 10,41 USD und 11,12 USD je Aktien erwartet (vorher: zwischen 8,37 USD und 9,41 USD je Aktie).

Der Markt scheint bei Tenet Healthcare aktuell zwei Themen zu spielen. Erstens sieht es so aus, dass sich die Übernahme von USPI sehr positiv entwickelt hat. Tenets Strategie, seine Position im wachsenden Markt der ambulanten Chirurgie erheblich zu stärken, scheint von Erfolg gekrönt zu sein. Zweitens werden die sehr guten Zahlen gespielt, vor allem das Aktienrückkaufprogramm und die nach oben angepasste Jahresprognose.

Charttechnisch macht die Aktie einen sehr bullischen Eindruck. Sie steht knapp unterhalb ihres 22-jährigen Hochs. Es bietet sich an, auf eine Seitwärts Konsolidierung mit anschließendem Ausbruch nach oben zu warten, bevor man eine Position eröffnet.

Quelle: Qualitäts-Check TraderFox

HCA Healthcare - Ein Pionier im Gesundheitswesen, der am Allzeithoch steht

HCA Healthcare (HCA) ist mit einem Netzwerk von über 180 Krankenhäusern und rund 2.300 Pflegeeinrichtungen einer der größten Konkurrenten von Tenet Healthcare. HCA hat einen starken Fokus auf spezialisierte medizinische Dienste und medizinische Ausbildung.

Die Geschichte von HCA Healthcare reicht bis in die 1960er Jahre zurück, als Dr. Thomas Frist Sr., Dr. Thomas Frist Jr. und Jack Massey das Unternehmen gründeten. Ursprünglich als Park View Hospital in Tennessee gestartet, begann das Unternehmen schnell zu expandieren und eröffnete weitere Krankenhäuser in verschiedenen Regionen der USA.

Im Jahr 1968 wurde der Name des Unternehmens in Hospital Corporation of America (HCA) geändert, um seine wachsende Präsenz im Gesundheitswesen widerzuspiegeln.

Im Laufe der Jahre erweiterte HCA sein Leistungsspektrum und seine geografische Reichweite durch Fusionen, Übernahmen und strategische Partnerschaften.

Heute bietet HCA Healthcare eine breite Palette Dienstleistungen an. Zu den Hauptangeboten gehören:

• Krankenhausdienstleistungen: HCA betreibt mehr als 180 Krankenhäuser in 20 US-Staaten und England, die ein umfassendes Spektrum an medizinischen Leistungen anbieten, darunter Notfallmedizin, Chirurgie, Geburtshilfe, Onkologie und Rehabilitation.
• Ambulante Versorgung: Das Unternehmen betreibt knapp 150 ambulante Versorgungszentren, die eine Vielzahl von Dienstleistungen wie diagnostische Bildgebung, Labortests, Physiotherapie und spezialisierte medizinische Fachrichtungen anbieten.
• Notfallmedizin: HCA bietet Notfallversorgungsdienste in vielen Gemeinden an, um schnelle und effektive medizinische Hilfe in dringenden Situationen zu gewährleisten.
• Spezialisierte Versorgung: Das Unternehmen ist auch in spezialisierten Bereichen wie Herz-Kreislauf-Medizin, Neurologie, Orthopädie und Krebsbehandlung tätig und bietet hochmoderne Versorgung für komplexe medizinische Bedürfnisse.
• Medizinische Forschung und Bildung: HCA engagiert sich außerdem in der medizinischen Forschung und Bildung, um Innovationen voranzutreiben und die nächste Generation von medizinischem Fachpersonal auszubilden.

Welche Stories könnte der Markt bei HCA Healthcare aktuell spielen?

Erstens kündigte HCA Healthcare bei der Vorlage der letzten Quartalszahlen an, ab September eine Quartalsdividende auszuschütten (mehr dazu weiter unten). Das macht die Aktie nun interessant für institutionelle Anleger, deren Fokus auf Dividendenaktien liegt.

Zweitens ist das Thema der Netzwerkexpansion zu nennen. Die Strategie von HCA Healthcare besteht darin, seine Dienste zu expandieren. Hierfür zieht das Unternehmen drei Bereiche heran (siehe folgende Abbildung). Der erste Bereich ist das "in-market network". Dieses bezieht sich auf das etablierte Netzwerk von Krankenhäusern, Kliniken und medizinischen Einrichtungen von HCA Healthcare in einem bestimmten geografischen Gebiet. Es umfasst alle internen Ressourcen und Dienste, die Patienten in diesem Markt zur Verfügung stehen.

Der zweite Bereich ist das "outreach network". Hiermit sind die externen Verbindungen und Partnerschaften gemeint, die HCA Healthcare mit anderen Gesundheitsdienstleistern, Einrichtungen und Organisationen außerhalb seines unmittelbaren Marktgebiets unterhält. Dieses Netzwerk trägt dazu bei, die Reichweite der Dienste von HCA zu erweitern, und Patienten Zugang zu spezialisierter Pflege und Ressourcen zu bieten, die im "in-market network" nicht verfügbar sind.

Der dritte Bereich wird als "network optimizers" bezeichnet. Dieser bezieht sich auf Strategien und Tools, die zur Verbesserung der Effizienz und Effektivität von Gesundheitsversorgungsnetzwerken eingesetzt werden. Dazu gehören u. a. die Verbesserung des Patientenzugangs zu Diensten, die Optimierung der Ressourcenzuweisung, die Verbesserung der Koordination zwischen Gesundheitsdienstleistern und die Nutzung von Datenanalysen zur Verbesserung der Betriebsleistung und der Patientenergebnisse.

Quelle: https://investor.hcahealthcare.com/events-and-presentations/default.aspx

Die letzten Quartalszahlen wurden am 23.07. präsentiert. Die Aktie schoss im Hoch um gut 7 % nach oben und markierte damit ein neues Allzeithoch. Die Erwartungen der Analysten konnten im Umsatz- und Gewinnbereich deutlich übertroffen werden und lagen auch oberhalb des Vorjahresniveaus.

Außerdem wurde die Jahresprognose für Umsatz und Gewinn je Aktie nach oben angepasst. Der Umsatz soll nun zwischen 69,75 Mrd. USD und 71,75 Mrd. USD liegen (vorher: 67,75 Mrd. und 70,25 Mrd. USD). Für den Gewinn je Aktie erwartet das Management zwischen 21,60 USD und 22,80 USD (vorher: zwischen 19,70 USD und 21,20 USD).

Was dem Markt sehr gut gefallen haben muss, ist die Ankündigung einer Quartalsdividende. Diese soll sich ab September auf 0,66 USD belaufen.

In Folge dieser erfreulichen Zahlen haben etliche Banken und Investmenthäuser wie Barclays, Oppenheimer und RBC Capital ihre Preisziele nach oben angepasst (teilweise bis auf 390 USD).

Charttechnisch macht die Aktie einen extrem bullischen Eindruck. Sie ist neun Tage in Folge gestiegen. Sie steht am Allzeithoch. Die relative Stärke zum Gesamtmarkt befindet sich am 52 Wochenhoch. Es bietet sich an auf eine Konsolidierung mit anschließendem Breakout zu warten, bevor man eine Position eröffnet.

Quelle: Qualitäts-Check TraderFox